Schlechter April-Scherz

5. Oktober: „Risikotouristen können nicht an die Küste. Mehr als 300.000 Corona-Infizierte in Deutschland. Strenge Regeln für innerdeutsche Reisen“

Wenn das Thema nicht so ernst wäre, hätte ich schallend über den Artikel gelacht und am 1. April für einen schlechten Scherz gehalten. Also in Mecklenburg-Vorpommern ist Berlin eine Stadt, in Schleswig-Holstein nicht, Hamburg aber in beiden. Zusätzlich habe ich gestern lange die offizielle Baden-Württemberg-Seite gewälzt und bin innerhalb von zehn Minuten FAQ-lesen über mindestens zwei Widersprüche gestolpert. Weitere Bundesländer habe ich dann gar nicht mehr durchforstet. Da zeigt sich doch die Überforderung der Beamten. Ich kann dieses Mikrodenken absolut nicht mehr nachvollziehen. Besonders da wir doch eigentlich in Eigenverantwortung handeln sollen. Und nein, ich schreibe nicht, weil ich jetzt Probleme mit meinem Urlaub habe, sondern weil ich mir wünsche, die Entscheider träten einen Schritt zurück und betrachteten das ganze Chaos mal aus der Perspektive der Bürger und Bürgerinnen. Ich verliere langsam aber sicher das Vertrauen in die Kompetenzen zum Krisenmanagement unserer gewählten Vertreter.

Nicole Sauter

Fauler Kompromiss

5. Oktober: „Wird die Maklercourtage eine Mogelpackung? Bald müssen Käufer einer Immobilie die Provision für die Vermittler nur noch zur Hälfte zahlen. Aber ob sie künftig wirklich sparen werden, ist fraglich“

Die Abwälzung der Maklercourtage auf den Erwerber einer Immobilie war bei der Einführung ein Geburtsfehler der Politik. Wer einen Makler für die Abwicklung bestellt, muss auch dafür bezahlen. Dieses hätte schon längst von Gerichten klargestellt werden müssen. Makler sind wie Pilze aus der Erde geschossen und verdienen horrende Summen an Courtagen, besonders durch die stark gestiegenen Immobilienpreise. Die anstehende Halbierung der Courtage ist ein fauler Kompromiss der Politik, beeinflusst durch die starke Lobbyarbeit der Maklerschaft.

Bernd Mucksfelde

Eine großartige Leistung

1. Oktober: „Was bedeutet der 3. Oktober für Sie?“

Deutschland wiedervereint – es ist immer wieder eine große Freude, dies erlebt zu haben. Die Berichterstattung berührt uns noch heute. Was für eine großartige Leistung war die friedliche Revolution. Wir haben sobald es möglich war, alle neuen Bundesländer besucht. Leider gibt es aber auch immer wieder Gewinner und Verlierer eines solchen gewaltigen Umbruchs. Die Zeit ist reif, sich nicht mehr als Ossi oder Wessi zu verstehen, wir sind ein Volk mit sprachlicher und kultureller Vielfältigkeit und können wirklich für Vieles sehr dankbar sein.

Hannelore und Dieter Moldenhauer

Diesen Willen brauchen wir

Mauern muss man feiern, wenn sie fallen. Vor dreißig Jahren ist das Außerordentliche möglich geworden durch den friedlichen, aber ebenso entschlossenen Einsatz menschlicher Würde und Solidarität der ehemaligen DDR-Bürger. Diesen Willen, der Freiheit, Verantwortung und Respekt einfordert, brauchen wir auch heute für die Fortsetzung der Deutschen Einheit.

Matthias Bartsch, Lichtenau

Und der Datenschutz?

1. Oktober: „Wie Corona-Leugner die Maskenpflicht aushebeln. Hamburger Arzt ruft im Internet zum Widerstand auf. Ärztekammer prüft Beschwerden gegen Befreiungsatteste für Schüler“

Anhand einer Bescheinigung sollte schon klar erkennbar sein, welche gesundheitlichen Gründe im konkreten Einzelfall dieses Patienten ein Tragen der Maske ausschließen. Dann bekommen die Sicherheitsfachkräfte an den Ladentüren noch ein medizinisches Lernmodul, damit sie die Diagnosen richtig einordnen können und die Hamburger Ärztekammer teilt ab sofort dem Arbeitgeber, Angehörigen ohne Vollmacht und anderen Interessierten mit, an welchen Krankheiten ich leide. Wie beruhigend, dass der Datenschutz wenigstens bei wirklich wichtigen Dingen ernst genommen wird: Ich freue mich immer über Fernsehbeiträge zu Baustellen, wo die Kennzeichen der vorbeifahrenden Autos gepixelt werden. Hauptsache, mein Nachbar sieht auf dem Archivbild nicht, dass ich irgendwann einmal durch die ABC-Straße gefahren bin! So fühle ich mich rundum geschützt.

Doris Mir Ghaffari, Hamburg

Schaden für politische Kultur

2./3./4. Oktober: „Der Druck auf Scheuer wächst. Manager der Betreiberfirmen belasten den umstrittenen Verkehrsminister im Untersuchungsausschuss um die gescheiterte Pkw-Maut schwer“

Was muss eigentlich noch geschehen, dass Scheuer von sich aus seinen Rücktritt erklärt? Muss es erst zu einem Strafverfahren kommen, in welchem dem Minister zur Last gelegt wird, vor dem Untersuchungsausschuss die Unwahrheit gesagt zu haben? Die Beweislage ist so erdrückend, dass es völlig unverständlich erscheint, dass die CDU nach wie vor an Scheuer festhält. Es steht hier nicht zur Debatte, dass Aussage gegen Aussage steht. Vielmehr sind es drei Zeugen, die die Aussage von Scheuer widerlegen, er sei von seinen Vertragspartnern nicht darauf hingewiesen worden, vor der Unterschrift erst das Urteil des Europäischen Gerichtshofs abzuwarten. Das eigentlich Erschreckende ist, dass parteipolitische Gründe die Sicht dafür verstellen, welcher Schaden für die politische Kultur angerichtet wird, wenn das Parlament von einem Minister angelogen wird, ohne dass hieraus Konsequenzen gezogen werden. Das Vertrauen der Bevölkerung in eine funktionierende Demokratie wird erschüttert, wenn Regierungsmitglieder mit Unwahrheiten ihre Politik zu rechtfertigen suchen, insbesondere dann, wenn es um erhebliche Steuergelder geht.

Dr. Claus Rabe

Nein, es wird nicht alles besser

5. Oktober: „Lanserhof – Richtfest in der Luxusklinik. Sylt: Erste Gäste sollen im September 2021 empfangen werden. Das Reet für das spektakuläre Dach kommt aus Kasachstan“

Mit dem ersten Tunnel auf Sylt und größten Reetdach der Welt bekommt die Insel eine neue Attraktion. Der Bürgermeister von List, Johannes B. Kerner und ein paar andere sind begeistert. Eine High-Tech-Klinik wird dabei sein, die auch Einheimische nutzen dürfen, sofern sie privat versichert sind. Wird auf Sylt alles immer besser? Mitnichten. Um bei der Gesundheitsversorgung zu bleiben: Die Geburtsstation im Westerländer Krankenhaus wurde 2014 geschlossen. Hochschwangere müssen sich Wochen vor der Niederkunft auf dem Festland einquartieren. Der Trend, dass Geld die Insel regiert, ist ungebrochen. Deshalb haben InsulanerInnen die Initiative „Merret reicht’s“ gegründet.

Jürgen Beeck, Hamburg

Absurdeste Anweisungen

5. Oktober: „Maskentragen als Realsatire“

Danke für den „Leserbrief der Woche“, dessen Aussage sich auch auf Ihren informativen Bericht „Risikotouristen können nicht an die Küste“ beziehen lässt. Wer zum Teufel, spricht eigentlich alle diese nur noch widersprüchlichen Anordnungen aus – sind das rundum informierte, sich intensiv mit Krankheiten auskennende Mediziner oder sind es nicht durchweg verängstigt gemachte Laien, die sich in Panik versetzt, zu den absurdesten Anweisungen veranlasst sehen, weil sie die „Macht“ dazu haben? Denn nur zum Beispiel: welch wahrlich gegensätzlichem Einfall ist es zu verdanken, dass die Köche in Restaurants maskiert zu sein haben, die Verkäufer an den Fleischtheken, bei ihrem ganz direkten Umgang mit Lebensmitteln aber nicht? Ganz gewiss ist sorgsamer Umgang – wie zu allen Zeiten – also die selbstverständliche Hygiene im Alltag zu Hause und auswärts eine Selbstverständlichkeit. Die derzeitigen, von keinem mehr zu verstehenden Verordnungen führen aber gefährlich dazu, das Ganze nicht mehr Ernst nehmen zu können.

Gerhard Klußmeier, Rosengarten