Rückschritt der Freizügigkeit

2./3./4. Oktober: „Hamburger Senat rät: Besser nur in der ersten Ferienwoche verreisen. Testregelung soll geändert werden. Wer aus dem Ausland zurückkehrt, muss mit längerer Quarantäne rechnen“

Der Appell des Hamburger Senats widerspricht meinem Verständnis für Europa und meiner Vorstellung vom Infektionsschutz. Es kommt doch nicht darauf an, wo die Hamburger ihre Ferien verbringen, sondern wie! Es gilt Abstand zu halten, Menschenansammlungen zu meiden. Das kann genauso gut im europäischen Ausland geschehen. Jetzt kurzfristig (bei Ferienbeginn) alle Familien aufzufordern zu Hause zu bleiben und ihren Urlaub in Deutschland zu verbringen, ist nicht nur ein Rückschritt der vielgepriesenen europäischen Freizügigkeit, sondern wird auch der Gefahr einer Ansteckung nicht gerecht. Die Kinder in den Ferien in Hamburg zu lassen, ist naiv. Sie werden sich verabreden. Es wird in Großstädten eine Vermischung stattfinden, die gerade innerhalb der Schule vermieden werden sollte. Ein Aufenthalt weit weg vom Infektionsgeschehen wäre sinnvoll. Egal ob in Deutschland oder anderswo. Nach der Logik des Senats müssten auch Reiserückkehrer aus z.B. München, Berlin und Bielefeld in Quarantäne. Denn auch Deutschland hat mittlerweile seine Risikogebiete.

Jörg Schmidt, Hamburg

Es ist mehr als schlimm

1. Oktober: „Beleidigungen, Lügen, Tiefschläge. Das erste TV-Duell zwischen US-Präsident Donald Trump und Herausforderer Joe Biden gerät zur Schlammschlacht“

Was ich über den US-Wahlkampf in Ihrer Zeitung lesen oder in den Medien hören und sehen muss, ist mehr als schlimm. Wie tief kann man nur sinken und wie dumm muss man sein, vor Millionen von Fernsehzuschauern eine derartige Schlammschlacht abzuliefern? Das ist einer Demokratie mehr als unwürdig. Die Verfasser der Amerikanischen Verfassung würden sich im Grab umdrehen, müssten sie all das hören – ganz sicher! Für das nächste Fernsehduell sollte man beide Kandidaten in den Ring schicken. Dann könnten sie mit Boxhandschuhen aufeinander eindreschen. Sorry, aber das ist in meinen Augen ehrlicher, als dieses sinnlose und dumme Gepöbel.

Achim Bothmann

Das lese ich mit großer Freude

1. Oktober: „Endlich mal einen Text ohne das C-Wort! Leichtigkeit und Fröhlichkeit – das mag ich doch am liebsten. Aber natürlich klappt es auch diesmal nicht ...“

Mit großer Freude lese ich die Zeilen von Frau Behrmann. Sie hat die Gabe, Wahrheiten mit viel Fröhlichkeit, aber auch Nachdenklichkeit zu Papier zu bringen. Vor allem hat sie alle Generationen im Auge, so dass selbst ich, (langsam ein alter Knacker), die Artikel gerne lese. Machen Sie weiter so, die Mischung stimmt.

Heinz Krüger

Unsägliche Bildsprache

30. September: Foto Seite eins zum Artikel: „Schulsenator Rabe ordnet an: Alle 20 Minuten stoßlüften. SPD-Politiker verschärft Corona-Regeln: Wie Hamburgs Kinder und Jugendliche sich in der Pandemie verhalten sollen“

Als langjähriger Abonnent des Abendblatts störe ich mich in schöner Regelmäßigkeit an Fotos von Hamburgs Schulsenator Ties Rabe – so zuletzt in der genannten Ausgabe auf der Titelseite. Das liegt aber nicht an seiner Person oder seiner Politik, sondern an einer in meinen Augen unsäglichen Bildsprache. Was soll es den Lesern sagen, den Schulsenator vor einer Tafel sitzend, mit Buch in der Hand und Glöckchen auf dem Tisch, posieren zu lassen? Abgesehen davon, dass Herr Rabe von Hause aus Lehrer ist: Zum einen drehte sich der Artikel um den Schutz vor Corona, zum anderen fördert das reichlich traditionelle Frontal-Setting den Eindruck, als sei es mit der Hamburger Schulentwicklung nicht so weit her. In diesem Sinne: Hefte raus zum Diktat!

Jan Schütte, Hamburg

Vernünftige Maßnahme

Aufgrund von Empfehlungen von „namhaften Virologen und Infektiologen, die im Rahmen zweier Expertenanhörungen mehrerer Bundesländer“ befragt wurden, fordert der Hamburger Schulsenator vernünftigerweise während des Schulunterrichts alle 20 Minuten ein leicht umzusetzendes fünfminütiges Stoßlüften. Ob man für diese Maßnahme Expertenanhörungen in diesem Ausmaß benötigt, muss an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Nun aber regt sich Widerstand: die GEW, der Direktor eines Gymnasiums und der Vorsitzende der Elternkammer befürchten eine unzumutbare Belastung des Unterrichts für einerseits Lehrer und für Schüler, die bei möglicher Eiseskälte (hatten wir kaum in den zurückliegenden Wintern) frieren könnten, was nicht durch das Tragen von Jacken „kompensiert“ werden kann. Ja, geht es noch? Zwei Beiträge dazu im Hamburger Abendblatt, die eine pfiffige Kleinteiligkeit schildern, sind wieder einmal ein Anlass, sich über die andauernde Beschallung von Corona-Maßnahmen und deren Umsetzungsdiskussionen aufzuregen. Bleibt in dieser für uns alle schwierigen Zeit der gesunde Menschenverstand und ein vernünftiges Bauchgefühl auf der Strecke? Man sollte einmal die uralte Weisheit wachkitzeln, die da lautet „Frische Luft stärkt Körper und Geist“. Letzteres scheint manchen Menschen allmählich abhanden zu kommen.

Sybille Witt, Rosengarten

Die Vielfalt unseres Landes

1. Oktober: „Was bedeutet der 3. Oktober für Sie?“

Hört und liest man die Berichte zur deutschen Einheit bekommt man den Eindruck als ob es nur ein vorrangiges Ziel gibt, nämlich die Abschaffung der Unterschiede zwischen Ost und West in den Köpfen der Menschen und die Angleichung der Löhne. Darf man in diesen Tagen noch fragen: Warum? Ich bin vor über 50 Jahren in Berlin (West) aufgewachsen und fühle mich heute noch fremd, wenn ich in ein bayerisches Wirtshaus gehe - und genau das gefällt mir! Würde es dort zugehen wie zu Hause könnte ich auch gleich zu Hause bleiben. Was die Löhne angeht: Vergleichen Sie die Mieten in Chemnitz mit den Mieten in München. Vergleichen Sie die Lebensmittelpreise in Hamburg mit denen in Jena. Und wenn wir schon dabei sind: Auch zwischen westdeutschen Städten wie Koblenz und München gibt es Unterschiede, sowohl bei der Miete und den Lebensmitteln als auch bei den Gehältern. Und dass ein Schweriner anders spricht als jemand aus Dresden und der wiederum anders als ein Schwabe ist auch nicht nur ein Gerücht. Warum also nicht akzeptieren, dass es Unterschiede zwischen den Ländern und damit auch zwischen Ost und West (und zwischen Nord und Süd) gibt? Ist es nicht gerade die Vielfalt, die unser Land ausmacht?

Janine Peter

Kein schriftliches Protokoll?

2./3./4. Oktober: „Der Druck auf Scheuer wächst. Manager der Betreiberfirmen belasten den umstrittenen Verkehrsminister im Untersuchungsausschuss um die gescheiterte Pkw-Maut schwer“

Es ist immer das gleiche Bild, das sich uns Bürgern bietet, wenn es eng wird. Erinnerungslücken an wichtigen Terminen und es wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Jeder Verein, vom Kleingartenverein bis zu Chören, die einen Vorstand haben, sind verpflichtet bei Mitgliederversammlungen schriftlich ein Protokoll anzulegen, wo alle Punkte angekündigt werden und besprochen werden. Diese sind danach den Mitgliedern offen darzulegen und bei Unstimmigkeiten zu beachten. Mir kann niemand erzählen, dass es so etwas bei den Mautverträgen nicht gegeben hat und Einwände nicht schriftlich festgehalten werden. Nur ist es kein Kleingartenverein, sondern hier geht es um Milliardenbeträge, die in ein Projekt fließen. Wie ist es dann mit der Verantwortlichkeit der Akteure und auch dem Rückgrat, Fehler einzugestehen. Auch kommt der Punkt hinzu, solche Sitzungen bitte nicht zur nachtschlafenden Zeit auszufechten, sondern im ausgeschlafenen Zustand am Tage zu bewältigen, damit die Erinnerungslücken nicht noch größer werden. Letztendlich bezahlt der Bürger mit seinen Steuern für diese Aktion, und dann beklagt die Politik wiederum die Verdrossenheit der Bürger zu den Parteien.

Heinrich Beck, Ahrensburg