Bessere Noten ohne Mief

1. Oktober: „Alle 20 Minuten stoßlüften – wie soll das in einer Schule gehen? Nach der Ankündigung von Senator Rabe gibt es Kritik. Schüler könnten frieren, der Unterricht werde leiden“

Das Lüftungsgebot von Senator Rabe ist sehr effektiv und vernünftig. Dass ein gründlicher Luft-„Austausch“ in den Pausen und zusätzlich in den Schulstunden das Infektionsrisiko senkt, haben vor 20 Jahren schon diverse Landesgesundheitsämter und Bildungsinstitute publiziert. Studien hatten damals für die Schüler eine deutliche Verbesserung ihrer Leistungen bei guter Versorgung mit Frischluft belegt. Kurz gesagt: ohne Mief bessere Noten. Dasselbe Konzept hilft nach der Schule auch zu Hause in der Wohnung. Regelmäßige kurze Stoßlüftung würde als Nebeneffekt in älteren Häusern sogar viele Schimmelschäden vermeiden. So lässt sich trefflich in der Schule für das Leben lernen.

Johannes Zink, Norderstedt

Lehrer sind keine Deppen

Diese Debatte habe ich als gefundenes Fressen für Bedenkenträger (und typisch deutsch) mit Grauen kommen sehen: Nun wird gefürchtet und gemahnt, dass „Lüftungsintervalle“ nicht eingehalten, die lieben Kleinen sich verkühlen und der Unterricht sabotiert werden könnte. Es brauche jetzt „Lüftungskonzepte“ und Handreichungen... Mein Gott, behandelt Lehrer und Schüler nicht wie Deppen und befeuert die Corona-Situation nicht mit Hysterie. Es geht schlicht darum, die Räume sehr regelmäßig zu lüften. Es ist richtig, einfach und menschenmöglich. Tut es einfach! Wir haben das früher auch schon sehr regelmäßig im Winter betrieben, allerdings aus weniger ernstem Anlass, sondern nur, weil wir den Raumklima-Mix aus Pumakäfig, Leberwurstbroten und stickiger Heizungsluft nicht ertragen haben.

Kay Becker

Durcheinander durch Durchzug

Stoßlüften heißt Durchzug erzeugen. Wie werden da die Arbeitsblätter von den Tischen und fröhlich durch den Klassenraum wirbeln… Wer sich Derartiges ausgedacht bzw. unreflektiert zur Auflage gemacht hat, sitzt offenbar in einem voll klimatisierten Büro.

Edith Aufdembrinke

Scheinheilige Strategie

1. Oktober: „Eilantrag auf Baustopp der Bahnlinie S 4“

Wer den Protest der Anlieger von Anfang verfolgt hat, wird immer wieder festgestellt haben, dass der Widerstand gegen den Ausbau des Güterverkehrs und nie gegen den Neubau der S 4 gerichtet war. Der S 4-Neubau wurde von der Bahn von Anfang an als Feigenblatt für den Güterverkehr verwendet, um den massiven Ausbau des Güterverkehrs mit entsprechend erhöhten Gefahrguttransporten möglichst geräuschlos durchzusetzen. Denn wer will schon gegen ein sinnvolles Nahverkehrsprojekt sein? Das diese scheinheilige Strategie der Bahn auch heute noch verfängt und Schlagzeilen produziert, die dem Protest der Anwohner zuwider laufen, ist sehr bedauerlich. Der Widerstand der zahlreichen Anlieger, die durch den Güterverkehr massive Belastungen und Einschränkungen hinnehmen müssten, hat mehr Unterstützung verdient, die sich auch in objektiven Schlagzeilen ausrücken sollte.

Wolfgang Heins

Applaus allein hilft nicht weiter

30. September: Kommentar: „Einigt euch – bitte schnell! Einen langen Tarifstreit kann das Land nicht brauchen“

Es ist noch kein halbes Jahr her, als in Italien die Corona-Toten auf Militär-Lkw transportiert wurden und wir hofften, dass uns Gleiches erspart bleiben würde. Es ist! Doch auch bei uns war die Situation dramatisch. Es wurde klar, auf welche Berufsgruppen die Gesellschaft nicht verzichten kann und für wen das „Homeoffice“ keine Alternative ist. Krankenschwestern und Pfleger haben ihr Letztes gegeben, um den Laden am Laufen zu halten. Busfahrerinnen, Müllwerker und Erzieherinnen waren erhöhten gesundheitlichen Risiken ausgesetzt, mussten etliche Überstunden machen, weil es zu wenig Personal gab. Um sie bei Laune zu halten, wurden ihre Professionen kurzerhand zu „systemrelevanten Berufen“ erklärt und von Balkonen beklatscht. Inzwischen haben wir uns ein wenig an das Leben mit der Pandemie gewöhnt und wohl vergessen, dass ein Applaus zwar über den Abend, aber nicht weiter hilft. Die Unterbesetzung in den „systemrelevanten Berufen“ wurde auf niedrige Bezahlung und schlechte Arbeitsbedingungen zurückgeführt. Das war allen bekannt, auch den Arbeitgebern. Deshalb war es verantwortungslos, ohne ein Angebot in die Tarifverhandlungen mit Ver.di zu gehen. Hätte es das gegeben, wäre der Warnstreik vielleicht unnötig gewesen. Deshalb musste die Gewerkschaft den Arbeitgebern den Ernst der Lage deutlich machen, gerade jetzt und trotz Corona.

Jürgen Beeck

Auf dem Rücken der Bürger

29. September: „Warnstreiks bremsen die Stadt aus. Gestern Kitas und Kliniken – heute U-Bahnen und Busse“

Es ist wieder soweit: Ver.di holt die Trillerpfeife raus und verlangt 4,8 Prozent mehr Gehalt für die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst. Jetzt, ausgerechnet jetzt: Es herrscht immer noch vielerorts Kurzarbeit, viele Mitarbeiter und Angestellte wissen nicht, ob ihre Arbeitsplätze sicher sind und etliche haben ihren Job verloren. Außerdem sind die öffentlichen Kassen wegen der Unterstützungsprogramme leer. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst haben ihren Job gemacht, wie alle anderen auch, aber ohne den Druck von Lohnverzicht durch Kurzarbeit oder gar Arbeitsplatzverlust, weil der Betrieb schließen musste. Und dann werden höhere Gehälter gefordert! Wofür? Nur weil drei Monate lang mehr Müll angefallen ist? In anderen Branchen hatten die Beschäftigten große Sorgen, ob sie ihren Lohn oder ihr Gehalt weiter bekommen, nur im Öffentlichen Dienst gab es keine Angst vor wirtschaftlichen Einschnitten. Mich ärgert, dass Ver.di immer noch an alten Mustern wie Streik festhält. Sie reiten ihren „Arbeitskampf“ auf dem Rücken der Bürger, die nicht wissen, wie sie pünktlich zur Arbeit kommen sollen und wie sie die Kitaschließungen meistern. „Kreative Sprüche“ unterstreichen ihre Forderungen: „Wir sind es wert“ ist an Arroganz nicht zu überbieten. Andere sind es nicht wert? Die Handwerker, die Mitarbeiter im Einzelhandel oder in den Supermärkten? Wenn es einen Bereich gibt, der hervorzuheben wäre, dann sind es die Pflegekräfte und die Mitarbeiter in den Krankenhäusern. Sie haben nicht nur Anerkennung, sondern auch eine bessere Bezahlung verdient.

Hellmut Dürr

Nicht jeder verdient mehr Lohn

Sicherlich leisten zu Corona-Zeiten die Angestellten im Gesundheitswesen Besonderes. Dafür sollen sie ordentlich entlohnt werden. Nicht einzusehen ist, dass davon auch diejenigen in den Verwaltungen profitieren, die ohnehin nicht unter Kurzarbeit und Jobverlust leiden. Dafür sollen die Bürger, die durch die Corona-Einschränkungen zum Teil in existenzielle Not geraten sind, jetzt auch noch zahlen.

Herb Gerner​​

Es geht auch anders

30. September: „Der Kampf mit den Plastikbergen“

Das PET-Flaschenpfand mag grundsätzlich eine gute Idee sein. Allerdings darf man nicht vergessen, dass nicht nur Getränke in Plastikgefäßen zu kaufen sind, sondern auch andere Lebensmittel des täglichen Bedarfs. Warum müssen manche Tiefkühlgerichte in Plastik verpackt werden? Als Hülle dient zwar eine Papp-Banderole oder ein Karton, aber das „Wesentliche“ ist in einem Plastikbeutel eingeschweißt oder in einer Plastikschale mit einer zusätzlichen Folie, die vor der Zubereitung eingestochen oder entfernt werden muss. Soviel zur angeblichen Nachhaltigkeit. Andere Produzenten verzichten ganz auf Plastik und greifen konsequent auf Papier/Pappe zurück. So beweisen Gemüse, Kräuter oder Fischstäbchen, dass und wie es „anders“ geht. Das eigentliche Problem besteht darin, dass es diesbezüglich keine verbindliche Regelung gibt.

Saskia Schneider, Harburg