Willkürliche Vorgehensweise

23. September: „Corona-Gästelisten: Nur jeder Dritte trägt sich korrekt ein“

Solange die Gesundheitsämter in Hamburg bei einem Ausbruch nichts weiter tun als alle Personen auf den Gästelisten in Quarantäne zu sperren, bleibe ich bei „Biene Maja“. Bei den Gästen auf der Liste der „Katze“ lag die Wahrscheinlichkeit einer Infektion unter einem Prozent, bei denen, die sich nicht an der Bar aufgehalten hatten, quasi bei null. Dafür zwei Wochen eingesperrt zu werden, ist unverhältnismäßige Behördenwillkür. Ehrlich sein kann ich erst wieder, wenn die Gesundheitsämter nicht mehr bürokratisch willkürlich, sondern medizinisch sinnvoll vorgehen. Das heißt, anhand von Tischnummer, Aufenthaltsdauer und weiteren Verhaltensmerkmalen wird ermittelt, ob die Infektionswahrscheinlichkeit einen Test rechtfertigt. Erst wenn das der Fall ist, wird Quarantäne bis zum Testergebnis angeordnet, und ein Test durchgeführt. Nur bei positivem Ergebnis werden eine längere Quarantäne angeordnet, weitere Kontaktpersonen gesucht und untersucht.

Kristiane Kellermann, Niedersachsen

Polizeikontrolle durchführen

Die Gastwirte sollten beim Einsammeln der Liste einen Blick darauf werfen und, wenn diese Witznamen darauf stehen, die Polizei zur Personenkontrolle anrufen. Das ist weniger Arbeit für die Behörde, als später solchen Quellen nachzufolgen. Und diese Gäste sollten im Interesse der anderen Gäste nach den Corona-Regeln (wie beim HVV) bestraft werden. Ich selbst werde meine Restaurantbesuche wieder einschränken.

Klaus Koch, Hamburg-Othmarschen

Reine Geldverschwendung

23. September: „26 Millionen Euro vom Bund für Laptops an Schulen“

„Digitalisierung“ ist ein elektrisierendes Zauberwort, das zurzeit ganz hoch im Kurs steht. Vor lauter Aufregung wird da mit megakrassen Summen jongliert, 500 Millionen Euro. Und Bund und Länder klopfen sich auf die Schultern, dass sie ein gemeinsames Ziel zu haben scheinen. Dann liest man weiter: „Offen ist dagegen noch, wie genau der Plan umgesetzt werden soll. Zu berücksichtigen ist zum Beispiel, dass viele Lehrer bereits einen Laptop haben.“ Normalerweise läuft es doch anders herum: Ein Bedarf wird gemeldet, begründet, Kosten und Nutzen abgewogen, und mit viel gutem Willen und etwas Glück wird investiert. Hier aber soll erstmal investiert werden, dann erfolgt ein Plan, und dann überlegt man sich, ob jeder Lehrer tatsächlich einen Laptop braucht. Als Lehrerin an einer Hamburger Grundschule brauche ich keinen weiteren Laptop, andere Kollegen ebenfalls nicht. Aber darüber redet man ja nicht. Wenn eine Investition keinen Nutzen hat, ist sie reine Geldverschwendung.

Barbara Siebenkotten

Es fehlt Fachpersonal

23. September: Leitartikel: „Das Bildungs-Trauerspiel. Traurig, aber wahr: Es braucht eine Pandemie, um Lehrer mit Laptops auszustatten“

Die Ausstattung mit Hardware ist in der Regel nicht das Problem. Ich kenne keinen Lehrer/keine Lehrerin, die nicht über einen PC und/oder Laptop verfügt. Die haben wir ja alle gemeinsam bezahlt, weil die von der Steuer abgesetzt werden konnten. Das Problem scheint mir eher in der sehr gestreuten Kompetenz des Umgangs mit den Geräten zu liegen (ja, es gibt noch Leute, die arbeiten mit Windows Vista) und vor allem darin, dass seitens der Schulen/Behörden unrealistische Anforderungen gestellt und keine vernünftige Software für die Belange der Schule zur Verfügung gestellt wird. Eigene Programme, die man für sinnvoll hält, dürfen nicht installiert werden, vernünftige Schulnetze sind rar, es wird bei schulinternen Mails mit Verschlüsselungsprogrammen gearbeitet, die nicht grundlos schon seit Jahren vom Markt verschwunden sind. Der Gedanke, zentral „die Großen“ ranzulassen, ist charmant, setzt aber auch voraus, dass die Schulen über Fachpersonal verfügen, das diese Prozesse begleitet. Das muss nicht der engagierte Junglehrer sein, der dafür seine Freizeit opfert, sondern ein gezielt einsetzbares IT-Team für mehrere Schulen. Zu tun gäb’s genug...

Albrecht Simon

AbiBac in Othmarschen

22. September: „Baustart für Deutsch-Französisches Gymnasium. Auf dem Schulcampus Struenseestraße entstehen noch ein weiteres Gymnasium und eine Grundschule. Gesamtkosten von 82 Millionen Euro“

Bürgermeister Tschentscher ist offensichtlich entfallen, dass es schon vor dem Bau des Deutsch-Französischen Gymnasiums Schulen in Hamburg gab, die den Elysée-Vertrag tagtäglich mit Leben gefüllt haben. So konnte (und kann) man am Gymnasium Osterbek, am Gymnasium Süderelbe und am Gymnasium Othmarschen seine Schullaufbahn seit vielen Jahren mit dem doppel-qualifizierenden AbiBac abschließen. Wie lange dies an der letztgenannten Schule noch möglich sein wird, bleibt abzuwarten, da das neue DFG in direkter Nähe gebaut wird. Leider musste das Gymnasium Othmarschen in den letzten Jahren immer wieder Schülerinnen und Schüler abweisen, die gern intensiv Französisch ab Klasse 5 gelernt hätten. Allerdings wohnten sie zu weit entfernt von der Schule. Diese Problematik wollte kein Bürgermeister und kein Schulsenator angehen, obwohl es dem Elysée-Vertrag entsprochen hätte. Es ist offensichtlich leichter, sich für die Neugründung feiern zu lassen. Übrigens: Anmeldungen am DFG unterliegen nicht dem Kriterium der Schulweglänge. Bonne chance à tous!

Lars Böhme

Andersdenkende tolerieren

22. September: „Aufregung um Merz-Äußerungen. CDU-Politiker soll Homosexualität in die Nähe von Pädophilie gerückt haben“

Friedrich Merz hat völlig recht, wenn er der Auffassung ist, das die sexuelle Orientierung die Öffentlichkeit nichts angeht. Dieser Bereich ist unter der Rubrik „absolute Privatsache“ einzuordnen, die zu schützen ist und nicht in die Öffentlichkeit gezerrt werden sollte. Es ist daher absoluter Unsinn, wie ein Mitglied des Bundesvorstandes des Lesben- und Schwulenverbandes behauptet, dass Merz mit seiner Äußerung von Lesben und Schwulen implizit fordert, sich nicht zu outen. Wer dies tut, aus welchen Motiven auch immer, sollte die Toleranz aufbringen, Andersdenkende nicht zu verunglimpfen.

Dr. Claus Rabe

Bewusst missverstanden

22. September: „Verdienter Shitstorm. Die Kritik an Lindners ,Witz‘ zeigt: Deutschland bewegt sich“

Weder Herr Lindner noch Herr Merz sind meine Kragenweite, aber wie hier erkennbar beiläufige Äußerungen so lange gedreht, bewusst missverstanden und gehässig kommentiert werden, bis den Herren eine negative Gesinnung angeklebt werden kann, ist schlicht widerlich. Es wundert nicht, dass gestandene Politiker gelernt haben, lange auch über sich zu reden, ohne irgendetwas Substanzielles preiszugeben. Und Schwule mit offensichtlich kurzem Gedächtnis, die sich derart empört dagegen wenden, mit Pädophilen in einem Atemzug genannt zu werden, sollten bedenken, dass auch diese sich ihre sexuelle Orientierung genauso wenig wie sie oder wir alle aussuchen konnten und das auch nicht ändern können, obwohl sie das wohl gerne würden. Denn nur ihnen muss für immer abverlangt werden, auf das Ausleben ihrer Sexualität zu verzichten und sie zu unterdrücken. Wer nicht dazu gehört, kann froh sein, hat aber keinen Grund für Verachtung.

Wolfgang Ahrens

Ganz schön abgehoben

21. September: „Wirtschaftsforscherin: Home­office macht zufriedener und produktiver . Hamburger Ökonomin: Beschäftigte arbeiten fünf Stunden mehr als im Büro“

Schon mal Homeoffice mit kleinen Kindern in der Wohnung bei beengten Platzverhältnissen gemacht, Frau Frost? Da kommt nicht unbedingt Zufriedenheit auf, schon gar nicht eine höhere Produktivität. Effektives Arbeiten ist nur zu ganz frühen oder ganz späten Stunden möglich. Ganz schön abgehoben!

Gerhard Maack