Personalausweis registrieren

21. September: „Corona-Regeln verletzt: Bezirksamt schließt Bars und prüft Gästelisten

So gut es auch ist, dass Lokale und Restaurants unter Beachtung der vorgegebenen Regelungen öffnen dürfen, so schlecht ist es, wenn die Vorgaben nicht eingehalten werden. Leider handhaben sowohl viele Betreiber als auch die Gäste den Umgang mit den Auflagen eher nachlässig, wie ich häufig selbst feststellen konnte. Und jede Verordnung ist nur so gut, wie man sie auch überwachen kann, schließlich ist das alles sehr aufwendig und lädt daher zum Missbrauch ein. Schon die angewandte Registrierung ist mangelhaft, wird oft beiderseits sehr fahrlässig betrieben, ist daher wenig aussagekräftig. Nicht selten bekommt man zu hören, dass es genügt, wenn eine Person Angaben macht, auch wenn man mit mehreren am Tisch sitzt, ganz abgesehen von den Menschen, die dort falsche Namen angeben. Die einzig richtige Vorgehensweise wäre die Registrierung über den Personalausweis jeden Gastes, der eingescannt und direkt an die jeweiligen Gesundheitsämter weitergeleitet wird, denn nur so wird jede Person wirklich sachgerecht erfasst. Wer das und alle anderen AHA-Vorgaben nicht akzeptieren will, muss auf den Besuch verzichten.

Herbert Stephan

Hamburg braucht den HSV

19./20. September: „Hamburger KRITiken: ,Mehr Zukunft geht nicht‘. Wie dem Steuerzahler ein zweifelhafter Deal mit dem HSV als großartiges Geschäft untergejubelt wird“

Sicher lässt sich über das Thema Grundstückskauf diskutieren, und es sind selbstverständlich unterschiedliche Betrachtungen möglich. Aber nur das Problem zu beschreiben, alle vermeintlich negativen Faktoren populistisch darzustellen, ist wenig lösungsorientiert für alle Beteiligten. Hamburg braucht den HSV wie Hafen, Michel, Rothenbaum, Fernsehturm und viele andere Blickfänge und Aushängeschilder, die unsere Stadt weltweit repräsentieren und Werbung machen. Dafür wurde z.B. auch die Auslosung zur EM-Endrunde bewusst in die Elbphilharmonie geholt, als Marketinginvestition für die Hansestadt. Der HSV erhält weder Geschenke, noch Almosen, da zinsgerechte Pacht bezahlt wird und hat auch 1998 von der Stadt für 0,51 Euro kein intaktes Stadion, sondern eine schrottreife Betonschüssel erworben. Zudem wurde auf dem Grundstück, mit einem Hauptanteil an Eigenfinanzierung, eine für die damalige Zeit beispielhafte, moderne Arena erstellt, deren Hamburger Vorbild dann quasi alle Proficlubs gefolgt sind. Auf die Entscheidung der Verantwortlichen von damals können wir heute noch stolz sein.

Christof Marheinecke

Erbärmliche Doppelmoral

19./20. September: „Keine Strafen für Feier-Gäste von Andy Grote“

Was für eine erbärmliche Doppelmoral ist das denn? Da werden Mitarbeiter des Bezirksamts Hamburg-Nord, die von ihrem Vorgesetzten eine Karte für das Konzert der Stones im Stadtpark geschenkt bekommen haben, in einer unheiligen Allianz aus Presse und Staatsanwaltschaft zu hohen Bußgeldern genötigt, ohne das jemals eine Schuld gerichtlich festgestellt wurde, und Gäste des Innensenators, die offenkundig gegen die Corona-Eindämmungs-Verordnung verstoßen, bleiben frei von irgendwelchen Sanktionen, nur weil sie vom Innensenator eingeladen wurden? Wie tief kann man noch sinken?

Bernd Emmermann

Politiker auf Abruf

19./20. September: „Cum-Ex: Kommt der Untersuchungsausschuss?“

Die Arroganz, mit der ein ehemaliger Hamburger Finanzsenator und und ein ehemaliger Hamburger Bürgermeister eine Beteiligung an dem Steuer-Deal mit der Warburg-Bank rigoros abstreiten, bzw. an einer Aufklärung wenig interessiert scheinen, macht mich sprachlos. Wenn ein Finanzsenator nicht mitbekommt, dass ein Beamter seiner Behörde einer Bank mal eben 47 Millionen Euro Steuerschulden erlässt, ist er als Vorstand dieser Behörde und damit als Politiker untragbar. Auch der Umgang mit der Grote-Affäre mit immer neuen abenteuerlichen Rechtfertigungen wirft ein schlechtes Bild auf ihn. Herr Scholz ist mit dem verunglückten G20-Gipfel und der Affäre Wirecard ebenfalls ein Politiker auf Abruf. Schade, ich hatte beide lange für besonders integer gehalten.

Annelie Kirchner

Menschen in Not beistehen

16. September: Pro und Kontra: „Muss Deutschland Flüchtlinge von Moria aufnehmen?“ und diverse Leserbriefe

Die teilweise offen geäußerte Menschenfeindlichkeit einiger Leserbriefschreiber zur Aufnahme Geflüchteter aus Moria finde ich erschreckend. Selbstverständlich wird Deutschland allein nicht die Welt retten, wenn wir noch ein paar Tausend Geflüchtete aufnehmen – eine gesamteuropäische Lösung mit einem gerechten Verteilungsschlüssel muss weiterhin das Ziel sein, auch unter Erwägung von Sanktionen gegenüber Staaten, die den europäischen Solidaritätsgedanken bislang in erster Linie für sich selbst in Anspruch nehmen. Aber welche Welt „lacht sich über uns kaputt, wenn unsere Volksvertreter das Geld der Steuerzahler“ durch die Aufnahme von Flüchtlingen „verschwenden“? Sind damit die Staaten gemeint, die von überwiegend korrupten Populisten wie Kaczynski, Orban, Putin, Erdogan oder Trump regiert werden? Wohin das von diesen autoritären Politikern propagierte „Wir zuerst“ führt, können wir täglich verfolgen, nämlich zum massiven Abbau von Grundrechten, einer Ausgrenzung von Minderheiten, Einschränkung von Meinungs- und Pressefreiheit und in letzter Konsequenz zu einer Abschaffung des Rechtsstaats. Keine dieser teils schon illiberalen Demokratien kann übrigens durch kompetentes Krisenmanagement in der Corona-Krise überzeugen. Es ist deshalb umso dringender, dass wir unsere demokratischen Werte in Deutschland hochhalten, Menschen in Not im Rahmen unserer Möglichkeiten helfen und positiv anerkennen. Die Integration von Geflüchteten mit einer Beschäftigungsquote von mittlerweile fast 50 Prozent funktioniert besser als noch nach dem Kosovokrieg Ende der 1990er-Jahre, wie Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung konstatiert. Und wir sollten endlich selbst damit aufhören, durch überhöhte EU-Agrarsubventionen und Waffenexporte die Konflikte in der Welt weiter zu befeuern.

Myriam Christ

Fans müssen dazulernen

16. September: „Der Fall Leistner und die Folgen“

Wenn der Bericht stimmt, hat ein „Fan“ in aller Öffentlichkeit einen Mord angedroht. Wir alle wissen, dass in den letzten Jahren viele angedrohte Gewalttaten später auch ausgeführt wurden. Dass der werdende Vater da nicht ausrastet, ist kaum vorstellbar. Die beiden Pro- und Kontra-Kommentare sind dem Problem in keiner Weise gerecht geworden: Es spielt doch keine Rolle, wie viel dieser Mensch verdient, sondern was ihm als Mensch in aller Öffentlichkeit zugemutet wurde und welche Sanktionen gegen ihn verhängt werden sollen. Ein ausgerasteter HSV-Fußballer macht mir – selbst unter Corona-Aspekten – deutlich weniger Angst, als ein ausrastender gewaltbereiter Zuschauer mit unfassbaren Aggressionsdrohungen. Von Fußball verstehe ich nichts, wohl aber vom anständigen Umgang miteinander und da habe ich den Eindruck, dass diese „Fans“ noch was zu lernen haben.

Heidrun Rehm

Rückendeckung für Leistner

Ist es schon allgemein anerkannt, dass im Gehalt der Profi-Fußballer bereits die Entschädigung für persönliche Beleidigungen und Bedrohungen enthalten ist, während das vom Zuschauer zu zahlende Eintrittsgeld die Erlaubnis dafür enthält? Warum wird über eine Entlassung des Spielers Leistner nachgedacht, während das Zuschauer- und Ordnerverhalten gar nicht hinterfragt wird? Macht man da nicht das Opfer zum Täter? Den „Fan“ in dem Umfeld zur Rede zu stellen, erfordert durchaus Courage. Herr Leistner sollte Rückendeckung vom HSV, dem Abendblatt und dem DFB bekommen. Mein Verständnis hat er.

Dr. Uwe Holzmüller