AHA-Regeln weiter einhalten

19./20. September: „Hamburgs Corona-Experten: ,Das Schlimmste haben wir überstanden‘“

Bei solchen Überschriften muss man sich nicht wundern, dass die AHA-Regeln immer weniger eingehalten werden. Diese Überschrift impliziert doch geradezu, dass wir weitermachen können wie vor Corona. Dabei war die Aussage der Experten in ihrem Artikel doch übereinstimmend, dass das schlimmste nur dann überstanden ist, wenn sich alle weiterhin an die Abstands- und Hygiene-Regeln halten. Die Überschrift hätte lauten sollen: „Hamburgs Corona-Experten: Abstands- und Hygiene-Regeln weiterhin erforderlich“. Ich bin auch gegen Panikmache, genauso aber auch gegen Verharmlosung.

Markus Schleupner, Winsen

Der andere ist „schiet egal“

18. September: Leitartikel: „,Alles für die Katz‘? Der erfolgreiche Kampf gegen die Pandemie benötigt Regeln – und die gelten für alle“

Es ist mittlerweile nicht nur ein Riss sondern ein sich stetig vergrößernder Spalt, der durch unsere Gesellschaft geht. Das mache ich an Folgendem fest: Disziplin- und Respektlosigkeit, ausufernder Egoismus, wachsende Aggressivität und Fanatismus, Ignoranz, Rechts-, aber auch Linksradikalismus. Das ist mein Eindruck nach zehnjähriger Abwesenheit von Deutschland. Nicht anders kann ich mir aktuell die Sache mit den falschen Personalangaben von Gästen der Kneipe „Katze“ erklären. Mit einer „Schiet egal“-Einstellung und „was interessieren mich die anderen“ werden von einer bestimmten Klientel coronabedingte Maßnahmen und Anordnungen ignoriert und auch veralbert. Die Gesundheit und das Wohl aller interessiert diese Leute nicht. Nur sie selbst sind wichtig. Wenn die Gastronomie und einzelne Wirte ihre Hygiene-Konzepte nicht durchsetzen und kontrollieren können, und deren Gäste sich nicht an die Anordnungen halten wollen, dann werden diese Läden seitens der Behörden umgehend geschlossen und den Gästen, die nachweislich falsche Personalangaben gemacht haben, mit Bußgeld belegt. Dann ist Schluss mit Party. Ich verstehe die Reaktion dieser Leute und die des Datenschutzbeauftragten, der ihnen auch noch den Rücken stärkt, absolut nicht.

Hans-Hermann Krogmann

Unis brauchen soziales Umfeld

19./20. September: „Aufbruch in eine neue Stadt. Der Hamburg Konvent will die Zukunft Hamburgs gestalten. Ein Spaziergang mit dem HWWI-Chef Henning Vöpel und dem früheren Staatsrat Nikolas Hill, führt zu den Brennpunkten und Hoffnungsorten an Alster und Elbe“

Den Herren Vöpel und Hill kann man zu ihrem Hamburg Konvent nur gratulieren: Es wird Zeit, sich über die Zukunft Hamburgs neue Gedanken zu machen. Der Hinweis zum Scheitern der Pläne, die Universität von Rotherbaum zum Kleinen Grasbrook zu verlegen, ist aber völlig abwegig. Diese Idee zerschellte nicht „am Widerstand der Cafés und der Copyshop-Betreiber im Bezirk Eimsbüttel“. Eine Universität braucht die Einbindung in ein soziales Umfeld. Diese Einsicht verfolgten der CDU-Ortsverband Harvestehude/Rotherbaum, der CDU-Kreisverband und die CDU-Bezirksfraktion gegen die CDU geführte Wissenschaftsbehörde. Fachlich unterstützt wurde diese Position von Herrn Prof. Jürgen Pietsch, der in der HafenCity Universität über die Planung von neuen Universitäten und den Umbau von Unis arbeitete. Von ihm kam der Hinweis, dass man neue Universitäten im Hinblick auf das nötige soziale Umfeld nicht mehr auf der Grünen Wiese errichtet, wie es damals in Bremen erfolgte. Die örtliche CDU machte sich mit der Ablehnung der Verlagerung der Uni nicht zum Lobbyist der örtlichen Gewerbetreibenden, sondern hatte das Interesse von Universität und Stadt im Auge, zumal diese Verlagerung primär nicht der Uni dienen, sondern den gewünschten „Sprung über die Elbe“ einleiten sollte. Das zahlenmäßige Scheitern der Überlegung, den Uni-Neubau mit dem Verkauf allen Geländes in Rotherbaum zu finanzieren, tat ein übriges. Außerdem wies das Bezirksamt nach, dass in Rotherbaum alle Platzwünsche der Institute durch Um- und Neubauten gedeckt werden können. Mit diesen Neubauten hat man inzwischen begonnen.

Joachim Finn

Mündige Bürger?

18. September: „Falsche Namen: Viele Hamburger täuschen bei Restaurantbesuch“

Wie kommentierten viele Menschen vor wenigen Monaten die Schutzmaßnahmen der verantwortlichen Politiker? „Brauchen wir nicht. Wir sind alle mündige Bürger!“ So, so, die Gäste der „Katze“, die falsche Kontaktdaten hinterlassen haben, zeigen wie mündig sie tatsächlich sind. Immerhin 100 von 600, 16 Prozent. Ich bin dankbar, dass unsere Regierungen in Bund und Ländern uns genau vor diesen 16 Prozent unmündigen Bürgern geschützt hat und hoffentlich auch weiterhin gut schützt.

Mario Sagasser

Mehr Geld für Pflegekräfte

15. September: „Neues Studium für Hebammen und Pfleger startet“

Seit 26 Jahren arbeite ich in der Pflege, 20 Jahre davon als examinierte Krankenschwester Vollzeit im Dreischichtsystem, also Früh-, Spät-, sowie Nachtdienst. Ich weiß, weshalb heute nur noch wenige diesen Beruf erlernen wollen, bzw. dem Beruf den Rücken kehren, angefangen bei den unattraktiven Dienstzeiten über den häufigen Kontakt mit Ausscheidungen, bis hin zu der Unart, dass die Pflegekräfte immer als „Mädchen für alles“ (putzen, Küchenservice) herhalten müssen, ungeachtet ihrer Qualifikation. Wenn der Beruf jetzt akademisiert wird, habe ich dazu verschiedene Visionen: Die Akademiker-Pflegekraft wird, obwohl kaum Erfahrung, den Pflegekräften mit reichlich Erfahrung vorangestellt, deutlich besser bezahlt und vielleicht auch nur im Regeldienst ohne Nachtdienst eingesetzt. Was macht das mit den vielen Pflegekräften, die bisher „die Stellung gehalten“ und einen guten Job gemacht haben? Die dürfen dann weiterhin für wenig Geld nur die „Drecksarbeit“ machen, das Angenehme ist der Akademiker-Pflegekraft vorbehalten. Die andere Vision: Die studierten Pflegekräfte werden genauso behandelt und bezahlt wie die anderen auch. Attraktivität gleich null. Wie sollte das die jungen Menschen bewegen, diesen Beruf zu ergreifen? Aus meiner Sicht sind vorrangig ganz andere Stellschrauben zu drehen, um den Beruf attraktiv zu machen. Das Gehalt wäre eine von vielen.

Birgit Angela Mittag

Fans müssen dazulernen

16. September: „Der Fall Leistner und die Folgen“

Wenn der Bericht stimmt, hat ein „Fan“ in aller Öffentlichkeit einen Mord angedroht. Wir alle wissen, dass in den letzten Jahren viele angedrohte Gewalttaten später auch ausgeführt wurden. Dass der werdende Vater da nicht ausrastet, ist kaum vorstellbar. Die beiden Pro- und Kontra-Kommentare sind dem Problem in keiner Weise gerecht geworden: Es spielt doch keine Rolle, wie viel dieser Mensch verdient, sondern was ihm als Mensch in aller Öffentlichkeit zugemutet wurde und welche Sanktionen gegen ihn verhängt werden sollen. Ein ausgerasteter HSV-Fußballer macht mir – selbst unter Corona-Aspekten – deutlich weniger Angst, als ein ausrastender gewaltbereiter Zuschauer mit unfassbaren Aggressionsdrohungen. Von Fußball verstehe ich nichts, wohl aber vom anständigen Umgang miteinander und da habe ich den Eindruck, dass diese „Fans“ noch was zu lernen haben.

Heidrun Rehm

Rückendeckung für Leistner

Ist es schon allgemein anerkannt, dass im Gehalt der Profi-Fußballer bereits die Entschädigung für persönliche Beleidigungen und Bedrohungen enthalten ist, während das vom Zuschauer zu zahlende Eintrittsgeld die Erlaubnis dafür enthält? Warum wird über eine Entlassung des Spielers Leistner nachgedacht, während das Zuschauer- und Ordnerverhalten gar nicht hinterfragt wird? Macht man da nicht das Opfer zum Täter? Den „Fan“ in dem Umfeld zur Rede zu stellen, erfordert durchaus Courage. Herr Leistner sollte Rückendeckung vom HSV, dem Abendblatt und dem DFB bekommen. Mein Verständnis hat er.

Dr. Uwe Holzmüller