Die richtige Richtung

15./16. August: Strategiewechsel: Hamburg plant norddeutsches Hafenbündnis. Wirtschaftssenator Westhagemann fordert enge Zusammenarbeit und kritisiert Verbandspräsidenten Bonz scharf

Senator Westhagemann gibt einen Anstoß in die richtige Richtung. Bitte mehr davon. Norddeutschland hat Potenzial als Gemeinschaft. Siedlungspolitik, Verkehr, Kommunikation, Gesundheit, Bildung etc. warten auf Erweckung. Ausbleibendes Zusammenwachsen bedeutet, möglichen Wohlstand der Menschen im Norden zu verhindern.

Norbert Kontny, Reinbek

Global denken für Deutschland

Endlich ist Senator Westhagemann aufgewacht, ich hoffe nicht zu spät. Nicht nur ein norddeutsches, nein ein deutsches Hafenbündnis ist schon lange überfällig. Den Landesfürsten hätte schon längst die Kompetenz entzogen werden müssen, um globaler für Deutschland zu denken. In diesem Zusammenhang stehen auch die sinnlose Elbvertiefung und die damit verbundene idiotische Kreislaufbaggerei. Die Kosten dieser Fehlentwicklung tragen noch unsere Enkel.

Uwe Kossebau, Hanstedt

Geschichte ändert sich nicht

Diese hübsche Wortschöpfung des „Entheroisierens“ setzt doch voraus, dass ich als Betrachter eines Denkmals die in Überlebensgröße gezeigte geschichtliche Person als einen Hero, also Held verstehe. Aber so ist es doch gar nicht. Für mich ist das eine geschichtliche Information, die mich dazu anregt, mich näher mit dieser Persönlichkeit zu befassen, um sie dann in den geschichtlichen Kontext einzuordnen. Dabei mache ich mir doch das Verhalten und die Vorgehensweise, die dieser Politiker oder Monarch vor langer Zeit ausgeübt hat, nicht zu eigen und übertrage es nicht in die Gegenwart. Wenn nun diese Standbilder entfernt werden sollten, wie es von einigen Befürwortern gefordert wird, so wäre das für mich, als wenn man einige Seiten in einem Geschichtslexikon herausreißen würde. Die Geschichte verändert sich doch dadurch nicht. Eine kritische Betrachtung wäre allerdings schon angebracht. Was nun den Kolonialismus angeht, so war meiner Kenntnis nach Bismarck kein enthusiastischer Verfechter dieser Politik. Er wurde wohl vielmehr von Seiten Dritter in diese Lage durch kommerzielle Überlegungen gedrängt. Seine Position war doch eher die militärische Stärke des Reichs auszubauen, in erster Linie gegenüber Großbritannien.

Ekkehard Below

Bebel statt Bismarck

13. August: Gastbeitrag: Wir müssen die Denkmäler entheroisieren. Unser Geschichtsbild darf nicht eingefroren werden, sagt der Historiker Jürgen Zimmerer – und wehrt sich gegen Kritik

Zwei Vorschläge zum Umgang mit dem Bismarck-Denkmal: Warum eigentlich findet die Debatte um das Bismarck-Denkmal ausschließlich zwischen Gralshütern und Ikonoklasten statt, während die Interessen der Bevölkerung außen vor bleiben? Die Vertreter beider Gruppen eint, dass sie so tun, als hätte Bismarck den Alleinvertretungsanspruch auf den „Zeitgeist“ des 19. Jahrhunderts. Wenn sich die „heutige Gesellschaft“ jedoch, wie von Jürgen Zimmerer gefordert, „positionieren“ soll, ist es unerlässlich, zunächst einen genauen Blick auf das Zeitalter zu werfen und Abschied von dem einseitigen Geschichtsbild zu nehmen, das durch die vielen Bismarck-Statuen im Land unterstützt wird. In Wahrheit wurde im 19. Jahrhundert das Fundament unserer heutigen Demokratie gelegt, und zwar gegen den Monarchisten Bismarck. Zimmerer fragt, wen wir „ehren“ wollen. Die Frage ist für Hamburg und die derzeit geführten Diskussionen leicht zu beantworten: Der Abgeordnete August Bebel kämpfte im Parlament unermüdlich gegen den deutschen Kolonialismus. Bismarck war ein großer Politiker, doch die vom Volk gewählten Abgeordneten, die ihm im Parlament erfolgreich Paroli boten, Reformen anstießen und sich unbeirrt für Minderheiten einsetzten, waren ihm ebenbürtig. Heute sind sie vergessen, aber damals genossen sie große Popularität, und es wird Zeit, sie und die Wurzeln unserer demokratischen Kultur endlich wieder in das offizielle Gedächtnis zurückzuholen. Statt Vorhandenes zu zerstören, wäre es zu ergänzen und zu kontextualisieren. Im Übrigen haben die Nachfahren der von Zimmerer erwähnten „Frauen, Arbeiter und Arbeiterinnen oder Tagelöhnerinnen“, die mit ihren Steuern Denkmäler und die Entfernung von Schmierereien finanzieren, zumindest Respekt verdient. Häuser, Brücken, Denkmäler, Plätze bedeuten für die Menschen, die hier leben, etwas Anderes als für Historiker. Ein wie auch immer geartetes Dokumentationszentrum sollte ihre Erinnerungen bewahren.

Veronika Klosa

Gewagte Idee

12. August: Kunsthallen-Erweiterung für 70 Millionen Euro? Direktor Alexander Klar hat große Pläne, sieht in der Finanzierung kein großes Problem

Ein Erweiterungsbau für die Kunsthalle wäre gewagt. Schon jetzt kämpft das flächenmäßig größte Museum Norddeutschlands mit Besucherzahlen und seinen Ausgaben. Erfahrungsgemäß ziehen viele Menschen übersichtliche kompakte Ausstellungen (beispielsweise im Bucerius Kunst Forum, Hamburg oder Palazzo Barberini, Potsdam) Ausstellungen bombastischen Ausmaßes und riesigen Häusern vor. Das Geld wäre besser investiert, um z.B. Besucher von morgen, nämlich Kinder, zu fördern.

Birte Abel-Danlowski

Unverantwortliche Regeln

13. August: Rabe: ,Lehrkräfte sind keineswegs besonders ängstlich‘. Nur 1,65 Prozent der Pädagogen an Schulen sind mit Attest vom Unterricht in der Klasse befreit

Die Wahrnehmung, dass Lehrer ihrer Arbeit so gewissenhaft nachgehen, weil sie viel Vertrauen in die Hygiene- und Schutzmaßnahmen der Schulbehörde haben, hat der Schulsenator exklusiv. Meine Erfahrung nach den Sommerferien ist eher, dass viele Lehrer trotz der unzureichenden Schutzmaßnahmen aus Verantwortungsbewusstsein den Schülern gegenüber ihren Dienst versehen. Die Tatsache, dass bis zu dreißig Schüler im engen Klassenraum Schulter an Schulter sitzen, ohne Masken, ohne Abstand, aber auf dem Schulhof in frischer Luft Maskenpflicht herrscht, verunsichert viele Beteiligte. Fenster lassen sich aus Sicherheitsgründen nicht weit öffnen, sondern nur kippen, machen also eine wichtige Querlüftung unmöglich, als wenn die Übertragung durch Aerosole keine Rolle mehr spielen würde. Jahrgänge werden auf dem Schulgelände künstlich getrennt, um sich vor dem Schulgelände wieder fröhlich zu vereinen. Unterricht – ja klar, aber vorausschauender und sorgfältiger geplant. Wenn man sich die Auflagen von Supermärkten, Restaurants, Museen oder Zügen hinsichtlich Abstandswahrung und/oder Maskenpflicht ansieht, sind die Regelungen der Schulbehörde bestenfalls blauäugig, wenn nicht gar unverantwortlich Schülern, Lehrern und deren Familien gegenüber. Fürsorgepflicht stelle ich mir anders vor.

Henning Joppen-Lück

Ausdruck auch für Schnelsener

13. August: Sprechen Sie Hamburgisch? Swatthacken

Zum Begriff „Swatthacken“ noch folgende Anmerkung: Der Ausdruck wurde auch für die (immerhin seit 1937 zu Hamburg gehörenden) Schnelsener verwendet. Im Buch „Niendorf-Schnelsen-Lokstedt im Wandel“ (Medien-Verlag Schubert 1992) ist Folgendes zu finden: Die Frohmestraße (damals noch Hamburger Straße) befand sich bis 1889 in derart miserablen Zustand, dass sich die Schnelsener in den umliegenden Ortschaften schon den despektierlichen Necknamen „Swatthacken“ (Schwarzhacken) anhören mussten. Nun endlich wurde sie gepflastert. Ich kann mich auch erinnern, in einem Beitrag zur Kirchengeschichte Schnelsens gelesen zu haben, dass die Schnelsener bei der Einweihung ihrer ersten Kirche 1949 froh waren, nun nicht mehr zum Kirchgang nach Niendorf laufen zu müssen, wo sie aus demselben Grund wie oben erwähnt geringschätzig als „Swatthacken“ wegen ihrer vom Straßenstaub dreckigen Schuhe genannt wurden.

Matthias Bornemann, Eidelstedt