Ermutigendes Interview

8./9. August: ,Wer die Corona-Krise meistert, kann alles meistern‘. Neue Interviewreihe: Wie wird das Virus die Welt verändern? Der Ökonom Thomas Straubhaar fordert eine ökologische Wende und lobt das deutsche Modell

Das Interview mit dem Ökonom Thomas Straubhaar empfinde ich als ermutigend. Trotz der Corona-Krise und der damit verbundenen Einschränkungen seine Kräfte für etwas Neues zu bündeln, ist genau richtig. Seine Aussage „Wir sollten stärker auf qualitative und weniger auf quantitative Daten blicken“, sollte dabei zum Leitspruch werden.

Thomas Köpke, Itzstedt

Mehr Bescheidenheit

8./9. August: Gastronomen verklagen die Stadt. Umsatzausfall wegen Corona-Auflagen: 130 Restaurantbetreiber und Hoteliers fordern Millionen an Schadenersatz

Es ist schon merkwürdig: Deutschland ist das einzige Land der Welt, das flächendeckend der Bevölkerung und der Wirtschaft hilft. Doch findet sich immer wieder eine Klientel, die nicht nur den gereichten Finger, sondern die ganze Hand greifen wollen. Natürlich ist dann ein geldgieriger Advokat nicht weit und kündigt den Klageweg bis vors Bundesverfassungsgericht an. Mein Stammitaliener hat mir noch vor Tagen gesagt, wie dankbar er sei, Unterstützung bekommen zu haben. Dies hilft Personal zu halten und über die Runden zu kommen. Man muss halt bescheidener sein. In unseren Nachbarländern erhält man nichts und muss auch überleben. Ich werde jedenfalls die mir bekannten teilnehmenden Restaurants und Hotels nicht mehr aufsuchen, denn schließlich sind es auch meine Steuergelder, die diese Betriebe jetzt zu unrecht einfordern.

Udo Krug

Wir unterstützen Studenten

7. August: Die Not der Studenten. Viele angehende Akademiker haben durch die Corona-Krise einen Job verloren

Ein wichtiges und vergessenes Thema: Die Jobnot wird noch verstärkt, da derzeit mehr Studenten auf den Markt strömen, weil „Work and Travel“ aktuell nicht möglich ist. Das verstärkt die Not. Wir haben uns spontan entschlossen, angesichts der allgemeinen Jobnot unter Studenten ab sofort auch Studenten (Bereiche Medizin und IT) in unserem MVZ einzustellen – für qualifizierte und flexibele Tätigkeiten, die gleichzeitiges Studieren ermöglichen. Das hilft gleichzeitig, in den späteren Beruf reinzuschnuppern. Es wäre zu schade, wenn gerade wirtschaftlich schwache Studenten das Studium nicht schaffen, nur weil jetzt das Geld fehlt. Das sollten sich alle Unternehmen und gerade Arztpraxen überlegen.

Dr. Matthias Riedl, medicum Hamburg

Wem nützen schöne Worte?

6. August: Tschentscher verteidigt Schulstart – aber Eltern in großer Sorge

Seit Wochen verspricht Schulsenator Rabe in jedem Interview und auch vor der Lehrerkammer am 16. Juni, dass es für alle Beschäftigten der Schulbehörde FFP2-Masken und Visiere geben wird. Überraschenderweise hat am 6. August der Unterricht des Schuljahres 2020/21 begonnen. Was fehlt, sind die Masken und Visiere für uns Beschäftigte. Wem nützen schöne Worte, wenn keine Taten folgen?

Uwe Böhm,

Berufliche Schule Eidelstedt

Dabei ist Angst mit im Spiel

7. August: Eine Ausladung, die für Ärger sorgt. Weil Gewalt durch Autonome befürchtet wurde, sagte das Harbour Front Festival eine Lesung der Kabarettistin Lisa Eckhart ab

Man mag Lisa Eckhart mögen oder nicht, wenn ein Auftritt einer Kabarettistin vom Veranstalter abgesagt wird, ist hier eindeutig Angst im Spiel. Die von Frau Merkel bescheinigte Meinungsfreiheit gilt auch für den Nochtspeicher. Jeder Gast, der solche Auftritte besucht, weiß, was ihn erwartet. Wer anderer Meinung ist, bleibt einfach weg oder setzt sich demokratisch damit auseinander. Bitter für die Demokratie, wenn linke Autonome sich durch Angst schüren durchsetzen. An der Uni hat man Herrn Lucke an der Berufsausübung gehindert, die Antwort der Politik und rechtliche Konsequenz blieben aus. Je mehr sich die Organe des Rechtsstaats zurückziehen, desto mehr wird der Mob agieren. Auch ein großer Aufschrei aller Kabarettisten blieb bislang aus. Ist auch hier schon Angst angekommen?

Norbert Herzberg, Pronstorf

Englische Verhältnisse

5. August: ,Alle oder keiner ist nicht zielführend‘

Wieso glauben Sie, dass die Maßnahmen nur temporär sind? Corona ermöglicht der DFL genau das, was man schon seit Jahren plant. Keine billigen Stehplätze mit lärmenden Fans, keine unangenehmen Gäste, kein Alkohol im Stadion und personalisierte Tickets mit allen persönlichen Details der Besucher. Zu englischen Verhältnissen fehlt nur noch das Rauchverbot. Die Frage bleibt, wo dann der Spaß an einem Besuch in einem derart sterilen Stadion ist. Ich hoffe, die organisierten Fangruppen verweigern sich.

Gerd Jobmann, Hamburg

Immer nur Bettenburgen?

1./2. August: Warum sich Hamburg neu erfinden muss

Immer neue Bettenburgen wie in der „Neuen Mitte Altona“ können es doch auch nicht sein. Wohnungsbau, Stein auf Stein, mögen für Beschäftigung sorgen, sind aber nicht innovativ. Wir brauchen unsere Baukapazitäten für die städtische Infrastruktur, für den Bau von Bildungseinrichtungen und Wirtschaftsgebäuden. Wohnen ist und bleibt Konsum, und das auf hohem Niveau. Ein Viertel bis ein Drittel unseres Nettoeinkommens wenden wir als Konsumenten dafür auf. Wenn schon Wohnungsbau, dann Pflege des Bestands. Und das Holsten-Areal, mitten in der Stadt, sollte zu einem gewerblichen, wohnortnahen Innovationsstandort entwickelt werden.

Helgo Klatt

„Bunte Liste“ für Brokdorf

1./2. August: Traum vom ,Ruhrgebiet des Nordens‘. Entworfen/Verworfen – Teil 5: Als die Unterelbe zum Industriegebiet werden sollte – mit 16 Atomkraftwerken

Zu Beginn des Widerstands war ich SPD-Ortsvorsitzender in Wilster, aber nicht deshalb wurde ich zu der Runde gebeten, die damals beim Lagerfeuer am Elbstrand zusammensaß. Meine Abneigung gegen die Kernkraft war schon vorher bekannt. Wir, das waren Segelverein, Bauernschaft in unmittelbarer Nähe, Vertreter der Kirche. Damals haben wir beschlossen, Widerstand zu leisten, ohne uns über die Dimensionen im Klaren zu sein. Wir gründeten die BUU (Bürgerinitiative Umweltschutz Unterelbe). Die Folgen haben Sie in Ihrem Artikel ausführlich geschildert, es wurde in kurzer Zeit zum Selbstgänger. Mir wurde während einer Demo in eindeutiger Absicht die Fahrradkette gestohlen, bei eisigen Temperaturen musste ich mein Rad nach Wilster schieben. Auch habe ich als Kaufmann das Anti-AKW-Dorf mit Lebensmitteln versorgt und meine Frau hat Demonstranten Übernachtungsplätze angeboten. Ihr Artikel braucht aber meiner Meinung nach eine Ergänzung: Uns war sehr schnell klar, dass eine Bürgerbewegung auf Dauer nicht aufrechtzuhalten war. Es brauchte eine politische Institution, die bei Wahlen die Strukturen aufbrechen konnte. Meine Mitstreiter gründeten die „Bunte Liste“, bewusst so genannt, um möglichst viele Gesellschaftsschichten anzusprechen. AKW-Gegner gab es sogar in der CDU. Bei der nächsten Kommunalwahl eroberte die Liste auf Anhieb sieben Sitze im Gemeinderat von Wilster und war auch im Kreis Steinburg erfolgreich. Man kann sagen, hier war eine Partei entstanden, die den Naturschutz auf ihre Fahnen geschrieben hatte: Von hier führte ein gerader, manchmal etwas holpriger Weg zu den „Grünen“. Schwierig war es manchmal, den Anfeindungen von links und rechts zu begegnen, auch durch manche Familien tat sich ein Riss auf. Viele Mitstreiter sind noch heute unsere Freunde, auch Günther Grass, der damals in Wewelsfleth lebte, gehörte bis zu seinem Tod dazu.

Uwe Martensen, Pinneberg