Sind Taxis keine Autos?

7. August: So wird der Jungfernstieg verkehrsberuhigt. Rot-grüner Senat stellt Pläne für Umgestaltung noch im Herbst vor – erster Schritt hin zu einer autoärmeren Innenstadt

Eigentlich eine sehr gute Nachricht. Aber: Warum sollen ausgerechnet Taxis und Busse da noch durchfahren? Es gibt eine hervorragende U-Bahn Station am Jungfernstieg, niemand braucht dort also Busse. Und Taxis? Sind das keine Autos? Man sieht doch das Desaster in der Mönckebergstraße: Obwohl „autofrei“ herrscht da ein reger Taxi- und Busverkehr. Mal hinschauen, so weit ist die Mönckebergstraße nicht vom Rathaus entfernt.

Jörg Ökonomou, Hamburg

Absterben des Einzelhandels

Die geplante Verkehrseinschränkung wird zum weiteren Absterben der Einzelhandelskultur führen, in der Zukunft wird man unsere schöne Innenstadt nur noch z. B. für einen Besuch beim Notar oder Rechtsanwalt aufsuchen. Die Tatsache, dass Elektroautos von dem Verbot nicht ausgenommen sind, bestätigt den Verdacht, dass es den Verantwortlichen nicht um eine Reduzierung von Lärm und Abgasen geht, sondern vielmehr um die Einschränkung des Individualverkehrs bzw. um die Bevormundung der Verkehrsteilnehmer.

Axel Wiechmann, Hamburg

Schwache Argumentation

Herr Dey hat natürlich recht. Politische Programme der Parteien unterliegen immer auch der Meckerei des Wählers, in der Regel auf niedrigem Niveau. Das Niveau der Abendblattargumentation für das Pro des Jungfernstiegs als verkehrsbefreite Zone zeichnet sich allerdings auch durch eine sehr schlichte Denkungsart aus. Das Gebiet um den Jungfernstieg verdankt seine Gebäudequalität der Stadtplanung, hier der Funktion als Einkaufszentrum. Die Erfahrung lehrt heute, dass beruhigte Einkaufszentren ein noch schnelleres Sterben des Einzelhandels zur Folge haben. Die Colonnaden liefern seit vielen Jahren den Beweis. Weist ein Standort wie der Jungfernstieg gleichzeitig eine gewisse Freizeitqualität auf, sind Alkoholdünste, Krach und Spektakel häufige Folgen. In Hamburg ist realistisch, dass die Lebensqualität des Schanzenviertels an der Binnenalster Einzug hält. Es ist auch nicht gesichert, ob das die SPD-Wähler wollten. Herrn Tschentscher ging es nur um die Regierungsmacht und um ein paar Stimmen der Grünen. Ich kann mich auch nicht entsinnen, dass irgendeine Partei vor der Wahl verkündet hat, dass man den Jungfernstieg grundsätzlich umbauen wolle.

Dr. Caspar Mendrzyk, Hamburg

Und die Berufsschulen?

6. August: Ist der Schulstart zu verantworten?

Was bei all den Diskussionen über Schule in Corona-Zeiten unerwähnt bleibt: Es gibt im staatlichen Hamburger Schulsystem nicht nur GrundschülerInnen und SchülerInnen in der Mittelstufe, sondern auch Jugendliche und junge Erwachsene in den Oberstufen, aber vor allem erwachsene SchülerInnen in den Berufsschulen. Diese Schülerschaft ist zumeist zwischen 18 und 30 Jahre alt. Sie brauchen die Schule sicherlich nicht zur Stimulation ihres Immunsystems, dass erledigen sie schon selbstständig beim Feiern in der Schanze. Es gibt, wenn man den Statistiken des RKI glaubt, auch keine Belege dafür, dass sie selten an Covid-19 erkranken. Die Schulbehörde nimmt in ihrem Hygienekonzept keinerlei Rücksicht auf diese Situation. Nach den Vorgaben der Schulbehörde arbeiten BerufsschullehrerInnen mit bis zu 30 erwachsenen Personen in relativ kleinen, schlecht gelüfteten Räumen ohne Mindestabstand und ohne Mund-Nasen-Schutz über lange Zeiträume. Entspricht das wirklich den Arbeitsbedingungen von ÄrztInnen, VerkäuferInnen oder Kinder- und JugendpsychiaterInnen? Dabei will ich die Leistung und die Risiken dieser Berufsgruppen nicht relativieren, dies erwarte ich aber auch von anderen. Großzügig erlaubt die Schulbehörde zumindest, dass sich LehrerInnen durch das Tragen einer Maske oder eines Visiers selber schützen. Die versprochenen Schutzausrüstungen sind aber zum Schulstart in den Schulen nicht angekommen. Außerdem bleibt die Frage: Wie lange kann ich mich mit 1,5 FFP2-Masken (30.000 Masken für ca. 18.000 LehrerInnen), die zum einmaligen Gebrauch gedacht sind, schützen?

Cordula Peters

Vorauseilender Gehorsam

7. August: Eine Ausladung, die für Ärger sorgt. Weil Gewalt durch Autonome befürchtet wurde, sagte das Harbour Front Festival eine Lesung der Kabarettistin Lisa Eckhart ab

Hier wird einer eigentlich unverdächtigen, ausländischen Künstlerin der Auftritt verweigert, weil man annimmt, dass die extreme Linke unserer Stadt deren Aussagen nicht gewogen sein könnten. Dies ist vorauseilender Gehorsam für extremste politische Sichtweisen. Und es diskreditiert diese Künstlerin öffentlich (in diesem Fall sogar international öffentlich). Dies ist unter anderem eine direkte Folge der fehlenden Bestrafungen nach dem G20-Desaster. Und ein guter Gradmesser für den politischen Zustand unserer Stadt. Der Altmeister der Grünen und Baden-Württembergische Ministerpräsident, Winfried Kretschmann, prägte zu diesem Zustand den Begriff des Jakobitismus. Eine religiös-moralisierende Bewegung, die alles um sich herum bewertet und bekämpft und am Ende die eigenen Kinder verschlingt. Er wird dafür aus der eigenen Partei massiv angegriffen, auch aus den Reihen der in Hamburg mitregierenden Grünen. Rassismus, Antisemitismus (um den geht es hier völlig zu Unrecht) und Geschlechtergleichheit werden in unserer Stadt, in religiös anmutender Weise, zunehmend als Deckmantel für die Durchsetzung von extremen Minderheitsmeinungen genutzt. Das hat in der Geschichte noch nie zu etwas Gutem geführt.

Dr. Philip Düwel, Hamburg-Duvenstedt

Was befürchten sie?

24. Juli: Sportler kämpfen gegen Öffnung der Dove Elbe. Tausende Bootseigner und Anlieger befürchten die Verschlickung des Nebenarms, wenn er geflutet werden würde. Kritik auch von der CDU

Das Stromsystem der Oberelbe entwässert gemeinsam mit ihren Nebenflüssen ein Gebiet von ca. 120.000 Quadratkilometer. Insbesondere bei Regen entstehen große Wassermengen. Diese transportieren erhebliche Mengen von Sedimenten – Abrieb vom Gewässergrund und den Uferrändern – elbabwärts. Letztendlich landen diese über die Norderelbe im Hamburger Hafen und in der Unterelbe. Die Süderelbe gibt es nicht mehr, sie „mündet“ in den Köhlbrand und „versorgt“ die angrenzenden Häfen mit Sedimenten und Schlick. Der Hamburger Hafen selbst produziert keinen Schlick; er ist das Sammelbecken für den gesamten Schlick von der Oberelbe. Solange sich dort nichts ändert, muss gebaggert werden. Gleiches gilt in kleinerem Maße auch für die östlich von Hamburg vorhandenen Flüsse Bille, Dove und Gose Elbe. Auch sie gehören zum Stromsystem Elbe und entwässern schlickbelastet in die Norderelbe. Jetzt soll die Dove Elbe dauerhaft geöffnet werden. Dagegen protestieren die in diesen Gewässern angesiedelten Sportboot-Besitzer. Was befürchten sie? Sowohl die Dove Elbe als auch die Bille können durch die vorhandenen Schleusen (Tatenberger Schleuse und Sperrwerk Billwerder Bucht) wasserstandsmäßig geregelt gegen Hochwasser geschützt werden. Das bedarf allerdings bezüglich der Öffnungszeiten eine Abstimmung mit den zuständigen Behörden. Und das soll doch wohl möglich sein.

Wolfgang Blechschmidt, Sülldorf

Bestattung mit Herrchen

4. August: Flockis letzte Ruhe in Ohlsdorf

Tiere sind Familienmitglieder und dürfen jetzt auch auf dem Friedhof Ohlsdorf bestattet werden. Das ist gut. Es gibt aber auch noch die Möglichkeit einer Urne im Tier-Krematorium Eichenhof. Wir haben unseren kleinen Hund einäschern lassen und bekamen seine Asche in einer kleinen, herzförmigen Urne. So blieb er bei uns in einem kleinen Körbchen mit seinem Lieblingsspielzeug. Erst als das Herrchen starb, wurden beide in einem Grab zusammen bestattet.

Gudrun Schuch-Nehrke