Im ausgewogenen Verhältnis

31. Juli: Wahlalter 16 – SPD, Grüne und Linke dafür

Es gibt meines Wissens keine Studie oder repräsentative Umfrage, die die Meinung von Herrn Habeck „dass die Mündigkeit der jungen Generation heute viel früher einsetzt“ konkret belegt. In Anbetracht des zumindest fahrlässigen Verhaltens etlicher Jugendlicher in der Corona-Pandemie habe ich daran auch meine Zweifel. Wenn jedoch die frühere Mündigkeit der Jugendlichen als gegeben hingenommen wird, wäre es eine logische Folge davon, das Jugendstrafrecht auch entsprechend zu ändern, d. h. die Anwendung auf Jugendliche bis 18 Jahre zu beschränken. Denn es kann nicht sein, dass die Jugendlichen einerseits früher mündig sind, wenn es ums Wählen geht, aber andererseits Entwicklungsverzögerungen geltend gemacht werden, damit das Jugendstrafrecht bis 21 Jahre angewandt werden kann. Schließlich müssen Rechte und Pflichten auch im ausgewogenen Verhältnis stehen.

Beate Hille, Hamburg

Wer’s glaubt, bleibt selig

29. Juli: Hamburger Supermärkte machen Kunden zu Kassierern. Preise selbst scannen per Smartphone, zahlen mit Karte –Penny hat das in einigen Filialen vor Kurzem eingeführt. Bei Edeka, Netto und Rewe laufen noch Tests

Werde Schnellzahler und sei Dir sicher, dass wegen des Selfscannings keine Arbeitsplätze wegfallen sollen. Dann ist doch alles super, oder? Wer’s glaubt bleibt selig. Technische Errungenschaften erleichtern unser Leben und werden sicherlich den Einkauf beschleunigen können. Aber für welchen Preis? Lassen die Discounterketten der gleichen Anzahl von MitarbeiterInnen dann mehr Zeit für die verbleibenden Tätigkeiten? Glauben Sie es? Oder sorgen schnellzahlende Kunden mit App oder bei der Nutzung von Selbstzahlerkassen, z. B. bei Ikea oder Rewe nicht mittelfristig dafür, dass Arbeitsplätze wegfallen? Arbeitsplätze für Menschen, die gerne zur Arbeit gehen, sich mit dem Betrieb und den Kunden identifizieren und denen es wichtig ist, selbst für ihre Rente zu arbeiten und nicht zur Agentur gehen zu müssen. Dafür stelle ich mich gerne an die übliche Kasse an, zahle gerne den üblichen Preis und freue mich über wahrscheinlich 111 erhaltenen Arbeitsplätze allein bei Penny.

Johannes Kahlke, Tangstedt

So kann es nicht weitergehen

30. Juli: Pella Sietas: Einigung in letzter Minute. Nach neun Monaten Streit mit Behörden darf Hamburger Werft verschlicktes Hafenbecken freispülen

Großen Dank an das Hamburger Abendblatt. Ohne die ausführliche Berichterstattung über das fehlende Baggerkonzept der HPA und die dadurch seit über acht Monaten verursachten existenzbedrohenden Schwierigkeiten für die Werft wäre die jetzt erfolgte Lösung nicht möglich gewesen. Dank auch an den Staatsrat der Wirtschaftsbehörde, der in kürzester Zeit diese Thematik zunächst gelöst hat. Das, was die HPA der Werft seit acht Monaten untersagt hat, darf sie jetzt endlich machen. 350 direkte und über 300 indirekte Arbeitsplätze können so erst einmal gesichert werden. Es ist allerdings sehr bedauerlich, dass gegenüber der HPA ein solch öffentlicher Druck aufgebaut werden musste. Wann werden hier endlich grundsätzliche Konsequenzen gezogen, denn so kann es nicht weitergehen.

Gunther Bonz, Präsident Unternehmensverband Hafen Hamburg e.V.

Aus dem Skandal lernen

30. Juli: Scholz unter Druck. Untersuchungsausschuss rückt näher

Es ist ein durchsichtiges Manöver, dass Olaf Scholz nun von der Opposition, Teilen der CDU/CSU und den Medien als der Hauptverantwortliche für den Wirecard-Skandal dargestellt wird. Ziel dieser Debatte ist, Olaf Scholz als wahrscheinlichen Spitzenkandidaten der SPD bei der nächsten Bundestagswahl zu beschädigen. Scholz wird vorgeworfen, nicht mitbekommen zu haben, was die Wirtschaftsprüfer über viele Jahre in vielen Prüfungen nicht bemerkt haben, was die Banken bei der Vergabe von Milliardenkrediten an Wirecard nicht gesehen haben, was die Deutsche Börse bei Aufnahme von Wirecard in den DAX nicht bemerkt hat. Welche Rolle hat eigentlich das Kanzleramt und das Bundeswirtschaftsministerium gespielt? Welche Rolle der frühere Finanzminister Schäuble und sein Staatssekretär Spahn, als Wirecard auch schon seine Bilanzen fälschte? Warum ist es immer noch gesetzlich zulässig, dass ein Wirtschaftsprüferunternehmen über viele Jahre ein Unternehmen prüft und gleichzeitig auch in der Unternehmensstrategie berät? Es gibt viel zu tun, aus dem Skandal zu lernen und gesetzliche Regelungen zu treffen, dass sich solch ein Betrug nicht wiederholen kann. Es wird interessant sein zu beobachten, wer solche Maßnahmen unterstützt und wer versucht, sie zu verhindern. Olaf Scholz als politisch Verantwortlichen für den Skandal auszumachen, ist einfach zu billig und leistet keinen Beitrag, eine Wiederholung eines solchen Skandals zu verhindern.

Winfried Wolf

Ungeklärt: die Kostenfrage

30. Juli: Die vergessenen Helden der Pandemie. Viele Beschäftigte hielten das Land auch im Lockdown aufrecht. Als Anerkennung bekamen sie viel Beifall – aber nur selten Geld

Bis heute gibt es keine regelmäßigen Tests in den Hamburger Alten- und Pflegeheimen – weder für das Personal, noch für die Bewohner, noch für die Besucher. Die Begründung berief sich bisher auf die ungeklärte Frage, wer die Kosten trägt. Obwohl ein großer Prozentsatz der bisher verstorbenen Covid-19-Patienten in Alten- und Pflegeheimen lebte, ist diese Personengruppe und ihr Umfeld der Politik keine regelmäßigen Testungen wert. Es gibt politische Entscheidungen wie diese – Spaß (Urlaub) vor Lebensrettung –, die mir den Atem rauben.

Ulrike Brackmeyer, Hamburg

Die Liste lässt sich verlängern

Was ist mit den Erzieherinnen? Sie haben unter fragwürdigen Bedingungen die Kinder im Notbetrieb betreut. Sie haben von zu Hause Videokonferenzen geschaltet. Sie haben Beschäftigungsmaterial für die Kinder zusammengestellt und zum Teil nach Hause gebracht. Sie haben Eltern und Kinder in dieser schweren Zeit beraten und getröstet. Diese Liste ließe sich noch sehr verlängern. Die Bezahlung war vorher schon nicht angemessen. Noch schlechter ist das Hauspersonal dran. Schon unter normalen Bedingungen ist der Job kaum zu schaffen. Unter Corona kamen massenhaft Aufgaben dazu, ohne zusätzliches Personal. Die Bezahlung? Es gibt wenig Hauspersonal, dass ohne Aufstockung oder Zweitjob auskommt.

Klaus-Dieter Borowski

Eigentlich selbstverständlich

30. Juli: Regeln: Was Radfahrer dürfen – und was nicht. Serie: Hat man Vorrechte am Fußgängerüberweg, darf man Kopfhörer tragen oder alkoholisiert sein? Das Abendblatt beantwortet wichtige Fragen

Vielen Dank für eine Seite voller Regeln für Radfahrer. Diese sollten eigentlich für jeden Radfahrer selbstverständlich sein. Ich hoffe, dass es die Richtigen lesen und es zu einer Entspannung zwischen allen Verkehrsteilnehmern kommt.

Petra Lüth, Lokstedt

… nur mit dem Kopf schütteln

29. Juli: Was passiert mit den Kontaktdaten beim Restaurantbesuch?

Die EU erlässt ein Gesetz namens DSGVO (Datenschutzgrundverordnung), wonach jeder Kleinunternehmer bestraft wird, wenn er in seinen AGB zum Datenschutz auch quasi nur ein Komma falsch gesetzt hat oder seine Behandlung der Kundendaten nicht lückenlos dokumentiert. Die Regierung erlässt ein Gesetz, wonach jeder Restaurantbesucher oder Besucher ähnlicher Einrichtungen seine Kontaktdaten zu hinterlassen hat, ohne für den Restaurantbetreiber verbindlich und nachweisbar zu regeln, wie er anschließend mit den Daten zu verfahren hat. Man kann nur noch mit dem Kopf schütteln.

Horst Kock, Geesthacht