Gerecht? Nein, eher sinnlos

24. Juli: ,Sie waren einer der Gehilfen in dieser Hölle‘

Die Frage ist nicht, warum „erst jetzt“ gegen den Angeklagten, sondern „warum überhaupt nicht“ gegen viele der Urheber der Gräuel. Dass dieser Prozess ganz allgemein die Bedingungen im KZ offenlegen sollte, war ja bereits klar, als ein falscher Zeuge auftauchte. Frau Klarsfeld, „prominent“ wegen ihres Auftretens gegen einen der im öffentlichen Dienst befindlichen Nazis, sollte die Wichtigkeit dieses Prozesses ebenfalls belegen. Dem, was einige Ihrer Leser bereits sinnvoll gegen diesen Prozess vorgebracht haben, möchte ich nur noch hinzufügen, dass die „Entdeckung“, nicht „nur“ die Tötung, sondern auch andere weiter gehende Bedingungen seien dem Angeklagten bekannt gewesen, „beweist“ doch nicht seine aktive Beteiligung daran. Insofern ist der Prozess nicht nur eine parodistische, sondern hinsichtlich von Gerechtigkeit eine sinnlose Veranstaltung angesichts all der „Großen“, die man hat „laufen lassen“, und daran, dass „Gutachter“ belegen wollen, der Angeklagte habe sich ja einfach versetzen lassen können. Aufgrund von Kenntnis der damals herrschenden „Rechts“lage weiß man doch, dass derartiger Ungehorsam und die damit verbundene Gefahr eines Verdachts gegen das KZ nicht ohne Gefahr für ihn selbst gewesen wäre.

Dr. Wilfried Baur, Hamburg

Von Gleichgültigkeit geleitet

Dies ist ein gerechtes und die Schuld des Angeklagten zutreffend begründendes Urteil. Man mag zwar darüber räsonieren, ob eine Bewährungsstrafe für das ungeheure Ausmaß des im KZ Stutthof begangenen Verbrechens, an dem sich der Angeklagte in nicht unerheblichem Maße beteiligt hat, noch angemessen ist. Denn wie soll sich ein heute 93-Jähriger für eine als Jugendlicher begangene Tat nach 76 Jahren eigentlich bewähren? Eine groteske Vorstellung, die die Sinnlosigkeit einer Bewährungsstrafe deutlich macht. Diese mehr rechtstheoretischen Überlegungen verkennen aber nicht, dass die Nichtvollstreckbarkeit einer Haftstrafe als Ergebnis dieses Verfahrens gerecht ist. Das Gericht hat dem Angeklagten zu Recht den Vorwurf gemacht, dass auch von einem 17-Jährigen angesichts der täglich erlebten schrecklichen Geschehnisse im KZ Stutthof eine Gewissensentscheidung dahingehend zu fordern ist, wenigstens den Versuch zu unternehmen, sich versetzen zu lassen. Dies wäre ihm zumutbar gewesen. Stattdessen leitete den Angeklagten Gleichgültigkeit bei seinem Tun als Wachmann. Dies ist die eigentliche Schuld, die auch heute noch, nachdem eine so lange Zeit verstrichen ist, in der der Angeklagte hätte vor Gericht gestellt werden müssen, gesühnt werden muss.

Dr. Claus Rabe

Liest Herr Block Zeitung?

18./19 Juli: Eugen Block: Corona ist nicht tödlicher als die Grippe. Der Hamburger Steakhausunternehmer möchte vom Robert-Koch-Institut exakte Daten zu den Sterblichkeitsraten genannt bekommen und Kolumne: Schumachers Woche: Zeit zum Aufräumen

Ich wusste gar nicht, dass Herr Eugen Block eine medizinische Ausbildung als Virologe hat. Seine Äußerungen, dass Corona nicht schlimmer wäre als die Grippe, passen in die Sparte der Verschwörungstheorie. Liest Herr Block keine Zeitungen bzw. sieht sich Berichte aus anderen Ländern über die Pandemie an? Italien, Spanien, Großbritannien etc. haben eine vielfach höhere Zahl an Toten als Deutschland. Und die zweite Welle rollt schon in vielen Ländern. Die von Herrn Block vom Robert-Koch-Institut gewünschte Zahl über Grippetote ist total irrelevant, da die Zahlen der durch Corona verstorbenen Personen nur deshalb so „niedrig“ sind, weil die angeordneten Maßnahmen gegriffen bzw. die Menschen sie auch so akzeptiert haben. Es geht hier um Vorsicht für alle Bürger. Die Aussage von Herrn Block „dann sterbe ich eben drei Tage früher“ mag für ihn zutreffen, ist aber auch zynisch. Ich gehöre zur älteren Risikogruppe mit Vorerkrankung und mein Wunsch ist es, die Geburt und das Aufwachsen meines Enkelkindes zu erleben. Und in diesem Zusammenhang ein großes Lob für die Kolumne von Herrn Schumacher. Er hat mit seiner Aussage über fehlende Kernkompetenz der Deutschen in Sachen Rücksicht und Solidarität teilweise ins Schwarze getroffen, wie man sieht. Schade, dass dieser Ansicht über Corona eine Plattform gegeben wird, auch wenn sie von einem Herrn Eugen Block kommt.

Nurie Klingenberg

Alles für die Radfahrer

24. Juli: Baustelle!Und wo sollen Radler hin? Mal Linksverkehr, mal bedrohliche Enge, mal Gedränge auf dem Fußweg: Was die Behörde sagt und wo es besser läuft

Das „Lied“ der Fahrradstadt Hamburg ist unüberhörbar. Forderung auf Forderung füllt die Listen, was alles für die Radfahrer getan werden muss, damit diese einer erfolgversprechenden Zukunft entgegensehen. Vergeblich sucht man allerdings Hinweise, dass Radfahrer auch Pflichten haben. Allen voran geht es dabei um die Einhaltung der StVO. Das Verhalten vieler Radfahrer ist haarsträubend, weil sie nichts zu befürchten haben. Wer Belege dafür braucht, muss sich nur mal an der U-Bahn-Station „Hoheluftbrücke“ postieren und wird seinen Augen nicht trauen. Allein die Gefährdung von Fußgängern ist dort an der Tagesordnung. Auch das Abstellen von nicht mehr funktionstüchtigen Rädern im öffentlichen Straßenraum ist ein Dauerthema, dem sich die Stadtreinigung gemeinsam mit den Bezirken alljährlich annehmen muss, zulasten der Steuerzahler. Es wäre an der Zeit, sich auch mit diesen Problemen zu beschäftigen, bevor das Aufgabenheft zur Förderung des Radverkehrs weiter gefüllt wird. Karin und Günter Dorigoni

Wo bleiben die Fußgänger?

Meine Reaktion auf den Artikel: Immer werden die Radfahrer in Schutz genommen. Und wo bleiben dann die Fußgänger? Für alle Verkehrsteilnehmer: Bitte bedenken Sie, eine Bushaltestelle für zwei Busse (Linie 1 und 250 ) liegt hinter der Kurve und Verengung. Unfälle sind nicht ausgeschlossen.

Petra Schröder

Ökosystem wird geopfert

24. Juli: Sportler kämpfen gegen Öffnung der Dove Elbe und Kommentar: Stoppt die Flut

Im Kommentar wird zurecht gefordert, dass die Dove Elbe nicht die Abraumhalde für den Hafenschlick werden darf. Eine Kooperation der Nordländer ist dringend gefordert. Statt die Elbe immer weiter auszubaggern, was durch die höher werdenden Strömungsgeschwindigkeiten erst die Probleme mit den Sedimenten schafft, hätte man schon vor Jahren eine Kooperation mit Bremerhaven (Tiefwasserhafen) eingehen können. Dann könnten dort die großen Containerschiffe umgeladen werden und auf der Elbe bräuchten nur noch kleinere Feederschiffe diejenigen Container nach Hamburg bringen, die wirklich hier her sollen. Fassungslos macht mich, dass die Umweltverbände bereit sind, ein in 70 Jahren entstandenes Ökosystem zulasten eines fragwürdigen Projektes zu opfern. Das Gebiet ist außerdem Trinkwasserschutzgebiet. Wie sich die mit Schwermetallen belasteten Sedimente auswirken, werden dann alle Hamburger an sinkender Trinkwasserqualität merken. Und zum Schluss noch ein Tipp: Wenn man das Baggergut in der Elbmündung wieder ausschüttet, muss man sich nicht wundern, wenn die nächste Flut es wieder zurück in den Hafen spült. Vorschlag: Helgoland will doch die Düne an die Hauptinsel anbinden – da wäre das Baggergut wenigstens noch von Nutzen.

Thomas Schendel

Kein Konsum auf der Straße

23. Juli: Corona-Partys auf dem Kiez: Stadt plant Alkohol-Verkaufsverbot

Das Verbot des Verkaufs wird sicher dadurch ausgehebelt, dass der Alkohol dann eben mitgebracht wird. Am einfachsten und wirkungsvollsten ist doch ein Verbot, den Alkohol auf der Straße zu konsumieren. Das gilt für die beliebten Plätze zum Cornern dann genauso wie für den Konsum von alkoholischen Getränken im Stehen vor der Kneipe. Die Kneipenbesitzer sind hier in die Verantwortung zu nehmen, die Mitnahme des Getränks vor die Tür zu unterbinden.

Annette Sager