Mehr Fragen als Antworten

22. Juli: ,Dürfen uns nicht mehr an Autos orientieren‘. Wie wird Radfahren in Hamburg attraktiver? HCU-Stadtentwicklungsprofessor Jörg Knieling hält einen radikalen Kulturwechsel für notwendig

Langsam ist es nun mal genug. Keine andere Minderheit in Hamburg bekommt so viel Aufmerksamkeit wie die Radfahrer. Angefangen beim Verkehrssenator, der zuletzt in den Medien wie ein Popstar gehypt wird und sich um die weit überwiegende Zahl der Autofahrer nicht zu kümmern scheint. Und das Interview mit dem Hochschullehrer der HCU (Hamburger HafenCity Universität) stellt mehr Fragen als es sie beantwortet. Wenn er fordert, dass die Straßen vom Autoverkehr zu entlasten sind, dann muss konsequent hinterfragt werden, wohin die Autos denn sollen. Und es ist das gute Recht eines Autofahrers, einfach nur einmal aus Spaß zu fahren. Es muss nicht immer ein Anlass da sein, nicht die Fahrt an die See oder die Lüneburger Heide. Es wäre zu einfach zu sagen, dass dafür die Autofahrer auch Steuern zahlen. Nein, jede Reglementierung greift in persönliche Entscheidungen ein. Aber dazu neigt jeder Staat schon seit langem. Der Staat hat für die Bürger da zu sein. Für alle! Nicht nur für Minderheiten.

Bernd Glodek, Hamburg

Er wird nie Bundeskanzler

20. Juli: Tschentscher setzt auf Kanzlerkandidat Scholz. Hamburgs SPD-Bürgermeister hofft im Bund auf die Zugkraft seines Vorgängers. Dieser sei sehr beliebt

Die Mehrheit der WählerInnen wird Olaf Scholz als Bundeskanzler nicht akzeptieren. Markige Sprüche befähigen noch keinen Finanzminister, Bundeskanzler zu werden. Das Herumlavieren im Wirecardskandal macht Scholz unglaubwürdig. Auch wenn der Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher jetzt Steigbügelhalter für seinen SPD-Parteigenossen Olaf Scholz spielt, er wird niemals Bundeskanzler werden.

Jürgen Retzlaff, Bremen

Wer soll das noch verstehen?

21. Juli: Hamburger Testspieltourismus. In Niedersachsen sind Fußballspiele erlaubt. Sondergenehmigung für die Pokalspiele im August steht noch aus

Wie ist das denn zu erklären? Und wer soll das noch rational nachvollziehen können? In Niedersachsen ist „Vollkontaktsport“ mit bis zu 30 Personen erlaubt, sogar mit Zuschauern. In Hamburg inklusive August noch nicht. Die „Coronazahlen“ würden eher für Hamburg und gegen Niedersachsen sprechen. Statt sich mal abzustimmen...

Gerhard Maack, Hamburg

Ein spektakulärer Vorschlag

18./19. Juli: Idee: Ein Laserschwert für die Bismarck-Statue. Der Notar Jens Jeep macht einen ungewöhnlichen Vorschlag für die Sanierung des umstrittenen Denkmals

Bismarcks Entwicklung ist noch nicht ganz in Stein gemeißelt – er könnte noch zum Jedi-Ritter werden. Was für ein spektakulärer Vorschlag von Jens Jeep, dem Hamburger Notar, dem so etwas Erhellendes einfällt. Die Kombination von Licht und Stein spiegelt die Aspekte der Ambivalenz, die uns so zu schaffen machen. Dieser kluge Vorschlag für ein Nach-Denkmal ist hinreißend und unterstützenswert.

Dr. Marie Coen, Hamburg

Aufklärung unerwünscht

18./19. Juli: Hamburger KRITiken: Denkmäler sind zum Denken da. Der Bildersturm übereifriger Aktivisten macht die Welt nicht besser – sondern dümmer

Schon in der Ausgabe vom 20. Juni erklärte Herr Iken, dass Rassismus in der Polizei kein Thema ist. „Latenter Rassismus“ oder gar „Racial Profiling“ vermag er im Polizeikörper nicht zu erkennen. Und er wird in seiner Einschätzung ja gestützt von den Innenministern der Bundesländer und der Bundesrepublik, allesamt mindestens mittelalte, deutsche, weiße Männer und eine Frau. Dass nur ein paar Tage vorher Philip Oprong Spenner in einem wirklich ausgezeichneten Interview von genau diesem latenten Rassismus erzählt: Geschenkt! Und nun klärt uns Herr Iken also über die Denkmäler Hamburgs auf und dass es unlauter wäre, sie nach den Maßstäben von 2020 zu beurteilen. Ich frage mich: Warum eigentlich fühlt sich ein Mensch, der von den Untermenschtheorien eines Immanuel Kants oder dem frappanten Antisemitismus eines Martin Luthers als weißer Mann absolut nicht betroffen ist, dazu berufen, hier ein Urteil zu fällen? Warum befragt man zur Giraffenstatue oder dem Bismarck-Denkmal (oder zu allen anderen Themen) eigentlich nicht einfach mal eine relevante Interessensvertretung wie zum Beispiel „Der Braune Mob e. V.“ und hört diesen Menschen einfach mal zu, was die für Gedanken zu diesen Denkmälern haben? Und nach welchen Maßstäben sollen wir diese Zeitgenossen eigentlich sonst beurteilen als nach unseren heutigen? Warum fühlen wir uns, als Vertreter der Majorität (zu der ich fraglos auch gehöre) eigentlich immer dazu berufen, Themen die Minoritäten betreffen, abschließend zu besprechen? Ich jedenfalls würde es bevorzugen, wenn Herr Iken seinen prominenten Platz am Sonnabend einmal einem/er InteressenvertreterIn überlassen würde, der/die seine oder ihre Gedanken zu diesem Thema teilen kann. Und die können wir dann gerne diskutieren. Ach ja: Sollten wir irgendwann einmal ein Denkmal von Marx, Lenin oder Che Guevara in Hamburg entdecken, bin ich absolut bereit, über diese wirklich schwierigen Zeitgenossen zu diskutieren, denn ein Denkmal sollte auch ihnen nicht gesetzt werden. Bis dahin sparen wir uns doch den „Whataboutism“ und sprechen über die Denkmäler, die wir haben.

Marc Rommel

Vorbei: Es war ein Rauschen...

21. Juli: Was die Absage der Sport-Großevents bedeutet. Ausfall von Triathlon, Ironman, Marathon, Spring- und Dressurderby und Cyclassics trifft Teilnehmer, Veranstalter und Tourismusbranche hart

Schade, dass dieses tolle Radrennen dieses Jahr nicht stattfindet. Es war immer ein tolles Erlebnis, wenn Hunderte von Rädern bei uns unmittelbar vorbeifuhren. Es war ein Rauschen – und plötzlich war es wieder vorbei! Die zuständige Rennleitung hat jetzt ein Jahr Zeit, eine neue Streckenführung zu planen. Denn durch die Umbaumaßnahmen im Tinsdaler Kirchenweg und auch Tinsdaler Heideweg können meines Erachtens nicht mehr Hunderte von Radrennfahrern mit Tempo 40 gefahrlos diese Strecken passieren. Hier wurde eine außerordentliche Verkehrsberuhigung durch Fahrbahnverschwenkungen und -verengungen sowie diversen Nasen in der Fahrbahn durchgeführt, sodass man schon als normaler Freizeitradler aufpassen muss. Die Verantwortlichen sollten sich doch einmal selbst die neue Streckenführung ansehen. Die örtliche Polizei-Dienststelle sagte mir, dass das sowieso gemacht wird. Hoffentlich rechtzeitig vor dem geplanten Termin.

Jürgen Bade, Hamburg

Zwei Aspekte bewegen mich

21. Juli: Drohen weitere Krawallnächte? Frankfurter Randale ging von jungen Männern aus. Konfliktforscher registriert wachsende Wut enttäuschter Migranten

Bei diesem Ereignis bewegen mich zwei Aspekte. Zum einen wieder die sinnlose Gewalt gegen Polizeibeamte. Es wundert mich allerdings nicht, da es aus bestimmten politischen Kreisen opportun erscheint, die gesamte Polizei unter Generalverdacht zu stellen. Wenn sie eingreift, ist es natürlich das „brutale“ Vorgehen, arbeitet sie deeskalierend dann wirft man ihr Versagen vor. Für die prügelnden Teilnehmer finden die Polit-Soziologen sofort Gründe, die so ein Verhalten entschuldigen und dafür Verständnis aufbringen. Zum anderen bewegt mich das Verhalten der Migranten. Wir haben sie mit offenen Armen empfangen, mit personellem und finanziellem Aufwand unterstützt, versucht ihnen einen sicheren Aufenthalt zu ermöglichen. Egal unter welchen Verhältnissen sie hier vorübergehend leben müssen – Anstand, Moral und konfliktfreies Zusammenleben ist doch wohl in allen Ethnien eine Grundvoraussetzung für ein Zusammenleben. Meiner Meinung nach sollten wir unabhängig von Nationalitäten eine Null-Toleranz-Politik einfordern und durchsetzen.

Max Winter, Hamburg