Vergebung ist Menschlichkeit

21. Juli: Ex-KZ-Wachmann bittet um Verzeihung. Angeklagter wendet sich an Opfer und Angehörige im Stutthof-Prozess. Verteidiger fordert Freispruch. Urteil soll Donnerstag verkündet werden

Es ist schwer nachvollziehbar, was einem 93-Jährigen, der zur Zeit des Vergehens pubertäre 17 Jahre alt war, zugemutet wird. Keiner der Prozessbeteiligten kann sich in die damalige Situation hinein versetzen, auch vermisse ich Verständnis für die Psyche eines 17- und eines 93-Jährigen. Warum wird dieser Prozess erst jetzt geführt, wem soll er nützen? Die Gräueltaten sind über 70 Jahre her und gegen diverse NS-Schergen mit Vorgesetztenfunktion sind keine Prozesse geführt worden. Hier ist Vergebung von beiden Seiten erforderlich, das wäre wahre Menschlichkeit!

Norbert Herzberg, Pronstorf

Klischee aus der Steinzeit

21. Juli: Warum wir so gern Billigfleisch essen. Die Lust auf Schnitzel und Co. ist ungebrochen. Selbst Skandale in der Tierhaltung ändern nichts daran

Dieses uralte Klischee „Fleisch essen ist männlich“ stammt wohl noch aus der Steinzeit, als die Menschen sich eben hauptsächlich von Fleisch ernährten und es den Männern vorbehalten war, auf die Jagd zu gehen. Und auch heute noch ist es selbstverständlich nur den „echten Kerlen“ vorbehalten, den Grill zu bedienen. Tja, da habe ich als überzeugter Vegetarier wohl ganz schlechte Karten.

Michael Liedtke

Eine Tour mit dem Rollstuhl?

19./20. Juli: Abgefahren. Was läuft gut für Fahrradfahrer in der Stadt? Und was gar nicht?

Immer was Neues, immer was Größeres, immer was Schnelleres! Nur so gewinnt auch ein Senator an Profil. Etwas Neues bauen oder errichten, das ist leicht, aber etwas Vorhandenes zu erhalten und zu pflegen, das ist eine Kunst, die leider nicht mehr beherrscht wird, offenbar auch nicht von Herrn Tjarks. Wie möchte er die vorhandenen Bürgersteige und Radwege so gestalten, dass sie für Mitbürger, die nicht mehr so mobil sind wie Herr Tjarks, nutzbar werden bzw. bleiben. Denkt man alleine an die Übergänge vom Bürgersteig oder Radweg auf die Straße und entsprechend zurück, dann gibt es hier einen erheblichen Nachholbedarf. Denkt man an die Radfahrer, die mit ihrem verkehrswidrigen Verhalten eine Gefahr für die Gruppe derer darstellen, die eben nicht mehr so beweglich sind wie die jüngere Generation, dann ist der Ruf nach „Fahrrad-Fahrschule“ durchaus berechtigt. Ich würde gerne mit Herrn Tjarks einmal eine Tour im Rollstuhl unternehmen, damit er die Begründung für mein Anliegen selber erfahren kann.

Ulrich Schauer, Hamburg

Radwege muss man pflegen

Zu Ihrem für Herrn Tjarks freundlichen Feature im Magazin zum Wochenende sei angeregt, dass man sich einmal die neu angelegten Fahrradwege ansehen möge. Vor nicht allzu langer Zeit wurde – vermutlich für viel Geld und sicherlich mit viel Behinderung für den Verkehr – entlang der Fuhle ein schöner neuer Radweg angelegt. Aber was nutzt dies, wenn dieser, wie im oberen Bereich zwischen Ratsmühlendamm und Alsterdorfer Straße nicht gepflegt wird? Unkraut sprießt und verengt den ohnehin schmalen Weg, an anderen Stellen scheint der Kehrwagen schon seit Monaten nicht mehr vorbei gekommen zu sein: Wildwachsende Sträucher heben mit ihren Wurzeln die Platten an. Man muss nicht nur in neue Radwege investieren, man muss sie auch pflegen. Sonst ist das nicht mehr als aktionistisches Verpulvern von Steuergeldern. Vielleicht ein Thema, das beim nächsten Radausflug mit dem Senator berücksichtigt werden kann.

Jacob Siebert

Rote Ampel: Wie viele halten?

Leider gibt es unter den Politikern zurzeit immer mehr Fantasten, die den Sinn für die Realität verloren haben. Der eine empfindet das Bismarck-Denkmal als unerträglich, jemand anderes empfindet die Giraffen-Skulptur als Zumutung für alle Hamburger, die diese am Tag passieren, und Anjes Tjarks hat ermittelt, dass sich bis auf zwei bis drei Prozent alle Radfahrer verkehrsgerecht verhalten. Ich hingegen beobachte, dass bei einer Rot werdenden Ampel höchstens zwei bis drei Prozent der Radfahrer überhaupt anhalten. Der Rest fährt einfach weiter oder weicht über den Fußweg aus.

Roland Möck

Tolle Idee für jeden Kunden

21. Juli: Aldi-Tüte für den Rücken kommt aus Hamburg. Discounter verkauft die neuen Mehrwegtaschen eines Gründerduos ab Donnerstag in mehr als 4000 Filialen

Die neue Aldi-Mehrzwecktüte ist ein tolle Idee für jeden Kunden mit oder ohne Fahrrad. „Eine für fast alles“, ein vielversprechendes Gebrauchsutensil. Zusätzliche Leuchtstreifen als Besatz (ähnlich wie bei einer Warnweste) könnten die Sicherheit für Radfahrer im Straßenverkehr noch erhöhen.

Rita Humpke, Hamburg

Erinnerung und Aufklärung

18./19. Juli: Hamburger KRITiken: Denkmäler sind zum Denken da. Der Bildersturm übereifriger Aktivisten macht die Welt nicht besser – sondern dümmer

Ich bin Herrn Iken sehr dankbar, dass er sich des Themas „Bildersturm“ angenommen hat. Das Vernichten von Denkmälern und Namen erinnert sehr an das Dritte Reich und den IS. Diese Leute haben Wertvolles und Unwiederbringliches vernichtet. Alle aufgeregten und dummen Menschen, die so etwas vernichtet haben möchten, sollten darüber nachdenken, dass durch die Denkmäler Erinnerung und Aufklärung wichtig sind. Das sagt eine 90-Jährige, die sich stets durch zwei seriöse Zeitungen mit verschiedenen Tendenzen möglichst richtungsfrei informiert.

Rita Schemion, Hamburg

Das Zauberwort in dieser Zeit

18./19. Juli: Eugen Block: Corona ist nicht tödlicher als die Grippe und 21. Juli: Leserbrief: Verharmlosung einer Krankheit

Wenn Herr Dr. Kücken meint, die „Mutter aller Fragen“ sei die Frage nach der Zahl der Toten im Jahr 2020 im Vergleich zu den Vorjahren, so irrt er absolut in der Schlussfolgerung! Ist die möglicherweise moderate Zahl der Todesfälle ja vielleicht gerade den getroffenen Maßnahmen des Lockdowns zu verdanken und rechtfertigt damit die Vorgehensweise? Ebenso gefährlich ist doch auch ein Aufeinandertreffen der „normalen“ Grippeviren mit dem Coronavirus. Halten wir doch einfach noch ein wenig durch und schützen uns gegenseitig. Als Lehrerin weiß ich, wie erschöpfend für alle Seiten geschlossene Schulen mit Homeschooling etc. sind. Aber eine zweite Corona-Welle mit nochmaligem Lockdown wäre wirtschaftlich kaum zu bewältigen. Rücksichtnahme ist das Zauberwort dieser Zeit.

Gabriele Elf

Wir brauchen ein Miteinander

20. Juli: Neue Radwege auf Hauptstraßen. Hamburg nimmt Autos eine Spur weg

Das kann ja wohl nicht wahr sein, wie schon mit dieser Überschrift das Gegeneinander von Autofahrenden und Radfahrenden in Hamburg geschürt wird. Die Radfahrenden nehmen also den armen Autofahrenden etwas weg! Wir brauchen in dieser ganzen Diskussion über die Mobilität in Hamburg ein Miteinander und ein verstärktes Aufeinanderachtgeben. Von einer Zeitung wie dem Hamburger Abendblatt, welche viel in unserer Stadt gelesen und beachtet wird, hätte ich etwas anderes erwartet. Ich persönlich halte es für sinnvoll, den Radfahrenden mehr und vor allem auch sicheren Platz einzuräumen. Dieser Weg weist in die richtige Richtung. Schließlich haben wir ja auch einen Senator für die Mobilitätswende. Es muss sich also etwas ändern. Außerdem: Man stelle sich vor, alle Radfahrenden würden mit dem eigenen Pkw zur Arbeit in die Stadt fahren, dann wären sämtliche Staus viel länger. Vielen Dank also an alle, die das Fahrrad nehmen. Sie tragen dazu bei, dass auch die Autofahrenden besser vorankommen.

Andrea Wett, Hamburg