Schlechte Belüftung in S-Bahn

13. Juli: Bleibt das Klima auf der Strecke? Corona-Pandemie: Viele Menschen meiden aus Angst vor Ansteckung öffentliche Verkehrsmittel. Die Kommunen schlagen Alarm

Herr Dedy irrt, wenn er glaubt, dass derjenige, der wieder gerne in ein Restaurant geht, genauso gut in Bus und Bahn steigen kann. Zurzeit nutze ich – ebenso wie viele andere – die Außengastronomie und nur in Ausnahmefällen die geschlossenen Gasträume. Diese gewähren aber im Gegensatz zum öffentlichen Nahverkehr Abstand und in der Regel eine gute Belüftung. Notgedrungen nutze ich Bahnen und Busse und stelle fest, dass immer wieder Bahnen ausfallen, und dadurch die Abteile unangenehm voll sein können. Insbesondere in den S-Bahnen gibt es nur wenige Lüftungsklappen, die für frische Luft sorgen könnten und in „stehender Luft“, dicht an dicht mit Menschen, ist es sehr unangenehm zu fahren. Und auch die klimatisierten Busse und Bahnen nehmen nicht unbedingt die Angst vor Aerosolen, zumal kaum kontrolliert wird, ob Mund-Nasenschutz auch getragen wird. Hier besteht noch dringender Handlungsbedarf. Schnellstens sollte, wie in Berlin längst üblich, 50 Euro Verwarngeld bei Nichttragen von Masken erhoben werden und Menschen, die sich nicht an die Regeln halten wollen, aus dem öffentlichen Nahverkehr entfernt werden. Erst dann werden die Fahrgastzahlen auch wieder steigen, und das Auto könnte als Alternative ausgedient haben.

Brigitte Endriss

Einzelhandel ist passé

11./12. Juli: Innenstadt? Nein, danke! Über den Niedergang der Hamburger City – und den Irrglauben, dass dort jemand in teuren, umgebauten Bürohäusern wohnen will

Ich kann der Analyse von Herrn Kähler nur zustimmen. Um es noch drastischer zu sagen: Die Mehrheit in unserer Gesellschaft will keinen Einzelhandel mehr! Das Sterben der Kaufhäuser ist zudem nur eine Fortschreibung der Entwicklung. In ihrer erfolgreichen Zeit haben sie durch die Vielfalt ihres Warenangebotes dem Fachgeschäft den Boden entzogen. Nun zieht die Karawane eben weiter, in Richtung Amazon & Co. Eines sollten die Konsumenten bei aller Bequemlichkeit der Onlinebestellung jedoch bedenken: Beim Einkaufen per pedes und vor Ort unterstützt man Unternehmen, die sich nicht durch prekäre Arbeitsverhältnisse hervortun und in diesem Land Steuern zahlen.

Hans-Joachim Bull, Quickborn

Herzerfrischende Ideen

11./12. Juli: Lasst alle Künstler im Freien auftreten! Einkaufen geht wieder, aber Musik, Theater und Tanz nicht? Plädoyer für einen deutschen Kultursommer

Welch eine wunderbare Kolumne für einen Kultursommer. Danke, Herr Schumacher, für Ihre herzerfrischenden und zielgerichteten Ideen. Nicht nur den Künstlern wäre geholfen, wir hätten auch mehr lächelnde Gesichter im Freien. Bitte weiterleiten an die Kulturpolitiker und Ordnungsämter.

Heike Klemm-Kitzing

Alte Menschen ohne Lobby

9. Juli: Plötzlich einsam – und keiner kriegt es mit. Nicht alle Corona-Opfer haben eine Lobby. Warum mich das Schicksal geistig behinderter Menschen besonders berührt hat

Die Menschen in den Alten- und Pflegeheimen haben ebenfalls keine Lobby. Je nach Landkreis wird seit fast vier Monaten kein wirklicher Kontakt zu ihren geliebten Menschen zugelassen. Kein Angehöriger darf diese Menschen in den Arm nehmen oder auch nur ihre Hand halten. Selbst der Besuch im Bewohnerzimmer ist immer noch verboten. Niemand hat diese Menschen gefragt, ob sie überhaupt vor Menschlichkeit geschützt werden wollen oder ob sie den Tod vielleicht sogar herbeisehnen. Wobei es keineswegs so ist, dass infizierte Bewohner an Corona versterben müssen. In dem Heim, in dem geliebte Menschen von mir vor sich hin vegetieren, darf seit einigen Wochen nach Absprache wieder für 30 Minuten pro Woche ein Besuch im Garten oder in einem extra dafür eingerichteten Besucherzimmer stattfinden. Außer der obligatorischen Plexiglasscheibe befinden sich im Besucherzimmer noch hohe, mit Folie umwickelte Stellwände. In diesem Raum können sehr schwerhörige Menschen nicht mit ihrem Besucher kommunizieren. Ich wünsche mir sehr, dass die Heuchelei der Verantwortlichen endlich aufhört. Wenn sie wirklich die Menschen in den Alten- und Pflegeheimen schützen wollten, dann hätten sie schon vor Jahren für mehr Personal gesorgt und die Pflegekräfte von sinnentleerten Dokumentationsaufgaben befreit. Außerdem haben die Pflegekräfte ein höheres Gehalt verdient. Ich wünsche allen Verantwortlichen von Herzen, dass sie in ihrer letzten Lebensphase die gleiche Qual erleben. Wenn sie dann stundenlang in ihrem Urin und Kot liegen, weil niemand Zeit hat, ihnen die Schutzhose zu wechseln, dann werden sie merken, was Schutz eigentlich bedeutet.

Dagmar Kolbe, Norderstedt

Mutige Richterin

11./12. Juli:G-20-Prozess: Ein Täter muss in Haft

Hut ab vor Richterin Anne Meier-Göring am Hamburger Landgericht. Nach ihrer Mammutaufgabe – zehn Kartons Akten durchackern, 116 Zeugen vernehmen, hunderte von Videos sichten und 18 Monate Beweisaufnahme – zeigte die junge Richterin viel Courage. Sie fand nicht nur klare Worte für die Täter, sondern ebenso für das Versagen der Politik in Hamburg (Schutz der Prominenz in der Elbphilharmonie war wichtiger als Schutz der bedrohten Bürger) und der Staatsanwaltschaft, der sie politische Stimmungsmache vorwarf. Freunde hat die mutige Juristin sich ganz sicher nicht damit gemacht. Nicht im Rathaus und nicht in den eigenen Reihen. Dafür hat sie meinen allergrößten Respekt und hoffentlich auch den vieler anderer Hamburger gewonnen.

Helga Vierkant

Lieber übers Reisebüro buchen

10. Juli: Das falsche Spiel der Fluggesellschaften. Eurowings, Easyjet und Co. lassen Flüge kurzfristig ausfallen. Genervte Kunden finden keine Ansprechpartner und sollen nur Gutscheine erhalten

Wer jetzt Flüge buchen will oder muss, sollte dies bei einer halbwegs seriösen Airline und sinnvollerweise über ein Reisebüro machen. Für eine schmale Beratungsgebühr hat man zumindest einen persönlichen Ansprechpartner. Dieser kann auch keine Wunder vollbringen, aber zumindest kann man man sich mit einem menschlichen Wesen austauschen. Flugbuchungen über digitale Kanäle mögen gut und billig sein, solange alles glatt läuft, aber wehe, es taucht ein Problem auf… Ich selbst warte auf die Erstattung einer seriös getätigten Buchung via Reisebüro, von der Portugiesischen Fluggesellschaft TAP seit April. Ein Gutschein wurde mir nicht angeboten. So viel zum Thema „die Airlines müssen innerhalb von sieben Tagen ausgefallene Flüge erstatten“. Das mag juristisch so sein, nur keiner hält sich daran und juristische Schritte gegen die Fluggesellschaft einzuleiten, dürfte im Endeffekt um ein Vielfaches teurer werden als die Summe des bezahlten Flugpreises.

Hans-Martin Sturz, Reinbek

Es bleibt der Weg zum Anwalt

10. Juli: Zwei Meter Abstand am Pool, das Büfett-Essen wird serviert. Wybcke Meier von TUI Cruises über Routen und Hygienekonzept

Gern würde man Wybcke Meier von TUI Cruises glauben, dass es nur Einzelfälle sind, in denen es zu Verzögerungen bei der Rückerstattung kommt. Nachdem TUI Cruises am 18. Mai 2020 unsere Tour nach Norwegen abgesagt hat, haben wir uns am nächsten Tag dazu entschieden, die Anzahlung erstatten zu lassen. Jedoch war dies nicht so einfach. Weder per Telefon noch per Mail war TUI Cruises erreichbar. Letztlich konnten wir über das Reisebüro die Rückerstattung beantragen. Stand heute, nach nunmehr 55 Tagen: Uns bleibt nur der Weg zum Anwalt, um unsere Ansprüche geltend zu machen. Ich glaube nicht, dass es sich hierbei um einen Einzelfall handelt. Vielmehr dürfte es sich um ein Geschäftsmodell zur Liquiditätssicherung von TUI Cruises handeln.

Claus-Wilhelm Six, Finkenwerder