Man kann es auch übertreiben!

10. Juli: Streit um Skulptur bei Hagenbeck. Linke erhebt Rassismus-Vorwürfe. Stadt prüft Figur – Künstler reagiert gelassen

Schlimmer geht’s nimmer! Seit 20 Jahren wird die Skulptur von Zigtausenden Autofahrern und Besuchern des Tierparks wahrgenommen, ohne dass es jemals zu einer Beanstandung gekommen ist. Da die Giraffe in Afrika beheimatet ist, macht es Sinn, dass die Figur als Afrikaner dargestellt wird. Das hat doch nichts mit Rassismus zu tun! Wenn die Linksfraktion Eimsbüttel keine anderen Probleme hat. Man kann es auch übertreiben!

Petra Hansen

Schäbiges Geschäftsmodell

10. Juli: Das falsche Spiel der Fluggesellschaften. Eurowings, Easyjet und Co. lassen Flüge kurzfristig ausfallen. Genervte Kunden finden keine Ansprechpartner und sollen nur Gutscheine erhalten

Sehr gut, dass das Abendblatt das Thema aufgreift. Die beschriebene Vorgehensweise ist wohl zu einem schäbigen Geschäftsmodell der Vermittler und/oder Fluggesellschaften geworden. Ein aktuelles, selbst erlebtes Beispiel mit wieviel Dreistigkeit der Kunde rechnen muss. Ich habe Anfang Juni einen Flug für mich und meine Frau am 13. Oktober von Alghero nach Hamburg über flüge.de für 273,58 Euro gebucht. Kiwi.com hat den Flug schnell bestätigt. Vor drei Tagen hat mich Kiwi.com per E-Mail informiert, dass der Flug storniert ist. Als Alternative bot mir Kiwi.com an, nur eine Stunde später den Flug mit den gleichen Fluggesellschaften (Wizz Air/Eurowings) und der gleichen Gesamtzeit für einen Mehrpreis von 331,21 Euro (d. h. mehr als den doppelten Preis) zu buchen. Den Hinflug von Hamburg nach Alghero am 29. September hat Kiwi.com eigenmächtig von einer Gesamtflugzeit von 6,15 Stunden auf 13,5 Stunden verlängert. Wartezeit in Wien zehn Stunden. Die Anschrift von Kiwi.com ist in Brno/Tschechien. Flüge.de in Leipzig erklärt sich nicht zuständig. Telefonisch lehnen diese Fluggesellschaften alle Gespräche ab, wenn der Flug nicht innerhalb von 72 Stunden oder sechs Wochen stattfindet. Über einen guten Tipp, was man als Kunde richtig macht, wären wir alle sehr dankbar.

Dr. Achim Keune

Das gab es schon immer...

8. Juli: Die digitalen Hippies von heute. Über die globale Protestkultur der Jugend könnten wir Älteren höhnisch lachen – und einen Fehler machen wie unsere Eltern 1968

Diese Netzentdecker-Kolumne von Herrn Schumacher ist ein wenig Schwarz-Weiß geraten. Sicher gibt es diese privilegierte weiße Jugend der Rezos und Kevins. Und es ist gut, das es sie gibt. Sie stellen die richtigen Fragen. Auch wir Älteren können dadurch uns und unser Sosein hinterfragen. Aber dies ist auch nur ein Teil der Jugend, medial sehr präsent. Auch einst die Hippies waren nur ein Teil der Jugend. Jugend ist nicht homogen. Ich kenne Eltern, deren Kinder nach dem Abitur erstmal eine Weltreise machten (vor Corona) mit Work and Travel in Australien. Einmal mit dem Flieger nach Australien, und die persönliche Klimabilanz desjenigen dürfte für den Rest seines Lebens vergeigt sein. Aber diesen Jugendlichen ging es nicht um die Klimabilanz, sondern um ihre Selbstverwirklichung. Gab es auch schon immer.

Andreas Geisler

Jugendstrafe ist eine Farce

7. Juli: Jugendstrafe für einen 93-Jährigen? Staatsanwaltschaft fordert drei Jahre Haft für früheren KZ-Wachmann

Der Anwalt der Nebenklage hat vollkommen recht: „Die Deutschen waren ein Volk von ganz vielen Helfern“. Um so unverständlicher ist es jetzt, sich ein denkbar „kleines“ Licht von damals herauszusuchen und an ihm ein Exempel zu statuieren. Wenn der Staatsanwalt in seinem Plädoyer sagt: „Das ein Wachmann einfach vom Turm steigen konnte, sein Gewehr abgeben und erklären, dass er nicht mehr kann und sich zur Wehrmacht meldet“, zeigt das seine mangelnden Geschichtskenntnisse über das Leben im dritten Reich. Und obwohl es den furchtbaren Verbrechen nicht angemessen ist, könnte man auch sarkastisch sagen: So erklärt Klein-Fritzchen das Verhalten in der Nazizeit! Ob er das wohl auch zu den Tausenden seiner Kollegen Staatsanwälte oder Richter gesagt hätte, die für den „Diebstahl“ einer Scheibe Brot oder dem Verteilen von Flugblättern unzählige Menschen unters Fallbeil geschickt haben? „Zieht Eure Roben aus, geht aus dem Gericht und meldet euch an die Front, denn diese Urteile widersprechen jedem Menschenrecht!“ Er sagte weiter: „Die Strafjustiz sei verpflichtet, auch nach 75 Jahren ein deutliches Signal zu setzen: Mord verjährt nicht.“ Recht so, aber warum habt ihr damit erst nach 70 Jahren angefangen und all die Todesurteile, die von damaligen Juristen ausgesprochen wurden nicht verfolgt? Es ist schon bemerkenswert, welche starke Persönlichkeit und vor allem welche Geschichtskenntnis einem 17-Jährigen im Jahre 1944 unterstellt wird und mit wieviel Verständnis und Samthandschuhen heutige jugendliche Straftäter behandelt werden! Richard von Weizsäcker schreibt in seinen Erinnerungen zum Beispiel: „Die entscheidende Frage, die jeder nur sich selbst stellen kann, aber auch stellen muss, bleibt ja nicht die, was er wusste, sondern was er nach seinen konkreten Lebensbedingungen hätte wissen können und überhaupt wissen wollte. Wer von den Nachfahren ist sich heute dessen sicher, dass er damals die richtigen Antworten gewusst hätte?“ Was bleibt ist die Farce, einen heute 93-Jährigen mit einer Jugendstrafe zu verurteilen und in einem monatelangen Prozess mit Zeugen aus aller Welt Unsummen an Steuergeldern aus dem Fenster zu werfen.

Reinhold Huff

Keine lauen Kompromisse

9. Juli: Cornern: Bezirkschefin gegen Dauerverbot

Bis in die 90er-Jahre hinein war es geradezu verpönt, auf öffentlichen Plätzen und Straßen Alkoholika zu konsumieren. Das hat sich nunmehr grundlegend geändert und ist heutzutage in unserem Straßenbild zur Selbstverständlichkeit geworden. Nun wollen wir alle nicht unbedingt in vergangene Zeiten zurückkehren. Allerdings wollen wir auch nicht, dass sich Personengruppen rücksichtslos gegenüber anderen verhalten. Nach Artikel 13 Abs. 1 des Grundgesetzes ist die Wohnung unverletzlich. Gegen dieses Recht wird nach meinem Verständnis auch dann verstoßen, wenn Lärmemissionen in der Nähe einer Wohnung dauerhaft das zulässige Maß überschreiten. Die Politik ist daher geradezu verpflichtet, in diese unschöne Entwicklung konsequent einzugreifen und im Interesse der Anwohner (zu denen ich im Übrigen nicht gehöre!) eine dauerhafte Lösung durchzusetzen. Laue Kompromisse, die da offensichtlich von so manchem Politiker angestrebt werden, helfen nicht weiter. Schließlich waren die Bewohner zuerst da und nicht die „Corner“.

Dieter Buchholz, Hamburg

Alles für das „goldene Kalb“

7. Juli: Gericht hebt Lockdown im Kreis Gütersloh auf. Richter urteilen per Eilbeschluss

Die Großschlachterei Tönnies exportierte 50 Prozent ihres Umsatzes von 6,1 Milliarden Euro jährlich. Weil Konkurrenzfähigkeit wichtiger war als menschenwürdige Arbeitsbedingungen, haben sich dort über 1000 osteuropäische Beschäftigte mit dem Corona-Virus angesteckt. Seit Jahrzehnten erzielt Deutschland einen riesigen Exportüberschuss, durch Ausreizung aller technischen Möglichkeiten, niedrigen Sozialstandards und mit Hilfe der Politik. Der deutsche Exportüberschuss brachte anderen Ländern Arbeitslosigkeit und Verschuldung. Das zwang sie zu einer üblen Sparpolitik, mit Sozialabbau, Abbau und Privatisierung des Bildungs- und des Gesundheitswesens u. ä. Daher forderte die Corona-Pandemie in vielen Ländern eine hohe Zahl an Todesopfern. Auch gegenüber den USA wurden riesige Exportüberschüsse erzielt. Dort sind besonders die großen Städte verarmt und überschuldet. Dem goldenen Kalb Konkurrenzfähigkeit wurden auch die deutschen Klimaziele geopfert. Es ist an der Zeit, wirtschaftliche Eroberungspolitik durch wirtschaftliche Friedenspolitik zu ersetzen.

Hans Oette, Neuenstadt