Aufbruch für die City?

27./28. Juni: Aus für zwei Kaufhäuser stürzt Hamburgs City noch tiefer in die Krise

Die Schließung der Kaufhäuser am Entree zur Mönckebergstraße ist eine Katastrophe für die Hamburger City, allerdings letztlich nur die – durch den Lockdown beschleunigte – Konsequenz einer bereits seit Längerem absehbaren Entwicklung. Diese betrifft neben der Krise der Kaufhäuser die relative Austauschbarkeit des Besatzes der großen Einkaufsstraßen (nicht nur in Hamburg), die wiederum wesentlich mit den hohen Immobilienpreisen und der Struktur der Eigentümer zusammenhängt. Insofern bietet die Schließung auch eine Chance, über neue Konzepte für den Branchenmix nachzudenken: Was kommt, wenn der Handel geht? Wie könnte ein Aufbruch für die Hamburger City aussehen? Im Vordergrund müssen neue, interessante Nutzungen stehen, die mehr Menschen in die City locken und für mehr Frequenz sorgen. Dies kann und wird nicht der x-te Mode- oder Gastro-Filialist sein. Für innovative inhabergeführte Konzepte, Start-ups oder Pop-ups müssen jedoch die Mieten sinken und die Flächen kleiner werden. Dass dies mit großen Versicherungen oder Fondsgesellschaften als Eigentümer nicht einfach wird, wissen wir alle. Insofern ist zu überlegen, ob die Stadt Hamburg diese beiden Schlüsselimmobilien erwirbt, um dann als Vermieter mit günstigen Konditionen die Ansiedlung neuer Nutzungen zu ermöglichen, die zusätzliche Frequenz bringen: neben Handel und Wohnen auch Gesundheit, Coworking, öffentliche Einrichtungen wie eine Bücherhalle 2.0 als moderner digitaler Bildungsort oder ein gläserner Campus der Uni Hamburg. Soll und darf die Stadt Hamburg Immobilien erwerben, um private Nutzungen zu unterstützen? Ich meine, in dieser Situation schon. Denn es geht um die Innenstadt und den öffentlichen Raum, der auf Nutzungen wie den Handel angewiesen ist.

Klaus Mensing

Konzept hat sich überlebt

Die Konzepte Citybildung und Kaufhaus entstammen dem letzten Jahrhundert und haben sich überlebt. Heute gibt es das Internet, ob wir es gut finden oder nicht. Dazu gibt es noch die Einkaufszentren in den Bezirken, man muss nicht unbedingt zum Shoppen in die Stadt fahren. Die Innenstadt konnte sich in den letzten Jahren noch durch den Tourismus retten, aber ob die Touristen in absehbarer Zeit in Massen wiederkommen? Und der Bedarf an Büroraum wird durch den Trend zum Heimbüro auch eher abnehmen. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hat man die Menschen aus der Altstadt verbrämt, zugunsten der Kontore und der Kaufhäuser. Vielleicht sollte man jetzt dort mal wieder Menschen, und damit Leben ansiedeln, statt in Oberbillwerder einmal mehr Boden zu versiegeln. Es muss ja nicht so eng werden wie einst in den Gängevierteln.

Andreas Geisler

Einkaufsmeile ohne Flair

Das geplante Aus für zwei große Kaufhäuser in der Mönckebergstraße ist ein schwerer Schlag. Zu den Gründen dafür gehört aber auch die Tatsache, dass Hamburgs zentrale Einkaufsmeile derzeit wenig Flair bietet. Mir fehlt in Hamburgs Zentrum eine weitläufige, reine Fußgängerzone, die zum Flanieren, Verweilen und Shoppen einlädt. Hamburg vergibt hier meines Erachtens eine Chance, noch attraktiver zu sein. Wir fahren oft nach Lüneburg und genießen dort das entspannte Bummeln und Einkaufen. Ein solcher Bereich in Hamburgs Innenstadt, von der Mönckebergstraße bis hinunter zum Jungfernstieg, hätte eine viel größere Magnetwirkung als die jetzige Lösung. Und selbst ich als passionierter Autofahrer würde dann aus dem Süderelberaum gerne mit dem ÖPNV kommen – die Anbindungen sind gut genug.

Friedemann Bullerdiek

Das Problem ist selbstgemacht

26. Juni: Cornern in Corona-Zeiten: Gastwirte wütend. Manche kommen mit der Kontrolle des Mindestabstands nicht hinterher. Andere klagen über zu wenig Platz und fordern mehr Außenfläche

Die Probleme mit den Besäufnissen an Straßenecken sind doch von der Politik selbstgemacht. Die Erlaubnis zum Genuss von Alkohol auf offener Straße bringt ganz automatisch diese ungewollten Folgen mit sich. Es geht aber auch anders: Ich bin regelmäßig im US-Bundesstaat South Carolina. Dort ist der Genuss von Alkohol in der Öffentlichkeit strengstens verboten. Ich wurde selbst Zeuge, als (weiße) Jugendliche auf einem öffentlichen Parkplatz eine Dose Bier in der Hand hatten. Ein zufällig vorbeikommender Polizeiwagen hielt spontan, die Polizisten stiegen aus und nahmen den Jugendlichen die Dosen aus der Hand. Sie kippten den Inhalt in die Büsche und dann fiel der Satz: „Das wird das teuerste Bier eures Lebens“. Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, warum der Genuss von Alkohol in der Öffentlichkeit erlaubt sein soll.

Bernd Glodek, Hamburg-Schnelsen

Das Drama beenden

26. Juni: Grote hält geheim, wann Treffen endete. Senator verschweigt in Ausschuss auch, wie hoch Getränkerechnung in Bar war, bittet Hamburger um Entschuldigung

Ja, Herr Grote hat offensichtlich einen Fehler begangen, hat diesen aber bereut und sich dafür entschuldigt. Eventuell endet das Ganze dann mit einem Bußgeld. Damit sollte das vermeintliche Drama dann aber ein Ende finden. Alles, was darüber hinaus durch die Bürgerschaft und die Medien geistert, ist für mich das Getöse der frustrierten Wahlverlierer bzw. der Opposition in der Hamburger Bürgerschaft. Ich für meine Person bin Herrn Grote dankbar für eine seit Jahren verlässliche Politik und innere Sicherheit.

Endrik Muß

Jammern auf hohem Niveau

26. Juni: Ausweise jetzt auch am Wochenende beantragen. An den zwei kommenden Sonnabenden öffnen eine Reihe von Hamburger Kundenzentren. Kritik vom Beamtenbund

Der Aufschrei der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch der Gewerkschaft erstaunt mich. Monatelang haben die Mitarbeiter der Stadt auch in Corona-Zeiten pünktlich und sicher ihr Gehalt erhalten, haben an weniger Tagen gearbeitet. Und da soll es nicht möglich sein, jetzt mal an zwei zusätzlichen Sonnabenden zu arbeiten? Da spricht die Gewerkschaft von Nötigung. Die Frage der Mehrarbeit muss in diesen Zeiten nicht ewig diskutiert werden. Jetzt ist schnelles Handeln gefragt. Die Ferien bzw. die Reisezeit hat begonnen. Wenn man sich in diesen Ämtern über Schichtdienste beschwert, muss man dazu wissen, dass es sich nicht etwa um Nachtdienste handelt, sondern lediglich um einen Früh-, bzw. Spätdienst. Das ist für mich Jammern auf hohem Niveau. Frau Fegebank: Diese Anordnung haben Sie gut getroffen.

Rosemarie van Delft

Nicht nur die Lehrer testen!

24. Juni: Schüler sollen wieder normal lernen … aber nur, wenn es nach den Ferien nicht viele neue Corona-Fälle in Hamburg gibt. Behörde zahlt Test für alle Lehrer

Seit dem Start des Schuljahres 2013/14 gibt es in Hamburg das Konzept „GBS“ (Ganztägige Bildung und Betreuung an Schulen). Das Ganztagsangebot sorgt nach Unterrichtsschluss für eine verlässliche und hochwertige Bildung und Betreuung der Schülerinnen und Schüler. Wir Erzieherinnen und Erzieher haben seit Anbeginn der Corona-Pandemie im März 2020 in Hamburg selbstverständlich die Kinder von systemrelevanten Eltern jeden Morgen in der Notbetreuung herzlich willkommen geheißen. In den Berichten des Abendblatts finden die Erzieherpädagoginnen und Erzieherpädagogen erneut keine Erwähnung. Für das Lehrerkollegium soll es nach den Sommerferien von der Schulbehörde Corona-Tests geben. Wenn, dann müssten auch die Erzieherinnen und Erzieher des Vor- und Nachmittags (und die FSJlerinnen und FSJler sowie die Praktikantinnen und Praktikanten) getestet werden. Leider werden wir Erzieherinnen und Erzieher so außer Acht gelassen, dabei schließt für die allermeisten Schülerinnen und Schüler der Schultag mit der GBS-Betreuung.

Doro Liebing,

Erzieherin in der GBS Eimsbüttel