Rücktritt ist angesagt

23. Juni: Umtrunk-Affäre: Tschentscher rügt Innensenator Grote scharf. Bürgermeister sei ,sehr verärgert‘, heißt es. So ein Fehler dürfe nur „einmal“ passieren. Opposition fordert Rücktritt

Als Verwalter von Wohnungseigentümergemeinschaften bemühen wir uns seit Tagen in diversen Gastronomiebetrieben um einen Tisch für drei Personen. Vor der Eigentümerversammlung müssen wir mit zwei Beiräten die Belegprüfung und zeitversetzt vier bis fünf Wochen die Eigentümerversammlung mit durchschnittlich zehn bis 15 Personen vornehmen. Bis zum heutigen Tag haben wir dafür keine Lokalität finden können. Wir können damit unseren Aufgaben als Grundstücksverwaltung nicht nachkommen. Dies ist besonders ärgerlich, wenn unser Innensenator sich über alle Regeln und Gebote hinwegsetzt und das dann als einen Fehler abtut. Hier wären Scham und ein Rücktritt angesagt. Das erfordert Einsicht und politisches Rückgrat.

Herbert Meier

Widersprüchliches Bild

23. Juni: Vom Helfer zum Deppen. Höchste Zeit, dass sich Politik und Gesellschaft hinter die Polizeibeamten stellen

Grundproblem ist sicher der seit Jahrzehnten schleichende Wandel unserer gesellschaftlichen Werte. Aber ich fürchte, das Problem liegt auch in dem widersprüchlichen Bild von der Polizei, das man vor etlichen Jahren versucht hat zu kreieren und immer noch propagiert. Einerseits „Respektsperson“ und Exekutive, andererseits „Freund und Helfer“. Das passt einfach nicht zusammen. Der „Freund und Helfer“ ist derjenige, der ganz und gar für mein Wohlbefinden da ist, die Exekutive muss Dinge durchsetzten, die für den Einzelnen oder auch ganze Gruppen unangenehm werden können/müssen. Mal ganz abgesehen davon, dass unser Rechtsstaat endlich gegen jede Form von Rechtlosigkeit mit Augenmaß aber konsequent vorgehen muss, um sich selbst zu retten, sollte es vielleicht einmal Überlegungen geben, die Rolle des „Freund und Helfers“ in die Hände eines neu zu schaffenden Berufsbildes zu legen oder einfach viel mehr Streetworker einzustellen, die in meinen Augen genau diese Funktion ausfüllen könnten. Dann kann die Polizei wieder das sein, was ihr zusteht: von allen akzeptierte Respektsperson.

Michaela Lorscheider, Buchholz

Karstadt ist erst der Anfang

22. Juni: Was wird aus der Mönckebergstraße?

Erst Corona, dann noch ein grüner Verkehrssenator: Es gehört nicht viel dazu, sich die Zukunft unserer City vorzustellen. Nach Schließung von Kaufhof und Karstadt Sport werden es die verbliebenen Gewerbetreibenden noch schwerer haben, Publikum anzuziehen und auskömmliche Umsätze zu generieren. Wird dann auch noch das Konzept der „autoarmen“ Stadt umgesetzt, werden noch mehr kaufkräftige Bürger der City fernbleiben. Die fahren dann nämlich mit dem Auto in Einkaufszentren mit bequemen Parkmöglichkeiten oder bestellen gleich online. Also wird die City weiter veröden. Schade eigentlich.

Sven Witt

Es liegt am Kaufverhalten

22. Juni: Auch Karstadt Sports an der Mö soll schließen. Nach dem Aus für Kaufhof folgt der nächste schwere Schlag für die Einkaufsmeile. Nun werden neue Wohnungen als Alternative diskutiert

Nun weinen plötzlich viele, aber es sind Krokodilstränen. Der Niedergang der Kaufhäuser ist so neu nicht, ebenso wenig wie das öde, von Ketten beherrschte Angebot in der Innenstadt. Dieses Angebot wird in großem Maße von Touristen und vielleicht noch von den Beschäftigten in der City genutzt. Viele haben sich längst mit Grausen abgewandt, weil sie einerseits das gleiche Angebot in den jeweiligen Einkaufszentren oder aber im Netz in Anspruch nehmen können. Und das ohne Parkplatzprobleme und teure Ticketpreise im ÖPNV. Viele Dinge die man im Fachhandel oder eben im Kaufhaus erwerben konnte, sind gar nicht mehr anders als im Internet zu bekommen. Beschweren dürfen wir uns nicht, denn alles findet seine Begründung durch unser Kaufverhalten.

Ulla und Peter Steffen

Fahrradfahrer bevorzugt

22. Juni: Ein Jahr E-Scooter in Hamburg – die große Bilanz. Anbieter sind zufrieden, die Polizei ist es weniger: Verkehrsregeln werden oft missachtet. Fünfter Verleiher geht an den Start

25 Unfälle mit E-Scootern in Hamburg und die Polizei ist besorgt. Auch weil die Verkehrsregeln von Rollerfahrern missachtet werden. Und? Für mich klingt das nun nicht wirklich bedrohlich. Für ein neues Verkehrsmittel nicht mal ungewöhnlich. Warum hört man eigentlich in ihren Beiträgen überwiegend Kritik an E-Scootern? Das Fahrrad scheint für Ihre Redaktion offensichtlich das einzige „alternative“ Verkehrsmittel. Gefühlt jeden zweiten Tag muss ich irgendein Statement vom ADFC lesen. Ein kleiner Verein mit gerade mal 300 aktiven Mitgliedern, der im Abendblatt mit seinen utopischen Ideen stetig Gehör findet. Apropos Verkehrsregeln. Ich schaue von meinem Balkon auf eine Kreuzung in Klein Flottbek. Gestern sind dort innerhalb einer Stunde 28 Radfahrer bei Rot über die Ampel gefahren – und ein Scooterfahrer. Soviel dazu.

Swen Staack

Gefahren durch E-Scooter

Sehr viele sehen in den E-Scootern eine Errungenschaft für umweltschonende Mobilität. Doch schon hieran bestehen Zweifel: Batterien müssen geladen, die Fahrgeräte dazu eingesammelt werden, bevorzugt mit Dieselsprintern. Mehr als bedenklich sind allerdings die Folgen des rücksichtslosen Einsatzes der Geräte. An Fußwegen mit Außengastronomie wird vorbeigebrettert, auf Radwegen wird rechts überholt und vielerorts werden Vorfahrten gegenüber Fußgängern eingefordert. Eine Vielzahl von Beinahezusammenstößen konnte ich aufgrund dessen allein in den letzten Tagen feststellen. Die positiven Bilanzen der Anbieter sind deshalb nur die halbe Wahrheit. Die andere Seite der Medaille sind die vielen Gefahren, die von nicht verkehrsgerechter Handhabung der E-Scooter ausgehen.

Günter Dorigoni

Langeweile und Verrohung

22. Juni: ,Bürgerkriegsähnliche Zustände‘. Rund 500 Randalierer verwüsten Sonnabendnacht die Stuttgarter Innenstadt und greifen Polizisten an

Diese jüngsten Ereignisse in Stuttgart und die Tatsache, dass angeblich viele Minderjährige dabei waren, lassen sich auch so deuten: Es ist eine Kombination aus der offensichtlichen Langeweile und Nichtauslastung vieler Jugendlicher und einer möglicherweise beispiellosen Verrohung. Letztere verursacht auch durch Medien wie das Fernsehen, in welchem allabendlich und frei zugänglich sogenannte „Krimis“ gespielt werden, die nicht selten brutalste Mord-Perversionen beinhalten. Was tun? Im Moment bleibt sicher nur das konsequente und harte Vorgehen der Polizeikräfte, inklusive dem Einsatz von Tränengas und ja, auch Gummigeschossen. Und entsprechende Bestrafungen und Leistungen von Schadenersatz für die Demolierungen.

Erhard Schulz

Entspannung für den HSV

22. Juni: War’s das mit dem Aufstieg für den HSV? In der fünften Minute der Nachspielzeit kassieren die Hamburger das 1:2 in Heidenheim und rutschen auf Rang vier – letzte Hoffnung Bielefeld

Warum gönnen wir dem HSV nicht die Ruhe und Entspanntheit, die er vielleicht benötigt, um erfolgreich zu sein? Sind für die Fans die Spiele des HSV in der 2. Liga uninteressanter? Mitnichten! Der HSV sorgt immer für Spannung. Die Ergebnisse zeigen, dass der HSV derzeitig, in letzter Konsequenz, wohl nur zweitklassig ist, was meiner Meinung aber keine große Schande ist. Finanziell mag es ja ein Manko sein, aber dann muss man sich eben ein wenig zurücknehmen. Sind die Spieler in Vereinen wie Heidenheim, Bielefeld, Stuttgart oder Darmstadt anspruchsloser oder einfach nur willensstärker? Mit Druck müssen sie alle zurechtkommen.

Veit Ringel, Hamburg