Schlechtes Vorbild

20./21. Juni: Innensenator nach Umtrunk in Not. Privates Treffen mit vielen Gästen in Bar löst scharfe Kritik an Andy Grote (SPD) aus – auch in den eigenen Reihen

Wer so als Innensenator souverän die eigenen Regeln beiseiteschiebt, macht für die übrigen Bürger deutlich, dass staatliche Anordnungen als Empfehlungen anzusehen sind, jedenfalls für die „Großkopferten“ nicht gelten. Gerade die sich nach Feiern und Zusammenkommen sehnenden jungen Leute werden dieser gelebten Vorbildfunktion gerne folgen. Und die Polizei, die die Einhaltung der Corona-Regeln im öffentlichen Verkehr und in den Gaststätten kontrolliert, muss sich von seinem Dienstherrn geradezu veräppelt vorkommen. Da bleibt nur der Rücktritt!

Hubert Fehr

Blankenese ist auch betroffen

20./21. Juni: Bahnhof Poppenbüttel versinkt im Taubendreck. Viel Kot auf Treppen und Geländern. Passagiere empört

Nicht nur Poppenbüttel versinkt im Taubendreck, auch Blankenese und vermutlich zahlreiche weitere Bahnhöfe. Es ist nicht nur eklig, es ist gesundheitsgefährdend. Denn schnell tritt man in Eile oder Unachtsamkeit in den Taubenkot und schleppt ihn in Bahnen, Läden, Busse oder das eigene Heim. Von den beiden Briefkästen der Post im Blankeneser Bahnhof, die unsern gefiederten Freunden als Donnerbalken dienen, ganz zu schweigen. Hier hilft nur die Bekämpfung der Ursachen, also Verringerung der Nistplätze und ein strafbewehrtes Fütterungsverbot, mit der Beseitigung der Symptome, sprich häufige Reinigung, ist das Problem nicht zu lösen.

Dr. Michael Müller-Stüler

Anwohner befragen

18. Juni: Der endlose Kampf gegen Einparkunfälle. An der Waitzstraße in Othmarschen krachen regelmäßig Autos in die Läden. Nun soll sie umgestaltet werden – mal wieder. Doch es gibt Streit

Ich wohne in der Waitzstraße und bin natürlich genau wie jeder Andere betroffen und bestürzt, wenn Unfälle dieser Art geschehen. Glück im Unglück war bisher, dass keine Personenschäden zu beklagen waren. Aber deswegen wieder viel Geld für eine neue schlechte Lösung auszugeben, kann nicht die Lösung sein. Die Nachteile für alle Ladenbesitzer durch die endlos lange Bauzeit waren schon an der Grenze des Erträglichen. Wenn durch Wegfall von 30 Parkplätzen noch weniger Laufkundschaft kommt, haben wir bald nur noch Hausmakler (schon sechs) oder Apotheken (schon vier) in der kurzen Straße. Dass die Grünen und Teile der SPD ideologisch festgelegt und nicht ansprechbar für vernünftige Argumente sind, ist so. Die müssen ja auch nicht für die Mieten aufkommen. Aber es darf und kann kein Problem sein, Poller, Bänke oder Bügel aufzustellen, die nicht schon mit einem Kinderwagen umgefahren werden können. Hinzu kommt, dass nur Schrägparken Platz spart. Der häufig zu große Abstand zwischen Längsparkern reduziert die Zahl der theoretischen Plätze erheblich. Ist jeden Tag zu beobachten. Vielleicht sollte Frau von Berg auch einmal ein Gespräch mit uns Anwohnern führen bevor unnötiges Geld ausgegeben wird.

Bruno Iversen

Umdenken erfolgt zu langsam

18. Juni: Hafen soll langsamer wachsen als erwartet. Neue Prognose sieht den Containerumschlag 2035 in Hamburg nur bei 13,2 Millionen Boxen

Langsam, aber zu langsam verabschiedet sich die Hamburger Politik von dem Ziel, dass einmal im Hamburger Hafen 20 Millionen Standardcontainer (TEU) umgeschlagen werden. Auch die Reduzierung des Umschlagsziels auf 13,2 Millionen TEU in 2035 ist immer noch viel zu hoch gegriffen. Zwölf Jahre nach der Finanzkrise von 2008 wurde noch nicht einmal das damals erreichte Allzeitumschlaghoch von 9,8 Mio. TEU erreicht. Voraussichtlich wird Hamburg noch nicht einmal die 10 Millionen TEU Marke knacken. Die Hamburger Hafenwirtschaft und die Politik müssen endlich einmal zu Kenntnis nehmen, dass die geografische Lage des Hafens ungünstig ist – zu lange Revierfahrt und dass sich die Distributionskonzepte der immer mächtiger werdenden Containerreedereien grundlegend geändert haben. Das Umladen von großen auf kleinere Schiffe zur Weiterfahrt in die Ostsee war gestern. Heute fahren die großen Pötte mit 8000 TEU und mehr Ladefähigkeit bis nach Danzig und weiter. Das teuerste am Containertransport ist das Umladen. Und die ständig defekten Schleusen am Nord-Ostsee-Kanal haben das ihrige dazu beigetragen. Da hilft auch keine umweltbelastende Unterelbevertiefung. Vorausschauende Politik sollte die Tatsachen akzeptieren und die freiwerdenden stadtnahen Hafenflächen anderem Gewerbe und auch Wohnnutzungen zuführen.

Jutta Wallmann, Hamburg

Schon lange bekannt

19. Juni: Kritik an Werkverträgen in deutschen Schlachthöfen wächst

Durch die Coronafälle aufgeschreckt entdecken jetzt die Politiker die Zustände in den Schlachtbetrieben mit den Billigarbeitskräften, die über Sub-Sub-Unternehmen rekrutiert werden, weit unter dem Mindestlohn arbeiten und in ärmlichsten Verhältnissen leben müssen. Diese Ausbeutung war schon seit Jahrzehnten bekannt und es wurde nichts dagegen unternommen. Der Hauptnutznießer dieses Systems wurde noch hofiert und sogar zum Präsidenten eines Fußballvereins gewählt. Wie heuchlerisch sich doch die Politikerkaste hier geriert. Es wurden zwar ab 2021 Regelungen zu Gunsten der Arbeitskräfte getroffen, aber ich gehe davon aus, dass sie trickreich unterlaufen werden.

Harald Danck

Zu Unrecht beschuldigt

18. Juni: ,Heute ein Bismarck-Denkmal aufstellen? Wohl kaum‘. Uni-Professor Jürgen Zimmerer streitet in Hamburg gegen die Ehrung des einstigen Reichskanzlers. Rassismus hat für ihn auch mit Kolonialismus zu tun

Soweit mir bekannt, tut man dem alten Bismarck Unrecht, wenn man ihn des Kolonialismus bezichtigt. Er soll alles andere als angetan gewesen sein von den Aktivitäten der Herren Lüderitz, Petersen und Co, war ihm doch klar, dass diese Herren unweigerlich mit allerlei Leuten in Konflikt geraten würden, und dass sie nicht daran denken würden, sich dazu eine Privatarmee zuzulegen, wie es sich die East India Soc. zunächst leistete, sondern gleich nach Kaiser’s Soldaten rufen und damit seine schöne Balance-Politik seit der Reichsgründung aufs Spiel setzen würden. Bekanntlich fanden diese Herren mehr Verständnis bei gerade diesem Kaiser, und Bismarck musste gehen, unter anderem wohl auch deswegen. Danach kam es wie es kommen musste, man musste ja Stärke zeigen und „Exempel statuieren“ wie man es so gerne zitierte, und trat dabei auch England und Frankreich, durchaus bewusst, auf die Füße, mit dem bekannten Ergebnis.

Claus Linhart, Hamburg

Warnung vor der Moral

Zu den Aussagen des Herrn Zimmerer fällt mir nur ein: Angesichts dieser Sachlage ist es vielleicht die vordringlichste Aufgabe der Ethik, vor Moral zu warnen (nach Niklas Lehmann).

Udo Bültmann

Humboldt trifft keine Schuld

Meiner Ansicht nach ist es absurd, Alexander von Humboldt als Teil des kolonialen Systems zu brandmarken. Er bereiste zwar mit Reisedokumenten der spanischen Regierung die damals noch spanischen Kolonien in Mittel- und Südamerika. Doch die spanische Kolonialverwaltung war keineswegs glücklich darüber, denn Humboldt bezog in seinen damals viel beachteten Veröffentlichungen scharf und eindeutig Stellung gegen Sklaverei und Kolonialismus. Nicht von ungefähr erließ die portugiesische Regierung vorsorglich einen Haftbefehl für den Fall, dass er auch die brasilianische Kolonie Brasilien bereisen sollte. In Mittel- und Südamerika genießt Alexander von Humboldt die größte Wertschätzung, gilt er doch dort als der eigentliche Entdecker Amerikas, das er als Erster wissenschaftlich korrekt und objektiv erforschte und beschrieb.

Dr. Gerd Upper, Hoisdorf