Schulbehörde hat genug Zeit

6./7. Juni: Hamburg drückt aufs Tempo: Schüler sollen eher zurück in die Schulen

„Endlich“ wollte ich schon beim Lesen des Artikels erleichtert ausrufen. Die Ernüchterung kam jedoch schnell, als ich las, dass es lediglich „nicht ausgeschlossen“ sei, dass auch die Klassenstufen der weiterführenden Schulen am Regelunterricht nach den Sommerferien wieder teilnehmen können. Die Infektionszahlen in Hamburg sind mittlerweile – erfreulicherweise – seit Wochen so niedrig, dass es unverantwortlich ist, allen Hamburger Schülerinnen und Schülern nicht zumindest nach den Sommerferien ihr Recht auf Bildung vollständig durch Regelunterricht einzuräumen. Die Schulbehörde hatte bzw. hat ausreichend Zeit, für die Praxis taugliche Hygienekonzepte zu entwickeln, um dieses Recht zu gewährleisten. Als Vater von zwei schulpflichtigen Kindern verfestigt sich bei mir leider immer mehr der Eindruck, dass die Aussage „Kinder zuletzt“ in der Corona-Krise zutreffend ist.

Dr. Carsten Engler

Firmenkultur hinterfragen

6./7. Juni: Detektive beschatten Mitarbeiter im Homeoffice. In der Corona-Krise überprüfen Hamburger Firmen ihre Beschäftigten – daheim und in Kurzarbeit

Aus meiner Erfahrung als Berater mehrerer Unternehmen in den letzten vier Monaten kann ich nur sagen: Letztlich ist es eine Sache der Führung von Mitarbeitenden, wie sich diese im Homeoffice (und auch an ihrem Arbeitsplatz im Büro) verhalten. Wenn sich Führungskräfte um ihre Mitarbeiter kümmern und zugleich Leistungen einfordern, braucht es keine Detektei. Der Einsatz einer Detektei überdeckt doch nur mangelnde Führung im Unternehmen, die eigene Verantwortung wird auf einen Externen verlagert. Aus meiner Sicht ist es gerade in diesen Zeiten wichtig, die Firmenkultur zu hinterfragen und die eigenen Führungskräfte (wieder) in ihre Verantwortung zu bringen, ohne dass ich eine Detektei beauftrage. Mittelfristig stärkt das auch die Vertrauenskultur im Unternehmen, insbesondere hinsichtlich der vielen Mitarbeiter, die verantwortlich mit einer Homeoffice-Situation umgehen.

Jörg Löwenstein, Halstenbek

Vertrauen ist gut...

Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen, sonst vergeuden wir viel Zeit, Geld und Energie und verfehlen die Ergebnisse der aufrichtigen Bemühungen vieler Verantwortungsbewusster in unserem Land. Es gibt bei uns Kriminalität, viele Verkehrsverstöße, es gibt Menschen, die die Corona-Regeln missachten und es gibt Arbeitnehmer, die das Vertrauen ihres Brötchengebers beim Homeoffice oder das des Staates bei Kurzarbeit dreist missbrauchen. Man kann den Prozentsatz derer mit Öffentlichkeitsarbeit sicher um wenige Punkte verschieben, es bleiben aber immer noch zu viele, die das Gemeinwesen und die Freiheiten einer demokratischen Gemeinschaft unbedacht, egoistisch oder raffiniert ausnutzen. Dessen müssten sich eigentlich auch die optimistischen Traumtänzer, die – natürlich zu Recht – an das Verantwortungsgefühl appellieren, bedenken, ohne dabei Zukunftsvisionen aufzugeben. So gilt leider nach wie vor, was der Volksmund schon immer weiß: „Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser“.

Uwe-Carsten Edeler

Alternative Projekte fördern

6./7. Juni: Doppelrennbahn in Horn kommt. Traber verlassen Bahrenfeld. Stadt stellt 30 Millionen Euro bereit

Da wurden also „diskret und effektiv“ die Fäden hinter den Kulissen gezogen und Hamburg macht sich bereit, 30 Millionen Euro für die neu zusammengelegte Rennbahn zu verpulvern. Der Senat würde großzügig eine Sportbranche unterstützen, die beteiligte Tiere als Sportgeräte missbraucht, sie mit qualvollen Trainingsmethoden gefügig macht, und welche nicht selten ihren zugezogenen Verletzungen erliegen. Anstatt dieses ohnehin schon millionenschwere Zucht- und Wettsportsystem zu subventionieren, sollte der Senat lieber dieses Geld in alternative, ethisch vertretbare Hamburger Sport- und Sozialprojekte investieren, an denen alle Teilnehmenden Freude hätten.

Tanja Lüder

Konsumverzicht wegen Maske

5. Juni: ,Ein Kinderbonus bringt einfach wenig‘. Der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, sieht das Konjunkturpaket der Regierung skeptisch

Herr Feld hat in vielen Dingen Recht, irrt sich aber in einem Punkt: Er vertritt die Auffassung, dass die Menschen sich mit dem Konsum zurückhalten, weil sie Angst vor einer Ansteckung mit Covid 19 haben. Das mag sicher vereinzelt zutreffen. Aber warum wird das Problem der Maskenpflicht so beharrlich ausgeblendet? Es macht einfach keine Freude, mit Maske einzukaufen. Nach zehn Minuten wird es anstrengend. Das Einkaufen in Shopping-Zentren ist aber an positive Impulse gebunden. Oft hält man sich zwei Stunden oder mehr dort auf, bummelt, schlendert durch die Läden, entdeckt vielleicht etwas Neues. All dieses fehlt. Selbst meine Tochter und ihre Freundinnen, konsumfreudige dreizehnjährige Teenager, haben diesen Erlebnissen zurzeit den Rücken gekehrt. Wir kaufen nur noch Lebensmittel, alles andere wird online gekauft, solange Masken Pflicht bleiben. Da die Infektionsgeschehnisse in Hamburg auf einem sehr niedrigen Niveau bleiben, sollten die Verantwortlichen ihre rigiden Maßnahmen gründlich überdenken.

Friederike Heklau, Hamburg