Steuer für Fahrradfahrer?

3. Juni: Den Verkehr neu denken. Senator Anjes Tjarks wird für die Grünen zur Schlüsselfigur bei der Mobilitätswende

Der Ansatz von Herrn Iken ist ausgesprochen ausgewogen und ich stimme zu, dass die Fahrradfahrer der Zukunft zu ihrem Recht kommen sollen. Aber dann muss man, wie bei den Auto- und Motorradfahrern, über eine Fahrradregistrierung und Fahrradsteuer nachdenken. Die benötigten neuen Fahrradwege müssen ja finanziert werden. Ich plädiere außerdem für ein Nummernschild, da viele Fahrradfahrer wie die Flegel fahren. Sie nehmen die Vorfahrt, sie überholen rechts und links auf der Straße uns Autofahrer und sie fahren zu zweit nebeneinander her und pochen auf ihr Recht. Man hat auch Pflichten als Radfahrer und die Verkehrsbestimmungen gelten für jeden, der sich auf unseren Straßen bewegt.

Ragna Long

Kaufprämie aus Steuergeldern

2. Juni: ,Wir müssen die Autohalde leer bekommen‘. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) über die Bahn, Investitionen in Milliardenhöhe und die umstrittene Autoprämie

Danke, Herr Scheuer, für diese klare und entlarvende Aussage! Wie alle seine Vorgänger ist auch er kein Verkehrs-, sondern ein Autominister. Allen Beteuerungen zum Trotz stellt er sich hier als oberster Autoverkäufer dar. Ob die Bürger überhaupt ein neues Auto brauchen, und ob es ein Verbrenner sein soll, spielt keine Rolle. Dann wird eben mit Geldgeschenken, hier „Kaufprämie“ genannt, überredet. Im Übrigen sind das Steuergelder, der Käufer finanziert seine Kaufprämie im Grunde selber! Das Ministergehalt von Herrn Scheuer sollte fairerweise von der Autoindustrie bezahlt werden und nicht vom Steuerzahler.

Hans-Joachim Bull, Quickborn

Alternative Treibstoffe fördern

Als Gelegenheitsautofahrer, mit einer Fahrleistung von 3000 Kilometern pro Jahr, fahre ich nur, wenn ich nicht auf den HVV zurückgreifen kann. Und nun komme ich mir wie Pest oder Cholera vor. Entweder ich fahre Verbrenner und produziere Co2 oder ich fahre elektrisch und verbrauche dabei Lithium, Cobalt, und z.b. Gold in Mengen, die unsere Nachkommen noch bitter vermissen werden. Ich würde mir wünschen, dass endlich das Alter von Autos nicht mehr nach Jahren, sondern endlich nach Kilometern gemessen würde, so dass wir nachhaltigen Autofahrer nicht mehr als umweltverschmutzende Altfahrzeugbesitzer behandelt werden würden, nur weil wir etwas länger brauchen, unsere Autos abzufahren. Ich könnte mir auch, statt eines Zuschusses zum neuen Auto, Fördergeld für alternative Treibstoffe aus z.B. Algen vorstellen. Die Automobilindustrie könnte Arbeitsplätze durch den Bau entsprechender Anlagen sichern.

Ernst Günther Josefowsky

Hilflose Menschen ohne Lobby

2. Juni: ,Unsere Mutter lag apathisch in ihrem Bett‘. Angehörige dürfen unter starken Einschränkungen Pflegeheim-Bewohner wieder besuchen. Eine Tochter schildert ihre dramatischen Erfahrungen

Auch ich habe bisher nur negative Erfahrungen gemacht und bin geschockt und auch verängstigt, weil ich das Gefühl habe, dass alte hilflose Menschen überhaupt keine Lobby mehr haben und es nur noch um Schüler und deren Eltern geht. Meine Schwester (89) lebt dement in einem Pflegeheim in Rissen und versteht die Welt nicht mehr. Bis Anfang März haben eine Freundin und ich (78) sie wöchentlich besucht, um ihr über die Einsamkeit hinweg zu helfen. Das ist seit Mitte März nicht mehr möglich, und ich habe sie nun vor zwei Wochen wiedersehen dürfen – für 25 Minuten, denn fünf Minuten gehen von den erlaubten 30 für Desinfizierung, Fragebogen ausfüllen und anschließender Desinfizierung von Tisch und Stühlen ab. Man sitzt weit auseinander mit Maske (mit der meine Schwester nicht klar kommt), darf sich nicht die Hand geben, geschweige in den Arm nehmen) und dies in einem fremden Raum. Der Zustand meiner Schwester hat sich stark verschlechtert. Sie versteht nicht, warum sie so isoliert ist, warum nur ein kurzer Besuch von nur einer Person. Hinzu kommt, dass sie das Telefon kaum noch benutzen kann, um Kontakt zu uns zu haben. Meine große Befürchtung ist, dass sie dort nicht an Altersschwäche oder Demenz sterben wird, sondern an Isolation und Einsamkeit. Heute bei Vereinbarung eines Termins für diese Woche eine Überraschung – ich darf jetzt eine Stunde bleiben und bei gutem Wetter auch mal mit ihr im Garten sitzen! Es wurde auch Zeit! Birgit Bollmann, Rosengarten

Mit Maske nicht zu verstehen

Auf dem Lande in Niedersachsen ist die Situation im Pflegeheim noch schlimmer. Es sind nur 15-minütige Besuche gestattet, da (wegen des Personalmangels) lediglich eine Stunde täglich als generelle Besuchszeit ermöglicht werden konnte. So können dann wenigstens vier Bewohner am Tag eine Stippvisite empfangen. Natürlich unter Vollschutz und mit Sicherheitsabstand. Da ich über zwei Stunden Fahrtzeit entfernt lebe und meine fast gehörlose Mutter mich mit der Maske vor dem Gesicht überhaupt nicht mehr versteht, da sie nicht von den Lippen ablesen kann, ein für uns unmögliches Unterfangen. Die alten Leute verkümmern, denn auch die Neigungsgruppen und die Gymnastik gibt es nicht mehr. Ein Lesegerät, wie es stark Sehbehinderte bekommen, sollte sie auch nicht mehr erhalten, da der Firmenvertreter nicht mehr ins Heim hineingelassen wurde. Das konnte ich ihr nach massiven Beschwerden wenigstens noch organisieren. Ansonsten sind wir auf Fleuropsträuße und Briefe angewiesen. Wir wissen nicht, ob sie mit ihren 92 Jahren zu Lebzeiten noch einmal aus diesem schlimmen Zustand herauskommen wird. Es ist sehr traurig.

Elisabeth Tessmer-Schipp

Belehrung muss nicht sein

29. Mai: Warnungen eines ,fast manischen Zeitungslesers‘. Der frühere Zweite Bürgermeister Ingo von Münch veröffentlicht ,Die Krise der Medien‘ – ein streitbares Buch gegen Bevormundung

Mit Interesse habe ich Mattias Ikens Rezension gelesen. Genau dies stelle ich leider auch für „mein“ Abendblatt fest, das nach meiner Wahrnehmung seit ein paar Jahren zunehmend welterklärerisch und sendungsbewusst unterwegs ist. Nur ein krasses Beispiel war die „Ein-Themen-Ausgabe“ am Montag nach dem G20-Gipfel in Hamburg, die suggeriert, dass die Chefredaktion den Leserinnen und Lesern eine eigene Einordnung der Vorgänge in das Weltgeschehen nicht zutraut. Dass Herr Iken bei der regelmäßigen Leserbelehrung immer ganz vorn dabei ist, braucht wohl nicht erwähnt zu werden. Das Abendblatt ist m.E. auf einem Weg, auf dem es nicht alle Leser dauerhaft mitnehmen wird.

Martin Dieckmann

Rotterdam macht es besser

29. Mai: Fusionieren HHLA und Eurogate? Möglicherweise legen die beiden Hafenunternehmen ihr Containergeschäft zusammen. Gespräche haben begonnen

Frau Titzrath von der HHLA strebt konsequent nach Höherem: Erst sollen Container das Fliegen lernen, dann sollen sie gar auf Schallgeschwindigkeit beschleunigt werden. Jetzt soll offenbar ein Monopol für nahezu den gesamten deutschen Containerumschlag geschaffen werden. In den deutlich erfolgreicheren Häfen Rotterdam und Antwerpen arbeiten unter starken Port Authorities jeweils zahlreiche unabhängige Terminalbetreiber. Und bei uns soll es nur noch einen einzigen Betreiber für gleich drei Häfen geben? Das ist die Primitivlösung und das krasse Gegenteil einer ganz offensichtlich erfolgreicheren Aufstellung. Offenbar wird ein Status wie bei der Deutschen Post AG im Briefmarkt angestrebt. Wie beim Briefporto müssten die deutschen Monopolpreise für den Containerumschlag dann konsequenterweise von einer Regulierungsbehörde abgesegnet werden. Ich ahne schon, wohin das führt: Sogar Container von/nach Neumünster würden dann über Rotterdam verschifft. Container-Drohne und -Hyperloop werden allein an den Gesetzen der Physik scheitern (Hyperloop ist schon eingestellt – angeblich wegen Corona). Die „Deutsche Bucht AG“ hoffentlich an den Kartellgesetzen.

Dr.-Ing. Ulrich Malchow, Hamburg