Verantwortung übernehmen

25. Mai: Wasserwerfer-Einsatz bei Demo in der City. Corona-Skeptiker versammelten sich an der Ludwig-Erhard-Straße. Gegendemonstration aufgelöst. Harsche Kritik von Linken an der Polizei

Jeder, der die Maßnahmen zum Schutz vor Ansteckung vor der hochinfektiösen Corona-Erkrankung einsieht, fühlt sich durch diese dankbar geschützt vor der Gefahr von chaotischen Pandemiezuständen, die wir leider in Orten mit zunächst fehlender Vorsorge sehen und die auch bei uns jederzeit und sehr schnell und unbeherrschbar auftreten können. Bei anderen täglichen Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge, die jedem wie Zähneputzen zur selbstverständlichen Gewohnheit geworden sind, kommt niemand auf die Idee, seine Grundrechte eingeschränkt zu sehen. Bei dieser viel umfassenderen Gefahr geht es nicht ausschließlich um den Schutz jedes Einzelnen davor, möglicherweise eine tödliche Krankheit zu erleiden, sondern darüber hinaus kann jeder tückischerweise unwissentlich für seinen Mitmenschen tödlich sein und sich schuldig machen am Anstoß eines unaufhaltsamen zerstörerischen Prozesses für seine Umgebung, ja sein Land. Nur wer das noch nicht verstanden hat, geht jetzt auf die Straße, um zu protestieren, was im Augenblick keinesfalls „systemrelevant“ ist, sondern viele Menschen unnötig in Gefahr bringt, weit weg von solidarischem Verhalten, ohne das jede Gesellschaft dem Infektionsgeschehen hilflos ausgeliefert ist. Die von allen beanspruchte Demokratie ist nur dann in Gefahr, wenn jeder an sich denkt und niemand selbst die Verantwortung für das Gesamtgeschehen tragen will. „Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ (und die medizinischen Fachleute) gilt jetzt verstärkt, denn von ihren Erfahrungen mit noch wenig erforschten Krankheitskeimen können wir nur profitieren, ganz ohne Freiheitsverlust, weil wir es einsehen und daher wollen.

Veronika Heusermann

A 26-Ost: Planungen veraltet

23./24. Mai: Hafenautobahn kommt, Vollhöfner Wald bleibt. SPD und Grüne einigen sich in den Bereichen Wirtschaft und Umwelt. Klimaziele werden höhergesteckt, keine Einschränkungen für den Flughafen

Nun also haben sich die Koalitionäre doch auf den Bau der A 26-Ost geeinigt. Die Grünen hatten im Wahlkampf noch eine „kritische Überprüfung der A 26-Ost“ gefordert. Was bitte schön ist denn so verwerflich an einer kritischen Überprüfung? Warum glaubt die SPD, sich darauf nicht einlassen zu können? Schließlich sind die Planungen tatsächlich veraltet, der Hafen hat sich anders entwickelt als vorausgesagt, Klimawandel und Verkehrswende sind in den Planungen nicht berücksichtigt. Seinerzeit haben die Naturschutzverbände den Bau des Kohlekraftwerkes Moorburg kritisiert. Nun soll es, nur wenige Jahre nach Inbetriebnahme, aus der Kohleverfeuerung aussteigen. Auch bei der A 26-Ost ist die Kritik der Naturschutzverbände berechtigt. Aber was macht man mit einer Autobahn, wenn man wenige Jahre nach ihrer Fertigstellung erkennt, dass sie nicht mehr zeitgemäß ist?

Barbara Siebenkotten

Fall muss überprüft werden

23./24. Mai: Autoposer greifen Polizisten an. Männer protzen in 540-PS-Audi am Jungfernstieg – und rasten bei Kontrolle aus

Verwundert und ungläubig rieb ich mir die Augen bei der Lektüre der Nachricht. Zuerst dachte ich daran, dass es sich doch wohl nur um eine Falschmeldung handeln könne. Ein solcher PS-Bolide zu einem Neupreis von rund 144.000 Euro zugelassen auf ein Unternehmen der Pflegebranche? Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Branche gehören doch nicht zu den Wohlhabenden, da sind die Kostensätze der Pflegekassen bekanntermaßen gerade auskömmlich, also sind da doch die Bedingungen, Gewinne im großen Stil zu erwirtschaften, gar nicht gegeben. Oder doch? Aber wie? Und dann noch ein Dienstfahrzeug – eine Unverschämtheit all denjenigen gegenüber, die mit ihrem Lohn in Pflegebetrieben nur schwer zurechtkommen. Hier sollte wohl unverzüglich der Prüfdienst der Pflegekassen eine Prüfung veranlassen. Der Verdacht eines unrechtmäßigen Handelns zu Lasten der Versicherung und der zu Pflegenden liegt sehr nahe.

Karl Stengler

Landluft macht frei

22. Mai: Hamburg plant mehr günstige Wohnungen in beliebten Stadtteilen. SPD und Grüne: Anteil geförderter Neubauten soll auf 50 Prozent steigen. ,Acht-Euro-Projekt‘ für Normalverdiener

Weiterhin jährlich 10.000 neue Wohnungen bauen und „Wir wollen Hamburg zu einer Modellstadt für den Klimaschutz machen“ (Senator Jens Kerstan). Wie passt das zusammen? Wir diskutieren über und mit „Fridays for Future“ und die Tage danach reden wir über den Neubau von Wohnungen bis zum Abwinken. Dabei wissen wir doch, dass angesichts der Umwelt-, Klima- und Ressourcenprobleme und neuerdings von Corona & Co. massive Veränderungen unserer Art zu leben und zu wirtschaften nicht mehr zu umgehen sind. Das Wohnen und der Wohnungsbau stehen für ca. 30 Prozent unserer CO2-Emissionen. Weiter wohnen wie gewohnt auf immer mehr Wohnfläche pro Kopf, was einen erheblichen Einfluss auf die Höhe der Miete hat? In diesem Zusammenhang wird immer noch und immer wieder gern das Märchen von der wachsenden Stadt erzählt, die in den letzten zwei Jahrzehnten gerade einmal um ungefähr bescheidende sieben Prozent gewachsen ist. Auch wenn das letzte Wort zu der Frage, welchen Einfluss die Corona-Pandemie auf die Bevölkerungsentwicklung haben wird, noch nicht gesprochen ist, es ist nicht ausgemacht, dass die großen Städte von absehbaren regionalen Bevölkerungsverschiebungen profitieren werden. Und es ist doch durch die jetzt vielfach (unfreiwillig) erprobte Arbeit im Home-Office offenbar geworden, dass es selbst für qualifizierte Arbeitskräfte nicht unbedingt notwendig ist, in einer Stadt wie Hamburg zu leben. Vielleicht macht ja Landluft frei.

Helgo Klatt

Sinnvolle Verbote

23./24. Mai: Der Kümmerer von Sylt. Nikolas Häckel wollte mal Koch werden. Jetzt muss er als Bürgermeister seine Heimatinsel durch die Corona-Krise führen und diverse Leserbriefe zum Thema

Bisher habe ich nur kritische Leserbeiträge zur Regelung für Tagesgäste auf den Nordseeinseln gelesen. Aber diese Verbote kommen ja nicht von ungefähr, sondern sind begründet und haben ihren Sinn. Inseln können eben nur eine bestimmte Menge Menschen ertragen beziehungsweise vertragen. In Zeiten von Corona muss Abstand gehalten werden, aber das funktioniert auf Inseln eben nur, wenn die ungezügelte Anreise verhindert wird. Zudem ist die medizinische Versorgung – anders als auf dem Festland – nur sehr begrenzt. Natürlich kommen für die Insulaner auch die höchst unerfreulichen Erfahrungen mit trinkfreudigen und undisziplinierten Vatertagsgästen, die sich an keinerlei Regeln halten, dazu. Freuen wir uns doch einfach, dass die Gäste in allen Küstenorten das schöne Wetter ohne Zwischenfälle und mit den vorgegebenen Regeln genießen konnten.

Dorothea Kahlén

Stimmiges Konzept fehlt

22. Mai: Condor fliegt ab Juni zwölf Ziele von Hamburg aus an

Aber nicht nur Condor mit 12 Zielen, sondern auch Eurowings soll mit 14 Zielen wieder dabei sein, und nach und nach soll das Angebot ausgeweitet werden. Ab Fuhlsbüttel sind Flüge nach Mallorca, Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura sowie Jerez de la Frontera geplant. Außerdem fünf Ziele in Griechenland, dazu kommen Ziele in Kroatien und Italien. Dies bedeutet aber schon mehr als zwei Drittel des bisherigen Flugverkehrs. Damit ist sicher davon auszugehen, dass bereits diese Menge an Flügen nicht mit den Europäischen Klimazielen im Einklang steht. Denn danach bräuchten wir schon jetzt in 2020 die Halbierung der bisherigen Flüge – nur um die Klimaziele für 2020 zu erreichen. Hier fehlt ein stimmiges Konzept, welches die Ziele des Pariser Abkommens zum Klimaschutz ernst nimmt und sie auch sorgfältig umsetzen möchte. Sicher muss deshalb noch viel diskutiert werden, denn diese Entscheidungen werden für alle nicht leicht sein.

Karin Wagner