Stadtentwicklung in Hamburg

20./21. Mai: Autoarme City: Wirtschaft reagiert vorsichtig positiv

Endlich wird auch in der Hamburgischen Politik die „Autoarme City“ thematisiert. Doch Hamburg steckt in einem in früheren Koalitionsverhandlungen geschaffenen Dilemma: Hamburg hat eine Behörde, die kann Städtebau aber nicht Verkehr und eine, die kann Verkehr aber nicht Städtebau. Darüber hinaus leistet Hamburg sich noch eine autonome Planungszuständigkeit für das Hafengebiet, wo nicht das Baugesetzbuch, sondern das Hafenentwicklungsgesetz gilt und ebenfalls stadtplanerisch gestaltende Bezirksämter. Diese diffusen, zersplitterten Planungszuständigkeiten muss der Senat koordinieren. Zwar gibt es einige Arbeitskreise, die Zuständigkeiten fachlich verknüpfen, doch deren einzige wirksame Kompetenz ist, dem Senat Konflikte zur Entscheidung vorzulegen. Auch der vom Senat geschwächte Oberbaudirektor kann nur noch beraten, aber nicht mehr entscheiden. Das lähmt die Initiative der Executive für die Entwicklung übergeordneter, gesamtheitlicher Konzepte: Der Flächennutzungsplan und das Stadtentwicklungsmodell sind aus dem vergangenen Jahrhundert und ein mit diesen Plänen kongruenter Generalverkehrsplan fehlt ganz. So hangelt sich der Senat im Gerangel der separierten Kompetenzen für die Lösung zusammenhängender Probleme von Einzelfallentscheidung zu Einzelfallentscheidung und gibt sich der falschen Hoffnung hin, alle Einzelprojekte würden zu einem schlüssigen Ganzen zusammen wachsen. Eine Großstadt, die ihre stadtentwicklungspolitischen Kompetenzen so regelt wie Hamburg und damit den Blick für das Ganze aus dem Auge verliert, ist nicht zukunftsfähig.

Hans Lafrenz

Nur Profit in Fleischwirtschaft

19. Mai: Fast 100 neue Infektionen auf Schlachthof

Corona bringt es an den Tag! Was immer schon unterschwellig vermutet wurde, kommt jetzt voll zutage! Die Nahrungsmittelindustrie und allen voran die Fleischwirtschaft folgt einer Profitgier, die unbeschreiblich ist. Beginnend bei der Fleischproduktion mit Kraftfutter aus Übersee und Antibiotikaeinsatz wird eine enorme Menge an Gülle erzeugt, die – auf die Felder gebracht – unser Grundwasser mit Nitrat anreichert. Fortgesetzt im Schlachthof, wo unterbezahlte Fremdarbeiter mit der Zerlegung des geschlachteten Tieres beschäftigt werden, das alles nur, damit ein wässriges Stück Fleisch auf den Teller des Verbrauchers gelangt, dem überhaupt nicht bewusst ist, warum er so wenig für das Fleisch zu bezahlen hatte und wieso so viele von der Fleischproduktion profitieren. Das alles wird nur mit dem fadenscheinigen „Der Verbraucher möchte das so haben!“ abgetan. Ich verzichte jedenfalls auf diese Art der Lebensmittelproduktion!

Ulrich Schauer

Angebot der City verzichtbar?

19. Mai: SPD und Grüne: City soll autoärmer werden

In ihren Vorstellungen blenden die Grünen und die SPD die Tatsache aus, dass ein Großteil der Bevölkerung diese Planungen vielleicht gar nicht begrüßt. Hamburg gehört nicht unbedingt zu den sonnenreichen Metropolen, so dass das Herausnehmen von Busverkehr beispielsweise aus der Mönckebergstraße eher kontraproduktiv ist. Aufgrund des zunehmend austauschbaren, eher belanglosen Warenangebotes und der eingeschränkten Gastronomie ist die Innenstadt schon heute für viele verzichtbar. Dies gilt auch für den Jungfernstieg, der außer der schönen Aussicht auf die Alster, praktisch nur zwei Telefonläden und eine Rossmannfiliale zu bieten hat. Positiv an den Planungen ist allerdings, dass die Ausgrabungsflächen an der Neuen Burg in ein dauerhaftes „archäologisches Fenster in die Vergangenheit“ überführt werden sollen.

Stefan Bick

Umsatzeinbußen drohen

Klingt ja erstmal gut, das neue Verkehrskonzept. Privater Autoverkehr soll raus aus der Innenstadt. Wenn aber Parkplätze vernichtet werden, kann das nicht ohne erhebliche Einbußen von Innenstadtbesuchern und damit Umsätzen vonstatten gehen. Wenn Parkplätze im öffentlichen Raum vernichtet werden, müssen sie ersetzt werden. Ob die vorhandenen Parkhausplätze ausreichen, den Bedarf zu decken, wage ich zu bezweifeln. Hamburg ist das Zentrum der Metropolregion, plant aber wie eine Provinzstadt. Es wäre doch ein Unglück, wenn die Menschen nur noch in dringenden Fällen nach Hamburg kommen – Weihnachten beispielsweise. Dann bekommt die Stadt den Status der Lüneburger Heide, die überwiegend zur Heideblüte aufgesucht wird. Klar braucht Hamburg ein gutes Verkehrskonzept, aber ob das gewährleistet ist, wenn mehr Radfahrer und weniger Autos nach Hamburg kommen, bezweifel ich.

Wolfgang Knobel, Drage

Zitat ist sinnentstellt

20./21. Mai: Leserbrief: Hinterher weiß man mehr

Da das Sokrates zugeschriebene Zitat in letzter Zeit schon mehrfach im Abendblatt bemüht wurde, zuletzt in einer Leserzuschrift, möchte ich darauf hinweisen, dass es oftmals durch Hinzufügung eines Buchstabens sinnentstellt wird. Sokrates soll gesagt haben: Ich weiß, dass ich nicht weiß. Die durch die Übersetzung begründete fälschliche Anfügung des Buchstaben „s“ hinter „nicht“ verändert das Zitat leider in dem Maße, dass es für wirklich Nichts-Wissende wie ein Deckmantel für vorsätzliche Ahnungslosigkeit wirken könnte. Und damit würde man diesem großen Philosophen nicht gerecht.

Andreas Kaluzny

Nicht als totes Museumsschiff

19. Mai: Leserbrief: Glanzstück für Hamburg; zu: Staffelübergabe auf der Peters Werft

Die „Peking“ soll sich nicht als totes Museumsschiff an den Landungsbrücken einreihen, sondern sie ist Teil des Deutschen Hafenmuseums und kommt damit in den Hansahafen – in etwa da, wo sie zu ihrer aktiven Zeit festgemacht hat, gegenüber dem Segelschiffhafen. Hier kann man schon heute lebendige Vorführungen zum Thema Hafen erleben.

Jürgen Danner

Gedenkfeier – ohne Hamburg

20./21. Mai: Der 18. März soll Feiertag werden. Schleswig-Holstein und andere Bundesländer setzen sich für eine entsprechende Initiative ein. Hamburg ist dagegen

Ihr Artikel hat mich sehr gefreut, denn der 18. März ist das Anfangsdatum unserer Demokratie. Eine kleine Gruppe aus Hamburg fährt jedes Jahr am 18. März zur Gedenkfeier mit Kranzniederlegung für die „Gefallenen des 18. März von 1848“ nach Berlin, um der Feier vor dem Brandenburger Tor, am Patz des 18. März beizuwohnen. Viele Ministerpräsidenten und der Bundespräsident senden Vertreter mit einem Kranz und versprechen, sich für einen Gedenktag zum 18. März einzusetzen. Dem Hamburger Bürgermeister ist mehrfach nahegelegt worden, auch einen Gruß und Kranz zu senden. Leider ist diese Bitte vom Hamburger Senat bisher abgelehnt worden, so stehen wir Hamburger etwas abseits da.

Hans Hinrich Jürjens, Hamburg

Sparen, wo es Sinn macht

15. Mai: ,Bücherjournal‘: NDR bleibt hart

Als langjähriger Abendblatt-Leser und NDR-Zuschauer möchte ich mich dem Protest gegen die Streichung der am längsten laufenden Literatursendung Deutschlands anschließen. Ich finde die mangelnde Wertschätzung des Intendanten Joachim Knuth für viele zigtausend Buchleser, die auch Kritiken und Diskussionen um das Buch herum sehr schätzen, merkwürdig. Nicht jeder ist digital unterwegs. Stattdessen werden im Hörfunkprogramm „NDR 2“ zwei Moderatoren beschäftigt, die uns von Montag bis Freitag von fünf bis zehn Uhr und nachmittags ab 14 Uhr mit aufgesetzter Fröhlichkeit, seichten Sprüchen, Telefonrätseln usw. berieseln. Auch die NDR-Talkshow kann man mit einer Person besetzen, siehe „Kölner Treff“ des WDR mit Bettina Böttinger. Man sollte sparen, wo es Sinn macht.

Uwe Seifert, Oststeinbek