Pandemie ist ein Lernprozess

18. Mai: Leitartikel: Ein Test der Toleranz

Lieber Herr Quoos, Ihren Artikel „Ein Test der Toleranz“ finde ich nur zum Teil richtig. Natürlich muss Demokratie Demos zulassen. Ich sehe aber diesen brodelnden Topf als gefährlich. Menschen, die anderen die Freiheit nehmen wollen, wie z.B. extrem rechts- oder linksgerichtete Aufsässige, sind für mich eine große Gefahr. Sie nutzen die Situation für sich, um krude Ideen ( z.B. Holocaust-Gegner) zu propagieren. Und es gibt Leute, die sich ihnen anschließen und nicht merken, welche Freiheit sie bereit sind, aufzugeben. Sollen sie doch mal in einem Land leben, in dem es diese Freiheit nicht mehr gibt. Ob nun Maskenpflicht ja oder nein, regt mich nicht auf, ich bin ein mündiger Bürger und darauf bedacht, mich nicht anzustecken. Welche Regierung hat schon vorher solche eine Pandemie händeln müssen. Es ist auch ein Lernprozess. Hochachtung unseren Wissenschaftlern gegenüber, es gab noch nie so schnell wissenschaftliche Erkenntnisse über eine neue Krankheit, das müsste man den Demonstranten auch mal erklären.

Dr. Ursula Rohde, Buchholz

Keine Experimente in der Krise

16./17. Mai: Hamburger KRITiken: Warum Schweden am Ende vielleicht richtig liegt

Der „schwedische Weg“ könnte für Schweden vielleicht richtig sein, kann aber auf keinen Fall für Deutschland angewendet werden. In einem großen Flächenland mit gut zehn Millionen Einwohnern könnte eine Immunität der Bevölkerung in absehbarer Zeit möglich sein, in einem dicht besiedelten Land wie Deutschland würde das Jahre dauern. Wenn die Todesrate auch bei uns bei 34,6 pro 100.000 Einwohner wie in Schweden liegen würde, hätten wir schon ca. 30.000 Todesopfer zu beklagen. Da aber Deutschland so dicht besiedelt ist, wären wir sicherlich bei italienischen oder spanischen Verhältnissen und hätten vermutlich schon ca. 43.000 Tote. Wie lange es dauern wird, in Deutschland eine ausreichende Immunität zu erreichen oder einen wirksamen Impfstoff zu entwickeln, steht noch in den Sternen. Bis dahin würden weiter Tausende Menschen in Deutschland sterben. Für uns gibt es nur diesen eingeschlagenen Weg. Wir sollten froh und dankbar sein, dass unsere Regierung bei dieser Krise keine Experimente wagt. Jens Kiesel, Lüneburg

Maßnahmen ohne Lockdown?

Großen Dank an Matthias Iken für seinen Kommentar. Er setzt damit einen Punkt gegen die in Deutschland verbreitete Besserwisserei, personifiziert durch die Herren Lauterbach und Lanz. In Schweden blieben Schulen geöffnet, auch Restaurants und Cafés bei genügendem Sicherheitsabstand, Veranstaltungen bis zu 50 Personen blieben erlaubt, verboten wurden Besuche in Altersheimen – die besonders Gefährdeten wurden isoliert, nicht die gesamte Gesellschaft. Wie ist es dagegen in Deutschland zugegangen? Der totale Lockdown wurde zum 23. März verordnet, die Abstandsvorschriften Anfang April, die Pflicht zum Tragen einer Atemschutzmaske gab es ab dem 27. April. Hätte die Reihenfolge nicht anders herum sein müssen? Zuerst die Abstands- und Maskenpflicht und Verbot von Massenveranstaltungen, dann die Beobachtung der Wirkungen. Die anschließenden zunächst drastischen „Lockdown“-Maßnahmen wären uns möglicherweise erspart geblieben.

Holger Giza

Glanzstück für Hamburg

16./17. Mai: ,Peking‘: Staffelübergabe auf der Peters Werft. Von der Stiftung Hamburg Maritim geht die Verantwortung an die Stiftung Historische Museen Hamburg über

Ein neues Glanzstück für Hamburg ist die von Grund auf restaurierte „Peking“ allemal, nachdem sie jahrzehntelang vor herrlicher Manhattan-Kulisse vor sich hin dümpelte, zusehends verrottete und Hamburger New-York Besuchern immer ein wenig wohltuendes Heimweh vermittelte. Nun geht der stolze Lastensegler in seiner Heimatstadt endgültig vor Anker, wird aber leider im Hansahafen als Teil des „Deutschen Hafenmuseums“ versteckt, so dass ihn nur die künftigen Museumsbesucher bewundern werden. Ein „Hingucker“ wird die „Peking“ so nicht. Würde sie an der Hafenkante festmachen, zum Beispiel im städtebaulich und infrastrukturell immer noch unterentwickelten Bereich zwischen Elbtunnel und Fischauktionshalle, wäre die „Peking“ eng an die Stadt gebunden, Teil des Hafenpanoramas und auch ganz nebenbei im alltäglichen Blickfeld. Mit Kombitickets könnten Schiff und das künftige Hafenmuseum im Hansahafen besucht und durch eine Fährlinie miteinander verbunden werden.

Ulrich Reppenhagen

Durch Corona verunsichert

18. Mai: Corona-Proteste: Ein heilloses Durcheinander

Wir leben (noch) in einer Demokratie, in der man frank und frei seine Meinung kundtun darf. Freuen wir uns darüber und hoffen auf weiteres Bestehen! Die jüngst stattgefundenen Protest-Veranstaltungen in mehreren Städten der Republik zeigen überdeutlich, wie verunsichert die von Corona geplagten Menschen sind. Aber wen wundert das angesichts der horrenden wirtschaftlich-desaströsen Abwärtsentwicklung in (fast) allen Branchen und den damit verbundenen wegbrechenden Arbeitsplätzen, gepaart mit unzähligen menschlichen „Baustellen“ des täglichen Lebens. Begleitend zu dem Artikel ist eine Teilnehmerin einer Meditationsdemo auf einem Foto zu sehen, die ihr Plakat mit den einleitenden Worten „Merkel, du Fresse...“ hochhält. Das dreiste Verhalten dieser Demonstrantin hat meines Erachtens nur sehr wenig mit wahrer Demonstration gegen den Rechtsstaat zu tun. Nein, er verdeutlicht doch nur eins auf sehr drastische Art: Das absolute Fehlen von Respekt und Achtung! In diesen schweren letzten Wochen sind wir als Volk näher zusammengerückt – nach den vergangenen egoistischen „Ellenbogen-Jahren“ war es an der Zeit. Jeder in der Gesellschaft hat auf seine Weise Rücksicht auf seine Mitmenschen genommen und hat die Arbeit vieler, die oftmals belächelt wurden, wieder schätzen gelernt.

Silvia Böker

Geld regiert den Profi-Sport

18. Mai: Bayern routiniert, Dortmund meisterlich, Hertha unhygienisch

Die Mehrheit der Bevölkerung war gegen die Fortsetzung der Bundesliga. Die Fernsehberichte zeigen deutlich, dass die Coronaregelungen von Spielern und Trainern nicht eingehalten werden. Aber beim Profifußball ist wohl alles erlaubt. Andere Sportarten, die viel weniger Kontakt haben, sind noch verboten. Geld regiert den Sport!

Anke Bärbel Harms

Wer trägt die Verantwortung?

13. Mai: Was in Hamburg wieder erlaubt ist – und was nicht

Dass unser Senat festgelegt hat, die Pflegeheime wieder für Angehörige zu öffnen, ist mehr als überfällig. Meine Mutter und all die anderen betagten Menschen haben seit Wochen keinen Kontakt mehr zu ihren Liebsten. Von den Pflegekräften (ist ja nötig), über die Therapeuten, den Reinigungskräften, jetzt sogar den Friseuren – alle dürfen in die Pflegeheime. Sie haben engsten Kontakt zu den Bewohnern. Aber die Angehörigen werden ausgesperrt, mit dem Argument, dass die alten Menschen geschützt werden müssen. Vor wem? Hält man uns nicht für fähig, Hygienemaßnahmen einzuhalten? Diese Regelung können nur Personen treffen, die selbst keine Angehörigen in Pflegeheimen haben. Das ist eine Zumutung für alle Beteiligten und muss schnellstens noch weiter gelockert werden. Eine Stunde pro Woche, wie großzügig. Seit Wochen kein „Hände halten“ und keine Umarmung. Einfach grausam. Dürfen die Bewohner erst wieder in die Freiheit, wenn es einen Impfstoff gibt? Wer trägt die Verantwortung, wenn die alten Menschen nicht an Corona, sondern an Einsamkeit, Isolation und gebrochenen Herzen versterben? Es wird einfach über die Köpfe der älteren Menschen hinweg entschieden. Auch sie haben ein Selbstbestimmungsrecht. Die ganze Situation ist unmenschlich und man ist der Verzweiflung nahe.

Angela Wüpper, Hamburg