Feiertag ist die falsche Wahl

8. Mai: ,Überfällig seit Jahrzehnten‘ – Debatte um den 8. Mai als Feiertag

Man kann trefflich über den Tag der Befreiung, der bedingungslosen Kapitulation oder der Stunde null streiten. Wie fast immer gibt es viele gute Gründe dafür und dagegen. Und eigentlich kann man gegen einen Feiertag ja auch nichts haben, wenn es denn was zu feiern gibt. Im Kern geht es doch dabei um die Frage, wie man die Erinnerung an diesen so wichtigen Tag für die Geschichte und insbesondere für die Nachkriegsgeschichte Deutschlands hochhält. Da ist ein Feiertag die falsche Wahl. Denn er verkommt früher oder später zu einem sonnigen Tag der allgemeinen Feier- und Eventkultur, der sich um den eigentlichen Anlass noch wenig schert und nur in Floskelreden von Politikern Erwähnung findet – wie z. B. der 17. Juni seinerzeit. Meines Erachtens würde eine allgemeine Minute des Innehaltens (mit Sirenengeheul und Glockengeläut) wie in anderen Ländern völlig ausreichen. Und man sollte in den Lehrplänen aller Schulen für alle Altersgruppen dieses Thema an diesem Tag verbindlich festschreiben.

Hartwig Vosgerau

Jeder Tag zählt

8. Mai: Lokale sollen mehr Außenplätze anbieten

Es ist unbestritten, dass der Hamburger Senat, allen voran der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher, einen sehr guten Job in der Corona-Krise macht. Nicht nachvollziehbar ist allerdings, warum das Lockerungskonzept für die Hamburger Gastronomie noch immer vor sich hergeschoben wird. Für die Betriebe dieser Branche, die bekanntermaßen am Abgrund steht, zählt jeder Tag, an dem sie wieder Geld verdienen können. Zumindest die Außengastronomie könnte sofort geöffnet werden, natürlich unter Berücksichtigung der Abstands- und Hygieneregeln. Erst recht in Anbetracht des anhaltend schönen Wetters. Dass jetzt voraussichtlich für ein weiteres Wochenende die Türen geschlossen bleiben sollen, nur weil der Senat erst am Dienstag nächster Woche wieder zu einer Sitzung zusammenkommt, auf der das weitere Vorgehen entschieden werden soll, ist jedenfalls nicht mehr vermittelbar.

Günter Dorigoni, Hamburg

Im Sinne Axel Springers

23. April: Start der Serie: 75 Jahre nach Kriegsende

Es ist mir ein Bedürfnis, mich bei Ihnen zu bedanken für Ihre Serie über das Kriegsende in Hamburg. Ich selbst war bei Kriegsende zwölf Jahre alt und erlebe jetzt Ihre Berichte genauso, wie ich es vor 75 Jahren empfunden habe. Die Auswahl der Zeitzeugen und der Fotos sowie die Texte von Herrn Iken und Herrn Schmoock treffen die Atmosphäre der damaligen Zeit exakt. Insbesondere die Fotoauswahl dokumentiert sowohl die vollständige Zerstörung der Stadt in ihrer Trostlosigkeit sowie zugleich die fröhlich darin spielenden Kinder (wir fanden das doch alles interessant!), aber ebenso die ärmlichen, dennoch mutigen Hamburger Bürger. Der Hintergrund ist, dass Sie nicht mit historisch vorgedachten Fragen an die Serie herangegangen sind, sondern Ihren Zeitzeugen zugehört haben. Ich selbst hatte Gelegenheit, als Zeitzeuge der „Operation Gomorrha“ ein Gespräch mit Ihnen und Herrn Schmoock zu führen und dabei bewundert, wie Sie – der Sie altersbedingt diese Zeit nicht erlebt haben – zugehört, sich in die Zeitzeugen hineingedacht haben und dann daraus Ihre Nachfragen entwickelten. Dadurch konnten Sie ein echtes Bild des damaligen Hamburgers darstellen – sicher so, wie es sich der Gründer des Hamburger Abendblattes, Herr Axel Springer, vorgestellt hat.

Dr. med. Peter Grieve, Seevetal

Sind wir so übersättigt?

5. Mai: Leitartikel: Wie Corona die Welt verändert

Herzlichen Dank für den sehr guten Leitartikel. Er sollte eigentlich zur Pflichtlektüre für alle gehören, die immer noch glauben, wir hätten vorrangig ein medizinisches Problem. Obwohl zunächst, für alle sichtbar, die kleinen Geschäfte insolvent werden und ausnahmslos alle in der nahen Umgebung Menschen kennen, die entweder bereits arbeitslos geworden sind oder sich in Kurzarbeit befinden, herrscht eine Passivität vor, die mich sprachlos macht. Sind wir so übersättigt, dass wir in dieser lustvoll-gelangweilten Stimmung dem ökonomischen Untergang entgegengehen? Oder glauben wir wirklich, „der Staat“ wird es richten? Ihre Artikel öffnen hoffentlich zumindest einigen Menschen die Augen, dass der Umgang mit dieser Krise in höchstem Maße fragwürdig ist. Vielen Dank auch für die Debatte, die Sie unter Ihren Lesern durch den Beitrag am Wochenende angestoßen haben.

Dr. Detmar Kücken, Hamburg

Gefahr für Kulturlandschaft

4. Mai: Wo ist der Klassik-Spielplan B?

Die einzigartige Kulturlandschaft ist in Gefahr. Je länger kleinere und größere Konzerthäuser sowie Theater geschlossen bleiben, umso schwieriger wird eine Wiederbelebung werden. Joachim Mischkes dringender Ruf nach einem Plan B ist mit Nachdruck zu unterstützen. Es geht darum, einen verantwortungsvollen Weg zu finden, der sowohl die Belange der Gesundheit als auch die Sorge um den Fortbestand der nicht nur für beschäftigungslose Musiker und Schauspieler wichtigen Musik- und Theaterlandschaft berücksichtigt. Wenn sich realitätsferne Maximalanforderungen durchsetzen, hat die Kultur keine Chance.

Rolf Herbrechtsmeyer,

künstlerischer Leiter von à la carte Kammermusik e. V.