Einseitige Berichterstattung

14. April: Es reicht, Herr Günther! So geht man nicht mit Nachbarn um: Die Kieler Politik schadet dem Norden langfristig

Wir wohnen in Schleswig-Holstein und stellen doch jeden Morgen fest, wie einseitig das Abendblatt über die Beziehungen zu Schleswig-Holstein berichtet. Es werden immer nur Ereignisse geschildert, bei denen der „Grenzübertritt“ durch die Polizei verboten wurde. Es geht aus dem Artikel nicht hervor, wie viele Hamburger von diesen Kontrollen eigentlich betroffen sind, und ob es sich eher um einzelne Vorfälle handelt. Sie könnten doch auch einfach mal darüber berichten, für wie viele Hamburger diese „Grenzregelung“ und die bundesweite Aufforderung „Bleibt zu Hause“ in Ordnung ist. Und wie viele Schleswig-Holsteiner trotz Ausgangssperre den Kontakt zu Hamburger Freunden oder Familienangehörigen halten. Vielleicht sollte man auch öfter mal schreiben, aus welchen Gründen diese Grenzregelung entstanden ist, bestimmt nicht deswegen, weil man die Hamburger nicht mehr mag. Ich möchte mir in der jetzigen Zeit nicht vorstellen, wie es in den Ferienorten zugehen würde, hätte Schleswig-Holstein die Einreise nicht verboten. Und wie kann man einen wichtigen Krankenhausaufenthalt in Hamburg mit einem Wochenendausflug an Nord- und Ostsee vergleichen? Es herrscht gerade in der ganzen Bundesrepublik ein absoluter Ausnahmezustand und eigentlich wollen doch auch alle, dass wir diese Krise gut überstehen, wie kann man dann jetzt die positive Zusammenarbeit beider Bundesländer derart in Zweifel ziehen. Viele Schleswig-Holsteiner freuen sich auf die Zeit danach und auf die dann wieder kommenden Hamburger, genauso wie sich bestimmt viele Hamburger dann wieder auf die Schleswig-Holsteiner freuen.

Claudia Leschke-Will

Kleingeistiges Kiel

Wie recht hat Herr Röttger, wenn er die Kompetenz des Schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten und seinem Kabinett in der Beherrschung der Coronakrise in Zweifel zieht. Die Führungsstärke eines Politikers zeigt sich in der Not. Als Speckgürtelbewohner von Hamburg absolvierte ich mein Berufsleben in Hamburg und bin heute darüber beschämt, wie kleingeistig sich Kiel gegenüber den Hamburgern in der heutigen Zeit verhält. Hamburgern die Durchfahrt von der Fähre Glückstadt nach Hamburg zu verwehren, ist ein Willkürakt, der nicht zu entschuldigen ist. Liebe Hamburger, entschuldigt bitte das Verhalten unserer Landesregierung. Seid immer herzlich willkommen in Schleswig-Holstein, seid bitte nachsichtig mit unseren Politikern, denn sie können es nicht besser.

Thomas Fetzberger, Bargteheide

Kritik ist gerechtfertigt

Aus meiner Sicht ist die massive Kritik an den Maßnahmen in Schleswig-Holstein nicht gerechtfertigt. Der Ministerpräsident ist bemüht, von Experten beraten, die Menschen in Schleswig-Holstein vor den Gefahren der Pandemie nach bestem Wissen und Gewissen zu schützen. Den „Königsweg“ gibt es, wie man weiß nicht. Hinterher ist man sowieso immer schlauer. Dass die Maßnahmen in einem Flächenland anders ausfallen müssen, als in einem Stadtstaat, ist jedem Gutwilligen klar. Und für die Nutzung der Fähre Wischhafen-Glückstadt an den Ostertagen gab es nur einen Grund: Uneinsichtige Ausflügler aus Hamburg, die entgegen der behördlichen Anordnung durch das Alte Land gefahren sind und den Rückweg über das Wasser mit der Fähre via Glückstadt (Schleswig Holstein!) antreten wollten. Die Einsichtigen sind in Hamburg geblieben und haben „vor der Tür“ frische Luft geschnappt.

Heike Wolf

Entscheidungen akzeptieren

8. April: Grenzstreit: Günther gibt nach – ein bisschen. Fußgänger und Radler sollen ,kein Schwerpunkt‘ mehr sein, aber Kontrollen bleiben bestehen. Tschentscher warnt vor ,feindlichem Miteinander‘

Was ist verwerflich daran, dass ein Ministerpräsident versucht, die Bevölkerung seines Bundeslandes bestmöglich zu schützen? Fakt ist, dass die Coronainfizierungsquote in Hamburg knapp dreimal so hoch ist wie die in Schleswig-Holstein. Ebenfalls Fakt ist, dass die schleswig-holsteinischen Kreise, die an Hamburg grenzen, die höchste Anzahl an Coronainfizierten im Land aufweisen. So ist es doch nur verständlich, dass sich die Kieler Landesregierung um einen optimalen Schutz ihrer Bürgerinnen und Bürger bemüht vor dem Hintergrund, dass ihre Entscheidungen niemals gegen Hamburger, sondern nur für Schleswig - Holsteiner zu werten sind. Ich bin zutiefst betroffen, welche Feindbilder von vielen Hamburger Bürgerinnen und Bürgern nun aufgebaut werden und das Hamburger Abendblatt dabei nach Kräften hilft. Anstatt zu akzeptieren, dass jede zusätzliche Infektion Menschenleben kosten kann und alles getan werden sollte, dass die Menschen nicht an Corona erkranken, fühlen sie sich in ihrer Freiheit beschnitten. Schade, dass hier nicht die Vernunft aufgebracht werden kann, die Maßnahmen der Kieler Landesregierung als Schutzmaßnahmen zu sehen und zu respektieren. Eine Verwechslung von Freiheit und Rücksichtslosigkeit war noch niemals von Nutzen. Betroffen und enttäuscht bin ich über die Berichterstattung des Hamburger Abendblattes: Anstatt souverän und weitsichtig auch um Verständnis für die Interessen des nördlichen Nachbarn zu werben und damit deeskalierend zu wirken, wird auf nahezu populistische Weise ein Streit zwischen den Bundesländern aufgebauscht oder der Ministerpräsident Schleswig-Holsteins verunglimpft. Zu einem partnerschaftlichen Verhältnis, das Bürgermeister Tschentscher bisher ja offensichtlich zu Ministerpräsident Günther hatte, gehört auch, dass die Entscheidungen eines Amtskollegen respektiert und akzeptiert werden.

Anke Heilmann

Menschliche Abgründe

9./10. April: UKE-Professor: Shutdown in Deutschland schnell lockern„Ungeheure Beanspruchung für die Gesellschaft.“ Ein starkes Gesundheitssystem gebe es nur mit starker Wirtschaft

Was sagt es über eine Gesellschaft aus, in der Hamburger nicht einmal mit dem Rad mehr einen Ausflug ins Nachbarland machen dürfen oder Franzosen ohne Vorabsprache nicht mehr zur Arbeit im Saarland über die Grenze gelassen werden? In der sich die Politik mit Nachdruck für die Öffnung von Baumärkten einsetzt, Kirchen und Museen jedoch geschlossen bleiben? Sogar zu Ostern! In der bundesweit Mütter in Trennungsfamilien den Kindern die Betreuung durch ihre Vätern untersagen und einzelne Verbände dies entgegen staatlicher Verlautbarungen sogar gutheißen? In der alte und kranke Menschen in ihrer Einsamkeit nicht mehr ihre engsten Angehörigen empfangen dürfen? „Corona“ reißt tiefe menschliche Abgründe auf. Da drängen sich die Menschen unentwegt an Supermarktkassen und strömen in Massen zu den Baumärkten. Exakt die dort geforderten Schutzmaßnahmen hinsichtlich der Einlassquote und Mindestabstände ließen sich auch in den Museen und Kirchen dank deren disziplinierten Publikums mühelos umsetzen. Internet-Angebote von Kirchengemeinden sind eine gute Notlösung, jedoch kein adäquater Ersatz. Wer in dieser Krisenzeit zum Einkaufen gehen kann, sollte auch seine Kirche besuchen dürfen.

Johannes Zink, Norderstedt

Dramatischer Werteverlust

,Obergrenzen für Spielergehälter und Ablösesummen‘. Ewald Lienen fordert vom Profifußball und von der Politik weitreichende Konsequenzen aus der Coronakrise

Bravo, Ewald Lienen! Das ist mit Abstand das Beste, was ich bisher aus dem System Profisport vernommen habe. Und es darf auch nicht sein, dass Profisportler – nicht nur im Fußball – nach teilweise weniger als zwei Jahren Ausübung ihres Sports nie mehr im Leben arbeiten müssen. Die merkantile Entwicklung in weiten Teilen des „Sports“ ist in höchstem Maße unethisch. Sie hat durch die dadurch entstandenen Nebenerscheinungen wie Doping, Korruption, Match fixing und dergleichen zu einem dramatischen Werteverlust im Sport geführt. Und dabei müssen wir uns alle an die eigene Nase fassen. Aus Brot und Spiele der Antike entstand Fast Food und Fernsehsport.

Ralf Meutgens, Undeloh