Wie im Kindergarten...

6. April: Das nehmen wir euch übel. Schleswig-Holstein verstört Hamburger mit Abschottung und Grenzkontrollen

Vielen Dank für Ihren deutlichen Artikel, der mir voll aus der Seele spricht. Schon vor einer Woche musste ich die gleiche Erfahrung machen, als ich alleine für einen Spaziergang mit dem Auto zur Hetlinger Schanze fahren wollte, aber von der Polizei angehalten wurde. Während der Beamte mir erklärte, dass allein meine Anwesenheit in Schleswig-Holstein zu „touristischen Zwecken“ eine Straftat nach dem Infektionsschutzgesetz darstelle, wurden zahlreiche Autos mit Pinneberger Kennzeichen neben mir durchgewunken. Und mir sagte die Polizei, dass ich auch mit dem Fahrrad nicht nach Schleswig-Holstein kommen dürfe. Ich war fassungslos, denn ich wohne in Rissen direkt an der Grenze zu Wedel. Eine Grenze, die ich noch nie als solche wahrgenommen hatte. Hamburg könnte im Gegenzug seine Stadttore ja auch schließen, aber mal ehrlich, wir sind doch nicht im Kindergarten. Diese kleinlichen Grenzkontrollen müssen sofort aufhören.

Britta Evers

Wettkampf der Bundesländer

Meine positive Haltung zu den Entscheidungen der Politik in der Corona-Krise wurde an diesem Wochenende nachhaltig zerstört. Offensichtlich geht es nicht mehr um die Umsetzung des medizinisch und gesellschaftlich Notwendigen zur Eindämmung der Virus-Ausbreitung, wie der Abstandswahrung. Vielmehr scheint ein Wettkampf um die schärfsten Einschränkungen des täglichen Lebens der Bürgerinnen und Bürger entbrannt zu sein, obwohl die vor zwei Wochen ergriffenen Maßnahmen zu wirken beginnen.

Thorsten Pfullmann

Dem Unsinn ein Ende setzen...

Liebe Hamburger,

als Schleswig-Holsteiner schäme ich mich für das Verhalten unserer Politik und Polizei. Ich hoffe, das die Verantwortlichen schnell wieder einen klaren Kopf bekommen und diesem Unsinn ein Ende setzen. Ich möchte auch in Zukunft gerne nach Hamburg fahren, ohne mich schämen zu müssen. Bitte verzeiht diese Überreaktion einiger überforderter Schleswig-Holsteiner!

Axel Stahl, Norderstedt

Auge um Auge...?

Was wäre eigentlich los, wenn es Hamburg im Umkehrschluss genauso machen würde wie Schleswig-Holstein? Und Hamburg seinen Nachbarn aus Wedel die Zufahrt in die Hansestadt jetzt verwehrt? Sie wie Bürger zweiter Klasse an der „Grenze“ zurückweist? Oder in Hamburgs Krankenhäusern nur noch versorgt würde, wer seinen Wohnsitz auch in Hamburg hat? Eine deutliche Zahl der Intensiv-Patienten im UKE stammen laut Hamburger Abendblatt schließlich aus dem Umland. Hamburger aus Schleswig-Holstein auszusperren und die Stadt damit quasi zu isolieren, ist nicht gerade solidarisch. Und Solidarität ist auch keine Einbahnstraße, das sollte den Nachbarländern bewusst sein. Gerade Wedel profitiert von seiner unmittelbaren Nähe zum Nachbarn Hamburg sicherlich mehr als umgekehrt!

Rainer Barthel, Hamburg

Unangemessene Maßnahmen

Die Reaktionen aus Schleswig-Holstein sind in den beschriebenen, diskriminierenden Maßnahmen irrational und völlig unangemessen geworden. Hamburg muss jetzt dringend Position beziehen, denn es ist im Gegenzug nicht einzusehen, dass auch potenzielle Virus-Träger aus Schleswig-Holstein tagtäglich in Hamburg zur Arbeit einpendeln oder in Hamburg zum Vergnügen bummeln oder die Qualitäten unserer Gesundheitsversorgung für sich nutzen. Entweder gibt es bei uns einvernehmliche Einreiseverbote in alle Richtungen oder gar keine!

Rainer Wischhusen

Kein Öl ins Feuer gießen

Was eigentlich ist an „Bleibt zu Hause“ nicht zu verstehen? Dass Bundesländer unterschiedliche Regelungen haben, ist sicherlich ärgerlich und auch mir unverständlich. Aber sie gelten nun einmal, und jeder kann sich schlau machen, bevor er sich auf Ausflugsfahrt begibt. Das Virus macht keine Pause, nur weil die Sonne scheint, und die steigenden Infektionszahlen sprechen eine deutliche Sprache. Nehmen wir uns alle einfach mehr zurück und drehen nicht gleich das große Empörungsrad. Der Leitartikel ist jedenfalls nicht hilfreich und gießt nur unnötig Öl ins Feuer.

Hans-Joachim Bull, Quickborn

Entschuldigung Hamburg!

Entschuldigung Hamburg! Obwohl ich Schleswig-Holsteinerin bin, spricht mir der Artikel aus der Seele. Nicht, dass ich meine, Regeln seien unwichtig. Nein, die zwei Meter Abstandsregel erscheint zumindest nach bisherigen Erkenntnissen zu funktionieren. Dabei ist es wohl unerheblich, ob jemand aus Hamburg oder Schleswig-Holstein kommt. Radfahrer und Fußgänger zu maßregeln, ist in meinen Augen eine totale Überreaktion für zwei Bundesländer, in denen die Grenzen fließend sind. Umsetzen von Regeln mit Augenmaß, wie es wohl innerhalb Hamburgs erfolgt, ist in diesen Zeiten wichtiger als hektisches Management. Norderstedt mit seinen bald 80.000 Einwohnern und ohne eigenes Krankenhaus muss Kapazitäten in Hamburg nutzen.

Nicole Sauter

Sachlichkeit wäre angebracht

In Zeiten der Corona-Krise, in der bei vielen Menschen die Nerven eh schon blank liegen, gießen Sie auch noch Öl ins Feuer! Eine sachliche Kritik an der ungeschickten Vorgehensweise der schleswig-holsteinischen Polizei wäre durchaus angebracht gewesen. Stattdessen unterstellen Sie Schleswig-Holstein eine Politik der Abgrenzung, bringen die Abiturprüfungen ins Spiel (warum?) und, das ist äußerst befremdlich, erwähnen zu allem Überfluss die Hamburger Krankenhäuser. Wollen Sie den Schleswig- Holsteinern medizinische Hilfe in Zeiten, in denen jegliche Solidarität gefordert ist, vorenthalten? Bei den Maßnahmen der Polizei geht es darum, die gesamte Bevölkerung zu schützen, auch die Hamburger. Also wünsche ich mir von allen Augenmaß. Auch von Meinungsmachern wie Ihnen.

Marita Koch, Ahrensburg

Mehr Fingerspitzengefühl

Dem sehr berechtigten Leitartikel von Frau Gall stimmt unsere, einem ständigen Wechsel zwischen beiden Bundesländern gewohnte, Familie geschlossen zu. Diese Zustimmung verbindet sich allerdings mit der Bitte, die Überschrift etwas konkreter an den Innenminister des Landes Schleswig-Holstein und an die Landräte der anliegenden Kreise zu adressieren. Denn diese sind für eine länger anhaltende Verstimmtheit zwischen unseren Ländern politisch verantwortlich. Sie können sich nicht darauf berufen, im Interesse des Landes und der Kreise gehandelt zu haben, denn auch diese Pflicht ist verhältnismäßig und grundrechtskonform auszuüben. Es ist unstreitig, dass die gegebene Ausnahmesituation auch sehr weitgehende Einschränkungen rechtfertigen kann. Dabei ist in unserem gewachsenen Rechtsstaat aber etwas Fingerspitzengefühl geboten. Das schon deshalb, um die ohnehin nicht einfache Situation noch zusätzlich zu erschweren.

Dr. Thomas Weise

Regeln müssen Sinn machen

Wenn es schon gilt, Verhaltensregeln zur Eindämmung der Corona-Infektionen einzuhalten, dann sollten diese auch Sinn machen. Gerade aber bei diesem Thema ist das definitiv nicht erfüllt. Ich selbst wohne an der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein und durfte beim Radfahren erleben, wie viele Fahrzeuge von dort kommend in Richtung Hamburg und zurück unterwegs waren. Sollte es hier nicht rasch zu einer Korrektur kommen, sollte sich die Landesregierung in Kiel überlegen, die Regelungen dahingehend zu verschärfen, künftig auch alle Schleswig-Holsteiner, die nach Hamburg gefahren (oder auch gelaufen) sind, nicht mehr zurückkehren zu lassen, natürlich nur zur Vermeidung eines Infektionsrisikos für die, die in Schleswig-Holstein geblieben sind

Sven Clausen