Sinnvolle Schritte ausweiten

1. April: Maskenpflicht – die Lösung in der Corona-Krise?

Natürlich sollen alle sinnvollen Maßnahmen zur Verlangsamung der wachsenden Zahl der Infizierten ergriffen werden. Doch wirken die neuen Aussagen sehr merkwürdig, denn es ist noch keine zwei Wochen her, da wurde vom Tragen der Masken eher abgeraten, weil sie nicht schützen. Wenn jetzt das Tragen von eben diesen Masken empfohlen wird, weil sie dann die Nicht-Infizierten vor den Ohne-Symptome-Infizierten schützen, dann verwirrt einerseits diese neue Empfehlung durch die Rücknahme der alten, andererseits zeigt sie, dass eigentlich die Tests ausgeweitet werden müssten. Dadurch erhielten die Institute verlässlichere Zahlen zur Verbreitung, andererseits wüssten die Menschen auch, ob sie einen einfachen grippalen Infekt haben oder von Covid-19 befallen sind. Ebenso würde man wissen, wie viele Menschen eventuell schon durch die Krankheit selbst immun sind. Anstatt also über weitere Einschränkungen der persönlichen Rechte nachzudenken, sollten eher die Maßnahmen verstärkt werden, die tatsächlich Klarheit über die Verbreitung und den Menschen Sicherheit geben.

Rüdiger Ramm

Skrupellose Preise

Vor einer Apotheke in Langenhorn stand ein großes Schild: „Desinfektionsmittel, Gummihandschuhe, Schutzmasken vorrätig“. Ich ging hinein, vor mir eine alte Dame, die sich das Schutzmaskenangebot erklären ließ. Ihr wurde gesagt, dass die Maske sie nicht schützen würde, aber andere geschützt wären. Sie entschied sich nach langem Zögern dagegen. Ich war an der Reihe, fragte nach dem Preis. Ich musste acht Euro für eine ganz einfache Papiermaske zahlen. Man sagte mir, ich könne sie per Hand bei 30 Grad waschen. Kein Wunder, dass die alte Dame sich dagegen entschieden hat. Gerade jetzt, wo das Tragen einer Maske immer intensiver empfohlen wird, finde ich es skandalös, dass sogar Apotheken die Situation hemmungslos ausnutzen. Ich bin gespannt, wie sie die Wäsche aushält.

Monika Füllgraf

Faire Bewertung bleibt aus

1. April: Verschoben: Abitur startet am 21. April. Schüler erhalten längere Vorbereitungszeit für Prüfungen und weitere Nachschreibetermine – keine Zweitkorrekturen

Die Verschiebung der Klausurtermine für das Hamburger Abitur 2020 bringt den Abiturienten und Abiturientinnen keinen Vorteil: Die Prüfungen liegen nun für die meisten Schüler dichter beieinander und machen fachspezifisches Lernen deutlich schwieriger. Wieso auf die Zweitkorrektur verzichtet wird, ist nicht plausibel. Damit wird allen Abiturienten die Chance auf eine objektive und damit faire Bewertung ihrer Abiturklausur genommen, auch gegenüber anderen Jahrgängen. Hat man Abiturienten oder Schüler hier eigentlich mal gefragt, was sie für sinnvoll erachten?

Elisabeth Falke

Unvollständige Statistik

31. März: Lesermeinung zum täglichen Coronamonitor auf der ersten Lokalseite

Der tägliche Coronamonitor ist notwendig und informativ, aber er ist unvollständig, da er nur die Brutto-Werte kumuliert. Es fehlt die Information über die Genesenen. Am einfachen Beispiel: Wenn jeden Tag so viele Genesene zu verzeichnen sind, wie neu Erkrankte hinzukommen, beträgt der Netto-Zuwachs Null. Die Brutto-Kurve hingegen steigt permanent weiter an. Dabei ist gerade diese Information unverzichtbar. Denn sie besagt, wann die wieder Gesunden ohne Gefahr an den Arbeitsplatz zurückkehren können. Zu ergänzen ist sie um die Zahl der nicht Erkrankten, die sich nur durch flächendeckende Tests herausfinden lässt. Ohne diese Daten kann die Wirtschaft wie das gesellschaftliche Leben nicht wieder unter vertretbarem Risiko in Gang kommen. Der Kollaps droht. Und was tut die verantwortliche Gesundheitsbehörde? Sie könnte längst aktiv sein. Wie es um die Patienten bestellt ist, lässt sich durch regelmäßige Telefonabfragen leicht und schnell herausfinden, auch und vor allem bei den zahlreichen „Hauspatienten“. Das ließe sich bei guter Organisation an einem Arbeitstag bewerkstelligen, einschließlich der Auswertung der Daten. Stattdessen lässt die Behörde erklären, es gäbe „keine Meldepflicht“, man werde aber „zeitnah“... Es ist nicht zu fassen. Man muss sich einmal vorstellen, Helmut Schmidt hätte in der Flutkatastrophe von 1962 auf eine fehlende Meldepflicht für „die vom Ertrinken Bedrohten“ hingewiesen, statt sich sofort ans Rettungswerk zu machen. Es passt ins Bild, dass ebendiese Gesundheitsbehörde Initiativen zu großflächigen Tests abwürgt, wie in Bergedorf geschehen, weil sie offensichtlich nicht in die bürokratische Routine passen. Der Erste Bürgermeister sollte kommissarisch die Leitung der Behörde an sich ziehen, um die Dinge in jene Zukunftsspur zu bringen, die Hamburg vor einer neuen Katastrophe bewahrt.

Jan Hensmann, Hamburg

Betreuer nicht vergessen

1. April: Wie schützen wir die alten Menschen? Todesfälle in Heimen sorgen für Entsetzen

Nicht nur die Pflegekräfte sind für die Bewohner da, sondern auch die Betreuungskräfte, die weder in diesem noch in sonst einem Bericht erwähnt werden. Diese sind jeden Tag da, spielen mit den Bewohnern, lesen ihnen vor, gehen spazieren, einkaufen, machen es möglich, dass mit den Angehörigen telefoniert werden kann, hören sich Ängste und Sorgen an und spenden Trost. Wir gehören genauso dazu, um den Bewohnern Sicherheit und Geborgenheit zu geben. So nebenbei engagieren sich auch das Reinigungs- und Küchenpersonal, was auch nirgends erwähnt wird. Von der Bezahlung mal ganz abgesehen.

Petra Unger

Falsche Erwartungen geweckt

31. März: ,Sobald es geht, wollen wir die Regeln wieder lockern.‘ ,Entscheider treffen Haider‘ – Spezialfolge. Unsere Leser stellen Fragen an Bürgermeister Peter Tschen­tscher

Gemach, gemach! Man kann Peter Tschentscher nur den guten Rat geben, den Tag nicht vor dem Abend zu loben und keine unbedachten Signale an die Bevölkerung zu senden. Solange Corona noch virulent ist, wäre es allemal klüger, die Dinge weiterhin stringent zu handhaben und bis ins Ziel zum Wohle der Bevölkerung allerhöchste Vorsicht walten zu lassen. Was reitet den ehemaligen Labormediziner auf dem Bürgermeisterstuhl dazu, andeutungsweise falsche Erwartungen zu wecken?

Thomas Prohn

Aus den Augen, aus dem Sinn

30. März: Scholz will Bonus für Kassierer bis 1500 Euro steuerfrei stellen

Als eine der in dem Artikel angesprochenen Pflegekräfte möchte ich mich an dieser Stelle zu dem Versprechen von Herrn Scholz äußern. Mit Sicherheit hat er diese Aussage in bester Absicht getroffen. Aber ich glaube, dass er die Realität falsch einschätzt. Den Einzelhandelsgeschäften, deren Umsätze jetzt weiterlaufen, mag es ja möglich sein, solche Boni zu zahlen. In dem seit Jahrzehnten chronisch knapp gehaltenen Pflegesektor wird es aber nie zu solchen Bonuszahlungen kommen. Zum Einen verursachen die organisatorischen Umstellungen bereits jetzt hohe Kosten, von denen niemand weiß, von wem sie getragen werden sollen. Zum Anderen haben solche Versprechungen nur ein sehr kurzes Verfallsdatum. Oder erinnert sich noch jemand an den Altenpfleger, der damals unsere Bundeskanzlerin auf die desolate Situation in der Pflege angesprochen hat? Auch damals haben alle Seiten ihre Wertschätzung beteuert. Ebenso waren sich alle einig, dass Verbesserungen nötig seien. Außer einem sogenannten Pflegestärkungsgesetz ist bei uns an der Basis nichts angekommen. So sehr ich mich auch über den Zuspruch freue, den wir zurzeit von allen Seiten erfahren, mindestens ebenso lieb wäre mir, wenn sich jetzt endlich einmal grundlegend etwas in der Krankenpflege verbessern würde. Und damit meine ich nicht nur die finanzielle Seite. Aber wahrscheinlich wird sich mit dem Abklingen dieser Pandemie die alte Volksweisheit bewahrheiten: „Aus den Augen, aus dem Sinn“.

Peter Goetzke