Täglich gute Geschichten

24. März: Lesermeinung zum Hamburger Abendblatt in Corona-Zeiten

Als langjährige Leserin möchte ich mal Danke sagen. In unserer freiwilligen Isolation ist es morgens eine Freude, eine Printausgabe des Abendblattes in der Hand zu haben. Die Informationen sind übersichtlich und wir fühlen uns wie Menschen, die gute Geschichten vermittelt bekommen. Vor allem sehen wir, dass Sie böswillige Verleumdungen nicht weitergeben. Weiter so.

Dr. Ursula Rohde, Buchholz

Schengen ist nicht gescheitert

24. März: Europa versagt. Immer mehr Länder schotten sich wegen Corona ab – was ist aus dem großen Traum geworden?

Das sind genau die Überschriften, die wir nicht mehr brauchen. Schengen ist nicht gescheitert, nur weil wir temporär versuchen, ein nie dagewesenes Problem in den Griff zu bekommen. Alle Maßnahmen, die dazu nötig waren, um Schaden von uns fern zu halten, sind da richtig. Deswegen scheitert Schengen nicht. Wir sind viele Jahren einem Weg konsequent und erfolgreich gegangen, den wir nun kurzzeitig verlassen haben. Hören Sie bitte auf, da gleich von Scheitern zu reden.

Jens Kernbach

Beschämendes Verhalten

Der heutige Beitrag von Oliver Schade zur fehlenden europäischen Solidarität ist sehr treffend und geht gleichzeitig sehr nahe. Auch ich finde das kollektive Wegschauen unserer Politiker vor der großen medizinischen Notlage unserer südlichen Nachbarländer, in die wir (fast) alle gerne in den Urlaub fahren, zutiefst beschämend. Während in Deutschland erst verhältnismäßig wenige der vorgehaltenen Intensivbetten belegt sind, treiben die Kliniken in Italien in den Kollaps. Warum schickt Deutschland keine medizinische Hilfe? Ich bin fassungslos.

Manfred Christen

Ist die Revision moralisch?

23. März: Privatbank M.M. Warburg legt Revision gegen Cum-Ex-Urteil ein

Es ist zwar in unserer Republik das gute Recht der Warburg-Bank Revision gegen ein Urteil einzulegen. Aber ist es auch in dieser schweren Zeit moralisch gerechtfertigt? Schämen sich die Bänker nicht? Da betrügen sie erwiesenermaßen den Staat, also uns, nach Strich und Faden und schieben die Schuld weit von sich. Wären wir nicht um diese Milliarden betrogen worden, könnten wir sogar ohne Schulden den jetzt notleidenden Menschen in kleinen und größeren Firmen noch besser helfen. Aber Moral und Geschäft sind für Banker zweierlei. Das alte Brecht Zitat: „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank“ bewahrheitet sich mal wieder.

Götz Gerhardt, Hamburg-Lokstedt

Das haut einen um...

24. März: Schleswig-Holstein entschuldigt sich. Hamburger sollten wegen der Coronakrise ihre Ferienhäuser im Nachbarland räumen. Jetzt dürfen doch alle bleiben, die sich schon dort aufhalten

Das haut einen um. Erst wird man als Zweitwohnungsbesitzer unter Strafandrohung aus dem Landkreis gejagt, wobei der Kreis bis Sonntag um Mitternacht verlassen werden musste. Das hat auch das Verwaltungsgericht Schleswig bestätigt. Dann hebt der Innenminister am Montag, nachdem man den Landkreis schon verlassen hat, die Anordnung des Landrates wieder auf und verfügt gleichzeitig, dass eine Einreise nach Schleswig-Holstein jetzt nicht mehr erlaubt ist. Hätte der Innenminister nicht einen Tag früher seinen Erlass bekanntgeben können? So sind diejenigen, die sich der Anordnung gebeugt haben, regelrecht veräppelt worden.

Bolko Schwanecke

Auch für Rückkehrer zumutbar

23. März:Rückkehrer aus Risikogebiet Ägypten werden nicht kontrolliert

Experten sind sich einig, dass durch die Reiserückkehrer aus Risikogebieten die Fallzahl der Coronainfizierten wieder ansteigen wird. Warum weder das Robert-Koch-Institut mit eindeutigen Regeln noch Frau Prüfer-Storcks als Gesundheitssenatorin eine sofortige persönliche Erfassung und eine verpflichtende Quarantäne der Reiserückkehrer veranlassen können, bleibt nicht nur rätselhaft, sondern ist auch grob fahrlässig. Viele Infizierte und Tote werden die zwingende Folge dieser Tatenlosigkeit sein. Warum können die jetzt auf Staatskosten eingeflogenen Reiserückkehrer aus Risikogebieten nicht ebenso Opfer bringen wie die übrige Bevölkerung?

Dr. med. Jan Wieland, Halstenbek

Typisch deutsch!

Da gibt es keine Kontrollen am Hamburger Flughafen, weil eine Verordnung fehlt. Typisch deutsch, selbst in solchen Zeiten auf eine Verordnung zu warten!

Reinhard Scholz

Ich empfinde tiefe Dankbarkeit

23. März: Kontaktverbot soll Pandemie eindämmen. Menschen dürfen nur noch zu zweit oder alleine auf die Straße

Als Angehöriger der Risikogruppe „Ältere Mitbürger“ stelle ich überrascht und fast beschämt fest, dass die Beeinträchtigungen infolge der Corona-Pandemie bezogen auf meinen persönlichen Alltag vergleichsweise gering sind. Weder brauche ich mir als Pensionär Sorgen um meinen Arbeitsplatz zu machen, bzw. Einkommenseinbußen befürchten, noch muss ich eine Schar Kita- und Schulbefreiter Kinder auf engem Raum bei Laune halten und nebenher im Homeoffice anstrengender Berufstätigkeit nachgehen – oder in einem „systemrelevanten Bereich“ Schwerstarbeit verrichten, wie z.B. im Lebensmitteleinzelhandel, bei den Ver- und Entsorgungsbetrieben oder im Gesundheitswesen. Dass meine Frau und ich unsere Kinder und Enkel nur über Facetime sehen und sprechen können, ist für uns keine Besonderheit, da der Nachwuchs im Ausland lebt. Wenn ich daran denke, welche massiven Einschränkungen die überwiegende Mehrheit unserer kleinen und großen Mitmenschen zurzeit hinnehmen müssen und wie massiv sich für sie das tägliche Leben verändert hat, empfinde ich tiefe Dankbarkeit. Denn sie tun es, damit eine Minderheit, die Angehörigen der Risikogruppen, nicht um ihr Leben fürchten müssen. Danke dafür!

Hans-Jörg Bieger (Jahrgang 1945)

Armut tötet auch

21./22. März: Die letzten Mohikaner der Hansestadt. Aus den Straßen Hamburgs weicht weiter das Leben – es bleiben Paketboten, Handwerker und Sportwagen. Corona-Tagebuch Teil 6

Wir im Hochbau haben auf Baustellen ohne Publikumsverkehr sehr wohl die Möglichkeit, ohne Gefährdung Dritter und unter Einhaltung der Abstandsregelung einander zu zuarbeiten. Wir legen auch ein besonderes Augenmerk auf vernünftige Sanitärbereiche und die Sicherstellung der Handhygiene. Keine Baustelle ohne Waschbecken! Da auch wir teilweise für unsere Arbeit P2- oder P3-Masken benötigen, haben wir uns vor ein paar Tagen gummierte Masken mit Wechselfilter gekauft. Diese waren noch im normalen Einkauf verfügbar. Darüber hinaus haben wir unsere Mitarbeiter angehalten, auch in den Pausen sich auseinander zu setzen oder sogar mit zeitlichem Abstand zu pausieren. Ich hoffe, es kommt niemand auf die Idee, die Handwerksausübung in dieser Zeit auch noch zu unterbinden. Die Wirtschaft leidet ohnehin schon unter den jetzigen Betriebsschließungen. Es sollten wenigstens die arbeiten, bei denen dies mit überschaubarem Risiko möglich ist. Es wäre auch niemandem geholfen, wenn keine Handwerker verfügbar wären, wenn der Aufzug steckenbleibt, das Wasserrohr bricht oder Fassadenteile herabfallen. Bei aller Umsicht bei der Eindämmung der Virusausbreitung darf man auch den Blick für die Risiken der Gesamtversorgung und unserer Volkswirtschaft nicht verlieren. Wann müssen wir die Wirtschaft wieder hochfahren, damit der gesellschaftliche Schaden nicht höher ist, als durch die Viruserkrankungen? Ein kluger Mann, ich glaube aus Italien, hat gesagt: Das Virus tötet, aber Armut tötet auch.

Udo Kellermann