Jugend besser aufklären

21./22. März: Bleibt zu Hause! Dieses Wochenende entscheidet sich, ober der Senat eine Ausgangssperre verhängen wird

Schon seit längerem bin ich der Meinung, dass der Jugend die Schutzmechanismen in Sachen Corona falsch kommuniziert worden sind. Geradezu gebetsmühlenartig wurde der Jugend suggeriert, dass ihnen Corona im Prinzip nichts anhaben könne, sie sollten aber bitte, bitte Rücksicht auf die Alten und die Schwachen nehmen, deren Immunsystem nicht mehr stark genug sei, die Krankheit abzuwehren. Meiner Meinung nach ist bei der Jugend ein völlig falsches Bild entstanden. Der Jugend muss deutlich klar gemacht werden, dass auch ihre eigene Gesundheit massiv gefährdet ist. Vielleicht sterben nicht so viel Junge wie Ältere und Schwächere. Aber es gibt durchaus auch in der jüngeren Generation Schwerkranke und auch Todesfälle, wie wir alle wissen. Mit einer mittel- und sehr schweren Infektion ist auch bei Jugendlichen nicht zu spaßen. Sie sollen nicht nur „gnädig“ die Alten und Schwachen schützen, sondern auch sich selbst.

Brunhild Preuss-Kuchenbecker, Wedel

Ausgangssperre nach Goethe

Wünschen wir uns doch, dass wir am kommenden Montag mal wieder Altmeister Goethe zitieren dürfen: „Hab ich den Markt und die Straßen doch nie so einsam gesehen, ist doch die Stadt wie gefegt, wie ausgestorben“, (aus Herrmann und Dorothea).

Hawe Herbig

Viele befolgen die Regeln

Ich bin erschüttert, wenn ich höre, dass Menschen Corona-Partys feiern und keine Rücksicht auf andere Menschen nehmen. Dennoch ist dies für mich in diesen Tagen nur ein kleines Rauschen im Wald. Vielmehr entdecke ich an allen Ecken Menschen, die sich an die Regeln halten und für einander da sind. Rundfunk- und Fernsehprogramme werden umgestellt und dem Bedarf, vor allem der Kinder, angepasst. Solidarisches Klatschen und Musizieren auf dem Balkon ist ein Megazeichen des Zusammenhalts und der Anerkennung für die Menschen, die für uns alle da sind. Ich habe den Eindruck, dass die meisten Menschen verantwortungsvoll mit der schwierigen Situation umgehen. Und das verdient ein Maximum an Respekt.

Thomas Köpke, Itzstedt

Wichtiger Appell

Den Appell finde ich grundsätzlich gut und wichtig. Aber nicht nur für dieses Wochenende, um die Ausgangssperre abzuwenden. Die große Gefahr daran ist, dass die Bürger daraufhin am Wochenende zu Hause bleiben und Montag spätestens Dienstag nach einer Abwendung der Ausgangssperre wieder zu ihren normalen Verhaltensweisen übergehen. Ich bin für eine Ausgangssperre um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Ansonsten besteht ganz schnell die Gefahr einer Überlastung des Gesundheitssystems und somit wäre auch die Notfallversorgung der nicht an Covid-19 erkrankten Menschen in Hamburg nicht mehr gewährleistet.

Bettina Henne

Vorbild Island

21./22. März: ,Dieses asoziale Verhalten macht mich weiß vor Wut‘. Sie haben Post: Im E-Mail-Dialog von Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider und „Cicero“-Chefredakteur Christoph Schwennicke geht es um starke Politiker in schweren Zeiten, einen neuen Generationenkonflikt –und um die Hamburger Skiferien

Danke für den Briefwechsel Haider/ Schwennicke. Der Teil, der die Hamburger Skiferien betrifft, hat auch bei mir die Wut und das Unverständnis wieder hochkommen lassen, die ich schon vor zwei Wochen empfunden habe. Nachdem auf Island am 28. Februar der erste Coronafall aufgetreten war, hat man festgestellt, dass alle Infizierten in der ersten Woche Rückkehrer aus den Skigebieten in Norditalien und Österreich waren. Auch andere Länder haben diese Erfahrung gemacht. Die Isländer haben daraufhin per Sonderflug ihre restlichen Urlauber bereits am 7. März zurückgeholt und sofort alle zu häuslicher Quarantäne verpflichtet – infiziert oder nicht. Die Hamburger sind da noch munter in den Skiurlaub gestartet. Dabei lagen schon handfeste Beweise vor, aber es gab kein Reiseverbot von behördlicher Seite. Kleine Länder, wie z.B. Island, sind oft flexibler und konsequenter. Es wäre wünschenswert, von diesen Ländern Sinnvolles zu übernehmen. Wir holen jetzt auch viele Urlauber mit großem Aufwand zurück, das ist richtig und wichtig. Genauso richtig und wichtig ist aber auch, diese zu häuslicher Quarantäne zu verpflichten.

Roswitha Müllerwiebus

Zu viele Verbote für Forschung

21./22. März: Eine neue Chance für die Apotheke der Welt. Früher war Deutschland führend bei der Medikamentenherstellung. Die Corona-Krise kann alte Stärken wieder beleben

Einen wesentlichen Punkt haben Sie nicht berücksichtigt: Es sind nicht nur die Kosten und Shareholder Value, welche die Pharma-Unternehmen ins außereuropäische Ausland ziehen lässt, sondern die ausufernde Bürokratie, und die vielen Verbote, die auch die Forschung und Spitzen-Forscher in andere Länder treibt. Ob Datenschutz, Gentechnik oder Tierversuche – auch wenn manches sicher gut gemeint ist, hier werden manche abstrakten Gefahren höher bewertet als konkrete Chancen. Auch wenn das nicht heißt, dass wir nun das gleiche machen wie China, aber wir brauchen mehr Augenmaß und müssen die Chancen nutzen und die Einflussnahme der Ideologen auf die parlamentarische Demokratie in einigen Organisationen bremsen. Damit wird wahrscheinlich mehr erreicht als mit zusätzlicher Forschungsförderung. Denn sonst werden wir zwar vielleicht in zehn Jahren wie der moralische Sieger aussehen, aber wirtschaftlich und medizinisch nur noch ein Satellit von Staaten wie China sein und in dieser Abhängigkeit werden wir dann auch deren Moralvorstellungen übernehmen müssen.

Dr. Bernd E. Langner, Winsen (Luhe)