Sinnvoll, nur nicht konsequent

14./15. März: Hamburg schließt alle Schulen und Kitas – Notbetreuung für Kinder

Es ist ja lobenswert, dass ältere Menschen vor der Ansteckungsgefahr des Corona-Virus geschützt werden, und Großeltern ihre Enkelkinder nicht sehen sollen. Auch die Schließung der Schulen und Kindergärten ist sinnvoll, nur nicht konsequent, denn es muss eine Notbetreuung für Kinder und Schüler, deren Eltern arbeiten müssen, von der Lehrerschaft und den Erziehern eingerichtet werden. Nun gibt es unter diesen eine hohe Anzahl, die ebenfalls im Großelternalter, also um die 60 sind. Es sollte ebenso wichtig sein, diese seitens der Schulbehörde/Sozialbehörde zu schützen, indem sie nicht zur Notbetreuung herangezogen werden. Dazu kommt, dass Großeltern meistens mit wenigen Enkeln zu tun haben, von denen sie wissen, in welcher Gegend sie sich in der letzten Zeit aufgehalten haben. Lehrer und Erzieher hingegen haben mit größeren Gruppen zu tun und wissen nicht, welchen Umgang diese Kinder in letzter Zeit hatten.

Ronald Henftling

Solidarität nach der Krise?

14./15. März: Zeit für eine neue Solidarität. Das Coronavirus zwingt uns vom Ich zum Wir – und könnte die Atomisierung der Gesellschaft überwinden

Fast zu schön, um wahr zu sein: Unsere atomisierte Gesellschaft verwandelt sich durch einen Virus in eine solidarische Gemeinschaft. Man darf gespannt sein, wie lange diese Abkehr von der bequemen Vollkaskomentalität wohl anhält. Nach der Krise, wenn der Schreck verflogen ist und alle wieder aus ihren mit Toilettenpapier und Nudeln vollgepackten Wohnungen schlüpfen, wird die Kritik am Staat wieder laut werden. Je nach Lage wird es entweder heißen, die Politik war zu langsam, man hätte viele Ansteckungen vermeiden können oder die Politik war zu vorschnell, man hat großen wirtschaftlichen Schaden angerichtet. Dazu ein paar passende Magazine im Fernsehen mit traurig in die Kamera blickenden „Opfern“... Es ist eben schwer, es einem von Wohlstand, Frieden und Freiheit verwöhnten Volk recht zu machen. Eigenverantwortung und Solidarität müssen wohl tatsächlich wieder neu erlernt werden. Aber etwas Positives wird das aufgrund der Krise veränderte Freizeitverhalten hervorbringen: Ende des Jahres werden die Medien über die Corona-Kinder jubeln. Wir können uns also über ein geburtenstarkes Jahr freuen.

Michael Piplack

Ein Blick auf den Nachbarn

Vielen Dank, Herr Iken, für Ihre Kolumne zum Corona-Virus, der ich nur zustimmen kann. Was mich besonders beschäftigt ist, dass wir alles global sehen, Klima, Flüchtlinge, Krieg, Hunger etc., nur dass unser alter Nachbar es nicht mehr schafft, die Treppe hochzugehen oder schon seit Tagen hilflos in seiner Wohnung liegt, das sehen wir nicht. Ja, es ist Zeit für eine neue Solidarität!

Ingrid Kallbach

Unprofessioneller Eiertanz

14./15. März: Klarer Schnitt – endlich! Hamburg hat zu lange gezögert. Nun reagiert der Senat konsequent auf die Pandemie

Ich bin überzeugt, dass Dr. Tschentscher und seine Politikkollegen die Auswirkungen des Corona-Virus auf unsere Stadt unterschätzt haben und auch jetzt noch unterschätzen. Warum der Erste Bürgermeister, seine Berater und Kollegen die Ferien in Hamburg nicht dazu genutzt haben, sich intensiv mit der Entwicklung in Italien, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Spanien und anderen europäischen Ländern auseinanderzusetzen, ist mir ein Rätsel. Zumindest muss ich davon ausgehen, dass eine ernsthafte Befassung mit dem Thema nicht stattgefunden hat, weil der an den Tag gelegte Eiertanz in meinen Augen in großem Maße unprofessionell war. Es darf doch nicht sein, dass die Führungen der Bundesländer, die keine Ferien hatten und deren Einwohner nicht wie bekanntermaßen sehr viele Hamburger in die Alpenländer und damit Risikogebiete zum Skilaufen gefahren sind, uns im Norden vormachen müssen, wie man eine Gefahrensituation richtig einschätzt und zum Schutz der Bevölkerung handelt. Weitreichende Entscheidungen wie sie nun endlich und zur Erleichterung vieler Bürger dieser Stadt von unserer Nummer eins getroffen worden sind, hätten ohne Schwierigkeiten bereits längst getroffen werden können und müssen, wenn man seine Führungsaufgabe eben auch als solche versteht und dementsprechend handelt. Das vermisse ich bei unserem Ersten Bürgermeister und hoffe, dass der Hamburger Senat künftig als Vorbild für andere Bundesländer in seiner Entschlussfreudigkeit, Sachkenntnis, durchdachter Schnelligkeit, Weitsicht und Klarheit auftritt.

Patrick Pannen

Einreiseverbot verhängen

13. März: Die Welt im Ausnahmezustand. Die USA verhängen wegen des Coronavirus einen Einreisestopp für Europäer

Dieses war ein nicht mit den EU-Gremien abgestimmtes einseitiges Verhalten der USA. Warum das aber alle EU-Staaten betrifft und nicht Großbritannien und Nordirland erschließt sich mir nicht. Darauf kann es im Grunde nur die Reaktion geben, dass man von Seiten Europas ebenfalls ein Einreiseverbot gegenüber allen amerikanischen Staatsbürgern verhängt. Begründung: Man müsse diese schützen.

Dieter Begemann