CDU sollte diese Krise nutzen

27. Februar: Von der Volks- zur Zeitgeistpartei

Dem Essay von Matthias Iken kann ich nur zustimmen. Die Analyse ist tiefgreifend und scharfsinnig. Die Überschrift bringt es auf den Punkt und macht deutlich, dass eine Partei, die sich nur dem Zeitgeist anpasst, irgendwann ihre Glaubwürdigkeit einbüßt. Nicht von ungefähr geistert seit einiger Zeit der Begriff der Sozialdemokratisierung der CDU durch die öffentlichen Debatten. Die Folgen einer solchen Politik werden nun immer deutlicher sichtbar und führen zum Ende einer Volkspartei. Vielleicht nutzt die CDU ihre Krise und kommt zu einer Neubesinnung ihrer Politik: Die Kernpunkte von Norbert Röttgen und Friedrich Merz bei ihrer Bewerbung um den CDU-Vorsitz lassen hoffen, dass die politische Willensbildung in der CDU wieder auf ein klares Fundament gesetzt wird, das Orientierung bietet und Begründungszusammenhänge in gesellschaftlichen Zeiten des Umbruchs transparent macht. Vielleicht sollten Kanzlerzeiten auch auf maximal zwei Legislaturperioden begrenzt sein und die Ämter von Kanzler und Parteiführung getrennt sein. Diesbezüglich könnten die USA ein Vorbild sein.

Ulrich Kulicke, Stade

Partei der Beliebigkeit

Nach 40-jähriger Mitgliedschaft kündigte ich 2015 meine CDU-Mitgliedschaft. Für den Schwenk zur Zeitgeistpartei hatte ich keinerlei Verständnis. Beinahe zwangsläufig hat sich die CDU zur Partei der Beliebigkeit entwickelt. Die aktuellen Wahlergebnisse belegen den Irrweg der Christdemokraten. Warum die CDU unentwegt über einen Kanzlerkandidaten debattiert, erscheint unklar. Ich denke, sie brauchen ihn nicht.

Hans-Wilhelm Stehnken, Buchholz

Wir haben alle davon profitiert

27. Februar: So wird ein Jahr im Ausland bezahlbar. Wollen Schüler mehrere Monate fern von Zuhause verbringen, kann das teuer werden. Tipps für Eltern

Herzlichen Dank für die Informationen zum Schüleraustausch. Unsere vier Kinder haben alle mit AFS Interkulturelle Begegnungen e. V. ein Jahr im Ausland verbracht. Da unser Einkommen nicht so hoch war, konnten wir einen „Antrag auf finanzielle Förderung des Schulbesuchs im Ausland“ stellen und erhielten von der Hamburger Schulbehörde einen hohen Betrag wieder, der uns finanziell sehr geholfen hat. Je nach Einkommen kann der Förderbetrag zwischen 750 und 5000 Euro für ein Jahr im Ausland betragen. Das war bei unseren Kindern immer eine große Hilfe. Insgesamt kann ich einen Auslandsaufenthalt der eigenen Kinder und die Aufnahme von Gastkindern für ein Jahr nur empfehlen. Wir haben als Familie alle sehr davon profitiert. Auch nach Jahren haben wir noch enge Verbindungen zu den Familien in denen unsere Kinder waren, sowie wie zu den Familien unserer Gastsöhne.

Mona Meister, Hamburg

Gefährdung für den Tierpark

22./23. Februar: Streit bei Hagenbeck eskaliert. Erstmals äußert sich der Stiftungsvorstand öffentlich – und distanziert sich von Carl Claus Hagenbeck

„Die Idee Hagenbeck funktioniert nur, wenn Tradition, Innovation und Familienzusammenhalt funktionieren – sonst wäre unser Zoo innerhalb von Jahren kaputt.“ Zitat eines Familienmitgliedes aus dem Jahr 2009. Dass eine Stiftung und ein Verein der Hagenbeck-Freunde gegründet werden sollte, war ein Gemeinschaftsbeschluss, denn „anders sei langfristig keine finanzielle Förderung möglich“. Die Reaktion der Stiftung auf den erneut aufflammenden und einseitig über die Medien ausgetragenen Familienstreit verdeutlicht ihre Sorge und das Maß an Gefährdung für den Tierpark. Eine Blockade von größeren Investitionen hat dramatische, anhaltende Konsequenzen. Und leider bestätigt die Argumentation von Herrn Dr. Claus Hagenbeck, dass es ihm hauptsächlich darum geht, anzumahnen, was seiner Auffassung nach gegen ihn gerichtet wurde bzw. sein Mitbestimmungsrecht missachtet. Eine ewig rückgewandte Position, die nie zu einer vorwärts gewandten Geschäftspolitik führen kann. Zudem versucht er, über seine Sichtweise zu manipulieren und instrumentalisiert seine Tochter sowie seinen Schwiegersohn zu Marionetten. Es ist ein „Management by Deadlock“, tödlich für jedes Wirtschaftsunternehmen. Es gibt Beispiele für Konstrukte, die verhindern helfen, dass erfolgreiche Familien-Start ups im Laufe der Generationen von Familienmitgliedern selbst wieder zugrunde gerichtet werden. Es geht auch bei Hagenbeck um die Sicherung des Unternehmens, die Absicherung seiner Angestellten, die Versorgung der wertvollen Tiere und eine zeitgemäße Unternehmensphilosophie für den Fortbestand des Unternehmens über Generationen hinaus.

Friederike Eisbrecher

So nicht, Herr Tschentscher

25. Februar: Leitartikel: Eine demokratische Zumutung. Nicht nur für bürgerliche Parteien ist die Wahl ein Desaster – sondern auch für Demoskopen und das Wahlrecht

Über das Wahlrecht in Hamburg kann man ja geteilter Meinung sein. Darüber, dass Ihre Kollegen von NDR-Panorama und der „Zeit“ Sensationsjournalismus betrieben hätten, wohl auch. Ihr stellvertretender Chefredakteur ist anscheinend der Meinung, man hätte mit der Veröffentlichung bis nach der Wahl warten müssen. Der ehemalige Bürgermeister Olaf Scholz und der derzeitige Peter Tschentscher haben den Kollegen von Panorama mehrfach vor der Kamera ein Interview verweigert und sich außerdem mit Untätigkeit gebrüstet. Sie hätten keine Gespräche wegen cum-ex geführt und auch keinerlei Weisungen an die Finanzverwaltung gegeben. Das Steuergeheimnis sei ja so ein hohes Gut. Dass ein Finanzsenator lieber horrende Millionensummen an ein Bankhaus, das sich in dubioser Weise am Steuerzahler bereichert hat, verliert, als auch nur ein einziges Mal in dieser Sache tätig zu werden, ist in meinen Augen nicht das, was auf vielen Plakaten Tschentschers zu lesen war: „Hamburg gut regieren.“

Tom Schoeps

Wegweisendes Urteil gefällt

27. Februar: Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Verfassungsrichter kippen das geltende Verbot geschäftsmäßiger Suizidbegleitung. Ärzte und Vereine sollen Menschen in den Tod helfen dürfen

Das Bundesverfassungsgericht hat ein wegweisendes Urteil gefällt und dem Bundesgesetzgeber zum wiederholten Male Nachhilfe in Sachen Grundrechtsdogmatik erteilt. Dem Grundgesetz liegt ein Freiheits- und Autonomie-Begriff der natürlichen Person zugrunde, der gerade nicht ausschließlich auf religiösen oder philosophischen Überzeugungen basiert, sondern auf einem humanistisch geprägten Ideal eines Bürgers, der die elementaren Fragen seines Daseins frei von staatlicher Bevormundung beantworten kann. Dies ist deshalb richtig, weil ansonsten die von vielen Religionen vertretene Lehre von der absoluten Unverfügbarkeit des eigenen Lebens auch für diejenigen maßgeblich wäre, die sich dieser Weltanschauung überhaupt nicht verpflichtet fühlen. Man wird sehr genau beobachten müssen, wie die vom Gesundheitsminister angekündigten neuen Regelungen ausfallen, denn diese könnten derart hohe Restriktionen enthalten, dass dem Urteil des Bundesverfassungsgericht zwar auf den ersten Blick Genüge getan wird, die Umsetzung dieser Regelungen in der Praxis aber den Geist des Urteil konterkarieren.

Dr. Tim Schurig, Hamburg

Gefährlicher als die Grippe

26. Februar: Leserbriefe: Gefährlicher als Erkältung und Ängste schüren mit dem Virus

Im Abendblatt vom Mittwoch sind zwei Leserbriefe erschienen, die in Frage stellen, ob das mit dem Corona-Virus wirklich so schlimm ist. Ja, das Corona-Virus ist für die Infizierten relativ harmlos, aber je nach Quelle zwei- bis zehnmal gefährlicher als die Grippe. Da die Ausbreitung ähnlich schnell wie die Grippe verläuft und es gegen Corona im Gegensatz zur Grippe keine Impfung gibt, würde eine vergleichbare Epidemie deutlich mehr Tote fordern. Von daher ist es angemessen, auf diese Gefahr anders zu reagieren.

Ralph Einfeldt