Folgen der Globalisierung

26. Februar: Coronavirus – Hamburger Apotheken gehen die Medikamente aus

Das zeigt auch dem Letzten auf, welche ungesunden Abhängigkeiten von China bestehen. Aber es wird wieder etliche Leute geben, die sich dann darüber echauffieren, dass ihr neuestes Handy nicht rechtzeitig im Laden oder im Online-Handel ist. Hier geht es um Medikamente, die dann auch mal überlebenswichtig sein könnten, also nicht nur Ibuprofen o. ä. (...) Die Kühlcontainer stapeln sich tatsächlich in Shanghai und es gibt keine freien Anschlüsse mehr, um den Kühlkreislauf aufrecht zu erhalten. Kühlcontainer werden mittlerweile in Shanghai nicht mehr angenommen und umgeroutet – wohin auch immer, was weitere Verzögerungen bedeutet. Um zu verdeutlichen, welche Größe der Hafen von Shanghai (mit zig Terminals) hat: Es werden jährlich über 40 Millionen Standardcontainer umgeschlagen, in Hamburg sind das knapp neun Millionen. Da stehen also nicht nur Kühlcontainer. (...) Auch wird es die Exportwirtschaft hier treffen, weil keine Leer-Container zur Verfügung stehen, mit denen dann europäische Produkte verladen werden können (wohin auch immer). Bis die Reedereien, die aus verständlichen Gründen Fahrten ausgesetzt haben, wieder im normalen Verlade- und Lieferkreislauf arbeiten, wird es ebenfalls Wochen bis Monate dauern. Dies ist halt der globalisierte Kreislauf, der bisher ja meist gut funktioniert hat. Gibt es aber nur einen einzigen negativen Faktor, wird die gesamte Supply-Chain (Lieferkette) beschädigt und kann weitreichende Folgen haben, wie man jetzt sieht und vor allem noch sehen wird. Zurück zu den Medikamenten: Ist nicht jede Regierung dazu verpflichtet, die Grundversorgung der Bürger des Landes sicherzustellen? Das sollte dann doch auch Medikamente einbeziehen.

Horst J. Löw

„Nicht weiter, wie bisher“

26. Februar: Friedrich Merz spielt auf Sieg. Der Sauerländer sieht sich als Kandidat für eine „Erneuerung“ der CDU. Als Parteichef will der 64-Jährige eine klare Abgrenzung von Parteizentrale und Kanzleramt

Es ist erstaunlich, wie groß die Angst in der Parteispitze der CDU vor charismatischen Persönlichkeiten zu sein scheint, Angst vermutlich, daneben selbst nicht mehr hinreichend sichtbar zu sein. Bestimmte diese Furcht auch schon das Wahlergebnis der derzeitigen Vorsitzenden? Bei den Mitbewerbern sah Jens Spahn für sich vermutlich eh keine Chance, also stellte er sich an die Seite Armin Laschets in der Hoffnung auf einen Platz im Führungsteam. Aber das Einbinden aller „Flügel“ der Partei wird diesem Team nicht gelingen, die Unzufriedenheit ist zu groß. Und auch die Wähler werden eine Neuorientierung schwer vermissen. Ich erlebte Veranstaltungen mit Friedrich Merz, dessen Kompetenz große Zustimmung fand. Der Wunsch nach einem „nicht weiter, wie bisher“ war greifbar.

Ute Schupeta

Wahlsystem vereinfachen

25. Februar: Leitartikel: Eine demokratische Zumutung. Nicht nur für bürgerliche Parteien ist die Wahl ein Desaster – sondern auch für Demoskopen und das Wahlrecht

Vor vielen Jahren wurde die Wahlrechtsreform nach einem Volksentscheid verabschiedet und die Hamburger inklusive der Wahlvorstände dürfen diese jetzt ausbaden. Die meisten Personen haben Probleme in der Wahlkabine und die Wahlvorstände haben tonnenweise Arbeit vor, während und nach der Wahl bei der Auszählung. Sehr große Papierberge müssen ausgewertet werden, um z.B. 348 Kandidaten in den Parteien der Landeslisten auszuzählen. Hinzu kommen noch Gesamtlisten und Stimmen nach dem Heilungsverfahren. So kommt es z.B. bei 518 Wählern zu über 2450 Stimmen. Danach erfolgt noch die Auszählung des Wahlkreises. Und das Ganze in 1071 Wahllokalen, und es ist eine Zumutung für alle. Ein Wahlbezirksleiter erhält ein Erfrischungsgeld von 6,50 Euro/Std. für 28 Stunden Arbeit, muss alles leiten, kennen, entscheiden und abwickeln bei einem Blutdruck von teilweise 180. Ein Beisitzer kommt wenigstens auf sieben Euro Erfrischungsgeld. Das Wahlsystem sollte zeitnah vereinfacht, transparenter und menschenwürdiger werden.

Gerhard Asmussen

Gut strukturiert geht einfacher

Ich war bei der Wahl ehrenamtliche Helferin und habe dazu einige Anmerkungen: Der Wahlvorstand wird vor der Wahl an einem Abend vorbereitet. Viele Dokumente sind notwendig, die die Richtigkeit am Schluss der Zählung für eine Prüfung durch die Behörden dokumentieren. Was nicht intensiv geschult wird, ist wie am besten gezählt werden sollte! Wer in seiner Gruppe gut strukturiert ist, hat es einfach. Wer jemanden in der Gruppe hat, der das alles schon mal gemacht hat, ist im Vorteil. Neben unserem Wahlbezirk war eine Gruppe, die das noch nie gemacht hatten, und die hatten arge Probleme. Sie brauchten doppelt so lange wie wir. Wir hatten aber auch eine Person, die die Zählung schon etliche Male gemacht hatte. Fazit und mein Vorschlag: An diesen Vorbereitungsabenden einmal alles durchspielen mit z.B. 100 Wahlscheinen, die beste Strukturierung herausfinden und den Vorständen der Bezirke vorschlagen. Dann kommt so etwas wie in Langenhorn nicht vor. Wir in unserer Gruppe haben nicht verstanden, wie die Verwechselung passieren konnte. Man sollte auch einen Altersmix in den Gruppen bevorzugen. Zu viele ältere Wahlhelfer in einer Gruppe können zu Verzögerungen führen. Zu viele oder nur jüngere auch!

Gisela Seib

Kein vorbildhaftes Verhalten

24. Februar: ,Wir sind die Geilsten, olé!‘ Die Mannschaft des FC St. Pauli funktionierte die Gästekabine nach dem 2:0-Sieg zum Partytempel um und zog anschließend auf den Kiez weiter

HSV oder St. Pauli – ist mir wahrlich einerlei, aber zwei Profi-Vereine in Hamburg zu haben, ist doch nett. Was ich jedoch überhaupt nicht nett finde, ist wie Herr Östigard mit wutverzerrter Fratze die HSV-Eckfahne umkickt. Völlig inakzeptabel und wahrlich kein vorbildhaftes Verhalten! Damit befördert er Vorkommnisse, wie die im Hamburger Abendblatt beschriebene Attacke auf HSV-Fans am Großneumarkt! Herr Göttlich sollte sich das Foto von Frau Witters vergrößert in sein Büro hängen und sich eingestehen, dass der FC St. Paul offenkundig keineswegs „der andere Verein“ ist, als welchen er ihn gern verkauft!

Jörg-Peter Senff

Es läuft aus dem Ruder!

25. Februar: HafenCity bekommt 830 weitere Hotelbetten. Die Accor-Gruppe plant im südlichen Überseequartier drei neue Häuser. Der Komplex mit Kreuzfahrtterminal soll 2022 fertig sein

Nun läuft das städtische Großvorhaben HafenCity völlig aus dem Ruder mit einem total überdimensionierten Shopping Center (das größte in Norddeutschland!) verbunden mit Kollateralschäden für die Hamburger City, mit einem hier geplanten „Pullman-Luxushotel“ und in der Nachbarschaft mit einer ganzen Serie von Luxuswohnungen wie z. B. „Strandhaus“ von R. Meyer, „FiftyNine Wohnturm“ von Teherani, „Marco Polo- Tower“ von S. Behnisch, Exklusivappartements in der Elbphilharmonie von Herzog & de Meuron. Alle in extremen Preissegmenten von mehreren Millionen Euro. Obwohl es eine verbindliche Vorgabe von 30 Prozent Sozialwohnungen gibt, werden hier zwischen Strandkai und Überseezentrum keine preiswerten Wohnungen gebaut, für die es im Gegensatz zu den Luxuswohnungen eine ungebrochen starke Nachfrage in Hamburg gibt. Das ist absolut inakzeptabel. Es handelt es sich bei der HafenCity um eine städtische Maßnahme auf städtischen Grund und Boden verbunden mit allen Steuerungsmöglichkeiten. Es wurden bisher hier weit über zwei Milliarden Euro öffentliche Mittel für Infrastrukturmaßnahmen eingesetzt, aber doch nicht um Luxus-und Kapitalanlageprojekte zu subventionieren. Schon heute zählt die HafenCity neben Harvestehude zu den teuersten Stadtteilen von Hamburg. Bevor es endgültig zu spät ist, bedarf es zur Sicherung einer sozialen Durchmischung eine politische Weichenstellung an der Spitze der Stadtentwicklungsbehörde, hierzu bietet die Wahl eine Chance! Die Zahlen sind aus der Info-Broschüre der HafenCity.

Dipl. Ing. Peter Koch