Größenangabe ohne Verlass

13. Februar: Online-Handel soll Vernichtung zurückgeschickter Waren stoppen. Regierung legt Gesetz gegen Abfall-Mentalität bei Retouren vor. Grüne nennen Beschluss ,eine große Enttäuschung‘

Der Onlinehandel hat wie vieles seine guten und seine schlechten Seiten. Positiv ist natürlich, dass ich bequem von zu Hause aus bestellen kann. Das spart auch viel Zeit. Negativ sehe ich z.B. bei Kleidung, dass ich mich nicht auf die Größe verlassen kann: Mal passt mir zum Beispiel die Größe XL, mal ist sie mir zu klein. Dann bestelle ich vorsichtshalber gleich zwei Größen, muss aber auf jeden Fall ein Teil wieder zurückschicken. Dass zurückgeschickte Ware vernichtet wird, empfinde ich als skandalös.

Michael Liedtke

Das Problem: der Verbraucher

Nach Verpackungsverordnung, Kontrolle der Anwesenheit, Datenschutzverordnung und weiteren bürokratischen Hürden trifft es auch hier wieder den kleineren Unternehmer ohne aufwendige IT. Dabei ist es doch ganz einfach: Im Sinne der Umwelt und des Klimas muss es einfach weniger Retouren geben. Es würde schon funktionieren, wenn für alle Retouren, die nicht auf eine Reklamation zurückzuführen sind, ein Beitrag zu den entstandenen Kosten zu zahlen wäre. Wenn man nicht den Eindruck erwecken will, dass sich der Versandhandel daran bereichert, kann er die Beträge ja spenden. Auch ein Herr Otto, der sich ja immer für seine Umweltbemühungen (be-)preisen lässt, ist mitverantwortlich, die Retouren zu verringern. Denn auch seine Unternehmen sorgen dafür, dass Modezyklen immer kürzer werden und immer mehr weggeworfen wird. Ich schätze, dass wesentlich mehr Kleidung nach einmaligem Tragen vom Verbraucher weggeworfen wird, als Retourware vom Handelsunternehmen vernichtet wird. Warum gibt es keine Mode, die für mehrere Saisons gut ist, auch dann gäbe es weniger Retouren. Aber die Politiker scheuen sich, das wirkliche Problem anzugehen. Das ist nämlich der Verbraucher, beeinflusst von der massiven Werbung des Handels.

Dr. Bernd E. Langner, Winsen

Andere Städte nicht vergessen

13. Februar: Der Untergang Dresdens. Um die Zerstörung der Elbmetropole durch die Luftangriffe vor 75 Jahren ranken sich Mythen und Legenden. Das sind die Fakten

Ich möchte an dieser Stelle auch einmal an die vielen anderen alten Städte erinnern, die ebenfalls bei dem Bombardement im Frühjahr 1945 zerstört wurden. Auch dort gingen unersetzliche Kunstschätze verloren. Würzburg zum Beispiel, meine Heimat und Kleinod europäischer Barockkunst mit der fürstbischöflichen Residenz von Balthasar Neumann, den vierzig Kirchen, den alten Domherrenhöfen und Bürgerhäusern, wurde im Verhältnis (bezogen auf Größe, Bevölkerungszahl und zerstörter Fläche) weitaus schlimmer getroffen als Dresden. In einem offiziellen Werk der Royal Air Force (RAF) kann man nachlesen: „Keine andere Stadt außerhalb des Ruhrgebiets wurde so vollständig verwüstet, 89 Prozent von allen Gebäuden wurden zerstört.“ In Dresden waren es rund fünfzig Prozent. Neunzig Prozent der Bevölkerung mussten evakuiert werden. Ich finde es wirklich schön und angemessen, jedes Jahr der Zerstörung Dresdens zu gedenken, doch sollte man dabei die anderen Städte nicht vergessen.

Christiane Möller, Aumühle

Abhilfe durch Drehkreuze

13. Februar: So viele Schwarzfahrer erwischt wie noch nie. 6,6 Millionen Euro Bußgelder verhängt – doch nur gut die Hälfte wird eingetrieben. CDU fordert härteres Vorgehen

Die steigende Zahl an Schwarzfahrern kann nicht wirklich überraschen. Die vor Jahrzehnten abgeschafften Drehkreuze, mit dem jetzt völlig ungehinderten Zugang, laden doch förmlich zum Schwarzfahren ein. Der HVV reagiert auf dieses Argument regelmäßig mit dem kundenfreundlichen Zugang. Dann darf man sich aber nicht wundern, wenn immer mehr dieses als Einladung verstehen. Wirkliche Millionenstädte wie London, New York oder Chicago, mit einem wesentlich höheren Fahrgastaufkommen, beweisen mit scharfen Zugangskontrollen, dass es besser geht. Und das ganz ohne Staus an den Zugängen. Dass dann jedoch auch noch Schwarzfahren honoriert wird, weil der Verkehrsverbund Bußgelder nicht mit allen Konsequenzen eintreibt, ist der blanke Hohn gegenüber ehrlichen Nutzern.

Bernd Glodek, Hamburg-Schnelsen

Ausländische Eltern einbinden

12. Februar: Erstmals mehr Fünftklässler an Stadtteilschulen als an Gymnasien

Das Problem ist nicht, dass 50 Prozent der neuen Erstklässler einen Migrationshintergrund haben, sondern dass 27 Prozent zu Hause nicht deutsch sprechen. Die ausländischen Eltern gehören unbedingt eingebunden und gefordert. In vielen englischen, französischen oder spanischen Familien wachsen die Kinder sehr gut zweisprachig auf. Wenn Eltern sich der Integration verweigern, helfen auch viele neue Lehrer und Millionen nicht.

Antje Netz

Sinnlose Sicherheitskonferenz

13. Februar: Mehr deutsche Militär-Präsenz? Bei der Münchner Sicherheitskonferenz geht es auch um Europas Rolle in der Welt. Konflikte in Libyen, Syrien, Afghanistan und im Irak stehen im Brennpunkt

Die großen Konflikte in Libyen, Syrien, Afghanistan und im Irak stehen wieder einmal und damit immer noch im Brennpunkt. Der kleinere Konflikt im Jemen ebenso wenig wie der seit Jahrzehnten bestehende, latent hochbrisante Palästina-Konflikt, der sich mit dem jüngsten „Friedensplan der USA“ und der Siedlungs- und Annexionspolitik Israels sowie dem Streben des Iran nach einer Atombombe in absehbarer Zukunft zu einem Superkonflikt entladen dürfte. Was dann? In der Region leben etwa 12,8 Millionen Menschen. Man stelle sich nur einmal den Flüchtlingsstrom vor und wohin er gehen würde. Die Münchner Sicherheitskonferenz scheint sich vor dieser Frage wegzuducken. Warum? Bei objektiver Betrachtung ist die Sicherheitskonferenz inzwischen ebenso überflüssig wie das Weltwirtschaftsforum Davos. Beide sind zum Schaulaufen von Politikern, Wirtschaftslenkern, Sicherheitsexperten und Medienvertretern verkommen.

Hans-Peter Hansen, Hamburg

Sicherungsblick nach links

12. Februar: So groß ist die Gefahr für Radfahrer. Immer noch sterben jedes Jahr Dutzende, die von Lkw-Fahrern übersehen werden. Verbände fordern nun mehr Schutz

Um Unfälle durch Rechtsabbieger zu vermeiden, geht es in Ihrem ausführlichen Bericht wieder mal nur um bauliche Veränderungen der Kreuzungen, bessere Ampelschaltungen und technische Lösungen wie Abbiegeassistenten. Deshalb muss ich es einmal loswerden: Kein geradeaus fahrender Radfahrer auf der Fahrbahn oder dem begleitenden Radweg hätte jemals von einem Rechtsabbieger überfahren werden müssen. Dem Selbsterhaltungstrieb folgend, hätte er sich nur durch eine Blickverbindung nach links absichern müssen, ob man ihn gesehen hat und vorlässt. Also ganz einfach: Sicherungsblick nach links und gegebenenfalls auf sein Vorrecht verzichten. Unverständlich und traurig für mich ist außerdem, dass auf dieses präventive Verhalten nur selten oder nicht aussagekräftig genug eingegangen wird. Älteren Menschen müsste man es so vermitteln, wie es unsere Schulkinder durch ihre Polizeiverkehrslehrer lernen.

Ekkehard Eichberg

„Shitstorm“ fehlt

11. Februar: Deutschland, eine hysterische Republik

Den Begriff „Shitstorm“ hätte Matthias Iken auch noch nennen können, wo allein die bloße Erwähnung dieses Begriffs in einer Meldung zu sofortiger, ungeheurer und hysterischer Aufmerksamkeit führt – egal ob sich dahinter 500 oder 1000 Leute verbergen. Meistens sind es sowieso nur ein paar Hundert. Oder noch weniger.

Dr. Dierk Peters, Bergedorf