Auf die Grundwerte besinnen

18. Dezember: Razzia bei Hamburger Pharmafirma: Millionenbetrug mit Krebs-Mitteln?

Es gibt keinen Bereich mehr, der vor Betrug sicher ist. Es scheint sogar, als wäre Betrug eine akzeptierte Norm. Die Großen machen es ungestraft vor (Staatenlenker wie Trump, Johnson, Bolsonaro, auch die Wirtschaft und die Industrie, aber eben auch Ärzte, die man lange als selbstlose Helfer angesehen hatte), und wir übrigen wissen bald nicht mehr, warum wir unser Leben in ehrlicher Armut zubringen und die Reichen reicher machen sollen. Die Industrieländer befinden sich in einer gewaltigen Schieflage. Was kann getan werden? Mindestens zwei Dinge tun not: Erstens dürfen wir nicht länger dem Götzen Konsum huldigen, sondern müssen wieder zu den Grundlagen unseres Lebens zurückkehren, die uns wirklich glücklich machen: dazu gehören Liebe, Vertrauen, Familie, Arbeit, Frohsinn, Freundschaft, sinnvoll verbrachte Freizeit, usw. Dazu wird Verzicht gehören, der ungewohnt und manchmal nicht ganz einfach ist wie jede Entwöhnung. Aber mit jedem bisschen Zuwachs wächst auch die Zufriedenheit, und wir sind nicht mehr so anfällig für die Verführer, die uns benutzen, um reich zu werden. Zweitens ist es dringend notwendig, dass die Medien eine klare Sprache sprechen und kein beschönigenden Umschreibungen bei Prominenten gebrauchen. Betrug ist Betrug, ob bei Prominenz oder beim einfachen Menschen.

Peter Wigandt

Womit sollen wir heizen?

18. Dezember: Hamburg Energie erhöht Strompreis. Tarife steigen um bis zu 15 Prozent. Unternehmen spricht von gestiegenen Kosten

Hamburg Energie erhöht den Strompreis, ist damit aber (leider) nicht allein. Nur in Dänemark ist der Strom noch etwas teurer als bei uns. In den Niederlanden liegt der KW-Preis bei 17 Cent und damit fast bei der Hälfte unseres Preises. Das liegt auch daran, dass Steuern und Abgaben etwa 54 Prozent unseres Strompreises ausmachen. Im Klartext: CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe, Strompreis auf Rekordniveau und der Wirtschaftsminister blockiert den Ausbau von Windenergie. Super. Womit also sollen wir zukünftig heizen? Sarkasmus ist, wenn man jetzt sagt, dass wegen der Erderwärmung bald aufs Heizen verzichtet werden kann. Na also, es gibt doch eine Lösung…

Michael Klopsch, Hamburg

Es fehlen Emissionsangaben

18. Dezember: Die mobile Zukunft: Batterie oder Wasserstoff? Wie sollen Autos in Hamburg künftig angetrieben werden? Der Wirtschaftssenator hat eine klare Meinung. Doch es gibt auch andere Stimmen

In dem ganzseitigen Artikel zu der Frage Batterie oder Wasserstoff hätte ich mir eine Aussage zu den CO2-Emissionen (und ggfs. auch sonstigen Umweltbelastungen) gewünscht, die bei der Herstellung und Entsorgung der Antriebstechnologien Batterie und Wasserstoff anfallen. Ohne diese Information kann man die Entscheidung, welcher Technologie der Vorzug zu geben ist, meines Erachtens nicht treffen.

Ralf Schindler

Der Mann hatte keine Wahl

17. Dezember: Ehemaliger KZ-Wachmann: ,Habe niemandem was getan‘

Mir tut der 93-Jährige leid. Wie kann die Richterin, die ca. 30 Jahre nach den Geschehnissen 1944/1945 geboren wurde, sich in diese Zeiten hineinversetzen? Der Angeklagte war nur ein kleiner Soldat, den man dort hinbeordert hatte. Was sollte er machen? Sich erschießen lassen?

Michael Danckers

Naive Richterin?

Für die Hinterbliebenen der Opfer des Naziregimes ist es wichtig und richtig, dass der Prozess gegen den ehemaligen Wachmann des KZ Stutthof geführt wird. Unverständlich und auch nur schwer nachzuvollziehen ist jedoch die Naivität (oder ist es Arroganz?) der Richterin. Nur wer hier in der Nachkriegszeit, in nahezu uneingeschränkter Freiheit aufgewachsen ist, kann glauben, dass der Angeklagte nicht davon ausgehen konnte, dass eine Befehlsverweigerung das Ende der eigenen Existenz bedeutet hätte.

Gunnar Wetzel

Teil der schweigenden Masse

Dieser Wachmann steht für mich stellvertretend für die damals wie heute „schweigende Mehrheit“, Deutschlands: Die persönliche Schuldfrage wird verneint, man sei ja selbst Opfer gewesen, man habe nichts gewusst, usw. Damals hat das kollektive Wegschauen und das Fehlen jeglicher Empathie mit den Opfern einen wesentlichen Beitrag geleistet, das teuflische Morden erst zu ermöglichen. Im Narrativ vieler deutscher Familien wurde und wird diese Haltung erfolgreich weitergegeben. Nicht die unschuldigen Opfer stehen im Mittelpunkt, nein, die Abwehr von Schuld im weitesten Sinne. Die vielen „kleinen“ Täter lebten nach 1945 ein unbehelligtes Leben, wie im Fall dieses Wachmanns, bis ins hohe Alter. Es bleibt die Bitterkeit, dass sechs Millionen Ermordeten gerade das unwiederbringlich genommen wurde.

Herta Kadner

Gretas Foto ist für viele Alltag

17. Dezember: Gretas Foto ,ein Stück weit Selbstinszenierung‘. Bundesfamilienministerin Giffey glaubt, dass die Aufnahme aus der Bahn die Klimaaktivistin Glaubwürdigkeit kostet

Greta Thunberg ist während des vergangenen Jahres etwas gelungen, wovon mancher Politiker wohl träumen mag. Sie hat ihre Überzeugung und tiefe Sorge um das sich dramatisch verändernde Weltklima ohne jede Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit in einer Weise vertreten, die Millionen von Menschen in der ganzen Welt aufgerüttelt und zum Mitmachen animiert hat. Seit Jahrzehnten ist es erwiesen, die Folgen der globalen Erwärmung längst zu spüren und wird noch immer von einigen Politikern geleugnet. Und warum? Weil diese sich dem Geldzuwachs verpflichtet haben. Wachstum um jeden Preis. Politik muss populär sein bis zur nächsten Wahl. In unserem Land ist seit Jahrzehnten die Infrastruktur der Straße, der Schiene sowie des öffentlichen Nahverkehrs zusammengespart und sträflich vernachlässigt worden. Das hat dazu geführt, dass Menschen auf ihre Autos umgestiegen sind, um pünktlich ihre Termine wahrnehmen zu können und um komfortabel zu reisen. Nun wurden in Stadt und Land Baustellen errichtet, teilweise Kilometer lang, und weit und breit ist kein Bauarbeiter sichtbar. Der Verkehr wird ausgebremst, um die Menschen auf die Schiene zu zwingen. Doch dort fallen ganze Züge aus, werden gebuchte Waggons nicht eingesetzt, sind Speisewagen oder Bistros nicht einsetzbar und sind Toiletten verdreckt, verstopft oder gleich ganz verschlossen. Greta hat ein Foto gepostet, auf dem sie auf dem Boden sitzend im überfüllten ICE durch Deutschland reist. Das ist keine Selbstinszenierung, das ist Alltag.

Karin Lesser, Hamburg-Rissen

Die Ärmeren trifft’s

17. Dezember: Klimasünden sollen teurer werden. Bund und Länder haben das Klimapaket deutlich verschärft. Wer jetzt Gewinner und Verlierer des Kompromisses sind

Hurra, Deutschland macht sich auf, das Klima zu retten. Dabei setzen die Verantwortlichen auf das alte Prinzip der Strafe. Wer CO2 produziert, muss zahlen. So sollen die Bürger und die Wirtschaft erzogen werden, und das Staatssäckel füllt sich. Geld kann aber dem Klimawandel nur entgegenwirken, wenn davon Grünflächen erhalten, vergrößert und Bäume gepflanzt werden. Dazu finde ich leider keine deutlichen Aussagen im Klimapaket. Die Politiker strahlen ob ihres Plans, denn ihre damit teurer werdenden Dienstreisen und -flüge bezahlen ja die Bürger mit ihren Steuern. Auch den Reichen kann die CO2-Bepreisung egal sein. Sie dürfen sich freuen, wenn die Autobahnen und Flugzeuge endlich wieder leer sind. Die ärmeren Leute sollen gefälligst glücklich sein, dass ihr kleines Heimatland allein das Klima retten will. Gut gemeint bedeutet nicht immer gut gemacht.

Christiane Mielck-Retzdorff