Auf die Fachleute hören

10. Dezember: Fahrrad-Club klagt Senat an: Viele Hamburger Velorouten zu schmal. Strecke am Mundsburger Damm nur 1,37 Meter breit

Die Verkehrsbehörde meint also tatsächlich, sie könne unterdimensionierte Radwege als Velorouten verkaufen, weil die Mindestbreite nicht gesetzlich festgelegt sei. Mit der Argumentation könnte man auch die Fahrstreifen 50 Zentimeter schmaler abmarkieren. Dann würden dort Lkw gerade noch so fahren können, wenn die Fahrer ihr Fahrzeug jede Sekunde im Griff hätten. Macht man aber nicht – zu Recht. Nicht jede Selbstverständlichkeit muss gesetzlich festgelegt werden. Zudem wird hier wie so oft ein zu schmaler Radweg neben einen Parkstreifen gebaut. Das ist ein offener Gesetzesbruch (ein schwerer Verstoß gegen § 16 Abs. 1 Satz 3 des Hamburgischen Wegegesetzes). Und die Grünen haben mal wieder Beißhemmung, weil ein richtiger Radweg auch Bäume kosten würde. In Kopenhagen, das für seine guten Radwege oft gelobt wird, gibt es in vielen Hauptstraßen weder Parkplätze noch Bäume. Aber die frühere ADFC-Landesvorsitzende Kirsten Pfaue begleitet offensichtliche Fehlplanungen in Hamburg als gut bezahlte Fahrradkoordinatorin mit den Worten „Wir wollen den Wandel, nicht den Umsturz“. Dumm nur, dass die Ruinen dieses „Wandels“ auf Jahrzehnte den Radverkehr behindern werden oder später für viel Geld beseitigt werden müssen. Richtig wäre es, sofort ein Sicherheitsaudit für alle Neuanlagen vorzuschreiben und auf den Rat der Fachleute zu hören.

Frank Bokelmann

Eine weitere Fehlplanung

Wie schon am östlichen Alsterufer, wo ein intakter Radweg einer irreführenden Fahrradstraße mit Vernichtung dringend gebrauchter Parkplätze weichen musste, will der Senat nun auch an der Westseite dieselbe Fehlplanung weiterführen, ohne sich darüber im Klaren zu sein, wie sich der Parkplatzmangel und die Durchfahrtssperre auf die umliegenden Straßen auswirken wird. Mühlenkamp und Hofweg werden in Zukunft noch stärker im Chaos versinken. Wie ernst die Planung von Radwegen dann doch nicht betrieben wird, kann man an vielen unübersichtlichen und zu schmalen Fahrbahnen und Brücken sehen, wie die vom Hofweg zum Mühlenkamp, wo der Radweg zugunsten einer Linksabbiegerspur schlichtweg aufhört. Die Behörde schreibt auf Anfrage von einem notwendigen „Einfädeln“ von Autos und Radlern, das ist ein Ammenmärchen, was heutzutage nicht mehr klappt, weil Rücksicht klein geschrieben wird. Wie das Geld vom Senat an unsere Straßenbauer verschleudert wird, kann man sich anschließend an der verschlimmbesserten Kreuzung Hofweg/Ecke Winterhuder Weg zu Gemüte führen.

Christian Enger

In den USA schon lange üblich

10. Dezember: Sylter Initiative: Trinkt mehr Leitungswasser! Energieversorger und Marketing Gesellschaft werben um Einheimische und Urlauber

Das wird ja nun langsam Zeit, in Restaurants in den USA ist seit Langem kostenloses Wasser auf dem Tisch üblich. Hierzulande gibt es nur Flaschen aus Italien, Frankreich oder sonst woher. Das muss nicht sein, steht uns doch mit dem Leitungswasser ein bestens kontrolliertes und sehr preisgünstiges Getränk zur Verfügung. Ich trinke es seit Jahren, spare damit auch das Schleppen und Wegbringen von Flaschen. Und wem das Wasser zu fade ist, kann Sprudler nehmen, um es mit CO2 anzureichern.

Dr. Jürgen Koch, Holm

Gute Ideen versanden

9. Dezember: Das echte Hamburg ist bedroht. Stadtplaner und Architekt André Poitiers über die Globalisierung, die Folgen des Zuzugs, grünere Städte und Konkurrenz aus dem Umland

Vermutlich hat Herr Poitiers in nahezu allen Punkten recht. Und trotzdem werden sie alle wieder auftauchen, die Bremser, die Neinsager, die Ja-aber-Sager. Und wieder werden alle guten Ideen versanden, verweichlicht, unkenntlich gemacht. Und der Abgrund kommt immer näher. Oder sind wir vielleicht schon über den Rand hinausgetragen und wissen es nur noch nicht?

Hubert Harbacher

Das Gesamtpaket macht’s

Ein wunderbarer, wichtiger Artikel, der mir aus der Seele spricht. Ich kann gar nicht genau sagen, welcher der angesprochenen Punkte der Wichtigste ist, es ist schlicht das Gesamtpaket das Herr Poitiers hier anspricht und fordert. Nur wenn unsere Stadtplaner, Behörden und Politiker endlich begreifen, dass alles zusammengehört, werden wir eine lebenswerte Stadt für alle erhalten.

Solveig Binroth

Eine Chance für Altona?

Guckt man sich das Vorzeigeprojekt des Büro André Poitiers an, die Neue Mitte Altona, dann findet man dort all das, was Herr Poitiers in seinem Interview zu Recht heftig kritisiert: „Bauklotzartige Häuser mit den immer gleichen Balkonen und bodentiefen Fenster“ und massiven Autoverkehr. Von autoarmen Wohnen kann keine Rede sein. „Beim Nahverkehr wird Hamburg deutlich zulegen müssen“, aber was passiert in Altona? Da wird für das von Herrn Poitiers geplante Projekt der gut funktionierende Nahverkehrsknoten Altona mutwillig zerschlagen, die Fern- und Regionalbahn vor der Haustür soll abgeräumt werden, und die Forderung nach einer eigenen S-Bahnstation für die Neue Mitte Altona wurde schon in der Frühphase der Planung abgelehnt. Die Bauten in der Neuen Mitte Altona sind reine Investoren-Architektur, zu hoch, zu eng, die von Herrn Poitiers geforderten „gemeinsamen grünen Innenhöfe“ fallen so klein aus, dass nur an wenigen Tagen im Jahr Sonnenlicht dort eindringt. Ebenso scharf kontrastieren die Forderungen „auch mal Brachen zu lassen, für ein bisschen Wildnis, zur Aneignung durch die Bürger“ mit den Planungen für den zweiten Bauabschnitt der Neuen Mitte Altona, wo die Wohnbebauung bis knapp an die S-Bahngleise heranrücken soll, ohne Lärmschutz. Aber noch herrscht Baustopp am Diebsteich, und es besteht die Chance, den zweiten Bauabschnitt der Neuen Mitte Altona im Sinne der Kernaussagen seines Interviews umzugestalten.

Michael Jung, Hamburg

Nordufer anbinden

10. Dezember: Hamburger Fährlinie 62 mit weiterer Fahrt am Sonnabend

Bei den Ideen zur Verbesserung der Fährverbindungen wird immer nur über Finkenwerder nachgedacht. Was ist mit dem Nordufer? Warum bindet man nicht auch Blankenese, besser noch Wedel, Wittenbergen und Teufelsbrück an? Täglich befahren mehr als 40.000 Pkw die Elbchaussee, um in die Stadt zu kommen. Die Straße würde entlastet. Auch Fahrradfahrer könnten das Schiff nutzen. Bisher wird nur Teufelsbrück angefahren und um in die HafenCity zu gelangen, muss man zwei Mal umsteigen. Denn die Fähre endet Landungsbrücken, ein weiteres Schiff, das zeitlich keinen Anschluss hat, fährt weiter bis Elbphilharmonie. Ich denke, hier sollte mal generell nachgebessert werden.

Undine Schaper, Hamburg-Neumühlen

Bratwürste aus Biofleisch

7./8. Dezember: Wie ökologisch sind unsere Weihnachtsmärkte? Die Stadt fordert von den Betreibern Mehrweggeschirr

Die Frage, wie ökologisch Weihnachtsmärkte sind, sollte nicht nur nach der Verpackung beurteilt werden. Wichtiger als die Verpackung sind die Inhalte. Sofern weiterhin Bratwürste von Schweinen aus konventioneller Haltung angeboten werden, wird damit auch die Nachfrage nach Sojaschrot gefördert. Hierfür werden regelmäßig Regenwaldflächen zum Anbau von Sojabohnen gerodet. Auch wird durch diese Nachfrage weiterhin die Massentierhaltung gefördert. In der konventionellen Schweinehaltung stehen die Tiere während ihrer kurzen Lebenszeit regelmäßig auf sogenannten „Spaltenböden“ – über ihren eigenen Exkrementen. Und das mit einer feinen Nase, die Trüffel unter der Erde findet. Da im Biolandbau Sojaschrot verboten ist und die Haltungsbedingungen deutlich besser sind, ist Biofleisch für die Ökologie der Weihnachtsmärkte die erste Wahl.

Andreas Koop