Großfeuerwerk für alle

5. Dezember: Polizei greift Silvester durch: Böllerverbot am Jungfernstieg. Senator Grote will keine ,enthemmten Situationen‘ mehr

Der Ansatz, die Silvesterfeuerwerke zu reglementieren, ist aus mehreren Gründen richtig. So sind nicht nur der zunehmende Vandalismus und kriegsähnliche Zustände zu beklagen, sondern natürlich auch wieder einmal die Überschreitung aller Feinstaub- und Stickoxidgrenzwerte. Allerdings nutzt es wenig, ein Verbot auf das Gebiet der Binnenalster zu beschränken, die Vandalen ziehen dann halt einfach weiter zur Elbe oder zu anderen Hotspots. Ein Verkaufsverbot von Feuerwerkskörpern an Privatpersonen wäre da sinnvoller. Und für die Partylaune gibt es dann ersatzweise ein zentrales Großfeuerwerk, finanziert durch die Spenden der Feuerwerksenthusiasten.

Uwe Terzenbach, Hamburg

Tradition wird stigmatisiert

Ich möchte davor warnen, aus einer einzelnen, polizeilich motivierten Maßnahme an der Binnenalster und dem offensichtlich pubertären Verhalten eines „hohen Anteils an jungen Männern, häufig auch mit Migrationshintergrund“ (Zitat Polizeibericht) die Forderung nach einem Feuerwerksverbot im Stadtgebiet abzuleiten. Unseren Kindern und Gästen bereitet ein farbenfrohes Lichtspektakel, ohne Böller, nach wie vor viel Freude. Die Nachteile für die Umwelt sind zu vernachlässigen: Der Feinstaub ist bei typischer Hamburger Wetterlage in wenigen Stunden verschwunden und unsere Feuerwerksreste entsorgen wir verantwortungsbewusst. Ich möchte nicht, dass eine gute Tradition aufgrund der gegenwärtigen Hysterie, sich mit Verboten und Einschränkungen zu übertrumpfen, durch fadenscheinige und lediglich zeitgeistige „Argumente“ stigmatisiert wird.

Christian Hochstätter

Es gibt nachhaltige Lösungen

4. Dezember: Wohin mit dem Hamburger Hafenschlick?

Der Überschrift fehlt der Zusatz: mit der Zielsetzung einer nachhaltigen Lösung. An der TUHH wurden nationale und internationale Forschungsprojekte zu diesem Thema durchgeführt. Zahlreiche nachhaltige Unterbringungsoptionen sind 2012 auf einem Workshop vorgestellt worden. Doch bis heute verklappt Hamburg sein Baggergut in der Nordsee, und die schleswig-holsteinische Regierung lässt sich diesen Umweltfrevel bezahlen. Offensichtlich gilt noch immer der Grundsatz Ökonomie vor Ökologie. Bei der nächsten Wahl sollten wir daran denken, dass Nachhaltigkeit für den Hamburger Senat eine leere Worthülse bleibt.

Dr. Wolfgang Ahlf

Infrastrukturprojekte in Not

4. Dezember: Widerstand gegen Bürokomplex auf St. Pauli wächst. Direkt neben der Rindermarkthalle soll das sogenannte Paulihaus entstehen. Gegner aus dem Viertel wollen das Vorhaben verhindern

Der sich formierende Widerstand gegen das geplante Neubauvorhaben „Paulihaus“ zeigt einmal mehr das Dilemma auf, in dem heutzutage eigentlich jede Infrastrukturplanung steckenbleibt. Kaum wird ein städtebauliches oder sonstiges Infrastrukturprojekt vorgestellt, formiert sich sofort eine Bürgerinitiative, die gegen die Planung vorgeht. So traurig es klingt: Man muss konstatieren, dass in der heutigen Zeit in der Bundesrepublik Infrastrukturmaßnahmen nicht mehr möglich sind – zumindest dann nicht, wenn man nicht jahrelange Gerichtsprozesse in Kauf nehmen will, die Fahrrinnenanpassung der Elbe lässt grüßen. Kommt die Politik den oftmals völlig überzogenen Forderungen der Initiativen nicht nach, wird ein Bürgerbegehren angezettelt mit erwartbarem Ausgang. Die Medien greifen die Thematik begeistert auf, berichten vorzugsweise über die Argumente der Initiativen und lassen die Befürworter des jeweiligen Vorhabens nur sparsam zu Wort kommen. Es ist zu beklagen, dass auf diese Art und Weise die parlamentarische Demokratie mehr und mehr ausgehöhlt wird: Eigentlich wählen wir unsere Vertreter in den Parlamenten, die dann die Regierung stellen, für die Dauer einer Legislaturperiode und übertragen ihnen damit die Aufgabe, zum Wohle des Gemeinwesens zu agieren. Gefällt die Richtung bspw. des Senatshandelns nicht, haben wir nach dem Ablauf einer Legislatur bei der Wahl die Möglichkeit, den Parlamentariern und dem Senat die Quittung zu erteilen. Die Flut der Bürgerbegehren, die inzwischen über Hamburg hereinbricht, macht aber ein solches, von der Verfassung definiertes Regierungshandeln bald unmöglich – schade drum. Abgesehen davon: Ich empfinde die Entwürfe als gelungen und den geplanten Bau als eine Bereicherung des Stadtbildes – sehr viel schöner als den jetzigen Flachbau.

Dr. Thomas Koch

„Umwelt“ als Unterrichtsfach

4. Dezember: Hamburger Klimaplan: aus für Ölheizungen – Solaranlagen Pflicht

Die vom Senat beschlossenen Maßnahmen halte ich für gut, aber letztlich nicht zielführend. Es wird übersehen, dass es nicht nur um das Thema Klima, sondern um den Gesamtkomplex Umwelt, zu dem auch das Klima gehört, geht. Wichtig wäre meines Erachtens die Aufnahme des Themas „Umwelt“ in den Stundenplan der Grundschule, mindestens eine Stunde pro Woche. Nur so kann langfristig schon bei den Jüngsten ein Bewusstsein für alle mit der Umwelt zusammenhängenden Probleme geweckt werden.

Rupprecht Schaper

Wenig Touristen – gutes Klima

Alle wollen das Klima retten. Dabei übertreffen sie sich mit der Anzahl zu ergreifender Einzelmaßnahmen gegenseitig. Die meisten der vorgeschlagenen Maßnahmen dürften kaum etwas bringen, wenn sie nicht sogar kontraproduktiv sind, da sie Gesamtenergiebilanzen und Aspekte der Wirtschaftlichkeit nicht berücksichtigen. Auch muss man sich fragen, warum Barkassen für 60.000 Euro umgerüstet werden müssen, um die Speicherstadt-Fleete weiterhin befahren zu können. Die Speicherstadt lässt sich mühe- und weitgehend emissionslos erbummeln oder mit dem Fahrrad oder E-Tretrollern erkunden. Weniger Touristen würden die Umweltbelastung senken. Gänzlich unverständlich ist, dass nicht das Ziel einer wachsenden Stadt in Frage gestellt wird. Eine Stadt, der es an bezahlbarem Wohnraum mangelt und die erhebliche Umweltprobleme hat.

Hans-Peter Hansen, Hamburg

Immer weniger Service

4. Dezember: Montags keine Briefe mehr? Experten sind dafür. Monopolkommission führt europäische Vorschriften zur Begründung ins Feld

Nachdem die Post vor Jahren die Briefkastenleerungen am Sonntag eingestellt hat, wundert man sich jetzt darüber, dass am Montag die Briefzustellung nicht mehr lohnt. All die Zeitgenossen, die am Sonntag ihre Korrespondenz erledigen, Ich-AGs, kleine Selbstständige und Privatleute würden sicher gerne am Sonntagabend ihre Post in den Briefkasten werfen, damit die Rechnung oder der Brief am Montag beim Empfänger ist. Nach der Umwandlung der Postämter in Postbankfilialen, bei denen man nur noch mit Glück Briefmarken kaufen kann, aber ganz sicher keine Auskunft mehr zum gültigen Porto bekommt, ist der Wegfall der Montagszustellung ein weiterer Abbau der Dienstleistungen bei der Post – von Service kann man ja nicht mehr sprechen.

Michael Kuckhoff, Hamburg

Laubbläser legen Wurzeln frei

2. Dezember: ,Straßenbäume werden keine 100 Jahre mehr‘. Der Biologe Gerhard Doobe erhält Auszeichnung. Doch er sorgt sich um die Hamburger Gewächse

Zusätzlich zu den erwähnten „Stressfaktoren“ für die Bäume kommen noch die regelmäßig das gesamte Jahr über eingesetzten Laubbläser, die mit brachialem Druck den Mutterboden vernichten und brutal das Wurzelwerk der Bäume freilegen und zunehmend beschädigen. Um zu vermitteln, dass man doch mit der Harke arbeitet, wird diese im Anschluss auch noch über die schutzlosen Wurzeln geschrubbt. Wann wird diesem zerstörerischen Arbeiten endlich Einhalt geboten?

Antje May