Forderungen von vorgestern

14. November: 4000 Trecker wollen City lahmlegen. Acht Konvois rollen aus dem Umland ins Stadtgebiet. Polizei rechnet mit gravierenden Verkehrsbehinderungen

100.000 Menschen, die in der Hamburger Innenstadt am 20. September für Umwelt- und Klimaschutz demonstrierten, passen besser in die Zeit als 4000 Bauern, die mit überdimensionierten Treckern weniger Umweltschutz fordern und dabei mehrere 100.000 Liter subventionierten Diesel in die Luft blasen.

Peter Schlosser, Neu Wulmstorf

Weckruf für Autoindustrie?

14. November: Tesla plant Elektroautos made in Germany. Konzernchef Elon Musk kündigt Bau einer Fabrik bei Berlin an. Produktion für neues SUV-Model Y soll schon Ende 2021 starten

Es ist schon bemerkenswert, dass ein amerikanischer Elektroautoproduzent bei Berlin eine Fabrik für Elektroautos bauen will. Für die deutsche Autoindustrie ist es hoffentlich ein Weckruf, um aus dem Tiefschlaf zu erwachen: Die Zukunft hat nämlich schon begonnen für emissionsfreie Autos. Wer in Deutschland ein Elektroauto fährt, hat die größten Probleme, wenn er unterwegs Strom tanken will. Offenbar wollen unsere Autohersteller bei dem Verbrenner bleiben, anders kann ich mir die Nischensituation bei der Elektromobilität nicht erklären.

Fritz Timm, Sülfeld

Verkanntes Gesundheitsrisiko

14. November: Leserbrief: Absurde Gesetzgebung und 13. November: Windkraft-Ausbau: Strikte Abstandsregel für Windräder geplant

Es gibt ein verkanntes Gesundheitsrisiko durch Windkraftanlagen, nämlich der erzeugte Infraschall, der zu Schlafmangel, Angstzuständen, Tinnitus, Bluthochdruck usw. führen kann. Man weiß das auch aus Japan, wo Brücken wegen der Erdbebengefahr schwingend aufgehängt werden müssen. Außerdem ist es sehr unangenehm, wie wohl viele Menschenerleben, wenn es hell, dunkel, hell, dunkel, ... wird. Das kann bei empfindlichen Menschen zu epileptischen Anfällen führen. Dieses Blitzen bei tief stehender Sonne müssen Bewohner in der Nähe von Windenergieanlagen ständig ertragen. Grundsätzlich muss unsere Gesellschaft sich überlegen, wie sie alle Stromwünsche – man denke nur an die Millionen Pkw – umweltfreundlich erfüllen kann.

Erika Reiber, Hamburg

Ein fauler Kompromiss

13. November: Betriebsrentner werden schon ab Januar entlastet

Mit der geplanten neuen Regelung zur Entlastung der Betriebsrentner würden lediglich Empfänger sehr geringer Versorgungsbezüge spürbar entlastet. Für alle anderen Betriebsrentner wird der erwähnte Freibetrag, die monatliche Beitragshöhe, wenig bis nur unwesentlich reduzieren. Das Ziel war jedoch, eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit, nämlich die Doppelverbeitragung, für alle Betriebsrentner wieder abzuschaffen. Dieser nun faule Kompromiss wird für einen Großteil der Rentner, jene, die den Löwenanteil der Betriebsrenten-Beiträge in die gesetzliche Krankenkassen zahlen, zu keiner Beseitigung der für sie bestehenden Benachteiligung führen. Es ist schlichtweg unseriös, diesen Missstand mit Hinweis auf Geldknappheit nicht komplett beheben zu wollen. Betriebsrenten sind in der Regel kein Geschenk des Arbeitgebers, sondern als späterer Ausgleich für Lohnverzicht zu betrachten. Mit diesem offensichtlichen Pfusch wird weder Vertrauen in die betriebliche Altersvorsorge noch in die Politik gestärkt.

Uta und Uwe Johannes

Unverdientes Lob

12. November: Renten steigen um drei Prozent – CDU und SPD billigen Grundrente

Ich kann es nicht ertragen, wie die Politik sich für eine Grundrente hofieren lässt, die den Namen nicht verdient. Menschen, die 35 Jahre gearbeitet haben, können von ihrer Rente nicht existieren. Wodurch sind sie denn in diese unwürdige Lage gekommen? Sie haben als Leiharbeiter, in Werkverträgen und in anderen prekären Arbeitsverhältnissen gearbeitet. Viele Mütter konnten nicht Vollzeit arbeiten, da die Kinderversorgung nicht gegeben war. Arbeitgeber zahlten Hungerlöhne. Die Politik hat den Prozentsatz für die Berechnung der Rente abgeschmolzen. Dafür steigen aber vor allem Mieten und Energiekosten. Diese Grundrente wird spätestens, wenn diese Rentner ins Pflegeheim müssen, sowieso nicht reichen und sie werden wieder zum Bettler beim Sozialamt. Von ihrem Lohn sich etwas anzusparen, war schwer oder gar nicht möglich. Haben sie es aber geschafft und sich stark eingeschränkt, werden sie wieder abgezockt. Man nimmt ihnen von der Direktversicherung rückwirkend mehr Krankenkassenbeiträge ab als Zinsgewinne entstanden sind. Die erwachsenen Kinder können sich oft nicht um ihre Eltern kümmern, da sie aufgrund mangelnder Arbeitsstellen weggezogen sind. Den Familienverbund der Vergangenheit gibt es nicht mehr.

Sonja Starke

Bürokratiewahnsinn

13. November: Zwei Millionen Kilometer zusätzliche Bons

Irrsinnigerweise werden Kassenbons immer noch vorwiegend auf giftigem Thermopapier gedruckt und dürfen somit nicht im Papiermüll entsorgt werden. Und da die Bedruckung – vor allem bei Lichteinfluss – schnell verblasst, muss jeder dieser Belege, der im geschäftlichen Bereich anfällt, zur Sicherung fürs Finanzamt umständlich und zeit- und ressourcenfressend kopiert werden. Wir haben es hier also mit einem echten, alles andere als nachhaltigen Bürokratiewahnsinn zu tun, von Logik und Nachhaltigkeit keine Spur.

Edith Aufdembrinke, Hamburg

Schlaue Masche

12. November: Kritik an Immobilienbewertung durch Scoperty. Viele Hamburger ärgern sich über angeblich viel zu niedrige Preise. Datenschützer üben Kritik

Der Geist aus der Flasche in Form von Scoperty ist über Hamburg gekommen und beglückt die hiesigen Immobilienbesitzer mit Wertschätzungen ihrer Immobilien, nach denen niemand gefragt hat. Das Geschrei ist groß und viele Immobilienbesitzer sind offensichtlich unfroh, weil die eigene Immobilie aus ihrer Sicht völlig falsch bewertet worden ist. Aber Scoperty sagt ja, dass man über alles reden kann, wenn man sich nur bei ihnen anmeldet und einen entsprechenden Antrag stellt. Man muss dann nur kurz die entsprechenden Daten zur Verfügung stellen und schon wird alles gut. Das ist eine schlaue Masche, appelliert sie doch an die Empörung vieler Zeitgenossen, die wohl wutentbrannt, aber freiwillig, ihre Daten herausrücken sollen. Es wird schon keiner auf die Idee kommen, dass ihnen da jemand auf der Nase herumtanzt.

Jochen Scharff

Weiter Anfahrtsweg

12. November: Blutspenden werden Mangelware. UKE wirbt mit Design-Raum an der Uni um junge Spender

Ich bin 1988 während der Ableistung meines Grundwehrdienstes „freiwillig‘“ zum Blutspenden abkommandiert worden. Ab 1989 habe ich dann tatsächlich freiwillig Blut gespendet. Ich habe auch weiter gespendet, als die vor ein paar Jahren für jede Spende gezahlte – und seit Jahrzehnten nie erhöhte – Aufwandsentschädigung um mehr als 20 Prozent abgesenkt wurde. Kurz zuvor hat Asklepios den Blutspendedienst in Bergedorf geschlossen, zu dem ich in den letzten Jahren ging. Da ich aber Überzeugungstäter war und Blutspenden für eine sinnvolle Sache hielt (und nach wie vor halte), ging ich zum Blutspenden in die Spitalerstraße. Aber der dortige Blutspendedienst wurde vor kurzem ebenfalls geschlossen. Erwarten die für diese Entscheidung verantwortlichen Damen und Herren jetzt von mir, dass ich zum Spenden nach Wandsbek, Langenhorn oder sonst wohin fahre und erhebliche Teile meiner Freizeit opfere oder gilt für Asklepios vielleicht: Wer nicht will, der hat schon?

Stephan Fritsch, Hamburg