Das Ende der Groko ist in Sicht

7. November 2019: Mühsamer Start in die zweite Halbzeit. Große Koalition: Die Bilanz ist gut, die Stimmung schlecht. Die Grundrente wird für Union und SPD zur Nagelprobe

Die Bilanz der Groko zur Halbzeit fällt gemischt aus: Vieles wurde erreicht, aber einige Dinge wurden nur halbherzig angepackt, wie zum Beispiel die Vereinbarungen zum Klimaschutz: Diese gehen nicht weit genug und sind kaum hilfreich. Die Nagelprobe wird die Durchsetzung der Grundrente – alle wollen sie, aber über das „Wie“ ist man heillos zerstritten. Die SPD hat sich plötzlich in den Kopf gesetzt, auf die im Koalitionsvertrag ausdrücklich vereinbarte Bedürftigkeitsprüfung zu verzichten und will dies auf alle Fälle durchsetzen. Die CDU sollte sich nicht dadurch unter Druck setzen lassen und auf der Bedürftigkeitsprüfung bestehen, auch wenn die Kanzlerin schon wieder dabei ist, einzuknicken und um des lieben Friedens willen wieder den Weg des geringsten Widerstands gehen will. Außerdem ist rationales Regieren im Augenblick ohnehin erschwert durch die monatelange Hängepartie der SPD auf der Suche nach einem neuen Führungsduo und der personellen Selbstzerfleischung der CDU durch Friedrich Merz & Co.; der Parteitag dürfte spannend werden. Das Ende der Groko ist in Sicht und sollte nicht verteufelt werden, vielleicht ist es die beste Chance für einen Neuanfang – ein Weiter so über zwei quälend lange Jahre wäre kaum zu ertragen.

Helmut Jung, Hamburg

Der Teufel steckt im Detail

6. November: Mehr Effizienz im Hauptbahnhof. Regionalzüge sollen künftig öfter durchfahren. Länder geben Untersuchung in Auftrag

Die Idee ist grundsätzlich gut, aber der Teufel steckt im Detail: Es würde ja Sinn machen, die Metronomzüge aus Richtung Hannover/Bremen bis Itzehoe oder Wrist durchlaufen zu lassen, aber diese Strecke gehört der Nordbahn! Wer soll da auf seine Strecke verzichten? Also heißt es warten, auf eine neue Ausschreibung. Die im Artikel beschriebene Durchbindung von Lüneburg nach Lübeck bringt gar keine Entlastung, denn dann muss der Zug wieder im Hauptbahnhof wenden (sonst kommt er gar nicht nach Lübeck) und die Strecke nach Lübeck befährt DB-Regio, während nach Lüneburg der Metronom fährt. Kurzfristig könnte es helfen, wenn der Metronom erst im Bahnhof Altona enden und wenden würde, dieser Bahnhof hat immerhin acht Gleise. Aber den Bahnhof Altona will man ja schließen und dafür am Friedhof Diebsteich einen neuen Bahnhof bauen, mit nur sechs Fernbahngleisen. Da müssen wir auf mehr Effizienz im Hauptbahnhof lange warten.

Götz Gerhardt, Lokstedt

Tourismus begrenzen

6. November: 18-Punkte-Plan: So sollen mehr Touristen nach Hamburg kommen

Es ist heute für Hamburger schon kein Vergnügen mehr, die Orte zu besuchen, die auch für Touristen attraktiv sind. Außerdem zeigen uns die Erfahrungen anderer sehenswerter Städte, wie z.B. Venedig, Rom oder Amsterdam, dass die Bewohner die Touristen am liebsten dorthin schicken möchten, wo sie herkommen oder zumindest Methoden entwickeln würden, den Tourismus zu lenken und zu begrenzen. Es ist auch keineswegs so, dass die Städte durch den Tourismus reicher würden. Zusätzlicher Wohnungsbau käme kaum den Hamburgern zugute und was die Menschen ausgeben, fließt vielfach nicht in das Stadtsäckel der Touristenstadt. Aber Hamburg war noch nie gut darin, Erfahrungen, die andere längst hinter sich haben, für sich zu nutzen.

Lennart Friebe

Alles für die Katz?

„Welcome Center“ und noch mehr Veranstaltungen. Hat denn der Touristenverband Hamburg nichts verstanden? Auf der einen Seite wird darüber diskutiert, ob Hamburg zu viele Veranstaltungen hat und nun sollen auch noch die Wintermonate mit irgendwelchen Veranstaltungen attraktiv gemacht werden. Ich hätte da eine Idee: Man könnte ja Kunstschneeloipen legen und einen HafenCity-Run veranstalten – das wär doch was. Die Diskussionen über Klimaveränderungen, die Klimademonstrationen, Autofreie City, Fahrverbote und vieles mehr – ist das alles für die Katz? Bereits heute weiß man doch, dass trotz aller Bemühungen die Stadt ihre Ziele hinsichtlich CO2-Reduzierung niemals erreichen wird. Und dem Touristenverband fällt nichts Besseres ein als noch mehr Touristen in die Stadt zu lotsen, nur um den „zahlreich neugebauten Hotels Auslastung zu sichern“. Ich glaubte nicht richtig gelesen zu haben. Dann sollen auch noch die „Einheimischen“ von den Touristen profitieren. Wenn damit die Restaurants und Hotels gemeint sind mag das wohl stimmen. Die „Einheimischen“, die in der Stadt leben um ihrer Arbeit nachzugehen, sehen das sicher nicht so.

Horst Wanzek, Groß-Borstel

Ein Buch ist ein Freund

7. November: Kolumne: ,Wehe, ich lande bei Ihnen im Altpapier!‘

Bücher haben ganz bestimmt eine Seele. Mein Großvater (1886-1973) gab mir eine Weisheit mit auf den Weg: „Ein Buch ist ein Freund, der Dir eine Geschichte erzählt“. Und das machte mich neugierig auf alles Gedruckte. Im Gegensatz zu Ihnen habe ich schon oft ein Buch zum zweiten Mal gelesen. Das ist, als wenn man alte Freunde besucht. Seit sieben Jahren lese ich allerdings auf einem E-Book-Reader, denn auf meinem Dachboden liegen ca. 800 Bücher, und in einem Regal befinden sich mindestens nochmal ca. 100 Bücher. Viele hatten wir auch schon verschenkt. Auf dem Reader sind bereits über 300 Bücher gespeichert, und das Gerät passt wunderbar in meine Handtasche. Das ist besonders praktisch auf Reisen. Auch diese „Bücher“ kann man durchaus mehrmals lesen. Außerdem haben mein Mann und meine Tochter ebenso Zugriff darauf. Wir könnten theoretisch alle gleichzeitig das gleiche Buch lesen.

Ursula Kruse, Halstenbek

Dieser Stachel muss bleiben

7. November: Kommentar: Mehr Mut, liebe Bürgerschaft!

Mit großem Interesse habe ich den Kommentar von Peter Ulrich Meyer gelesen. Ich halte die dort vertretene Position für problematisch: Die Forderung, angesichts des zunehmenden Antisemitismus in Deutschland auch demonstrativ als Gesellschaft und Staat mehr Solidarität mit den Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland zu zeigen, ist richtig. Ob der jetzt diskutierte Wiederaufbau der Synagoge am Born-Platz hierfür ein richtiges Zeichen wäre, darf bezweifelt werden, weil dieser Wiederaufbau zugleich einen Eingriff in die Erinnerungskultur unserer Stadt bedeutete. Gerade das Fehlen dieses einstmaligen Gotteshauses im Zentrum des Stadtteils von Hamburg, in dem bis zur NS-Herrschaft viele Juden lebten, mahnt immer wieder, die Shoa nicht zu vergessen; diese Baulücke steht symbolisch für das Fehlen der jüdischen Menschen, die zwischen 1933 und 1945 aus diesem Stadtteil Hamburgs und Deutschland insgesamt herausgerissen wurden. Dieser Stachel muss bleiben.

Tomas Unglaube, Reinbek

Achtet auf eure Kinder!

7. November: Schwere Vorwürfe gegen Waldorf-Kita

In einer Waldorf-Kita werden über Jahre hinweg kleine Kinder mutmaßlich Misshandlungen ausgesetzt und niemand merkt es oder scheint es zu interessieren. Wenn eine Mutter sieht, dass einem Kind Dinge angetan werden, die sie für zumindest fragwürdig hält, blendet sie es aus. Zwei Jahre lang ignoriert sie, dass ihre Tochter jeden Tag weint, wenn sie in die Kita muss. Fortwährende Misshandlungen sind nur möglich, wenn Eltern ihre eigene Verantwortung an der Kitatür abgeben und sich keine Gedanken machen, wie es ihrem Kind während ihrer Abwesenheit ergeht. Begünstigt wird so ein Verhalten, wenn es sich um Einrichtungen handelt, von denen man am wenigsten annimmt, dass dort Misshandlung oder Missbrauch vorkommen könnte, z. B. bei der Waldorf-Pädagogik, in teuren Internaten, in Sportvereinen oder bei der Kirche. Man kann nur jedem Elternteil raten: Achtet auf eure Kinder, sprecht mit ihnen, nehmt sie ernst!

Karin Lesser, Hamburg-Rissen