Ist der Krieg schon vergessen?

2. September: Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg. CDU und SPD verlieren stark

Am 1. September 2019 wurden in Brandenburg und in Sachsen neue Landtage gewählt und vor achtzig Jahren hat Deutschland am 1. September 1939 den zweiten Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen begonnen. Die grausamen und schrecklichen Resultate des Krieges kennen wir. Ziehen wir daraus Lehren? Offenbar nicht, sonst ist für mich nicht nachvollziehbar, dass an einem 1. September, 80 Jahre nach dem verbrecherischen Kriegsbeginn, die Bürger in Brandenburg und Sachsen mit über 20 Prozent die AfD wählten, eine rechtsnationale Partei. Sicher ist die Demokratie noch nicht in Gefahr, aber wehret den Anfängen. Haben wir wirklich schon nach 80 Jahren vergessen, was wir Deutschen mit dem zweiten Weltkrieg angerichtet haben, die Grausamkeiten des Krieges und die Toten? Allein die Judenverfolgung soll sechs Millionen Menschenleben gefordert haben. Sind hier nicht die Deutschen Medien aufgerufen, mehr geschichtliche Informationen zu veröffentlichen?

Fritz Timm

Fuhlsbüttel lässt grüßen

2. September: Hamburgs bester Stadtteil ist – Othmarschen. Die Serie. Wo ist es in der Stadt am schönsten? Schwere Frage. Wir versuchen sie zu beantworten. Mit 50 leidenschaftlichen Plädoyers

Ich wohne seit 27 Jahren in Othmarschen. Alle Geschäfte und Ärzte um die Ecke. Alle Schulen fußläufig erreichbar. Super Verkehrsanbindung mit S-Bahn und Bussen. Schöner Garten und Balkon. Ich bin jetzt Rentner und stehe erst um acht Uhr auf. Nachmittags sitze ich im Garten und abends auf dem Balkon. Ab sechs Uhr fängt es an zu röhren und zu donnern. Wenn der Lärm langsam abebbt am Horizont, beginnt es von der anderen Seite von neuem. Fast ohne Unterbrechung, auch bei geschlossenen Isolierglasfenstern. Im Garten oder auf dem Balkon nervt der Lärm ungedämpft. Fuhlsbüttel lässt grüßen. Wir brauchen eine Greta für „Fridays for Silence“.

Rolf Hormanns

Stadtteile werden abgewertet

Ihre neue Serie über die 50 besten, von insgesamt 104 Stadtteilen Hamburgs erstaunt und erzürnt mich gleichermaßen. Was berichten Sie denn anschließend über die 54 anderen (schlechtesten) Stadtteile Hamburgs? Warum diskriminieren Sie mit solcher Berichterstattung die Menschen, die in diesen Stadtteilen wohnen, arbeiten und Verantwortung tragen und sich möglicherweise ein Leben in einem der 50 besten Stadtteile nicht leisten können? Unternehmen und Menschen sorgen tagtäglich dafür, dass möglichst alle Menschen in Hamburg angemessene Lebensqualitäten in ihren Quartieren vorfinden. Berichten Sie lieber von deren Arbeit und Engagement.

Frank Razum

Im Internet billiger

2. September: Fahrradladen gibt nach 20 Jahren auf. Kohn in Wellingsbüttel steht für die Probleme vieler kleiner Händler: das Internet und den Fachkräftemangel

Die Chefin des Fahrradladens Kohn schildert beeindruckend die Sorgen des Fachhandels im Kampf gegen die Internet-Konkurrenz. Aber manche Fachhändler treiben ihre Kunden regelrecht in die Fänge der Online-Händler. Ich kann ein Lied davon singen: Beim Fachhandel bestellte ich einen sehr teuren Kühl-Gefrierschrank einer sehr teuren Marke, weil der angeblich viel besser ist als die Produkte, die im Internet angeboten werden. Das Gerät wurde geliefert und machte unerträglich nervende Dauergeräusche. Hätte ich so ein Gerät online bestellt, hätte ich das Gerät problemlos zurückschicken können. So aber musste ich eine langwierige und extrem teure Prozedur über mich ergehen lassen. Der Fachhändler dachte gar nicht an Rücknahme, ein Mitarbeiter der Herstellerfirma wurde geschickt, maß die Geräusche und erklärte sie für „ganz normal“. Das einzig Kulante: Ich musste noch einmal 600 Euro draufzahlen und bekam dafür im Austausch ein wirklich leises Gerät anderer Bauart. So hat mich der neue Kühl-Gerfrierschrank aus dem Fachhandel am Ende 1800 Euro gekostet. Wahnsinn!

Christoph Lütgert

Kinder müssen ausprobieren

2. September: Hamburger FDP legt Schwerpunkte für Wahlkampf fest

Die Hamburger FDP will, dass der „Umgang mit digitalen Medien schon vor dem Eintritt in die Schule thematisiert wird“. Wie schön wäre es doch, wenn politische Aussagen von Fachwissen untermauert wären! Kleinkinder lernen vor allem motorisch, erwerben diese Kompetenzen am besten durch selbstbestimmtes Ausprobieren in einem sicheren und anregenden Umfeld. Natürlich kann man Kopfmenschen züchten, doch wären das dann die freien Menschen, die die Hamburger Liberalen angeblich wollen?

Dr. Ursula Augener

Falsche Sorglosigkeit

31. August/1. September: Sie fliegen nach Mallorca? Kein schlechtes Gewissen! Die Wahrheit ist: Selbst wenn Sie und alle anderen Passagiere zu Hause blieben, würde kein Gramm CO2 weniger freigesetzt

Herr Professor Gerken behauptet in seinem Gastbeitrag, dass der Verzicht auf innereuropäische Flüge zu keinerlei Einsparungen an Emissionen führen würde, da der Flugverkehr im Rahmen des EU-Emissionshandels ETS reguliert sei. Zunächst finde ich es begrüßenswert, über dieses Instrument überhaupt eine etwas ausführlichere Information zu lesen. Klimaneutral wird auch das Fliegen innerhalb Europas mit den heutigen Technologien allerdings nicht. Würde man das im Beitrag zugrunde gelegte Beispiel des Hin- und Rückfluges nach Mallorca als Referenz annehmen, ergibt sich eine gewichtete Menge von ungefähr 545 kg CO2 (Durchschnittswert aus den Portalen Atmosfair und Myclimate). Geht man dann davon aus, dass 60 Millionen deutsche Passagiere nicht mehr interkontinental, sondern nur innereuropäisch fliegen, ergibt sich eine CO2-Menge von ungefähr 32 Millionen Tonnen pro Jahr. Nach dem Klimaschutzplan der Bundesregierung wird für das Jahr 2050 weitgehende Klimaneutralität angestrebt, das bedeutet jährliche Emissionen von ungefähr einer Tonne pro Kopf. Die Flugzeugemissionen würden bei heutiger Technologie dann über 30 Prozent der deutschen CO2-Emissionen ausmachen. Wenn außerdem bereits mit dem Urlaubsflug mehr als die Hälfte des Pro-Kopf-Budgets ausgeschöpft wird, lässt sich Klimaneutralität einschließlich der Bedarfe für Heizen, Mobilität, Ernährung und Konsum kaum erreichen. Ich teile damit die Sorglosigkeit von Professor Gerken ausdrücklich nicht und meine, dass Reisemöglichkeiten innerhalb Europas mit dem geringsten spezifischen CO2-Ausstoß gegenüber dem Flugverkehr gefördert werden sollten.

Matthias Rehren

Digitale Wohlfühlabfrage

29. August: Hamburgs Schüler sollen ihre Lehrer auf Internet-Portalen bewerten. Rückmeldungen sollen helfen, den Unterricht zu verbessern. Zunächst 50 Schulen im Pilotprojekt

Am besten geeignet für die Bewertung von Qualität und Unterricht von Lehrern sind nicht „die Schüler selbst“, wie Sie etwas forsch behaupten. Viel geeigneter sind die, die mit den ausgebildeten Schülern etwas anfangen sollen: Universitäten, Ausbildungsbetriebe, Eltern, und übrigens auch die Lehrer selbst. Über die Hälfte der Hamburger MSA-Absolventen kann seit Jahren nicht direkt nach dem Abschluss in eine Ausbildung vermittelt werden. Hamburg ist zwischen Grundschule und Abitur eine Mathematikwüste, in der der Schulsenator alle zwei Jahre die Abiturergebnisse künstlich anheben muss. In anderen Fächern, zum Beispiel Abiturenglisch, sind die – im Internet frei aufrufbaren – Bewertungsmaßstäbe fürs Bestehen peinlich niedrig. Eine bessere Qualität von Unterricht erfordert klar höhere und merkbar stringenter verfolgte Bildungsziele, die die gut ausgebildeten Hamburger Lehrerinnen und Lehrer den Schülern unproblematisch vermitteln könnten, den Schülern als Ziel aber auch anbieten müssen. Eine digitale Wohlfühlabfrage, die ihre eigene separate Berechtigung hat, kompensiert nicht zu niedrige schulische Standards.

Thomas Martini, Hamburg