Hang zum Personenkult?

26. August: In eigener Sache:Greta, Greta, immer nur Greta! Neu: Immer montags wollen wir an dieser Stelle auf Kritik an der Berichterstattung, auf Wünsche, Fragen und Debatten eingehen

Meine erste Frage zur angekündigten neuen Montagskolumne ist, warum ausgerechnet der Chefredakteur des Abendblatts wie kein anderer Redakteur in seinen Beiträgen so häufig einen Hang zum Personenkult erkennen lässt? Hierzu gehören neben Greta Thunberg auch Olaf Scholz, Robert Habeck und Daniel Günther. In diesem Artikel fällt der Name „Greta“ allein 17-mal. Damit rückt der Journalismus weg von Sachlichkeit und hin zum „Storytelling“ oder zum „Narrativ“, wie es heute neudeutsch heißt. Andere würden vielleicht sagen zum Boulevard. Will das Abendblatt das?

Norbert Richter

Interessante Rubrik

Bisher habe ich am Montagmorgen immer als Erstes die Antworten der Redakteurinnen und Redakteure auf den Fragenkatalog auf Seite zwei gelesen. Fand ich jedes Mal sehr interessant. Heute musste ich feststellen, dass dies nun beendet ist. Schade! Aber wahrscheinlich sind jetzt alle vorgestellt, die es auch wollten.

Anke Prüß

Ein Recht auf Protest

Vielen Dank für diesen Artikel. Das mögen die Erwachsenen nicht, wenn ihnen eine Jugendliche zeigt, wo ihr eigenes Versagen liegt. Und es ist ja einfacher, mit dem Finger auf Kritiker zu zeigen, als sich selbst kritisch zu hinterfragen. Wir hinterlassen unseren Kindern eine zerstörte Umwelt, da ist es das gute Recht dieser Generation, dagegen aufzumucken. Ich hoffe, Greta und all die Anderen in dieser Bewegung lassen sich nicht beirren und machen so lange weiter, bis sich was ändert. Und danke an Boris Herrmann, dass er diese Sache unterstützt.

Jochen Folkerts, Seevetal

Falsch verstandene Kritik

Es ist schade, dass Sie immer nur die Greta-Kritiker aus dem Dunkel der Anonymität ziehen, die besser dort geblieben wären, weil sie mit ihrer personenbezogenen Häme ein junges Mädchen beschädigen wollen, dass vermutlich dank des Asperger-Syndroms recht unbeschadet aus dem Hype hervorgehen wird (was ihr zu wünschen ist). Die „Greta-Kritiker“ aber, denen das Mädchen selbst recht egal ist, die aber den medialen Aufriss und die damit leider verbundene moralische Selbsterhöhung vieler „Greta-Bewunderer“ etwas merkwürdig finden, ansonsten aber der Sache, für die Greta Thunberg eintritt, aufgeschlossen gegenüberstehen, finden selten Gehör. Heiner Geißler hat seinerzeit den Spruch kreiert: Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hängt mit der Dummheit ihrer Bewunderer zusammen. Das ist meines Erachtens der Kern der Kritiken, denen aber dieses falsche Etikett „Greta-Kritik“ nur deshalb angehängt wird, weil es eben jenen Bewunderern die Selbstreflexion ihrer eigenen Dummheit erspart. Das ist es, was zumindest mich an dem Thema „Greta“ zunehmend nervt.

Andreas Kaluzny

Mit gutem Beispiel voran?

Wir sollten das mit dem Greta-Hype nicht übertreiben. Wir Deutsche steigern uns gern in eine wahrhafte Hysterie, die nach kurzer Zeit wie ein Soufflé wieder in sich zusammenfällt, wenn es uns selbst persönlich an den Kragen geht. Überall lesen wir gute Ratschläge: Wir sollten auf Flüge verzichten. Vielleicht mal wieder in Deutschland Urlaub machen. Wir haben doch in Deutschland schon „spanische“ Temperaturen. Aber die Fluggastzahlen klettern in diesem Sommer auf ein nie gekanntes Niveau. Auch sollten wir den Fleischkonsum drosseln. Meine Frau und ich waren gerade in einem bekannten Steakhouse, aber ohne Anmeldung war es schwierig, einen Tisch zu bekommen. Und dabei wird in Brasilien gerade der Regenwald abgefackelt für eine größere Fleischproduktion. Wir sollten lieber einen Kleinwagen statt einen SUV kaufen. Dabei sprengen die SUV-Zulassungen derzeit alle Rekorde, allein im Juli 2019 wurden 15,6 Prozent mehr zugelassen als im Vergleichszeitraum. Und die Zulassung der Kleinwagen sank gar um 1,6 Prozent. Ich höre die Botschaft, allein mir fehlt der Glaube. Wenn wir konkret handeln sollen, verweisen wir gern auf den anderen. Deutschland mit seinem 1,8 Prozent Anteil am Welt-CO²-Ausstoß hat so gut wie keinen Einfluss auf die Erderwärmung. Wir sollten mit gutem Beispiel vorangehen, heißt es dann. Wer wird diesem Beispiel folgen bei den enormen Kosten, die mit einer Reduzierung des CO²-Ausstoßes einhergehen?

Willibald Brendel, Norderstedt

So geht ÖPNV!

24./25. August:Spektakulärer Plan: Schüler sollen in Hamburg kostenlos Bus und Bahn fahren. Bürgermeister Tschentscher überrascht bei SPD-Parteitag mit Vorstoß zu ÖPNV. Ziel: ,Familienfreundlichste Stadt‘

Wieso spektakulär? In Südtirol gibt es für alle Schülerinnen und Schüler schon jahrelang ein in ganz Südtirol gültiges Ticket, das nur 20 Euro pro Jahr kostet. Es wurde zudem gleichzeitig massiv in den Ausbau der Verbindungen investiert. So geht ÖPNV!

Caroline Harbert, Hamburg

Preise für alle senken

Wieder einmal werden wir in Bezug auf die als Wahlkampfversprechen angekündigte familiäre Unterstützung keine Berücksichtigung finden. Mit einem kostenfreien Schülerticket in 2025 würden unsere in den Jahren 2001 und 2006 geborenen Kinder mal wieder hinten runterfallen. Alles begann mit einer Elternzeit, die Eltern von vor 2007 Geborenen natürlich nicht erhalten haben. Mussten wir dann für einen Halbtagsplatz des Älteren noch 220 Euro pro Monat zahlen, stieg in der Ära Ursula van der Leyen der Kita-Beitrag für den Jüngsten sogar auf 330 Euro pro Monat. Elternzeit, Freie Kitas, freie Schulspeisung oder kostenfreie Schülertickets? Wann sind wir mal dran? Warum wird das kostenfreie Schülerticket erst so spät eingeführt? Und dann noch schrittweise, zunächst die Jüngsten und erst später für die älteren Schüler. Die Kleinen fahren nicht mit dem HVV – da schaue man sich morgens mal den Verkehr vor den Schulen an. Außerdem sind Kita oder Grundschule oftmals noch fußläufig zu erreichen. Doch die Großen, die neben dem Fahrrad viel eher den ÖPNV nutzen oder auch nutzen müssen, dürfen erst mal warten. Mit großem Interesse verfolgen wir auch die Statements von den Grünen. Die bringen noch das Familieneinkommen ins Spiel. Noch weitere bürokratische Hürden, die auf dem Rücken der Bürger ausgetragen werden und den Nimbus einer „kinderfreundlichen Stadt“ verpuffen lassen. Warum denn immer so kompliziert? Vielleicht sollte man sich generell über die Preispolitik des HVV Gedanken machen. Um den Umstieg vom Auto in die öffentlichen Verkehrsmittel zu fördern, sollten die Mittel in Höhe von 50 Millionen Euro eher dafür genutzt werden, die Preise des HVV nach unten zu korrigieren. So haben dann nicht nur die Familien mit Kindern, sondern alle Bürger dieser Stadt etwas davon.

Markus Stünkel

Um schöne Worte nie verlegen

24./25. August: ,Wir wollen Verantwortung‘. Grünen-Chef Robert Habeck über Neuwahlen, autofreie Zeiten in den deutschen Städten und Olaf Scholz als Kellner

Robert Habeck findet für jedes Thema schöne Worte, denen möglicherweise irgendwann eine Umsetzung folgen mag. Erstaunlich fand ich seine Erkenntnis, dass autofreie Innenstädte eine Chance für den Einzelhandel sein könnten. „...auf dem Marktplatz sitzen, die Sonne spüren, Klamotten anprobieren“, genau das kann ich doch am besten zu Hause machen, wenn ich online bestelle. Warum dann mit Bahn und Bus erst in die Stadt fahren? Wahrscheinlich wird es dann gerade für die zahllosen Lieferfahrzeuge der Online-Händler Ausnahmeregeln geben, damit sie ihre Bestellungen in der autofreien Stadt ausliefern können. Von Kinderspielstraßen träumen ist eine schöne Sache, aber über wahrscheinliche Zukunftsszenarien nachzudenken, ist vielleicht nicht so publikumswirksam.

Bernd Nasner