Einkaufen mit Korbtasche
13. August: Schulze will Hersteller von Wegwerfartikeln zur Kasse bitten
Seit Jahren sind in Kenia und Ruanda Plastiktüten und ähnliche Verpackungen streng verboten. Herstellern werden Strafen von 40 Tausend Euro angedroht. Nur die Plastikindustrielobby kann sich so etwas wie Coffee to go ausdenken. Ich gehe wie meine Großmutter mit einer Korbtasche auf den Markt.
Karl Jacobsgaar
Effektive Maßnahmen helfen
Bei all den Debatten um Maßnahmen gegen den Klimawandel wird überwiegend vergessen, dass nur hocheffektive Maßnahmen noch etwas ändern können. Maßnahmen also, die eine sofortige erhebliche Wirkung haben. Lieschen Müllers Verzicht auf ein Q-Tip oder auf die fünfte Scheibe Fleisch helfen da wenig, alle Reaktionen auf Appelle an die Einsicht der Menschen dauern zu lange. Sofort helfen, können aber tatsächlich ein Tempolimit, um die Luft schlagartig zu verbessern, und hohe Steuern auf SUV, damit diese nicht weiter massenhaft gekauft und gefahren werden. Der Diesel darf nicht mehr steuerlich begünstigt werden, die Kerosinsteuer muss kommen, Subventionen für klimaschädliche Produkte gehören sofort abgeschafft. Die jährlich milliardenfach produzierten Coffee-to-Go-Becher und die zahlreichen unnötigen Plastikverpackungen müssen sofort verboten werden. Sanfte Verteuerungen würden hier nichts bewirken.
Annelie Kirchner
Der Wahlkampf hat begonnen
13. August: 65.000 Straßenschilder werden geputzt. Nach Beschwerden: Stadtreinigung nimmt sich bis Jahresende 50 Stadtgebiete vor
Man merkt, dass der Bürgerschaftswahlkampf beginnt. Politiker übertreffen sich in populären Aktionen und Forderungen. Wirtschaftssenator und Umweltsenator demonstrieren seltene Einigkeit beim publicityträchtigen gemeinsamen Putzen eines Verkehrsschildes, die angekündigten HVV-Preiserhöhungen werden sehr bürgerfreundlich vom Bürgermeister höchstpersönlich wieder kassiert, die CDU fordert die Abschaffung der Ringe, den Linken passt der Name des Kaisersaals nicht mehr, medienwirksam werden Neubaupläne für die U 5 und die Anbindung des Hamburger Westens mittels S-Bahn auf den Schild gehoben, die Grünen träumen von einer Fahrradstadt Hamburg. Wir sollten uns von den wohlfeilen Ankündigungen nicht täuschen lassen. Spannend wird sein, zu beobachten, wie viele dieser Wahlversprechen und begonnenen Aktionen nach der Bürgerschaftswahl ganz schnell wieder vergessen werden, weil, und das wissen eigentlich alle Parteien, das Geld für die Umsetzung der meisten Versprechen schlicht fehlt. Es ist schon mehr als ärgerlich, wie man als Bürger der Stadt Hamburg auf den Arm genommen wird.
Dr. Thomas Koch
Höhere Anforderungen
12. August: Mediziner warnen vor Handys im Verkehr: Immer mehr tödliche Unfälle ,Smartphone Ursache Nr. 1‘
Es geht nicht allein um das Handy, sondern allgemein um Verhalten im Straßenverkehr, das die notwendige Konzentration auf das Verkehrsgeschehen über Gebühr beeinträchtigt. So war das auch schon in analogen Zeiten. War der „Sound“ im Auto extrem, fuhr jemand mit der Straßenkarte auf den Knien durch die fremde Stadt oder nahm Lärm im Auto etwa durch Mitfahrer überhand, so war jedem klar, dass das auf die Konzentration geht. Heute hat man den Sound aber gern mittels Kopfhörer immer und überall, nicht nur im Auto, sondern auch als Fußgänger, Rad-, Roller- oder Skateboardfahrer. Die (zulässige) Nutzung des Navis mit pausenlosem Blick auf das Display ist normal. Telefoniert wird, auch über komplizierte Themen, ebenfalls gern im Auto. Die Anforderungen an den Einzelnen sind wesentlich komplexer geworden. Weil aber die digitale Gesellschaft dem Verkehrsteilnehmer die Nutzung des Navis, das Telefonieren mittels Freisprecheinrichtung oder auch das Hören von Musik nicht „einfach so“ verbieten kann, liegt es am Ende in der Verantwortung eines jeden Einzelnen, den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Das setzt Reife voraus, die offensichtlich nicht jeder ohne weiteres hat. Bis das in den Köpfen verankert ist, werden wir uns mit mehr oder minder chaotischen Verhältnissen abfinden müssen.
Ulrich Kolitschus, Hamburg-Sülldorf
Bummeln am Neuen Wall
12. August: ,Weniger Autos, attraktivere City‘. Der Trend geht hin zu fahrrad- und fußgängerfreundlichen Innenstädten, sagt Jörg Knieling von der HafenCity Uni
Das harmonische Miteinander von Fußgängern und Zweiradfahrern in Fußgängerzonen ist beendet, sobald eine kritische Masse an der zweiten Spezies erreicht ist. Sehr schön jetzt schon zu erleben in Fahrradstädten wie z.B. Antwerpen. Es sei den Planern sehr empfohlen, dort mal zu „flanieren“. Man fühlt sich wie ein Feldkaninchen unterm Greifvogelschwarm, ständig bereit, in Deckung zu springen. Sehr viel entspannter zum Bummeln sind getrennte Systeme wie hier am Neuen Wall. Alles was Räder hat, fährt dort auf einem optisch leicht getrennten Fahrbereich.
Thorsten Schima
Qualvolle Busfahrt
12. August: Pro und Kontra: Soll die Hamburger Innenstadt autofrei werden?
Was bitteschön hat zu Fuß gehen mit Lebensqualität zu tun? Sollte ich nicht mehr mit dem Auto direkt in die Innenstadt zum Einkaufen fahren können, muss ich leider in andere Gebiete ausweichen. Denn mit öffentlichen Verkehrsmitteln – obwohl ich den Bus vor der Tür habe – würde ich ganz sicher nicht fahren. Von Schnelsen aus eine Stunde durchgerüttelt werden, dazu telefonierende Mitfahrer, die auch noch ihr Essen auspacken, das alles muss ich nicht haben. Mit dem Auto fahre ich keine halbe Stunde in ein Parkhaus, dass zwar kleines Geld kostet, aber jedes andere Argument widerlegt. Und über Außengastronomie müssen wir ab Oktober auch nicht mehr reden.
Bernd Glodek, Hamburg-Schnelsen
Erfolg durch den Regisseur
10./11. August: Eine Stadt spielt Wilder Westen. Die Aufführungen der Karl-May-Geschichten bringen Bad Segeberg immer neue Rekorde bei Gästen und Einnahmen
Bei Ihrem so ausführlichen und wunderbaren Bericht über die Karl-May-Festspiele fehlte ein ganz wichtiger Name: Norbert Schultze junior. Er ist der Regisseur und hat in den letzten Jahrzehnten mit seinen tollen Inszenierungen maßgeblich zu diesem großen Erfolg beigetragen.
Dagmar Berghoff
Binnenstruktur ausbauen
9. August: Schulfrieden-Gespräche vor Abschluss
Als Hamburger Bürgerin begrüße ich es außerordentlich, dass der sogenannte „Schulfrieden“, auf den sich die Parteien vor Jahren geeinigt hatten, fortgesetzt werden wird. Die verlässliche Struktur des Hamburger Schulwesens ist bundesweit einzigartig. Entscheidend wird es darauf ankommen, dass die Binnenstruktur aller Schulformen kontinuierlich weiterentwickelt wird. Dazu gehören innovative Bildungspläne, innere und äußere Differenzierung, flexible Möglichkeiten der Klassenwiederholung in allen Schulstufen und Schulformen und eine innere Reform der Grundschulen. Wenn ca. 20 Prozent der Schüler am Ende der Grundschule nur über rudimentäre Kenntnisse im Lesen und Mathematik vorweisen, ist hier dringender Handlungsbedarf. All dies kann nur gelingen, wenn Eltern, Lehrer, Schüler kooperativ zusammenarbeiten. Die Behörde muss einen geschärften Blick auf die zu entwickelnden Maßnahmen und bei deren Umsetzung haben. Ein weiterer Schwerpunkt muss die Weiterentwicklung der Lehrerbildung in allen Phasen sein. Hierzu gehören auch qualifizierte Modelle der Weiterbildung für unterschiedliche Lehrämter und Fächer. Ich hoffe sehr, dass der Schulfrieden weiterhin hilft, die Binnenstruktur des Hamburger Schulwesens positiv auszubauen.
Birgit Zeidler