Steuererhöhung ist unsozial

8. August: Tierwohl: Streit über höhere Mehrwertsteuer auf Fleisch. Die Massentierhaltung gilt als ethisch fragwürdig und als Verursacher sogenannter Klimagase

Es ist wirklich traurig, dass die rot-grünen Politiker auf die umweltpolitischen Herausforderungen nur eine Antwort kennen: Steuererhöhungen! CO2-Steuer und erhöhte Mehrwertsteuer auf Fleisch sind zunächst erstmal unsozial. Die Mär, dass diese Steuern entweder auf anderem Wege zurückfließen oder dem Tierwohl dienen, halte ich für unwahrscheinlich. Von der Ökosteuer, seinerzeit von der rot-grünen Bundesregierung eingeführt, sollten auch die Sozialabgaben sinken. Ich habe davon nichts gemerkt. Und das Tierwohl durch diese Maßnahme zu stärken, hat was von Realsatire. Die Erzeuger werden vermutlich versuchen, die Preise zu halten und Kosten anderweitig zu sparen. Das wird sicher nicht zugunsten des Tierwohls ein.

Lutz Weiser, Hamburg

Zu viel Fleisch macht krank

Der erhebliche und gefährliche negative Einfluss der Massentierhaltung auf das Klima und die Umwelt ist inzwischen (und endlich) als Fakt anerkannt. Dass Massentierhaltung nie artgerecht sein kann, ist ebenfalls Fakt. Aus klimatischen und ethischen Gründen ist die Massentierhaltung daher abzuschaffen. Nun wird richtigerweise über eine Besteuerung des zu billigen Fleisches diskutiert. Da geht wieder kostbarste Zeit verloren, die wir eigentlich nicht mehr haben, und am Ende kommt unter dem Einfluss der Lobby und mutloser Politiker alles andere als ein treffliches Ergebnis heraus. Und die Leute sind verärgert, weil sie tiefer in die Tasche greifen müssen. Es ist sehr verwunderlich, dass man nicht den Weg der ehrlichen und schonungslosen Aufklärung der Bevölkerung geht: Alle Tierprodukte sind gesundheitsschädlich. Diese Erkenntnis ist immer und immer wieder unter die Bevölkerung zu bringen, so dass die meisten Menschen schon aus rein egoistischen Gründen – zum Wohle ihrer Gesundheit – die Finger von den Tierprodukten lassen. Eine Win-Win-Situation auf breiter Ebene: für Gesundheit, das Klima, die Tiere und die Umwelt. Und ganz nebenbei ließe sich damit auch der Krankenkassenbeitrag erheblich reduzieren. Eigentlich wäre dies alles die Aufgabe eines Gesundheitsministerium oder eines Ernährungsministeriums. Aber dort darf man seine Hoffnung nicht ansiedeln. Leider.

Alfred Reichert

An das Gewissen appellieren

Statt über Preiserhöhungen für Fleisch sollten die Medien wesentlich offensiver über dessen Produktionsbedingungen berichten. Vielleicht sorgt dann das eigene Gewissen oder das Mitgefühl für unsere Mitgeschöpfe für eine Verringerung des Fleischkonsums.

Dr. Robert J. Degenhardt, Hamburg

Zu viele Anglizismen

8. August: Leserbrief zu Anglizismen im Abendblatt

Es reicht, fast an jedem Tag präsentiert das Abendblatt ein neues Wort, das so wunderbar englisch klingt, aber dessen Bedeutung kaum noch jemand versteht. Ganz neu zum Thema Vorfahrt für Radfahrer: „Protected Intersection“, was immer das genau heißen mag. Der Feuerwehrmann, der am Telefon Leben rettet, ist der „Call-Taker“, fahrerlose Busse tragen den schönen Namen HEAT, die Abkürzung für „Hamburg Electric Autonomous Transportation“, die Stadtkarte für Sportstätten glänzt mit „Active City Map“, in der Europapassage gibt es den „Food Sky“ und sogar die Polizei wirbt mit einem „Welcome Day“. Natürlich haben wir uns an die E-Scooter, den Elbtower, All-inclusive-Urlaub, den (oder das?) Harbour Port Authority und andere Anglizismen gewöhnt, aber ist das nicht alles übertrieben? Ich wünsche mir daher dringend den „Language-Brexit“.

Klaus Lang, Hamburg

Freundlichkeit kostet nichts

8. August: Seid nett zueinander

Als Kind und Jugendlicher bin ich in den 50er-Jahren sonntags mit meiner Großmutter stets zu Fuß zum Gottesdienst in die Kirche gegangen. Sie grüßte stets freundlich nach rechts und links, was mich nervte und zur Frage nach dem Warum provozierte. Ihre Antwort: „Freundlichkeit kostet nichts. Und sie kommt zu Dir zurück!“ Wie recht sie hatte. Glückwünsche ans Abendblatt zu seiner August-Aktion. Warum nicht länger? Könnte nicht schaden.

Jürgen Koob, Hamburg

Eine hämische Glosse

7. August: Kisten schleppen? Sorry, ich bin Beamter! Neue Umfrage: Wer Hilfe beim Umzug braucht, sollte sich seine Freunde gut aussuchen

Ihre heutige Titelseiten-Glosse hat mich erschüttert. Ich habe gut 40 Jahre als Beamter gearbeitet und bin inzwischen im Ruhestand. Während meiner aktiven Zeit habe ich, wie viele andere Kolleginnen und Kollegen auch, fast ständig unbezahlte Überstunden geleistet. Trotzdem habe ich bei einer Vielzahl von Umzügen und damit verbundenen Wohnungsrenovierungen von Familienangehörigen oder Freunden tatkräftig geholfen, weil es für mich völlig selbstverständlich war. Ich kenne auch keine früheren Kollegen, die nicht genauso gehandelt hätten. Natürlich gibt es Menschen, die sich möglichst vor jeder Belastung drücken. Diese finden sich aber in jeder Berufsgruppe. Auch ist es allen Deutschen möglich, Beamter zu werden, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen. Was soll also eine derartige Häme, die ich in meinem Leben überwiegend von meist wenig differenziert denkenden Menschen gehört habe, vom Abendblatt aber nicht erwartet hätte.

Carsten Braemer

Günstiger als ein VW-Bus

7. August: Umweltamt will SUV verteuern. Für Autos mit starkem CO2-Ausstoß soll eine höhere Kfz-Steuer fällig werden und Leserbrief: Der Protest ist überfällig

Wir haben uns beim Autokauf den positiv besetzten VW-Bus und den „bösen“ SUV angesehen und uns für den SUV entschieden. Ist weitaus günstiger und verbraucht weniger. Im Schnitt verbrauchen wir genauso viel wie vorher mit dem „guten“ Kombi. Wie das geht? Wir fahren zumeist etwas langsamer. SUV verteufeln heißt auch Ältere oder Bewegungseingeschränkte zu diskriminieren. Unser SUV bietet dazu deutlich mehr Stauraum als ein Kombi und vermeidet so Fahrten. Eine übertragbare Monatskarte für den HVV wäre in Hamburg sicher sinnvoller zur Vermeidung von Individualverkehr für Gelegenheitspendler als das Verteufeln von SUV. Wenn auch die intelligentesten Eltern dereinst begriffen haben, dass das Selbsterobern ihrer Lebensräume sowie morgendliche Bewegung mit Sauerstoff im Hirn die Schulchancen der Kinder optimieren, wäre auch was getan. Simplifizierende Aufregungskultur ist demokratiefeindlich.

Gerd Scheunemann

Kurze Beine, kurze Wege?

7. August: Hamburgs Schulen knacken wieder Rekorde. Schülerzahl an allgemeinbildenden Schulen erstmals seit Anfang der 80er-Jahre über 200.000. Senat will 900 Lehrer pro Jahr einstellen

Die Schließung der Schule Lienaustraße im Stadtteil Berne ist ein Paradebeispiel verfehlter Standortpolitik. Das Schulgebäude steht seit ungefähr drei Jahren leer, obwohl es im Stadtteil dringend gebraucht würde. Die Schulen in der Nachbarschaft quellen aus allen Nähten. Trotzdem wird das Gebäude offenbar absichtlich dem Zerfall überlassen. Unvergessen das süffisante Statement des Schulbehördensprechers, man würde ja keine Schule schließen, sondern nur einen Schulstandort. Zum Zeitpunkt der Schulschließung betrug der geschätzte Sanierungsbedarf fünf Millionen Euro. Der dürfte inzwischen weit überschritten sein. Man darf gespannt sein, ob die Schule im nächsten Schulentwicklungsplan überhaupt berücksichtigt wird. Eher ist wohl zu befürchten, dass der denkmalgeschützte Schumacher-Bau zu Gunsten weiteren Wohnungsbaus ganz verschwinden soll, zum Nachteil der Schulkinder, die teilweise recht weite Wege zu bewältigen haben. Dabei heißt es doch: Kurze Beine, kurze Wege.

Herbert Mellin, Hamburg