Bahn kostet Nerven und Zeit

29. Juli: Kommt jetzt das Ende der Inlandsflüge?

Leider wird bei dieser Diskussion völlig verschwiegen, dass die Bahn gar nicht in der Lage ist, mehr Passagiere zur Hauptreisezeiten zu befördern. Hier einige Beispiele: Die Bahnfahrt von Hamburg nach Stuttgart und zurück ist teurer als der Flug, ich habe trotzdem den Zug genommen und hatte auf Hin- und Rückfahrt 2,5 Stunden Verspätung. Letzte Woche bin ich von Hamburg nach Köln und zurück gefahren. Auf der Hinfahrt hatte ich 2,5 Stunden Verspätung und deshalb den Anschlusszug in Hannover und den Termin in Köln verpasst. Auf der Rückfahrt hatte der Zug eine Stunde Verspätung, war proppenvoll und ab Bremen fiel die Klimaanlage aus. Das Bistro war erst ab Wuppertal geöffnet, da Personal fehlte. Seit Wochen fährt um 6:35 Uhr von Hamburg nach Berlin ein Ersatzzug. Auch wenn man Reservierungen einen Tag vorher für den Ursprungszug weiterhin vornehmen kann, gelten diese im Ersatzzug nicht. Freundliche Aussage der Bahnmitarbeiter: Sie können sich ja Kosten erstatten lassen. Ich werde weiterhin die Bahn nutzen, auch wenn es mich Nerven und Zeit kostet und auf bessere Zeiten warten.

Dagmar Hirche

Guter Preis, schlechter Service

Der Gedanke, die Bahn attraktiver hervorzuheben, ist ja nicht schlecht, aber dies über den Preis zu gestalten, halte ich für nicht richtig. Ich fahre seit Jahren regelmäßig von Hamburg nach Berlin und Frankfurt. Es gibt regelmäßig günstige Fahrkarten. Auch das Schleswig-Holsteinticket und die Familienkarten sind aus meiner Sicht gut. Vielmehr stören die Verspätungen, der schlechte Service im Bistro, die verstopften Toiletten und die schmutzigen und überfüllten Waggons. Und dass, obwohl die Züge mindestens stündlich nach Berlin fahren. Die Fern- und Nahverkehrszüge sind also sehr gut ausgelastet. Im Frühjahr schrieben Sie, es fallen Züge aus, da es keine Lokführer und Zugbegleiter gibt. Wie sollen dann zusätzliche Fahrgäste befördert werden? Das ist doch wieder ein Schnellschuss ohne zu überlegen, wie es logistisch zu bewerkstelligen ist. Zuerst müssen die Voraussetzungen geschaffen werden.

Siglinde Tiemann

Mehr Toleranz, bitte

29. Juli: In der Fahrschule für E-Scooter. Anbieter der neuen Roller schult seine Kunden erstmals in Sachen Sicherheit

Die Penetranz, mit der das Abendblatt seit der Genehmigung gegen die E-Scooter anschreibt, ist schwer zu ertragen. Inzwischen kann man aber schon darauf wetten, das täglich mindestens ein redaktioneller Text oder ein Leserbrief gegen die E-Scooter veröffentlicht wird. Wenn sich der Verfasser eines der letzten Leserbriefe über die Kosten beklagt, die der Allgemeinheit infolge von Unfällen mit E-Scootern entstehen und deswegen ein Verbot fordert, dann finde ich das einfach völlig übertrieben. Mit dieser Argumentation müsste man beispielsweise dann auch das Skifahren verbieten, denn durch Skiunfälle entstehen insgesamt mit Sicherheit weit höhere, von der Allgemeinheit zu tragende Kosten, von Rad- oder Motorradunfällen gar nicht zu reden. Es wäre zu begrüßen, wenn das Abendblatt etwas mehr Toleranz walten lassen würde – wer die E-Scooter für überflüssig oder gefährlich hält, muss sie ja nicht benutzen.

Dr. Thomas Koch

Reiner Populismus

29. Juli: Grüne Fassaden sollen Hitze entgegenwirken

Da wollen nun die Grünen den „Backofen-Effekt“ durch vermehrte Fassadenbegrünung bekämpfen. Der Senat soll dazu eine Strategie entwickeln. Die bisherige Strategie des rot-grünen Senats bestand allerdings darin, Grünflächen zu vernichten und bewährte Luftkorridore zu verstopfen. Gerade diese Luftkorridore haben bisher die Stadt mit dringend benötigter Frischluft versorgt. Die Umwandlung und Bebauung von Landschaftsschutzgebieten wie in der Hummelsbüttler Feldmark, am Poppenbüttler Berg und am Öjendorfer See sind nur drei Beispiele. Die nun gestartete Aktion ist reiner Populismus und nur Fassade, allerdings keine begrünte.

Klaus Risser, Hummelsbüttel

Negatives Beispiel: die Bahn

27./28. Juli: ,Fluggesellschaften gehören in staatliche Hand‘. Der Chef der Linkspartei, Bernd Riexinger, macht vor allem Konzerne für den Klimawandel verantwortlich – und fordert ihre Verstaatlichung

Nachdem nun Herr Kühnert die deutsche Automobilindustrie, Herr Habeck die Wohnungswirtschaft und jetzt Herr Riexinger die Luftfahrtunternehmen und auch gleich die Energieversorger verstaatlichen wollen, frage ich mich, was wohl als nächstes aus der ideologischen Wundertüte hervorgezaubert wird. Muss sich unsere bis heute den deutschen Wohlstand sichernde, mittelständische Industrie gar ebenfalls derartigen Ansinnen stellen oder genügt vielleicht doch das abschreckende Beispiel der Bahn, welche Herr Riexinger ja ebenfalls erwähnt, die ja als 100-prozentiges Staatsunternehmen ein herausragendes Beispiel missglückter staatlicher Unternehmensführung darstellt. Der Niedergang der Luftfahrt- und Energiekonzerne wäre im Falle der Verstaatlichung ebenso unaufhaltsam, was jedoch nicht im Interesse der genannten Herren sein kann, da die entstehende Lücke in der globalisierten Welt von internationalen Konkurrenten gefüllt würde, die wiederum eigene Ziele verfolgen, ohne Berücksichtigung der hehren, hier aber populistisch missbrauchten Klimabewahrungsbemühungen.

Karl-Heinz Matthies, Hamburg

Windräder sicherer machen

26. Juli: Bundesweit kaum noch neue Windräder. Ausbau an Land stockt

Die Windindustrie fordert mehr Flächen und beschwert sich über Anwohnerklagen. Hier mit einer Gefährdung der Energiewende zu argumentieren, ist heuchlerisch. Die größten Teile der Windindustrie bauen Windräder nicht, um das Klima zu schützen, sondern um Geld zu verdienen. Das ist legitim. Fehlende Flächen sind darin begründet, dass z.B. Natur-, Umwelt- und Denkmalschutz sowie Abstände zu Wohngebieten einzuhalten sind. Das ist auch gut so. Wir wollen saubere Energien, aber bitte nicht zu Lasten der Natur und auch nicht gegen das Bürgerinteresse. Wenn die Windindustrie fast nichts unternimmt, um Windräder für Vögel und Fledermäuse sicherer zu machen, muss diese sich nicht wundern, dass Naturschützer versuchen, das Leben unserer heimischen Avifauna zu retten. Die Windindustrie sollte nicht jammern, sondern endlich sinnvolle Maßnahmen entwickeln, dass Vögel und Fledermäuse nicht zu tausenden durch Rotorblätter getötet werden. Vögel fliegen nicht in Gefahr, wenn sie diese rechtzeitig erkennen. Windräder müssen für Vögel besser sichtbar gemacht werden.

Gerd Simon, Hamfelde

Anwohner mit ins Boot holen

Sicherlich ist es im Rahmen des Atomausstiegs nicht geplant, dass immer weniger Windkraftanlagen neu gebaut werden. Doch die Schwierigkeiten verschuldet die Politik. Einerseits wurden bestimmte Standorte als Windkraftstandorte ausgewiesen, andererseits nahm man die Bevölkerung nicht mit ins Boot. Landwirte bekommen Ausgleichszahlungen – für manche sehr lukrativ – aber die Bevölkerung im Umkreis geht leer aus, muss die teureren Strompreise mit bezahlen und hat zusätzlich noch mit Verlusten wegen der Anlage beim eigenen Haus zu kämpfen. Warum werden nicht alle Hausbesitzer mit einem z.B. festen „Ausgleichsgeld“ mitbeteiligt, so wie die Landwirte? Es würde die Akzeptanz erhöhen, wenn nicht nur Aktionäre und Betreiber sowie große Landbesitzer an den Anlagen verdienen. Auch sollte sich jede und jeder fragen, wo denn sein Strom in Zukunft herkommen soll, Atomkraft, Kohle oder Wind? In der Praxis ist es manchen Menschen nicht mehr zu vermitteln, warum gerade in ihrer Gemeinde so viele Windkraftanlagen stehen sollen, während andere sich weigern, alle aber den gleichen Strompreis bezahlen. Wenn Landes- und Bundespolitiker mehr Windkraft wünschen, dann müssen sie auch die Bevölkerung in der Umgebung dieser Anlagen mit in den Blick nehmen, nicht nur Betreiber und Landbesitzer.

Rüdiger Ramm