Engstirniger Lokalpatriotismus

24. Juli: Nach 17 Jahren Streit – jetzt startet die Elbvertiefung. Bauprojekt kostet etwa so viel Elbphilharmonie. Verkehrsminister Scheuer: ,Wir tun das, was notwendig ist‘

Man kann nur wünschen, dass der wirtschaftliche Nutzen den angerichteten Schaden in der Natur kompensieren kann, was man bezweifeln darf. Allein die Amortisation des Kapitalaufwandes für die Elbvertiefung muss doch erwirtschaftet werden. Ich fürchte allerdings, dass auch hier der Wunsch der Vater des Gedankens sein wird. Wie auch beim Flughafen, der nicht nach Kaltenkirchen verlegt wurde aus lokalen Interessen der Stadt Hamburg. So wird die Elbvertiefung kommen, obwohl ein Hafen an der Elbmündung alle Probleme lösen könnte. Aber auch hier wird der engstirnige Lokalpatriotismus die vorausschauende Zukunftsplanung verhindern!

Fritz Timm, Sülfeld

Fatale Fehlentscheidung

Alles prima? Mitnichten! An den ökologischen Folgen dieser fatalen Fehlentscheidung wird Hamburg noch schwer zu knabbern haben. Auch diese vermeintlich gebotene Fahrrinnenanpassung hat nur eine gewisse Halbwertszeit, dann wird der Ruf laut werden, es sei dringend vonnöten von 13,50 auf 14 bzw. auf 14,50 Meter zu gehen,und so weiter und so fort, damit die großen und immer größeren Mega-Pötte nach Hamburg gelangen, sonst wäre man ja nicht mehr wettbewerbsfähig. Merkt man eigentlich noch was? Hier ist es der widersinnige Versuch, die Natur dem Menschen anzupassen, anstatt den umgekehrten Weg einzuschlagen. Es sei in diesem Zusammenhang auch noch einmal daran erinnert, dass das nunmehr als Obstanbaugebiet, Kulturlandschaft und Erholungsgebiet peu à peu geopferte Alte Land viel älter als der Hamburger Hafen ist, aber offensichtlich keine wehrhafte Lobby besitzt, um seine vitalen Interessen gegen die Allmacht der „Pfeffersäcke“ zu behaupten.

Thomas Prohn

Mit anderen Häfen kooperieren

Schon wird über die folgende Elbvertiefung für immer größer werdende Schiffe geredet und nachgedacht. Wie wäre es denn, wenn sich Hamburg einmal mit den konkurrierenden Häfen am Nordwestkontinent (Wilhelmshaven, Rotterdam und Antwerpen) darüber verständigen würde, dass man nicht bereit ist, sich immer größere Containerbrücken für immer größere Schiffe anzuschaffen. Und dies noch größtenteils zu Lasten der Steuerzahler. Dies würde dem Treiben der Reeder ein schnelles Ende bereiten.

Jürgen Glissmann, Hamburg

Ohne Verstand, mit Honorar

24. Juli: Steuerzahlerbund kritisiert hohe Zahl der Beraterverträge. Regierung gab in diesem Jahr bereits mehr als 178 Millionen Euro für externe Experten aus

„Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand“, so das Sprichwort. Bedauerlicherweise hat Gott die Vergabe von Amt und des hierfür erforderlichen Verstandes eingestellt. Ersatzweise gibt es jetzt Beraterverträge. Das einzig Himmlische, was geblieben ist: Die Höhe der Beraterhonorare.

Hans Schäfer, Wedel

Gesundes Essen ohne Sterne

23. Juli: Leserbrief: Masse statt Klasse und 20./21. Juli: Starkoch Fehling will Subventionen für Sterneküche. Hamburg solle junge Kollegen mit Steuermitteln unterstützen und ärmeren Familien Restaurantbesuche ermöglichen

Aha! Gesund ernähren können sich nur die Schönen und Reichen. Allen anderen fehlt dazu Geld und die „Foodbildung“. Sie sind folglich den dumpfen Kohorten der Currywurst-Fraktion zuzuordnen. Um das zu ändern, sollten Sterneköche und junge, ambitionierte Köche staatlich unterstützt werden, damit endlich ein genussaffines und genusskompetentes Umfeld entsteht. Ich möchte Herrn Rindchen empfehlen, sich an seine eigene Philosophie, „Das beste Preis-Genuss-Verhältnis“, zu erinnern. Ein „Gesundes-Preis-Genuss-Verhältnis“ bedarf keiner Sterneköche und schon gar nicht der staatlichen Unterstützung dieses Genres. Es würde reichen, wenn sich die Gesellschaft den Kohorten der Sozialschwachen annehmen würde, die tagtäglich an den Tafeln Schlange stehen oder zuhause versuchen, trotz begrenzter Mittel ein gesundes Essen auf den Tisch zu bringen. Der von Herrn Rindchen erwartete dumpfe Duktus des Diskurses ist unter solchen Vorzeichen wohl eher in seinem Umfeld zu finden. Auweia!

Klaus Hofhansl, Seevetal

Der Verbraucher zahlt drauf

22. Juli: SPD schlägt ,Klimaprämie‘ vor. Im Herbst will die Bundesregierung für Klarheit sorgen, welche Maßnahmen zur CO2-Einsparung kommen

Es ist kaum zu glauben, wie wenig sich die verantwortlichen Politiker mit ihren Vorhaben beschäftigen und wie sehr sie sich in Populismus üben. Die Klimaprämie wird in puncto Kfz nicht nur wenig bringen, sondern sogar kontraproduktiv sein. Der Großteil der Emissionen wird vom gewerblichen Verkehr erzeugt. Vom Dienstwagen bis zum 40-Tonner-Lkw und von den vielen kleinen Lkw, die auch noch die Zahnbürste an die Tür liefern. Der Mehrpreis für Benzin und Diesel wird steuerlich als Kosten geltend gemacht, die Preise für Transporte werden sich nur geringfügig verteuern, so wird der private Verbraucher zweifach zur Kasse gebeten. Höhere Kosten verhindern aber gleichfalls Investitionen in emissionsarme oder -freie Antriebe. Es müsste also genau umgekehrt funktionieren und es bräuchte klare Vorgaben und eben auch Vorbilder in der Politik. Das Gegenteil ist der Fall, wenn der gesamte Bundestag zur AKK-Vereidigung ein- und wieder ausfliegt. Herr Lindner hat völlig recht, wir müssen in Technik investieren, um dem Klimawandel zu begegnen. Und last but not least sind 650 PS SUVs kein erhaltenswürdiger Wohlstand. Es geht nicht ohne Einschränkungen aber vor allem dort, wo die wahren Verursacher auszumachen sind.

Walter R. Wiebold, Elmshorn

Der Kunde entscheidet

20./21. Juli: Wie Kreuzfahrtschiffe sauberer werden sollen. Die Branche rückt wegen ihrer Umweltbilanz immer mehr ins Blickfeld. Sind Flüssigerdgas als Treibstoff und Hybridantrieb die Zukunft?

Zu Recht sind die Kreuzfahrtschiffe, insbesondere die Riesenschiffe mit weit mehr als 3000 Passagieren und 1500 bis 3000 Crew-Mitgliedern in die Kritik geraten. Trotzdem, und das zeigen der Erfolg und die zunehmenden Passagierzahlen, ist eine Kreuzfahrt eine schöne, bequeme und durchweg interessante Art Urlaub zu machen. Viele lehnen das ab und tummeln sich lieber in überfüllten Städten und an sonnenverwöhnten und ebenso überfüllten Stränden. Welche Form dann am Ende mehr Co2-Emission verursacht, bleibt weiterhin offen. Zu Ihrem Vergleich der Co2-Emissionen gilt es festzustellen, dass der aufgeführte Vergleich nicht zutreffend ist. Sie vergleichen eine elftägige Kreuzfahrt mit einer Flugreise (eintägig/zweitägig?) nach Dubai. Ungefähr die Hälfte des Energieverbrauchs an Bord eines Kreuzfahrtschiffes entsteht durch den Hotelbetrieb. Diesen Aufwand haben Sie bei der Flugreise gänzlich außer Acht gelassen. Wer nach Dubai fliegt – auch wir haben diese sehr preiswerte Pauschalreise durchgeführt – wohnt und lebt dort mindestens drei Tage: Wohnen im sehr guten, klimatisierten Hotel am Persischen Golf mit vollem Urlaubsprogramm einschließlich Wüstenfahrt im Pick-up. Das geht natürlich nicht ohne Co2-Emissionen und würde den Wert pro Person deutlich erhöhen. Insofern haben Sie Äpfel mit Birnen verglichen. Besorgniserregend ist die Luftbelastung in den aufgeführten Hafenstädten. Auch hier muss erheblich gegengesteuert werden, unabhängig davon, welche Schiffe ursächlich für die hohen Emissionen verantwortlich sind. In Hamburg sind dies neben den Kreuzfahrtschiffen auch die Container-Carrier und Frachtschiffe, deren Motoren unverändert mit hochviskosem Schweröl betrieben werden. Hinzu kommt die hohe und wachsende Zahl von Passagieren, die in den Zielhäfen an Land strömen. Der Bau immer größerer Kreuzfahrtschiffe ist meines Erachtens eine Fehlentwicklung und führt bei einigen Reedereien bereits zum Umdenken und Bau kleinerer Cruise Liner. Letztendlich entscheidet „der Kunde“ wohin die Reise geht.

Wolfgang Blechschmidt, Hamburg