Netzausbau vor Preiserhöhung

22. Juli: Bürgermeister Tschentscher kappt Preiserhöhung des HVV. Tickets sollen nicht wie geplant um 2,2 Prozent teurer werden, sondern nur um 1,8 Prozent

Die Hamburger S-Bahn fährt bereits heute CO2-neutral. Das ist positiv. Die Linie S3/S31 kommt jedoch selten pünktlich, fällt häufig aus und ist drastisch überfüllt. Vom Fünfminutentakt kann keine Rede sein. Der Fahrplan ist eher eine Orientierungshilfe. Beim Metronom sieht es leider nicht besser aus. Das ist negativ und wenig geeignet, neue Fahrgäste im Sinne einer CO2-Einsparung und Einhaltung der Klimaziele zu gewinnen. Eine neuerliche Erhöhung des Fahrpreises ist daher ein völlig falsches Signal. Ich habe mal nachgerechnet: Ich zahlte im Jahr 2010 für mein HVV-Großkundenabo für den Gesamtbereich 101 Euro. Neun Jahre später bereits 126 Euro. Dies entspricht einer jährlichen Teuerung von durchschnittlich 2,5 Prozent. In der Spitze lag die Preiserhöhung sogar bei 4,5 Prozent und somit stets oberhalb der Inflationsrate. Bevor der HVV seine Preise erhöht, müsste zuvor das Kerosin mit einer Steuer belegt und die tatsächlichen Kosten des Lkw-Verkehrs auf diese umgelegt werden. Bitte mehr Ehrlichkeit bei der Besteuerung und Subventionierung der einzelnen Verkehrsträger. Netzausbau vor Preiserhöhung. Der Schiene sollte wesentlich mehr Aufmerksamkeit zuteil werden. Dort steckt ein riesiges Potenzial.

Carsten Stein, Buchholz i.d. Nordheide

Bodenhaftung verloren

20./21. Juli: Star-Koch Fehling will Subventionen für Sterneküche

Herr Fehling hat definitiv die Bodenhaftung verloren. Wir könnten uns dann zwar ein Menü für 175 Euro leisten, wir würden es aber nicht genießen, bei dem Gedanken, dass dieses Essen von schlecht bezahlten Pflegekräften über deren Steuern mitfinanziert wurde. Wenn sich jemand entscheidet, Sterneküche zu machen, ist dies seine eigene unternehmerische Entscheidung und sein Risiko. Es gibt viele schöne Restaurants in Hamburg, die sehr gute Qualität zu annehmbaren Preisen liefern. Wenn Herr Mälzer diese Forderung unterstützt, werden wir keinen Fuß in seine Restaurants setzen.

Eike Oldenburg

Gemeinsamer Aktionsplan

22. Juli: Spiel mit dem Feuer. Mit ihrer kalkulierten Eskalation könnten sich sowohl die USA als auch der Iran verschätzen

Es gibt kein Atomabkommen mit dem Iran. Weil es sich hier nicht um ein rechtsverbindliches Abkommen handelt, haben weder der Iran noch die USA dieses Papier unterschrieben. Für die politischen Juristen ist dieses Abkommen nicht mehr als ein „gemeinsamer, umfassender Aktionsplan“, in der Fachsprache „Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA)“ genannt. Er ist eine Willensbekundung und rechtlich nicht bindend. Im übrigen hat Obama den Plan nie dem Kongress zur Verabschiedung vorgelegt. Dort hatten seinerzeit die Republikaner die Mehrheit. Da diese Partei den „Iran Deal“ stets ablehnte, wäre eine Zustimmung nicht zustande gekommen. Und noch eine Anmerkung: Ein Land, das Israel vernichten will, darf nicht in den Besitz von Atomwaffen kommen. Niemals.

Reinhold Brahm

Abwarten, Herr Haider

20./21. Juli: Zwischen Hamburg und Berlin. Ein E-Mail-Wechsel von Abendblatt und ,Cicero‘

Lieber Herr Haider,

Was hat Ihr Denken eigentlich so verändert? Doch bestimmt nicht, dass Sie Ihrem Freund Christoph Schwennicke nach dem Munde reden wollen. Dessen Meinung kennen Sie und wir doch. Da brauchen Sie doch nicht mit ihm zu mailen und sich seine Meinung zu Ihrer machen. Das haben Sie doch bisher auch nicht. Bisher lebte Ihre Rubrik von unterschiedlichen Positionen. Interessant und unterhaltsam. Wie immer, wenn zwei Meinungen aufeinander treffen. Aber um sich gegenseitig darin zu bestärken, dass drei Frauen drei zu viele sind, sollten Sie in einem Dreizeiler unter sich ausmachen. Frau Merkel konnten Sie bisher ertragen. Mal mehr, mal weniger. Kann man teilen. Dass Sie aber zwei andere Frauen, die bewiesen haben, dass sie einfach gut sind, nur daran messen, dass sie Ehrgeiz haben, ist doch unter Abendblatt-Niveau. Würden Sie ernsthaft einem Mann anlasten, dass er Mut und Ehrgeiz zeigt, wenn er etwas erreichen und gestalten will? Natürlich nicht. Ist ja auch keine Frau. Die beiden tollen Frauen aber dürfen nicht im Haifischbecken mitschwimmen? Nur weil sie vielleicht die schärferen Zähne haben? So nicht, lieber Herr Haider. Überlassen Sie das dem Cicero. Wir und das Abendblatt sollten vorurteilslos abwarten, ob und was geliefert wird. Zu wissen, dass sie nicht liefern werden, weil sie Frauen sind, ist zu billig. Da würde mir vermutlich sogar Matthias Iken zustimmen.

Bruno Iversen

Baudenkmäler schonen

20./21. Juli: Ohne Verbote und Belastungen geht es nicht. Der frühere Umweltsenator und heutige Hamburger Nabu-Chef Alexander Porschke über den Kampf gegen den Klimawandel

Alexander Porschke fasst in seinem Beitrag treffend zusammen, welche Maßnahmen wir gegen den Klimawandel ergreifen müssen. An einem Punkt irrt er jedoch: Es besteht kein Widerspruch zwischen Denkmalschutz und Klimaschutz. Nur etwa zwei bis drei Prozent aller Bauwerke stehen in Deutschland unter Schutz. Die technischen Möglichkeiten ihrer energetischen Optimierung sind begrenzt, ihr Einfluss auf die CO2-Bilanz ist gleichwohl minimal. Betrachtet man hingegen die enormen Einsparpotenziale beim Erhalt grauer Energie, so stellt man fest, dass Denkmalschutz tatsächlich angewandter Klimaschutz ist! Beispielhaft werden mit Baudenkmälern Ressourcen geschont und damit zugleich Methoden und Wissen im Umgang mit gebautem Bestand aufgebaut. Wenn wir konsequent unseren bislang einseitigen Fokus von der Betriebsenergie auf die gesamte Erstellungsenergie von Gebäuden lenken, werden wir automatisch bestandsorientierter planen und die Erfahrungen aus dem Denkmalschutz von großer Hilfe sein.

Kristina Sassenscheidt, Geschäftsführerin Denkmalverein Hamburg e.V.

Randgebiete kommen zu kurz

20./21. Juli: Die Menschen, die uns sicher durch die Stadt bringen. Neben Bus, Bahn und Taxi gibt es mehrere Fahrdienste, die um die Gunst der Kunden buhlen

Die Entwicklung ist sehr gut und notwendig. Wir müssen flexibler werden, um den Verkehr zu bewältigen. Wo bleiben da aber die Randgebiete in unserer Stadt? Es gibt kaum Mietwagen, Moia, E-Scooter und Leih-Fahrräder sieht man nie. Car2Go schon gar nicht. Bei wachsender Konkurrenz werden Bahn, Bus und Taxen eher immer teurer, immerhin gibt es die hier noch. Die Stadt ist größer als der für die privaten Anbieter lukrative Innenstadtbereich. Und wenn die Leute aus den Randgebieten mit ihren Pkw in die Stadt fahren, werden die noch kritisiert. P&R-Möglichkeiten sind zu dem noch kostenpflichtig, was die Nutzung nicht gerade fördert.

Ekkehard Böhm

Roller achtlos hingeworfen

19. Juli: Der Kampf gegen das E-Scooter-Chaos. Beispiel Wien: Die Stadt hat Anbietern strenge Auflagen gemacht

Die von Minister Scheuer eingeführte, klimafreundliche Alternative für den „letzten Kilometer“ ist nichts anderes als Etikettenschwindel. In der HafenCity konnte ich mit eigenen Augen sehen, wie es in Wirklichkeit aussieht! Es wurde munter kreuz und quer auf Fußwegen und in Fußgängerzonen gefahren. Kaum ein Fahrer war auf Radwegen oder der Straße unterwegs. Jugendliche, die mitnichten 14 Jahre alt waren, nutzten das Gerät als Spielmobil. Und auf dem Weg nach Hause sahen wir überall im Innenstadtbereich achtlos hingeworfene Roller. Solange es keine flächendeckenden und regelmäßigen Kontrollen gibt, wird es ein gefährliches Unterfangen bleiben. Und an der ursprünglichen Idee führt es ohnehin vorbei. Wenn man die eigenen Füße oder das Rad durch den Roller ersetzt, welchen Vorteil bringt das für das Klima?

Peter Steffen, Hamburg