Preiserhöhung verhindern

22. Juli: Bürgermeister Tschentscher kappt Rekord-Preiserhöhung des HVV. Tickets sollen nicht wie geplant um 2,2 Prozent teurer werden, sondern nur um 1,8 Prozent – wie die Inflationsrate

Wenn Herr Tschentscher anstelle seiner populistischen Ankündigung, ganze 0,4 Prozent der angekündigten HVV-Preiserhöhung nicht genehmigen zu wollen, ernsthaft etwas für eine klimafreundlichere Mobilität seiner Wähler und Bürger tun möchte, dann sollte er diese Preiserhöhung gänzlich verhindern und stattdessen über eine Querfinanzierung des HVV nachdenken!

Uwe Terzenbach, Hamburg

Autofahrer in die Bahn locken

Das ist eine gute Nachricht, dass Herr Tschentscher die Preiserhöhung des HVV zurückrudert. Besser wäre aber gewesen, wenn es gar keine Preiserhöhung gäbe. Das wäre ein Signal gewesen, um mehr Autofahrer in Bus und Bahn zu locken und damit der Umwelt Gutes zu tun.

Ingrid Kallbach

Erhöhung bleibt Erhöhung

Ob das eine gute Tat ist, wage ich zu bezweifeln. Besser wäre, sich dafür einzusetzen, die Preise mindestens auf den Bundesdurchschnitt zu senken. Damit würde die Politik die Aussage, den ÖPNV attraktiver zu machen, endlich Taten folgen lassen. Eine Preiserhöhung, ob 1,8 Prozent oder 2,2 Prozent, bleibt eine Erhöhung.

Reinhard Koerner

Unfälle sind vorprogrammiert

22. Juli: Schwerer Unfall mit E-Scooter in der Innenstadt. Frau fuhr offenbar bei Rot

Jeder vernünftige Mensch, dem seine körperliche Unversehrtheit etwas wert ist, wählt das Auto, um sich an Hamburgs Verkehrsknotenpunkten vorwärts zu bewegen, denn darin ist er geschützt. Außerdem verstehen die meisten Menschen die neuen Regeln nicht, wer sich wo mit dem Fahrrad oder E-Scooter bewegen muss. Dazu kommt noch, dass die für E-Scooter erlaubte Geschwindigkeit von 20 km/h sehr hoch ist, was ich als selbst strampelnde Fahrradfahrerin gut beurteilen kann. So sind Unfälle vorprogrammiert. Zusätzlich fördert die Elektromobilität den ohnehin verbreiteten Bewegungsmangel der Menschen, was die unterschiedlichsten Krankheiten nach sich zieht. Angesichts dieser vielen Nachteile, frage ich mich, warum die Politik diese Errungenschaft auch noch feiert.

Christiane Mielck-Retzdorff

Lessingtunnel ganz erneuern

22. Juli: ,Deutschlands interessanteste Baustelle‘. Am Wochenende wurde am Lessingtunnel in Altona das fünfte von sechs Elementen eingebaut. Jedes wiegt 500 Tonnen. Eine Herausforderung

Die Erneuerung des S-Bahnbrückenteils des Lessingtunnels zeigt zweierlei: Wenn die Deutsche Bahn will, dann kann sie relativ schnell marode Brücken und Tunnel erneuern. Aber allzu häufig ist sie unwillig. Denn es stellt sich die Frage, warum wird nicht gleich er ganze Lessingtunnel schrittweise erneuert? Dann würde man sich eine erneute Baustelleneinrichtung sparen und alles käme kostengünstiger. So wird es nur wieder Stückwerk geben. Das gab es auch schon im Sommer vor zwei Jahren, als die Bahn die Brücken der ersten zwei S-Bahngleise erneuerte. Aber offensichtlich nicht richtig. Denn das was damals gebaut wurde, wurde in diesem Sommer wieder abgerissen. So etwas nennt man Inkompetenz und Geldverschwendung. Und die Siegerlaune der Bahn, der Fernbahnhof Altona werde verlegt, daher müsse man den restlichen Lessingtunnel nicht mehr sanieren, wird sicher nicht weit tragen. Noch besteht der vom Hamburgischen Oberverwaltungsgericht verhängte unbefristete Baustopp für das Diebsteich-Projekt weiter, eine Entscheidung im Hauptsacheverfahren ist nicht absehbar. Erstaunlich ist nur, dass die Stadt die DB nicht zwingt, den für Radfahrer und Fußgänger gefährlichen Lessingtunnel komplett zu sanieren und Aufgänge vom Tunnel zu den darüber liegenden Bahnsteigen des Fern- und Regionalbahnhofs zu bauen. Verschwiegen wird leider auch, dass die Stadt sich die Abrisskosten für den Lessingtunnel – sollte der Bahnhof Diebsteich je gebaut werden – ans Bein gebunden hat, als sie die unvorteilhaften Grundstücksverträge mit der Bahn schloss.

Jutta Wallmann, Hamburg

Gedicht übers Warten

20./21. Juli: Nur Geduld! Das Leben bietet manchmal harte Prüfungen. Herkulessche Aufgaben, die nur Stoiker schadlos überstehen

Ich sitz’ im Restaurant und warte,

auf den Kellner mit der Karte.

Ich steh’ am Bahnhof an Gleis vier

und warte auf den Zug nach Trier.

Auf den Besuch muss man oft warten,

auf schon bezahlte Opernkarten,

auf den Termin zur Inspektion

und aufs Paket von Amazon.

Man wartet auf das Glück im Lotto,

die Anna wartet auf den Otto,

der Bauer wartet auf den Regen,

und Deutschland auf den Kindersegen.

Und dann gibt’s noch das Wartezimmer,

da ist das Warten noch viel schlimmer.

Doch Warten hält man gar nicht aus,

liegt man gerad’ im Krankenhaus.

Konrad Frank

Masse statt Klasse

20./21. Juli: Star-Koch Fehling will Subventionen für Sterneküche. Hamburg solle junge Kollegen mit Steuermitteln unterstützen und ärmeren Familien Restaurantbesuche ermöglichen

Auweia! „Sternekoch fordert Subventionen!“ Da sieht man schon die Kohorten der Currywurst-Fraktion, die sich en masse per Leserbrief empören, wie denn jemand, der sein Essen so teuer verkaufe, so etwas Vermessenes einfordern könne. Dabei sagt der Text, der auf Fehlings Gespräch mit Tim Mälzer Bezug nimmt, ja etwas ganz anderes aus: Explizit fordert der Küchenchef, der mit seiner sorgfältig choreographierten Dinnershow de luxe ganz gut Geld verdient, ja keine Subventionen für sich. Er weist lediglich darauf hin, dass großen Bevölkerungsschichten der Zugang zu wirklich gutem, gesundem, ausgewogenem Essen oft lebenslang verwehrt bleibt. Und damit hat er recht: Kranke und Unglückliche dank Übergewicht findet man weniger in den Villen der Schönen und Reichen als vielmehr dort, wo Geld und Foodbildung ein knappes Gut sind. Hier gilt es in der Tat, noch mehr anzusetzen. Und: Junge, ambitionierte Köchinnen und Köche, die sich selbstständig machen und gern exzellent auf Sterneniveau arbeiten wollen, finden in Deutschland nach wie vor ein schwieriges, weil wenig genussaffines und genusskompetentes Umfeld. Die teils unsäglichen Bewertungen auf TripAdvisor & Co. zeigen deutlich auf, dass bei uns immer noch allzu häufig Masse vor Klasse punktet. Schade, dass das Abendblatt einer reißerischen Schlagzeile zuliebe den absehbar dumpfen Duktus des Diskurses vorgegeben hat.

Gerd Rindchen

Mehr Anreize schaffen

18. Juli: ,Wir brauchen ein ganz neues Wirtschaftssystem‘. Manfred Braasch, Geschäftsführer des BUND Hamburg über Greta Thunberg, Radikalität – und Kulleraugen

Da kommt ja eine schöne neue Welt auf die normalen Bürger zu: Statt kreative und freiwillige Anreize zu einem umweltbewussteren Leben zu setzen, fallen den Top-Ökofunktionären, die selbst ebenso wie die Grünen von einem möglichst großen Umwelt-Katastrophen-Hype maximal profitieren, nichts anderes als Verbote und Steuererhöhungen zur Gängelung der unbotmäßigen Bürger ein? Wie weit muss man abgehoben sein, um völlig aus dem Blick zu verlieren, dass der Durchschnittsverdiener mit Familie oder die Alleinerziehende gerade mal so über die Runden kommen und möglicherweise als Pendler auch auf ein jetzt schon teuer unterhaltenes Auto angewiesen sind. Viel sinnvoller wären kostenlose Park+Ride-Möglichkeiten sowie ein preiswerter und zuverlässiger öffentlicher Nahverkehr. Aber in der Vorstellungswelt der Klimafunktionäre spielt soziale Rücksichtnahme offenbar keine Rolle – weil man es ja so bequem hat in seiner selbstgerechten Funktionärswelt.

Olaf E. Wirth, Hamburg