Schützt Hamburgs Fußgänger

17. Juni: ,Schützt Hamburgs Radfahrer!‘ Nach dem Tod eines Familienvaters Protestaktion an der Unfallstelle – 30.000 beteiligen sich an Sternfahrt

Alle, die ihre Wege zu Fuß zurücklegen, haben keine Lobby. Auf dem Bürgersteig sind ja nicht nur flinke Sportler und „gesunde“ Fußgänger unterwegs, sondern auch Menschen, denen man nicht unbedingt ansieht, dass sie beeinträchtigt sind: Sie hören vielleicht schlecht oder sehen nicht so gut, obwohl sie keinen Blindenstock vor sich her führen, sie haben vielleicht Medikamente genommen, mit denen sie nicht Auto fahren dürfen, oder sie haben gerade sehr viel Stress und sind deswegen in Gedanken, sie haben eine künstliche Hüfte oder ein neues Kniegelenk, so dass sie nicht so mobil sind, oder sonst eine Erkrankung, die ihnen zu schaffen macht. Es gibt also viele Gründe, zu Fuß zu gehen. Eltern mit Kindern im Kinderwagen oder an der Hand, Handynutzer mit dem Blick aufs Handy, Rollifahrer, Senioren mit Gehwagen haben da gegenüber Radfahrern beinahe noch die besseren Karten. Ihnen weicht man eher aus. Sie sind aber auch verunsichert, wenn sie 10 cm neben ihrem Ellenbogen von hinten ein Radfahrer überholt. Ich bin selbst Radfahrerin, muss aber bei der Schlagzeile „Schützt Hamburgs Radfahrer“ doch mal kritisch anmerken: Bei aller Anteilnahme für jeden Radfahrer, der bei einem Unfall zu Schaden kommt: An vielen gefährlichen Situationen haben die Radfahrer selbst schuld, weil sie sie durch riskantes Verhalten und zu hohe Geschwindigkeit heraufbeschwören. Wann startet der ADFC endlich mal eine in der Öffentlichkeit wahrnehmbare Kampagne zum verkehrsgerechten Verhalten von Radfahrern? Mir wird ganz anders, wenn ich an die auf uns zu kommende Welle der E-Scooter denke.

Idis Eisentraut

Politik muss endlich handeln

17. Juni: Kein Tod mehr im toten Winkel – Sicherheit hat Priorität. Die Politik muss endlich handeln

Die Politik muss endlich handeln und Abbiegeassistenten für Lkw gesetzlich vorschreiben, damit das sinnlose Sterben von Radfahrern endlich der Vergangenheit angehört. Wenn der CSU-Verkehrsminister Scheuer jetzt auf die EU verweist und weitere drei Jahre verstreichen lassen will, ist das nur eine billige Ausrede, um weiterhin nichts tun zu müssen. Wenn es um Menschenleben geht, muss gehandelt werden und zwar sofort. Auch ein Setzen auf Freiwilligkeit bringt nichts und kommt nur der Wirtschaft entgegen, die dann wieder nichts tut und Menschenleben für die Einsparung von vielleicht 1500 Euro aufs Spiel setzt, es geht ja schließlich um Gewinnmaximierung. Aber auch die Radfahrer selbst sind gefordert und sollten grundsätzlich beim Fahren auch ihr Gehirn einschalten: Anstatt auf ihrer Vorfahrt zu beharren, müssen sie im Zweifelsfall auch anhalten und dem abbiegenden Lkw die Vorfahrt lassen, denn wem nützt es, wenn auf dem Grabstein steht: Er war im Recht.

Helmut Jung, Hamburg

Gedenktafel reicht auch

15./16. Juni: Eine Wunde im Straßenpflaster. Im Wettbewerb für ein Mahnmal vor dem Stadthaus, dem früheren Gestapo-Hauptquartier, haben sich zwei Hamburger Künstlerinnen durchgesetzt

Grundsätzlich ist es richtig und wichtig, an die Nazizeit und an das verbrecherische Regime zu erinnern. Aber muss es in diesen Dimensionen sein? Ein Haus kann nichts dafür, wenn die Räumlichkeiten für menschenverachtende Handlungen missbraucht wurden. Auch andere Gebäude, wie die alten Gerichtsbauten und das Untersuchungsgefängnis und sogar unser Rathaus dienten dem Regime für ihre radikale und unmenschliche Politik. Meiner Meinung nach würde eine deutliche Gedenktafel den gleichen Zweck erfüllen, als möglicherweise eine hundertmeterlange Strecke, die aufwendig und teuer installiert werden muss.

Heinz-G. Miesch, Barsbüttel

Führende Polizeibehörde

Natürlich muss man an Verbrechen der Gestapo im Zusammenhang mit dem Stadthaus erinnern. Ich hätte mich allerdings für Installationen im sogenannten Seufzergang und/oder dokumentarische Darstellungen anstelle einer Dekoration entschieden, die interpretiert werden muss. Darüber hinaus ist es bedauerlich, dass das Stadthaus allein im Lichte der zehnjährigen Naziherrschaft betrachtet wird. Wenig bekannt ist, dass dieses Gebäude, ausgehend vom Görtz’schen Palais im Neuen Wall, von 1816 bis zu seiner Zerstörung durch Bombentreffer 1943 Sitz des Hamburger Polizeipräsidiums war. Hier wurde der Jurist Dr. Gustav Roscher 1893 mit der Bildung einer neuen Polizeiabteilung, der Kriminalpolizei, beauftragt. Er etablierte in den Räumen des Stadthauses die noch neuen Erkenntnisse der Daktyloskopie, der Fotografie und des Erkennungsdienstes als noch heute wesentliche Bestandteile der Kriminalistik. Außerdem baute er dort erstmalig in der Welt ein Kriminalmuseum auf, das als Lehrmittelsammlung der Ausbildung junger Kriminalbeamter diente. Roscher starb 1915 als amtierender Polizeipräsident. Unter seiner Leitung galt die Hamburger Polizei als die führende Polizeibehörde in der Welt, bis sie in den folgenden Jahrzehnten von London und Berlin in dieser Spitzenposition abgelöst wurde.

Berndt Wagner

Wohin mit den alten Akkus?

15./16. Juni: Raus aus der Elektro-Nische. Der Opel Corsa wird ab 2020 zum E-Mobil, wenn man will

Elektro-Mobilität kann doch nur eine Nische für Zweit-und Kleinstwagen bleiben. Die Ansagen der Autoindustrie zum Segen der E-Autos können nur nicht ernst gemeintes Zweckdenken sein. Dass die CO²-Bilanz erst ab 100.000 Kilometer positiv wird, sei hier noch mal beiseite gelassen. Wer erinnert sich nicht an den Hype der schadstofffreien Atomkraft und den kopflosen Ausbau dieses „Albtraums“. Bis heute wissen wir nicht, wie und wo wir unsere Nachfahren für Tausende von Jahren mit den alten Brennstäben überraschen wollen. Und nun wieder ein neues Geschenk. Wer daran glaubt, dass eines Tages alle 47 Millionen Autos in Deutschland E-Mobile sein werden, muss wissen, dass ein Akku nach sechs bis sieben Jahren erledigt ist. Dann soll derjenige auch die Antwort darauf geben, wie und wo wir die regelmäßig anfallenden 47 Millionen Altakkus entsorgen wollen, ab der Zeit, nachdem die ersten Autos sechs oder sieben sind.

Jan Keijzer, Reinbek

Europa duckt sich weg

14. Juni: Angriff im Golf von Oman. Dramatische Zuspitzung der Nahost-Krise

Es dürfte klar sein: Die US-Regierung will Krieg mit dem Iran. Ein Anlass ist schnell konstruiert. Offensichtlich ist sich Herr Trump seiner Wiederwahl nicht ganz sicher. Da käme eine kriegerische Auseinandersetzung wie gerufen, denn bekanntlich stehen die US-Bürger in Kriegszeiten wie ein Mann hinter ihrem Oberbefehlshaber. Das gleiche Rezept hat auch schon bei seinem unglücklich agierenden Vorvorgänger George W. Bush funktioniert. Von den Europäern ist leider nicht viel Aufklärung oder Widerstand zu erwarten. Man duckt sich lieber weg aus Angst vor den übermächtigen USA. Haben die Menschen im Iran – egal, welches Regime dort herrscht –kein Mitgefühl verdient? Auch für Europa würde ein Krieg enorme Auswirkungen haben infolge dramatisch ansteigender Flüchtlingszahlen. Flüchtlinge, die ganz sicher nicht den Weg in die USA, dem Verursacher der drohenden Katastrophe, finden werden.

Thomas Zimmermann

Banale Nebensächlichkeiten

13. Juni: HSV-Uhr weg, Lottos Hymne auch?

Solange man sich beim HSV um solche Nebensächlichkeiten, wie das Abschaffen der Stadion-Uhr oder der Hymne von Lotto King Karl beschäftigt, kann das nichts werden. Glaubt denn irgendjemand, dass der HSV dann besser Fußball spielt? Man sollte sich um das Sportliche kümmern und nicht um Randerscheinungen, die allerdings inzwischen eine nette Tradition geworden sind. Nebenbei bemerkt, könnte man „Hamburg meine Perle“ ja auch umtexten.

Malte Gumpricht, Hamburg