Wetter ist nicht vorhersehbar

23. April: Ferien als sozialer Skandal. Deutschland genießt die Sonne. Hier aber ist Schule

Geht’s vielleicht auch eine Nummer kleiner? Es gibt ja wohl ganz andere „soziale Skandale“ in diesem Land. Das Wetter an diesem sehr spät gelegenen Ostern zum Anlass für die uralte Diskussion um die Märzferien zu nehmen, scheint nun wirklich nicht angebracht. Ich erinnere aus den letzten Jahren überwiegend sehr kalte, regnerische und ungemütliche Osterwochen. Zwei oder drei Wochen früher wäre das auch in diesem Jahr nicht anders gewesen. Also mal halblang, liebes Abendblatt, wir haben wirklich andere Probleme als Märzferien und Zeitumstellung.

Wolfgang Heidenreich, Hamburg

Für Ausflüge zu kalt

Ausgerechnet das von Sozialdemokraten fast ununterbrochen regierte Hamburg hat als einziges Bundesland zwei Wochen Schulferien im ungemütlichen Spätwinter. Nur um ein paar privilegierten Eltern einen Skiurlaub mit ihren Kindern zu ermöglichen? Die meisten aber bleiben Jahr für Jahr zu Hause und sitzen in geheizten Stuben, denn für Ausflüge zum Spielplatz, Elbstrand oder in den Park ist es im Allgemeinen noch zu kalt oder es regnet und stürmt. Was muss passieren, damit unsere Schüler endlich gerecht und gleichwertig behandelt werden und wie ihre Freunde im Umland richtige Frühlingsferien genießen können?

Julia Berendsohn

Ferienzeiten erneut abstimmen

Matthias Ikens Kommentar spricht mir als (ehemaligem) Lehrer aus dem Herzen. Schon immer habe ich die Hamburger Frühjahrsferien, die im Westen der Stadt bezeichnenderweise nur „Skiferien“ heißen, als soziale Ungerechtigkeit gegen die überwiegende Mehrheit der Schüler empfunden. Leider haben auch die Hamburger Lehrerschaft und ihre Gewerkschaft GEW diesen Missstand nie konsequent angeprangert – was damit zusammenhängen mag, dass der Anteil der Alpenvereinsmitglieder unter den Pädagogen deutlich höher ist als bei den Familien ihrer Schüler. Übrigens: Vor langer Zeit hat es mal eine von der Schulbehörde durchgeführte Abstimmung an der Basis zur Frage „Frühjahrs- oder Osterferien?“ gegeben, auf deren Ergebnis sich die Befürworter der geltenden Regelung immer noch berufen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine Wiederholung der Abstimmung heute anders ausgehen würde.

Hans-Jörg Bieger

Viele Kulturgüter sind zerstört

20./21. April: Die Lehren von Notre-Dame

Matthias Iken überhöht den Brand der berühmten Pariser Kirche und verbindet mit ihm die Hoffnung nach einem Zusammenrücken und einer Rückbesinnung der Gesellschaft auf der Grundlage westlicher Werte à la Staat, Glaube und Familie. Spendenbereite Milliardäre eingeschlossen. Trauer und Bedauern über den Großbrand von Notre-Dame wären aber glaubwürdiger, wenn auf diese Wertebeschwörung einmal verzichtet würde, denn ich glaube Herrn Iken nicht, dass ihm die Zerstörung von Kulturgütern mindestens gleichen Ranges im Irak, in Libyen, im Jemen und an vielen anderen Orten der Welt entgangen ist. Dort wurden Dutzende Notre-Dames in Schutt und Asche gelegt. Vorzugsweise mit Unterstützung des französischen Militärs und der französischen Waffenindustrie, von deren bigotten Großaktionären einige Millionen in den Klingelbeutel geflossen sein dürften. Aktuell gehört Frankreich zu den Hauptausstattern eines Krieges, der barbarischer nicht sein könnte. Die Vereinten Nationen bezeichnen die Lage im Jemen seit längerem als schwerste humanitäre Krise. Sieben Millionen Menschen sind unterernährt, 80 Prozent der Bevölkerung auf Hilfe angewiesen. Von diesem Land ist fast nichts mehr übrig. Soweit zu den „westlichen Werten“ und Ikens „Lehren von Notre Dame“. Seine Hoffnung auf ein Zusammenrücken der „Grande Nation“ wurde übrigens bereits am Sonnabend widerlegt: Es demonstrierten wiederum 90. 000 Gelbwesten. Und was den Rest der gesamteuropäisch vermuteten Trauergemeinde betrifft: Der weiß allemal, dass man ohne eine Kirche – noch ganz gut – leben kann. Ohne ein Zuhause kaum.

Rudi Christian

Beispiel Singapur

18. April: Passantin wird von Lkw überrollt: Lebensgefahr

In Singapur kann man als gebrechlicher oder behinderter Mensch von den Behörden auf Antrag eine „Green Man + Card“ (funktioniert wie eine Chipkarte) erhalten, mit der man an speziellen Ampeln an Verkehrsbrennpunkten elektronisch die Grünphasen verlängern kann. Der Fußgänger ist das schwächste Glied im Verkehr, hier hätten die Behörden bei den teilweise im wahrsten Sinne atemberaubenden viel zu kurzen Ampelphasen schon lange handeln müssen. Aber bei uns muss ja immer erst etwas passieren. Reinhard Kupfernagel

Dem Spender gebührt Dank

17. April: Die Welt schaut auf Notre-Dame: Schon 700 Millionen Euro gespendet und 23. April: Leserbriefe Auch für Flüchtlinge spenden und Wir können uns nur schämen

Muss man sich als Spender nun schon dafür rechtfertigen, warum man zum Beispiel für das DRK, nicht aber für den ASB, für UNICEF, nicht aber für die SOS Kinderdörfer, für das Flüchtlingsprojekt im Stadtteil, nicht aber für Amnesty International (oder jeweils umgekehrt) gespendet hat? Jeder Spender darf dies doch bitte sehr selbst entscheiden. Auch Spenden für Wiederaufbau und/oder Erhalt wichtiger Bauwerke oder der Schutz bedrohter Tiere werden dringend benötigt und sind sicher sehr willkommen und wichtig. Viele Spender dürften sich ohnehin im Rahmen ihrer Möglichkeiten für verschiedene Projekte und Katastrophenfälle einsetzen. Jedem Spender gebührt Dank für sein finanzielles Engagement.

Michael Lange, Hamburg-Bergedorf