An den Hausbesitzer denken

10. April: Neuer Anlauf bei der Grundsteuer

Es ist schön, dass sich jeder Gedanken über die Umlegung der (wahrscheinlich höheren) Grundsteuer auf die Wohnungsmieter macht. Die Mieten in Hamburg (und anderswo) sind sicherlich hoch, je nachdem, wo man wohnen will. Vielleicht sind aber auch nur die Einkommen der Menschen zu niedrig. Wie auch immer, wer denkt an die Millionen Einzelhausbewohner, die jahrzehntelang für ihr Haus bezahlt haben, um im Alter eben keine Miete mehr zahlen zu müssen. Die „kleinen“ Hausbesitzer können die Grundsteuer an niemanden weitergeben und müssen mit der Höhe ihres Einkommens oder schlimmer ihrer Rente leben.

Stefan Steinmetz, Hamburg

Vom Greifen zum Begreifen

10. April: Handschrift: mangelhaft. Laut einer Umfrage unter Lehrern hat sich die Schreibleistung der deutschen Schüler verschlechtert

Wie kleine Kinder alles greifen, um es zu begreifen, so schreibt sich auch das, was wir mit der Hand schreiben, in unser Wissen. Die Frage bleibt, ob das Schreiben in Druckschrift genauso viel bringt wie das in Schreibschrift. Unsere Enkel (6. und 7. Klasse) beherrschen die Schreibschrift gar nicht mehr. Ihr Schreiben der Druckbuchstaben sieht mühsam aus.

Gitte Stöber

Audionachrichten im Trend

Wen wundert es, dass die intellektuelle Fähigkeit eine feine, saubere und flüssige Handschrift auszuüben, im Schwinden begriffen ist. Wurden doch die Lehrmethoden „Schreiben nach Gehör“ und die „Vereinfachte Grundschrift“ und das „Richt-statt-Pflicht-Alphabet“ noch vor wenigen Jahren als Sieg der Moderne gegenüber den überholten Lernmethoden gefeiert. Man bekommt den Eindruck, dass bei der flächendeckenden Einführung der „Vereinfachten Schriften“ auf Einzelbeobachtungen gesetzt wird, statt sich auf begründete wissenschaftliche und neurobiologische Studien zu stützen, die sich mit Fragen der neurologischen Lernvorgänge und der Notwendigkeit eines feinmotorischen Trainings und Auge-Hand-Koordination beschäftigen. Der aktuelle Trend ist nicht mehr das Schreiben von Kurznachrichten mit einer Abfolge von Abkürzungen und Piktogrammen, es wird mit kurzen gesprochenen Memos , „Audionachrichten“ kommuniziert. Vielleicht besinnen sich unsere Bildungspolitiker doch noch einmal.

Dr. Thomas Keller

Peinlichen Eiertanz beenden

5. April: Deutscher Provinzialismus. Die Kritik von US-Präsident Donald Trump am Wehretat der Bundesregierung ist berechtigt

Ja, ich bin einverstanden, dass Deutschland mehr internationale Verantwortung übernehmen soll. Nein, ich denke nicht, dass dies sich weitestgehend auf die Verteidigungsausgaben konzentrieren sollte. Ich bin in einem physisch und psychisch verwüsteten Land aufgewachsen. Deutschland war hauptverantwortlich für 60 Millionen Tote, 12 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene, die zu integrieren waren. Nicht zu vergessen die vielen Männer, die verstört und gezeichnet aus Krieg und Gefangenschaft zurückkamen. Unser Land musste sich seiner Verantwortung stellen, was auch oft geschah. Und ich stelle dankbar fest, dass Deutschland wieder ein angesehenes Mitglied der internationalen Völkerfamilie geworden ist. Ich frage mich allerdings, ob „internationale Verantwortung“ vorzugsweise „militärischer Beitrag“ sein muss. Wenn ich an die vielen Milliarden denke, die sich für Deutschland aus der Zwei-Prozent-Verpflichtung ergäben, dann ziehe ich „das Füllhorn der sozialen Wohltaten“, z.B. Kitas, Renten doch der Beschaffung von immer mehr Waffen und militärischer Ausrüstung vor. Es wäre mir sehr recht, wollten meine gewählten Repräsentanten mit dem peinlichen Eiertanz endlich aufhören und sich etwas gerader machen. Auch damit würden wir mehr internationale Verantwortung übernehmen, und zwar vorzugsweise im Rahmen eines geeinten Europa.

Barbara Uecker

Ein Skandal jagt den nächsten

10. April: Von der Leyen mit geschönten ,Gorch Fock‘-Berichten getäuscht

Frau von der Leyen hat die Anforderungen der Bundeswehr falsch eingeschätzt. Ein Skandal jagte den nächsten. Das ging mit dem Gewehr G8 los, gefolgt vom Umgang mit Rechtsradikalen und der Traditionsfrage in der Truppe, den immensen Beraterkosten (trotz der Führungsstäbe mit Generalstabsexpertise) und jetzt das „Gorch Fock“-Drama. Die Folgen sind ein massiver Vertrauens- und Autoritätsverlust. Beides untragbar für die Fortsetzung ihrer Aufgabe.

Jürgen Gieseke

Ungerecht und herzlos

10. April: ,Ich wäre sonst verhungert‘. 85-Jährige saß wegen Lebensmitteldiebstahl im Gefängnis. Nun muss sie wegen weiterer Delikte erneut in Haft

Es kann ja wohl nicht richtig sein, dass sich die Gerichte wegen eines geringfügigen Streitwertes von 18 Euro bemühen müssen und eine 85-jährige, die mit 800 Euro Einkünften im Monat auskommen muss, deswegen ins Gefängnis soll. Welches Recht wird da gesprochen im Namen des Volkes, wo bleibt die Verhältnismäßigkeit? Das ist nicht nachvollziehbar, zumal die Angeklagte ja finanziell nicht in der Lage ist, die Tagessätze, die sie zu zahlen hätte statt ins Gefängnis zu müssen, aufbringen kann. Das ist nicht nur ungerecht, sondern herzlos. Wenn der Richter guten Gewissens urteilen möchte, dann sollte dieser Fall umgehend an die Sozialbehörden gemeldet werden, damit die Angeklagte in Zukunft wenigstens über eine Grundsicherung wird verfügen können und den geschädigten Ladenbesitzern steht das Recht auf Hausverbot zu, da diese Kundin ja bekannt zu sein scheint. Das halte ich für angemessener und wirkungsvoller.

Cordula Kuhr