Organe nur für Spender

2. April: Automatisch Organspender. Gesundheitsminister Jens Spahn will eine sogenannte Widerspruchslösung durchsetzen – und trifft auf massive Gegenwehr

Automatisch Organspender? Die damit verbundenen rechtlichen und ethischen Probleme kann man nicht wegdiskutieren. Aber es gäbe eine einfache und sehr gerechte Lösung: Ein Spenderorgan erhält nur, wer sich selbst mindestens zwei Jahre vor Feststellung seiner Bedürftigkeit in ein Spenderregister eingetragen hat. Ausnahmen gälten allein für Kinder und Jugendliche bis zur Volljährigkeit. Robert Schomacker, Hamburg

Eigentum des Staates?

Die geplante Änderung bei der Organspende stellt einen schweren Eingriff in die Persönlichkeitsrechte jedes Einzelnen dar. Der Bürger wird gewissermaßen als Eigentum des Staates angesehen, der sich davon nur durch einen dezidierten Widerspruch befreien kann. All jene, die von der Regelung nichts wissen, oder versäumen ihren Widerspruch einzulegen, werden automatisch als potenzielle Spender betrachtet. Dabei wird die Selbstbestimmung über den eigenen Körper aufgehoben. Und die Äußerung im Leitartikel, dass Spendenverweigerer als Egoisten seien, gibt einen Vorgeschmack darauf, welchem moralischen Druck sich diejenigen ausgesetzt sehen werden, die ihre Bereitschaft zur Organspende verweigern.

Peter Westendorf, Hamburg

Ein Geniestreich

2. April: Stellingen: A-7-Verkehr verschwindet im Tunnel. Oströhre ist fertig. Am 9. April beginnt die Verkehrsumlegung

Das muss mal gesagt werden: Die Idee und Ausführung der Deckelung der Stadtautobahn ist ein Geniestreich und ein Paradebeispiel für eine Win-Win-Situation. Es entstehen städtische Grünerholungsflächen, Ausweichgrundstücke für Kleingärtner, zusätzliche Bebauungsgrundstücke, Stadtteile wachsen wieder zusammen, Abgase können gefiltert werden und der Autolärm ist gedämmt. Jeglicher Motor-Verkehr, besonders auch der öffentliche Nahverkehr muss in der Großstadt, wo immer es geht, unter die Erde. Ruhe, Licht, Luft und Sonne gehören Bewohnern, Fußgängern und Fahrradfahrern. Endlich mal ein großer Wurf und ein guter Neuanfang für Stadtentwicklung, Gesundheit und Umwelt.

Uwe-Carsten Edeler, Hamburg

Das E-Auto ist eine Sackgasse

30./31. März: Wenn der Strom in den Tank fließt. E-Fuels verbrennen CO2-neutral und schonen somit das Klima. Trotzdem haben sie keine Chance gegen das E-Auto

Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, dass Politik und Automobilindustrie erkennen, dass sie mit dem batteriegetriebenen E-Auto in eine Sackgasse gefahren sind. Dann nämlich, wenn die Berge recyclingbedürftiger Batterien zum Himmel schreien und wenn man erstaunt vor der nicht gelösten Lkw-Problematik steht. Kann man sich vorstellen, dass alle die Tausende Lkw, die auf deutschen Autobahnen den Güterverkehr bewältigen und ausländische Nummernschilder tragen, ihre 1000 Kilometer-Fuhren mit Batterien fortbewegen? Batterien als Hälfte der Nutzlast? Da starren die Verantwortlichen auf den Pkw-Sektor wie das Kaninchen auf die Schlange, und der Nutzfahrzeugsektor bleibt außen vor. Die Zukunft der Mobilität liegt in ökologisch erzeugtem Wasserstoff, entweder direkt in der Brennstoffzelle genutzt oder als E-Fuel in normalen Verbrennungsmotoren, das hat der Autor richtig erkannt. Beim Vergleich der unterschiedlichen Antriebe darf man jedoch nicht Äpfel und Birnen nebeneinander halten. Kommt der Strom für die Batterie aus dem Kohlekraftwerk (was er heute überwiegend noch tut), dann ist die Bilanz für das Batterie-Auto genau so miserabel wie für den „Öko“-Sprit. Und, das lehrt die Erfahrung mit Maßstäben, wird die Synthese von Ökosprit erst einmal großtechnisch durchgeführt, dann werden auch die Literkosten akzeptabel. Was schlussendlich die Stickoxide angeht - da gibt es seit den 1980ern den geregelten Katalysator.

Dr. Gunter Alfke, Hamburg

Im Alltag Rücksicht nehmen

2. April: Polizei stoppt Elterntaxis vor Grundschulen. Verkehrssicherheitsaktion soll auf Gefahren aufmerksam machen.

Ich möchte den freitags demonstrierenden Schülerinnen und Schülern Mut machen, das Thema „Elterntaxi“ in ihre Proteste einzubeziehen. Damit tragen sie aktiv dazu bei, diese ebenfalls das Klima belastenden und teils wirklich gefährlichen Zustände vor unseren Schulen zu entschärfen. Im Alltag auf die Menschen – nicht nur vor Schulen – Rücksicht zu nehmen, ist ebenfalls Teil unser aller gesellschaftlichen Verantwortung.

Cornelia Heinemann, Hamburg

Wettbewerbsfähigkeit leidet

30./31. März: Elbvertiefung droht ein Jahr Verzögerung. Niederländisches Unternehmen geht gegen Vergabeverfahren für Baggerarbeiten vor

Wer geglaubt hat, dass die Vergabe der Baggerarbeiten zur Fahrrinnenanpassung problemlos über die Bühne gehen würde, kennt sich mit den Tücken des aktuellen Vergaberechts nicht wirklich aus. Man muss heute davon ausgehen, dass jede Vergabe eines größeren Auftragsvolumens durch die öffentliche Hand Gegenstand von Beschwerden unterlegener Bieter bei den Vergabekammern wird. Einzelne Behörden schließen daher in ihren Terminplänen bereits entsprechende Zeiträume gleich ein. Wenn in den Äußerungen von Herrn Kruse (FDP) in der Bürgerschaft unterschwellig der Vorwurf anklingt, die Ausschreibungen seien mangelhaft gewesen, obwohl die erste Beschwerde beim Kartellamt zurückgewiesen wurde, dann zeigt das nur, dass Herr Kruse sich mit den Gepflogenheiten solcher Vergabeverfahren nicht wirklich auskennt. Leider sind wir in Deutschland wie auch in Europa auf dem besten Wege, unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit durch eine überbordende Bürokratie und eine grenzenlose Regelungswut endgültig zunichte zu machen.

Dr. Thomas Koch, Hamburg